Weltorganisation für Meteorologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Weltwetterorganisation)
Weltorganisation für Meteorologie
World Meteorological Organization


WMO-Hauptsitz
Organisationsart Sonderorganisation
Kürzel WMO, OMM, ВМО (BMO)
Leitung Präsident
Gerhard Adrian
Deutschland Deutschland[1]
Generalsekretär
Petteri Taalas[2]
Finnland Finnland
Status aktiv
Gegründet 23. März 1950
Hauptsitz Genf
Schweiz Schweiz
Oberorganisation Vereinte Nationen
www.wmo.int

Die Weltorganisation für Meteorologie (englisch World Meteorological Organization, kurz WMO; spanische und französische Abkürzung OMM, umgangssprachlich auch Weltmeteorologiebehörde[3][4] oder Weltwetterorganisation) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Die WMO hat 193 Mitglieder[5] in Form von Staaten und Territorien.[6] Der Sitz ist Genf in der Schweiz.

Sie geht auf die von C. H. D. Buys Ballot zwischen 1873 und 1879 ins Leben gerufene Internationale Meteorologische Organisation (IMO) zurück.[7] Auf der IMO-Konferenz 1947 in Washington, DC wurde die WMO-Konvention angenommen und die Organisation zum März 1950 in die WMO überführt.[8] Ein Jahr später wurde die WMO eine UN-Organisation.[9][10]

Zielsetzungen

Die WMO soll[11]

  • die weltweite Kooperation bei der Einrichtung von Netzwerken von Wetterstationen für meteorologische, hydrologische und andere geophysikalische Beobachtungen, die meteorologisch relevant sind, unterstützen, sowie die Einrichtung und den Erhalt von Zentren, die meteorologische und verwandte Dienstleistungen bereitstellen, fördern;
  • die Einrichtung und den Erhalt von Systemen zum schnellen Austausch meteorologischer Daten und verwandter Informationen fördern;
  • die Standardisierung von meteorologischen und verwandten Beobachtungen fördern und eine einheitliche Veröffentlichung von Beobachtungen und Statistiken sichern;
  • die Anwendung der Meteorologie in Luftfahrt, Schifffahrt, Landwirtschaft und anderen anthropogenen Aktivitäten vorantreiben;
  • die Aktivitäten im Bereich der operationellen Hydrologie fördern und die enge Kooperation zwischen meteorologischen und hydrologischen Diensten vorantreiben;
  • Forschung und Ausbildung in der Meteorologie und – falls nötig – in verwandten Gebieten stärken und bei der Koordinierung der internationalen Aspekte solcher Forschungs- und Ausbildungsvorhaben mitwirken;

Geschichte

Im Jahr 1873 wurde der „Erste internationale Meteorologen-Congress“ in Wien abgehalten, dessen Beschlüsse die Basis für eine weltweite internationale Zusammenarbeit der meteorologischen Dienste in der Internationalen Meteorologischen Organisation (

International Meteorological Organization

, IMO) bildeten. Aus dieser Organisation ging die WMO hervor.[12] Ihre Gründungskonvention trat am 23. März 1950 in Kraft.

1979 veranstaltete die WMO in Genf die erste Weltklimakonferenz (12.–23. Februar). Diese führte im Mai des gleichen Jahres zur Annahme des Weltklimaprogramms (WCP – World Climate Programme).

1991 wird das Aircraft Meteorological Data Relay eingesetzt.

Seit sich die Hinweise verdichten, dass die globale Erwärmung (seit dem 20. Jahrhundert beobachteter Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere) anthropogen ist und die Folgen der globalen Erwärmung wissenschaftlich untersucht werden, gibt es Bestrebungen, diese durch klimapolitische Maßnahmen (zum Beispiel das 2-Grad-Ziel) zu verlangsamen.

2007 erhielt der 1988 gemeinsam vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der WMO eingerichtete IPCC, oft auch als „Weltklimarat“ bezeichnet, gemeinsam mit Al Gore den Friedensnobelpreis für seine Forschungsarbeiten.[13][14]

Finanzen

Für das Jahr 2016 lagen die Einnahmen der Organisation bei 80 Millionen US-Dollar und die Ausgaben bei 98 Millionen US-Dollar. Die WMO finanziert sich aus den freiwilligen Beiträgen der Mitgliedsländern und privaten Spenden.[15]

Im Jahr 1985 betrug der Jahreshaushalt 58 Mio. DM.[16]

Struktur

Die Führungsebene der WMO ist der

Executive Council

unter der Leitung des Präsidenten (seit 2019 Gerhard Adrian) und Vizepräsidenten, das Gremium als Generalversammlung der World Meteorological Congress.[17] Die administrative Führungsabteilung ist das Secretariat unter Leitung des Generalsekretärs. Der aktuelle Amtsinhaber Petteri Taalas wurde 2019 für eine zweite vierjährige Amtszeit wiedergewählt.[18] Stellvertretende Generalsekretärin ist Jelena Manajenkowa.

Die Mitglieder sind 187 Staaten und 6 Territorien (Stand 2019),[19] die durch ihre nationalen beziehungsweise regionalen Wetterdienste vertreten werden. Die Organisation umfasst sechs Regional associations, sie bilden die Regionalversammlungen der Mitglieder:[17] Africa; Asia; South America; North America, Central America and the Caribbean; South-West Pacific; Europe (mit Mittlerer Osten und Grönland) – diese bilden auch die üblichen meteorologischen Regionen (die siebte ist die Antarktis).

Die wichtigsten Dienststellen sind die acht

Technical commissions

:[17]

  • Commission for Aeronautical Meteorology
    – CAeM
  • Commission for Agricultural Meteorology
    – CAgM
  • Commission for Atmospheric Sciences
    – CAS
  • Commission for Basic Systems
    – CBS
  • Commission for Climatology
    – CCl
  • Commission for Hydrology
    – CHy
  • Commission for Instruments and Methods of Observation
    – CIMO
  • Joint WMO-IOC Commission for Oceanography and Marine Meteorology
    – JCOMM

Deren Generalversammlung ist das

Meeting of Presidents of technical commissions

. Die Arbeit der WMO ist in etliche wissenschaftliche und technische Programme wechselnder Anzahl gegliedert,[20] die jeweils aus Unterprogrammen bestehen. Wichtigstes Programm ist das

World Weather Watch Programme

 (WWWP), das weltweit auf über 10.000 Wetterstationen zurückgreift und Standards für die Messung, den Austausch und die Verarbeitung meteorologischer Daten entwickelt. Die WMO-Mitgliedsländer senden bevollmächtigte Fachleute in die Kommission für Infrastruktur (

Commission for Basic Systems

), die alle zwei Jahre notwendig gewordene technische Änderungen (Datenstrukturierungen, Datenübertragungsprotokolle, Abkürzungsschlüssel) miteinander abstimmen. Nach entsprechender Einigung werden diese Neuerungen in den WMO Handbüchern 306 und 386 allgemein zugänglich gemacht. Die ständigen Vertreter bei der WMO sind: von Deutschland der jeweilige Präsident des Deutschen Wetterdienstes[21], von Österreich der Behördenleiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und von der Schweiz der Direktor des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie.

Ehemalige Präsidenten

Präsident Jahr
C. H. D. Buys Ballot 1873–1879[22]
Heinrich von Wild 1879–1896 [22]
Éleuthère Mascart 1896–1907[22]
William Napier Shaw 1907–1923[22]
Ewoud van Everdingen 1923–1935[22]
Theodor Hesselberg 1935–1946[22]
Nelson K. Johnson 1946–1951[22]
Francis W. Reichelderfer 1951–1963
Alf Nyberg 1963–1971
M. F. Taha 1971–1979
Roman L. Kintanar 1979–1987
Zou Jingmeng 1987–1995
John Zillman 1995–2003
Alexander Iwanowitsch Bedrizki 2003–2011
David Grimes 2011–2019
Gerhard Adrian 2019–

Generalsekretäre:[23]

WMO-Auszeichnungen

Seit 1956 verleiht die WMO bzw. ihre Vorgängerorganisation IMO den International Meteorological Organization Prize für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Meteorologie.[26]

Zur Förderung junger Nachwuchsforscher im Bereich der Meteorologie wird seit 1967 der WMO Research Award for Young Scientists verliehen.[27]

Der Professor Vilho Väisälä Award wird für herausragende Forschungsarbeiten insbesondere in Zusammenhang mit Beobachtungsmethoden und Messinstrumenten vergeben. Der Preis wurde erstmals 1985 verliehen. 2004 beschloss der Exekutivrat der WMO die Auslobung eines zweiten Professor Vilho Väisälä Awards. Dieser wird für Arbeiten mit meteorologischen Geräten in Entwicklungs- und Schwellenländern vergeben.[28]

Von 1987 bis 2014 verlieh die WMO den Norbert Gerbier-MUMM International Award. Er wurde für eine wissenschaftliche Originalarbeit über den Einfluss der Meteorologie auf einem bestimmten Gebiet der Natur- oder Geisteswissenschaften oder den Einfluss einer dieser Wissenschaften auf die Meteorologie vergeben.[29]

Würdigungen

2018 wurde der WMO für ihre Verdienste der Lui-Che-Woo-Preis in Hongkong verliehen.[30]

Weblinks

  • Offizielle Website der WMO (arabisch, chinesisch, englisch, französisch, russisch, spanisch)

Einzelnachweise

  1. World Meteorological Congress elects Gerhard Adrian, Germany, as President. World Meteorological Organization, 13. Juni 2019, abgerufen am 14. Juni 2019 (englisch).
  2. https://public.wmo.int/en/about-us/secretariat abgerufen am 16. Juni 2019
  3. Der Weltmeteorologiebehörde gehen die Erklärungen aus Frankfurter Allgemeine Zeitung
  4. Kein neuer Zyklon, aber schwere Gewitter Stern
  5. https://public.wmo.int/en/about-us/who-we-are abgerufen am 16. Juni 2019
  6. WMO, Mitglieder: Members (englisch)
  7. Dimitar Ivanov: WMO Anniversaries – Dates and Facts, WMO, 2020
  8. https://rammb.cira.colostate.edu/dev/hillger/wmo.htm
  9. Jerry Lengoasa: Evolution of WMO, PowerPoint-Präsentation, 2007
  10. Reference Guide for Permanent Representatives of Members with the World Meteorological Organization on Relevant Procedures and Practices of the Organization, 2015
  11. WMO: WMO Vision and Mission (Memento vom 5. Juli 2009 im Internet Archive) WMO Website, 19. September 2008
  12. Johannes Thaler, Gunnar Mertz, Christa Hammerl, Oliver Rathkolb (2018): BergWetter 1938. Diktatur, Behörden, Wissenschaft. GBA und ZAMG im Schatten des Nationalsozialismus. Verlag der Geologischen Bundesanstalt, Wien, S. 16, ISBN 978-3-85316-099-2 (Digitalisat).
  13. https://web.archive.org/web/20160424103519/https://public.wmo.int/en/about-us/who-we-are/history-of-wmo
  14. https://www.nobelprize.org/prizes/peace/2007/press-release/
  15. Expenditure by Agency. In: United Nations System Chief Executives Board for Coordination. Abgerufen am 22. November 2018 (englisch).
  16. Detlev Frömming (1985): Die Weltorganisation für Meteorologie. Geowissenschaften in unserer Zeit; 3, 2; 58–63; doi:10.2312/geowissenschaften.1985.3.58.
  17. a b c Structure of the Organization. (Memento vom 28. Juni 2015 im Internet Archive) wmo.int
  18. https://public.wmo.int/en/media/press-release/world-meteorological-congress-elects-gerhard-adrian-germany-president abgerufen am 21. Juni 2019
  19. [1] wmo.int, abgerufen am 21. Juni 2019
  20. WMO scientific and technical programmes. wmo.int
  21. Wetterlexikon: "WMO", Deutscher Wetterdienst, Abruf 2. September 2017
  22. a b c d e f g History of IMO, WMO
  23. https://public.wmo.int/en/about-us/secretariat/previous-secretary-generals-of-wmo
  24. https://public.wmo.int/en/about-us/secretariat/previous-secretary-generals-of-wmo/david-arthur-davies
  25. http://www.climdev-africa.org/sites/default/files/ccda-vi-doc/Concept%20Note%20-%20Professor%20Obasi%20Legacy%20Lecture%20EN.pdf
  26. https://public.wmo.int/en/about-us/awards/international-meteorological-organization-imo-prize
  27. https://public.wmo.int/en/about-us/awards/wmo-research-award-young-scientists
  28. http://www.vaisala.de/de/corporate/history/vilhovaisalaaward/Pages/default.aspx abgerufen am 16. Juni 2019
  29. https://public.wmo.int/en/about-us/awards/norbert-gerbier-mumm-international-award abgerufen am 16. Juni 2019
  30. http://www.luiprize.org/laureates/profile/world-meteorological-organization-wmo- abgerufen am 16. Juni 2019