Wiesen-Rispengras

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Wiesen-Rispengras

Rispe des Wiesen-Rispengrases

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Rispengräser (Poa)
Art: Wiesen-Rispengras
Wissenschaftlicher Name
Poa pratensis
L.

Das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) ist eines der am weitesten verbreiteten und am häufigsten für Rasen und Weiden gesäten Süßgräser (Poaceae) Europas.

Merkmale

Stängel mit Blattscheide und typisch herunterlaufendem Blatthäutchen
Die Laubblätter weisen in der Mitte eine Doppelrille auf.
Wiesen-Rispengras. Poa pratensis. Tafel 452 aus Mentz & Ostenfeld 1917ff. Bd. 2.: Abb. 1. Unterer Teil des Grasbüschels mit einem Ausläufer, der ebenfalls in einem Grasbüschel endet. Abb. 2. Oberer Teil. Abb. 3. Oberer Teil einer Blattscheide mit Blatthäutchen (Ligula). Abb. 4. Ährchen (5/1)
Poa pratensis, Illustration
Laubblatt mit Kapuzenspitze
Rispe mit Ährchen
Zerlegtes Ährchen mit zwei Hüllspelzen (Glu) und drei jeweils in Deck- (Lem) und Vorspelze (Pal) eingehüllte Blüten

Das lockere rasenbildende, mehrjährige Gras erreicht normalerweise Wuchshöhen von 20 bis 60 cm und seine Farbe ist frisch grün bis grau grün. Einige Unterarten sind deutlich kleiner oder blaugrün bereift. Die Blätter sind ungefähr 5 mm breit, bei einigen Unterarten auch deutlich schmaler. Ihre Ränder sind parallel und oben in einer kurzen kapuzenförmigen Spitze zusammengezogen. Die Ligula ist zwar vorhanden, aber selten über 2 mm lang.

Die locker aufrechte und im Umriss pyramidenförmige Rispe besteht aus zahlreichen 4 bis 6 mm langen Ährchen. Häufig ist die Rispe violett, im Gebirge auch schwärzlich überlaufen. Die untersten Rispenäste stehen in der Regel zu viert, manchmal auch zu dritt oder fünft. Die beiden Deckspelzen sind deutlich fünfnervig und hängen mit ihren zottigen Haaren meist zusammen. Die Bewurzelung besteht aus langen unterirdische Kriechtrieben, feinen büscheligen Sprosswurzeln und aufsteigenden Blatt- und Triebsprossen. Die Blütezeit dauert von Mai bis Juli.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28, 50-78 oder 124.[1]

Verbreitung

Das Wiesen-Rispengras kommt in den gemäßigten Gebieten der ganzen Nordhemisphäre (Eurasien, Nordafrika, Nordamerika) vor. Südlich reicht das Gebiet bis zum nördlichen Mexiko.[2] Nach Australien und in die Antarktis[3] wurde es eingeschleppt. In Mitteleuropa ist es weit verbreitet und häufig, vom Tiefland bis ins hohe Alpengebiet.

Es wächst gerne auf sommerwarmen, nährstoffreichen, nicht zu nassen und nicht zu trockenen Lehmböden in Wiesen, auf Almen, an Wegrändern oder auch an Ruderalstellen. Es ist eine Charakterart der Klasse Molinio-Arrhenatheretea.[1] Es steigt in den Alpen bis zu einer Höhe von 2376 Metern Meereshöhe auf.[4]

Systematik

Das Wiesen-Rispengras wird auch mit verwandten Arten zu einem Aggregat zusammengefasst. Andere Autoren stellen diese verwandten Arten als Unterarten zum Wiesen-Rispengras. Das sind:

  • Poa angustifolia L. als Poa pratensis subsp. angustifolia (L.) Gaudin
  • Poa humilis Ehrh. ex Hoffm. als Poa pratensis subsp. irrigata (Lindm.) Lindb. f. (Syn.: Poa subcaerulea Sm., Poa athroostachya Oett.)

Sonstiges

Das Wiesen-Rispengras ist eines der wertvollsten Futtergräser und wird sehr häufig auf Weiden ausgesät. Auch die meisten Rasenmischungen enthalten es zu einem guten Prozentsatz, da es relativ trittfest ist und Trockenheit gut verträgt.

Wegen seiner Häufigkeit gehört es während seiner Blütezeit zu den Hauptverursachern des Heuschnupfens.

Es gibt zahlreiche Unterarten und Formen, die sich im Aussehen und in der Verwertbarkeit teils erheblich unterscheiden können.

Die Art Poa pratensis hat mit ihren speziell in Kentucky wegen der Bodenbeschaffenheit oft blaugrünen Blättern der Musikrichtung Bluegrass ihren Namen gegeben.

Das Wiesenrispengras wird häufig von Wiesenrispenrost befallen.[5]

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 224.
  2. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Poa pratensis. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 13. November 2016.
  3. [1]
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 187.
  5. Pflanzenkrankheiten erkennen - verstehen - vermeiden: Puccinia poae-nemoralis G.H. Otth.

Weblinks

Commons: Poa pratensis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien