Akademie am Dom

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Die Akademie am Dom – Katholische Akademie Wien ist ein Erwachsenenbildungsangebot der Theologischen Kurse der Erzdiözese Wien und steht in der Tradition der von Kardinal Theodor Innitzer 1945 gegründeten Wiener Katholischen Akademie.

Altbundespräsident Heinz Fischer mit seiner Frau Margit Fischer im Gespräch mit Leiter der Akademie Erhard Lesacher und Programmleiterin Ingrid Fischer bei der Eröffnung der Akademie am 6. Oktober 2017.

Geschichte

Leogesellschaft

Am 28. Jänner 1892 wurde in Wien die Leogesellschaft konstituiert, die einen Verband für alle christlichen Gelehrten Österreich schaffen sollte.[1] Bereits im Jahr 1901 umfasste sie 2661 Mitglieder und kooperierte eng mit der Deutschen Görresgesellschaft und der Akademie der Wissenschaften in Krakau. Die Struktur der Leogesellschaft umfasste unterschiedliche Sektionen: für Geschichte, für Gesellschaftswissenschaften, für Rechtswissenschaften, für Philosophie, für Sprache und Literatur (ab 1894 umbenannt: für Literatur und Kunst; ab 1901 zwei: für Literatur und für bildende Kunst), für Pädagogik, für Naturwissenschaften. Neben den Jahresberichten wurde auch die Zeitschrift „Die Kultur. Zeitschrift für Wissenschaft, Literatur und Kunst“, außerdem „Allgemeines Literaturblatt“ und „Theologische Studien“ sowie andere Serienwerke und kleinere Schriften herausgegeben.[2] Ende der 1990er Jahre wurden die Vortragskurse, später der pädagogisch-katechetische Kurs und ein Homiletischer Kurs gestartet. Im Zuge interner Streitigkeiten sowie der finanziellen Krise nach 1918 wurden die Tätigkeiten der Leogesellschaft sehr eingeschränkt. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sich die Leogesellschaft weiterentwickeln und im Sommer 1930 wurde sie ins Curhaus am Stephansplatz verlegt. Nach dem Überfall der Hitlerjugend auf das Erzbischöfliche Palais am 8. Oktober 1938 wurde die Tätigkeit aller katholischen Organisationen unterbunden. Mit dem Beschluss des Wiener Magistrates wurde die Leogesellschaft am 7. März 1939 aufgelöst.[3]

Das Schreiben von Kardinal Innitzer an Peichl in welchem der Gründungstag der Wiener Katholischen Akademie bestimmt und Peichs gebeten wird, das Amt des Kurators der Akademie zu übernehmen.

Wiener Katholische Akademie

Drei Jahre zuvor, am 13. Oktober 1936, hatte Kardinal Theodor Innitzer eine „Katholische Akademie“ eröffnet, die neben der Leo-Gesellschaft als Lehr- und Bildungsinstitution dienen  sollte. Während die Leo-Gesellschaft sich auf die Forschung konzentrierte, fungierte die Akademie in erster Linie als eine katholische Volkshochschule und als Bildungswerk. Die Veranstaltungen der Akademie fanden in den Räumlichkeiten des Schottenstiftes statt, die dessen Abt Hermann Peichl zur Verfügung stellte. Die Arbeit der Akademie wurde ebenfalls im Jahr 1938 beendet. Die Aufgaben wurden vom Wiener Erzbischöflichen Seelsorgeinstitut, dem Katechetischen und dem Missiologischen Institut sowie vor allem vor den Theologischen Kursen (damals „Laienjahr“) übernommen.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Plan von Kardinal Innitzer verwirklicht, eine Wiener Katholische Akademie zu gründen, die eine doppelte Aufgabe hatte: zum einen als Forschungsinstitution, zum anderen als Bildungsstätte. Sie sollte sowohl die katholische Weltanschauung pflegen als auch die katholischen Gebildeten mit Profanwissenschaften vertraut machen. Die Akademie wurde am 29. Juni 1945 gegründet und ihre Veranstaltungen im Schottenstift durchgeführt.[5] Am 8. Oktober 1945 feierlich eröffnet[6], hat sie in den kommenden Jahren ihre Arbeit in Rahmen von Vorlesungen, Kursen, Vorträgen und Tagungen geleistet, die nach inhaltlichen Semester-Schwerpunkten organisiert waren.[7] Thematisch kreisten die Themen um Theologie, Philosophie, Psychologie, Geschichte, Kunst- und Literaturwissenschaften, Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften.[8] Die Forschungsarbeit der Akademie publizierte man in Broschüren, Kleinschriften, im Jahrbuch, in der Zeitschrift der Akademie „Mitteilungen der Wiener Katholischen Akademie“ sowie der Forschungsreihe „Austria Sacra“.[9]

Die Akademie führte ihre Arbeit bis Mitte der 1980er Jahre fort, zuletzt jedoch unter starken  personellen, finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten. 1992 machte sich der damalige Weihbischof Christoph Schönborn ihr Fortbestehen zum Anliegen, ihre Tätigkeit fand allerdings in einem kleineren und bescheidenen Ausmaß als bisher statt.[10]

Akademie am Dom

Am 19. Mai 2017 erhielt die Wiener Katholische Akademie eine neue Gestalt als „Akademie am Dom – Katholische Akademie Wien“ der Theologischen Kurse. Ihr neuer Standort ist das Curhaus am Stephansplatz 3.[11]

Am 6. Oktober 2017 wurde die Akademie am Dom von Kardinal Christoph Schönborn im Beisein von Altbundespräsident Heinz Fischer eröffnet. Das Programm der Akademie richtet sich nicht nur an Gläubige, sondern an alle Personen[12], die an kirchlichen und gesellschaftlichen Diskursen interessiert sind.[13] Das Programm der Akademie bietet Vorträge, Symposien und Gespräche unter einem jährlich wechselnden Thema. Die Veranstaltungen sind interdisziplinär ausgerichtet. Neue Akzente werden mit den Schwerpunkten „Kunst & Kultur“ sowie „u35: Junge Akademie“ für junge Erwachsene gesetzt.[14]

2019 ernannte Kardinal Christoph Schönborn den wissenschaftlichen Beirat der AKADEMIE am DOM, der die inhaltliche Ausrichtung, die Einbettung in die wissenschaftlichen Diskurse und die Verortung aktueller Fragestellungen unterstützen soll. Die Mitglieder des Beirats sind u. a. die Politiker Altbundespräsident Heinz Fischer und Franz Fischler, die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi, die Wissenschaftler Franz Kerschbaum, Herbert Pietschmann und Ruth Wodak, der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, der Judaist Günter Stemberger, der Theologe Paul Zulehner,[15] die Sozialethikerin Maria Katharina Moser sowie der Kulturmanager und Opernintendant Roland Geyer.[16] Ausgewählte Vorträge in der AKADEMIE am DOM werden als Podcast veröffentlicht.[17]

Literatur

  • Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. (Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie. Bd. 1. 1945–1955). Wien: Herder 1957.
  • Elisabeth Maier: 70 Jahre Wiener Katholische Akademie. Eine Skizze. In: 70 Jahre Wiener Katholische Akademie. (Schriften der Wiener Katholischen Akademie. 54). Wien 2015., S. 3–9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kardinal-Erzbischof Theodor Innitzer, Die österreichische Leogesellschaft. Ein Abriss ihrer Geschichte, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 3-17, 3.
  2. Kardinal-Erzbischof Theodor Innitzer, Die österreichische Leogesellschaft. Ein Abriss ihrer Geschichte, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 3-17, 4-5.
  3. Kardinal-Erzbischof Theodor Innitzer, Die österreichische Leogesellschaft. Ein Abriss ihrer Geschichte, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 3-17, 12-13.
  4. Ferdinand Krones, Vorgeschichte und Gründung der Wiener Katholischen Akademie, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 18-28, 20-24.
  5. Ferdinand Krones, Vorgeschichte und Gründung der Wiener Katholischen Akademie, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 18-28, 24-26.
  6. Ferdinand Krones, Die Entwicklung der Wiener Katholischen Akademie in den ersten vier Jahren ihres Bestehens (1945 bis 1949), in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 40-51, 40.
  7. Ulrich Schöndorfer, Die Vorlesungs- und Forschungsarbeit der Wiener Katholischen Akademie von 1949 bis 1955, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 60-61, 60.
  8. Ulrich Schöndorfer, Wissenschaftliche Aufgaben der Wiener Katholischen Akademie im zweiten Jahrzehnt ihrer Arbeit, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 67-68, 67.
  9. Ferdinand Krones, Die Publikationen der Wiener Katholischen Akademie, in: Katholischer Glaube und Wissenschaft in Österreich. Jahresbericht der Wiener Katholischen Akademie, 1. Band (1945-1955), Herder Wien 1957, 81-85, 82-83.
  10. Elisabeth Maier, 70 Jahre Wiener Katholische Akademie. Eine Skizze, in: 70 Jahre Wiener Katholische Akademie. Schriften der Wiener Katholischen Akademie 54, Wien 2015, 3-9, 7-9.
  11. Schönborn gibt Startschuss zu "Akademie am Dom" - religion.ORF.at. In: religion.ORF.at. 5. Mai 2017 (orf.at [abgerufen am 12. April 2018]).
  12. Leiter Mag. Erhard Lesacher: „Die Akademie am Dom ist ein Ort der geistigen Auseinandersetzung und lädt daher auch Menschen ein, die sich der Kirche nicht zugehörig fühlen. Sie soll ein Forum des interdisziplinären Dialogs zwischen den Welten von Kirche, Religion, Wissenschaft und Kultur sein und Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenführen. Ausgedrückt wird das im Namen der Akademie am Dom – der Dom ist eine religiöse, aber auch eine kulturelle Größe, ein Zentrum der Kirche und ein Zentrum der Stadt“. http://www.theologischekurse.at/site/media/bilder/article/2215.html
  13. Theologische Kurse. Abgerufen am 12. April 2018.
  14. Theologische Kurse. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 7. März 2018; abgerufen am 12. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theologischekurse.at
  15. katholisch.at: "Akademie am Dom": Schönborn ernennt hochkarätigen Beirat. Abgerufen am 23. Januar 2019.
  16. THEOLOGISCHE KURSE. Abgerufen am 23. Januar 2019.
  17. Podcasts - Theologie zum Nachhören. Abgerufen am 31. März 2020.