Tscheka
WeTscheKa (russisch ВЧК) ist die Abkürzung für die Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage (russ.
), die nach der Oktoberrevolution am 20. Dezember 1917 gegründete Geheimpolizei Sowjetrusslands, auf deren Tradition sich die Inlandsgeheimdienste der Ende 1922 gegründeten Sowjetunion beriefen. Hiervon abgeleitet wurde der Ausdruck Tschekisten für die Mitarbeiter von Geheimdiensten in den Staaten des Ostblocks.
Geschichte
Am 20. Dezember 1917 beauftragte die sowjetrussische Regierung unter dem Vorsitz Lenins das Mitglied des Militärischen Revolutionskomitees von Petrograd (MRKP), Feliks Dzierżyński, mit der Bildung einer Spezialkommission zur Bekämpfung der Opposition.[1]
Ab August 1918 wurden auf Anweisung Lenins in der Provinz Pensa zur Unterbringung von politischen Gegnern die ersten Gefangenenlager eingerichtet und offiziell Konzentrationslager genannt.[2] Die Zahl der Festgehaltenen in den von der Tscheka organisierten Lagern betrug im Mai 1921 etwa 16.000 Personen und stieg bis September 1921 auf über 70.000 Häftlinge.
Im Februar 1922 wurde die Tscheka aufgelöst und das Archiv der Organisation auf Anweisung Lenins vernichtet; ihre Aufgaben wurden der neu gegründeten militärischen GPU übertragen.
Entwicklung der Mitarbeiterzahlen
- März 1918: 600
- Juni 1918: 12.000
- Ende 1918: 40.000
- Anfang 1921: 280.000
Opferzahlen
Die Schätzungen über die Zahlen der von der Tscheka Exekutierten variieren je nach Quelle dramatisch. Die niedrigsten (offiziellen) Zahlen wurden von Dzierżyńskis Stellvertreter Martyn Lazis (nur RSFSR) angegeben: 1918 bis 1920: 12.733 Exekutierte. Es wird allgemein angenommen, dass diese Zahlen grobe Unterschätzungen der tatsächlichen Opferzahlen sind.[3] Andere Schätzungen reichen von 50.000 bis 250.000 Opfern.[4][5]
Filme
- Operatsiya Trest (TV-UdSSR 1967, 4 Teile, Regie Sergei Kolosov, 1968 von der DEFA-Synchron unter dem Titel Operation „Trust“ synchronisiert). Die Fernsehserie entstand anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung der Tscheka.
- Helden der Tscheka (Сотрудник ЧК/Sotrudnik ChK, wörtlich Mitarbeiter der Tscheka, UdSSR 1964, Regie Boris Volchek, DEFA-Synchron 1964, nach der Literaturvorlage von Alexander Lukin/Dmitri Poljanowski: Die Tscheka greift ein, Berlin, Deutscher Militärverlag 1961).
- Fremd unter seinesgleichen, (Swoi sredi tschuschich, tschuschoi sredi swoich, UdSSR 1974, Regie Nikita Sergejewitsch Michalkow).
- Der Tschekist (Чекист, Le tchékiste, F/RU 1992, Regie Alexander Wladimirowitsch Rogoschkin).
- Feindlicher Wirbelwind (Vikhri vrazhdebnye/Wichri wraschdebnye, UdSSR 1953, Regie: Michail Kalatosow. Mit Micheil Gelowani (Stalin), Michail Kondratjew (Lenin), Wladimir Jemeljanow (Dserschinski), Leonid Ljubaschewski (Swerdlow) und Wladimir Solowjow (Kalinin)).
Literatur
- George Leggett: The Cheka. Lenin´s political police, Clarendon Press, Oxford 1981. ISBN 0-19-822552-0.
- Borys Lewytzkyj: Die rote Inquisition, Geschichte der sowjetischen Sicherheitssysteme. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1967.
- Edward Hallett Carr: The Origin and Status of the Cheka. Soviet Studies, vol. 10, no. 1, S. 1–11.
- John J. Dziak: Chekisty: A History of the KGB. Lexington Books, Lexington 1988
Weblink
- Schwert und Schild – Russlands Geheimdienste: Tscheka und Roter Terror (Folge 1) in der ZDF-Mediathek (43 Min.), abrufbar bis 17. Juli 2023[veraltet]
Einzelnachweise
- ↑ Doris Liebermann: Gründung der sowjetrussischen Geheimpolizei Tscheka. Am 20. Dezember 1917 beauftragte Lenin den polnischen Revolutionär Feliks Dzierżyński mit der Bildung einer "außerordentlichen Kommission zum Kampf gegen Konterrevolution und Sabotage". Die Tscheka, die erste Geheimpolizei Sowjetrusslands, wurde zum Symbol des Terrors und der Gewaltherrschaft. 20. Dezember 2017, abgerufen am 29. April 2018.
- ↑ Joël Kotek, Pierre Rigoulot: Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung. Propyläen-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-549-07143-4, S. 129.
- ↑ Donald Rayfield: Stalin and His Hangmen: The Tyrant and Those Who Killed for Him. Random House, 2004. ISBN 0-375-50632-2, S. 1926: GBYi.
- ↑ Christopher Andrew: The Sword and the Shield, paperback edition, Basic books, 1999. S. 28
- ↑ Richard Overy: The Dictators: Hitler's Germany, Stalin's Russia, W. W. Norton & Company; 1st American Ed edition, 2004. S. 180