Stadtbaudirektion Wien

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Die Stadtbaudirektion Wien bzw. das Stadtbauamt (historisch, aber inoffiziell bis heute verwendet) ist Teil des Magistrats der Stadt Wien. Die Organisationseinheit wird von Stadtbaudirektorin Brigitte Jilka geleitet und hat rund 90 Mitarbeiter. Die offizielle Bezeichnung, lautet „Magistratsdirektion – Geschäftsbereich Bauten und Technik“ (MD-BD). Die Stadtbaudirektion ist eine Einheit der Magistratsdirektion der Stadt Wien und untersteht dem Magistratsdirektor.

Geschichte

Das Wiener Stadtbauamt wurde am 3. Jänner 1835 gegründet und bestand bis 1920 als eigenes städtisches Amt neben dem Magistrat. Viele Planungen im Zuge der Eingemeindung der Vorstädte, 1850, und der Vororte, ab 1890, zur Stadt Wien (siehe: Wiener Gemeindebezirke) wurden direkt von Beamten des Wiener Stadtbauamtes erstellt. Spezielle Aufgaben stellten sich unter anderem beim 1858 begonnenen Bau der Wiener Ringstraße bei Demolierung der Stadtmauer, bei der Wiener Donauregulierung 1868–1875, bei der Wiener Weltausstellung 1873, beim Bau der beiden Wiener Hochquellenwasserleitungen, 1870–1910, beim Abriss des Linienwalls und beim Ausbau der Gürtelstraße in den 1890er Jahren, bei der 1895–1899 durchgeführten Wienflussregulierung und beim damit verbundenen Bau der Wiener Stadtbahn bis 1901. Der Ausbau öffentlicher kommunaler Einrichtungen, etwa die Verlegung und Vergrößerung des Naschmarkts und der Ausbau der Spitäler, wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs, 1914, fortgesetzt.

Mit der am 1. Juni 1920 durch niederösterreichisches Landesgesetz in Kraft getretenen Änderung des Gemeindestatuts (siehe: Wiener Stadtsenat und Wiener Landesregierung) wurde die Baudirektion mit den ihr unterstehenden Dienststellen Teil des Magistrats. Die Änderung nahm wesentliche Teile der durch Wiener Landesverfassungsgesetz am 18. November 1920 in Kraft getretenen Wiener Stadtverfassung, die auf der am 1. Oktober 1920 beschlossenen Bundesverfassung beruht, vorweg. Seit 18. November 1920 fungiert die Baudirektion auch als Teil des Amtes der Wiener Landesregierung.

Das Bauamt spielte nun in den Jahren des „Roten Wien“ bis 1934 mit der Realisierung des ehrgeizigen und international beachteten Bauprogramms der Stadtverwaltung (u. a. „Gemeindebauten“, Bäder, Sozialeinrichtungen) wieder eine sehr wichtige Rolle. Als Ikone aus dieser Zeit gilt bis heute der bis 1930 errichtete Karl-Marx-Hof, zu dem Karl Ehn vom Wiener Stadtbauamt die Pläne erstellt hatte.

In der Ständestaatsdiktatur wurden Bauvorhaben stark reduziert, doch entstand zur Arbeitsbeschaffung die 1935 eröffnete Wiener Höhenstraße. Die nationalsozialistische Diktatur entwickelte 1938 / 1939 für das von ihr geschaffene Groß-Wien gewaltige Ausbau- und Umbaupläne, die dann kriegsbedingt ad acta gelegt werden mussten.

Im Bombenkrieg der Jahre 1944 und 1945 entstanden in Wien enorme Bauschäden, die das Bauamt ab Mai 1945 mehr als zehn Jahre intensiv beschäftigen sollten. Daneben wurde aber der kommunale Wohnbau sofort wieder aufgenommen (z. B. Per-Albin-Hansson-Siedlung, erster Bauteil 1951 eröffnet) und mit Bauten wie der Opernpassage, 1955 eröffnet, dem 1957 fertiggestellten Matzleinsdorfer Hochhaus und der 1964 eröffneten Gürtelbrücke der Anschluss an die Moderne symbolisiert.

In den 1950er und 1960er Jahren hatte das Bauamt Entscheidungshilfen für diverse Verkehrsprojekte (Stadtautobahnen, Ausbau des Franz-Josefs-Kais usw.) zu liefern, die zum Vorteil des Stadtbildes größtenteils nicht realisiert worden sind. Die Planung der Wiener U-Bahn wurde ernsthaft erst ab Mitte der 1960er Jahre in Angriff genommen; bis dahin hatte die kommunalpolitische Entscheidung dazu gefehlt. Man glaubte eine Zeit lang, mit der Tieflegung der Straßenbahn wie auf der „Zweierlinie“ und auf dem Gürtel auszukommen. Inzwischen hat sich der U-Bahn-Bau längst als Aufgabe für viele Jahrzehnte erwiesen.

Für den Individualverkehr wurde unter anderem 1970–1993 die Südosttangente eröffnet. Dem Hochwasserschutz und der Schaffung von Freizeitflächen diente der 1972–1988 erfolgte Bau der Neuen Donau und der Wiener Donauinsel, der Wiens Stadtlandschaft an der Donau stark verändert hat.

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte für die stark wachsende Stadt sind beispielsweise die Umsetzung des Schulneubauprogramms 2020 mit 10 Campusanlagen und das Schulsanierungspaket mit über 100 Objekten, die Koordinierung der Bau- und Planungstätigkeiten in den Stadterweiterungsgebieten (z. B. Seestadt Aspern, Hauptbahnhof Wien, ehemalige Bahnhofsareale Nordbahnhof und Nordwestbahnhof) und die Abstimmung der Baustellenvorhaben auf Wiens Straßen.

Teile der Stadtbaudirektion

Die Stadtbaudirektion umfasst:

  • Kompetenzzentrum soziale und kulturelle Infrastruktur, Betreiberservice, Nutzerplattform
  • Kompetenzzentrum technische Infrastruktur, bauliche Sicherheit im öffentlichen Raum
  • Kompetenzzentrum grüne und umweltbezogene Infrastruktur, Umwelt
  • Kompetenzzentrum übergeordnete Stadtplanung, Smart City Strategie, Partizipation, Gender Planning
  • Kompetenzzentrum Bauforschung, Regulative Bau, Ingenieurwesen, Normen
  • Bereichsleitung Immobilienstrategie, Infrastrukturbedarfe
  • Stabsstelle strategisches Management
  • Stabsstelle Vergabeangelegenheiten und Sonderaufgaben
  • Stabsstelle Interne Leistungen
  • Stabsstelle Methoden und Services
  • Projektleitung Wien Bahnareale
  • Projektleitung Seestadt Aspern

Stadtbaudirektoren und Stadtbaudirektorinnen Wiens seit 1835

  • 1835–1864 Kajetan Schiefer
  • 1865–1877 Rudolf Niernsee
  • 1877–1882 Hieronymus Arnberger
  • 1883–1903 Franz Berger
  • 1903–1913 Karl Sykora
  • 1913–1920 Heinrich Goldemund
  • 1920–1925 Max Fiebiger
  • 1925–1941 Franz Musil
  • 1945–1954 Johann Gundacker
  • 1954–1957 Ferdinand Hosnedl
  • 1957–1961 Aladar Pecht
  • 1961–1974 Rudolf Koller
  • 1974–1980 Anton Seda (1920–2000)
  • 1981–1988 Ernst Filz
  • 1988–1993 Herbert Bechyna
  • 1993–2008 Gerhard Weber
  • 2008–2021 Brigitte Jilka
  • seit 2021 Bernhard Jarolim

Literatur

  • Die geschichtliche Entwicklung des Wiener Stadtbauamtes. Von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Selbstverlag des Wiener Stadtbauamtes, Wien 1895, OBV. (2., ergänzte Auflage, 1908, ÖNB).
  • Rudolf Tillmann (Red.): Festschrift, herausgegeben anläßlich der Hundertjahrfeier des Wiener Stadtbauamtes am 12. Mai 1935 von der Technikerschaft des Wiener Stadtbauamtes und der großen Technischen Unternehmungen der Stadt Wien. Deutscher Verlag für Jugend und Volk, Wien 1935, OBV.
  • Das Wiener Stadtbauamt. Verlag für Jugend und Volk, Wien (u. a.) 1965, OBV.
  • Heinrich Strasser (Red.): Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Ein Bericht in zwei Bänden. Wiener Stadtbauamt, Wien 1974, OBV.
  • Rudolf Gerlich (Red.), Kurt Stimmer (Hrsg.): 150 Jahre Wiener Stadtbauamt. 1835–1985. Der Aufbau. Compress-Verlag, Wien 1985, ISBN 3-215-06097-3.
  • Konrad Kowarc (Red.): 1965–1985. Dokumentation. Die Tätigkeit der Dienststellen des Wiener Stadtbauamtes in der Zeit von 1965 bis 1985. Compress-Verlag, Wien 1988, ISBN 3-900607-07-9.
  • Erich Leischner (Ill.), Erich Bernard (Hrsg.): Amt Macht Stadt. Erich Leischner und das Wiener Stadtbauamt. Anläßlich der Ausstellung „Amt Macht Stadt. Erich Leischner und das Wiener Stadtbauamt“ vom 16. Juni bis 2. August 1999 im Architektur Zentrum Wien. Pustet, Salzburg 1999, ISBN 3-7025-0405-2.
  • Gerhard Weber (Hrsg.), Hans-Christian Heintschel (Texte), Wolfgang Simlinger (Fotogr.): Metropole Wien. Technik, Urbanität, Wandel. Geschichte der Stadtbaudirektion 1986–2006. Carl Gerold’s Verlagsbuchhandlung KG, Wien 2006, ISBN 3-900812-14-4, Inhaltsverzeichnis online (PDF; 42 KB).

Weblinks