Sigrid Westphal-Hellbusch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Westphal-Hellbusch)

Sigrid Westphal-Hellbusch (* 10. Juni 1915 in Rendsburg; † 1. Februar 1984 in Oldenburg) war eine deutsche Anthropologin.

Leben

Westphal-Hellbusch wurde in Rendsburg geboren, wuchs aber in Berlin auf, wo sie 1934 das Abitur bestand. Ab 1935 studierte sie Ethnologie, Anthropologie, Geographie und Psychologie bei Richard Thurnwald und Diedrich Westermann an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. 1940 schloss sie das Studium mit der Promotion mit einer Dissertation über die Bedeutung der Jagd für die Ureinwohner Australiens ab. Noch im gleichen Jahr wurde sie wissenschaftliche Volontärin am Staatlichen Museum für Völkerkunde (heute: Ethnologisches Museum) und später wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für die südliche Pazifikregion.

Noch während des Zweiten Weltkriegs begann sie mit ihrer Habilitationsschrift, musste diese jedoch unterbrechen, da ihr Vertrag mit dem Museum 1945 auslief. Sie ging zu ihren Eltern nach Oldenburg, kehrte aber ein Jahr später nach Berlin zurück. 1946 schloss sie ihre Habilitation mit einer Schrift über die Totemkultur in Australien ab (Der Totemismus bei den Buschmännern). Im folgenden Jahr begann sie als Dozentin an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1951 wurde sie zur ordentlichen Professorin berufen und leitete ab 1952 das Institut für Ethnologie.

1953 entschloss sich Westphal-Hellbusch, eine Assistenz bei Richard Thurnwald zu übernehmen, der inzwischen an der Freien Universität das Institut für Sozialpsychologie und Ethnologie leitete. Außerdem hielt sie Vorlesungen im Fachbereich Philosophie. Nach dem Tod von Thurnwald im Jahr 1954 übernahm sie die kommissarische Leitung des Instituts. Ab 1956 war sie dort als Privatdozentin beschäftigt, wurde 1957 außerordentliche Professorin und schließlich 1964 ordentliche Professorin auf dem Lehrstuhl für Ethnologie.

In den 1950er-Jahren betrieb Sigrid Westphal-Hellbusch mit ihrem Mann intensive Feldforschung bei den Maʿdan im Südirak und den Jat in Pakistan. Ab 1959 konzentrierte sie sich auf die Türkei, den Nahen und Mittleren Osten und die Maghreb-Staaten. Aufgrund ihrer Arbeit fokussierte sich das Institut für soziale und kulturelle Anthropologie auf den Nahen und Mittleren Osten.

Mit den Protesten der studentischen 68er-Bewegung beschloss Westphal-Hellbusch, ihre Position an der Universität aufzugeben und nahm 1970 eine Stelle am Staatlichen Museum für Völkerkunde an. Sie übernahm die Leitung der neu geschaffenen Abteilung für West- und Mittelasien.

1976 ging Sigrid Westphal-Hellbusch in den Ruhestand und zog nach Oldenburg. Sie war mit dem Anthropologen Karl Westphal verheiratet.

Schriften (Auswahl)

  • Einfluß der Jagd auf die Lebensformen der Australier. zugleich Dissertation, Ebering, Berlin 1941
  • mit Heinz Westphal: Die Ma'dan: Kultur und Geschichte der Marschenbewohner im Süd-Iraq. (= Band 4 von Forschungen zur Ethnologie und Sozialpsychologie) Duncker & Humblot, Berlin 1962
  • mit Heinz Westphal: Zur Geschichte und Kultur der Jat. Duncker & Humblot, Berlin 1968
  • mit Heinz Westphal: Hinduistische Viehzüchter im nord-westlichen Indien: Die Rabari. Duncker & Humblot, Berlin 1974
  • mit Ilse Bruns: Metallgefässe aus Buchara. Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin, Berlin 1974
  • mit Gisela Soltkahn: Mützen aus Zentralasien und Persien. Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde, Berlin 1976
  • mit Heinz Westphal: Hinduistische Viehzüchter im nord-westlichen Indien: II. Die Bharvad und die Charan. (= Band 9 von Forschungen zur Ethnologie und Sozialpsychologie) Duncker & Humblot, Berlin 1976
  • Tier und Totem: Naturverbundenheit in archaischen Kulturen; Texte zum Totemismus. Edition Amalia, Bern 1998, ISBN 978-3-905581-03-4

Literatur

  • Gisela Dombrowski: Sigrid Westphal-Hellbusch, 10.6.1915 – 1.2.1984. In: Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 111, H. 1 (1986), S. 1–10 (JSTOR 25841959).
  • Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie: ein Handbuch. Böhlau, Wien/Weimar/New York 2007, ISBN 978-3-412-11206-6, S. 233–239.

Weblinks