Wild Heerbrugg

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WILD HEERBRUGG AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 26. April 1921
Auflösung 1990
Auflösungsgrund Fusion zu Leica Plc.
Sitz Heerbrugg
Leitung VR-Präsidenten:
Jacob Schmidheiny (1923–1954)
Max Schmidheiny (1954–1983)
Thomas Schmidheiny (1983–1989)
Stephan Schmidheiny (ab 1989)
Branche Optik, Elektronik, Feinmechanik, Vermessungstechnik
Wild T2 Theodolit.
Ein Luftbildfotograf in einer Flugzeugkabine ohne Druckausgleich atmet mit einer Sauerstoffmaske und arbeitet mit einer RC-8 Reihenmesskammer von Wild
Reisszeug-Set RZ31

Das Unternehmen Wild Heerbrugg AG wurde am 26. April 1921 als Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik von Heinrich Wild, Jacob Schmidheiny und Robert Helbling im Ortsteil Heerbrugg der Gemeinde Balgach im Kanton St. Gallen gegründet.[1] Von 1921 bis 1990 war sie ein führender Hersteller von optischen Vermessungsinstrumenten, Labor- und Stereo-Mikroskopen, Reisszeugen und Instrumenten für die Photogrammetrie.

Geschichte

Im Laufe der Jahre wechselte das Unternehmen den Namen von Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik über Verkaufs-Aktiengesellschaft Heinrich Wild's Geodätische Instrumente zu Wild Heerbrugg AG. 1986 erfolgte eine Fusion mit Ernst Leitz Wetzlar GmbH zum Wild Leitz-Konzern. Mit der Entstehung der Leica Holding B.V. 1990 verschwand der Name Wild. Nachdem Leica Camera bereits 1996 abgespalten wurde, trennte sich der verbleibende Konzern 1997 auf in Leica Geosystems AG und Leica Microsystems.[2][3] Die Wort-Bildmarke von WILD lebt noch in der WILD GmbH weiter. Aus dem ehemaligen österreichischen WILD-Produktionsstandort in Völkermarkt hat sich nach der Übernahme durch die Liaunig Industrie Holding die WILD-Gruppe mit 380 Mitarbeiter und 80 Mio. Jahresumsatz gebildet.

Ursprünge

Am 26. April 1921 wurde das Unternehmen Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik in Heerbrugg von drei Schweizer Persönlichkeiten gegründet. Dem Vermesser und Erfinder Heinrich Wild aus Glarus, dem Offizier und Unternehmer Jacob Schmidheiny aus Balgach und dem Geologen Robert Helbling aus Flums. Der Name Optikhus für die Kantine, auf dem immer noch Wildareal genannten Gelände, erinnert an die Ursprünge in der Optik.

Schwerpunkt war zunächst der Bau optisch-mechanischer Messinstrumente, unter denen bald die Theodolite durch verschiedene Patente von Heinrich Wild besonderen Ruf genossen (insbesondere die Typen T1 und T2). 1923 wurde die Firma des Unternehmens in Verkaufs-Aktiengesellschaft Heinrich Wild's Geodätische Instrumente geändert. Später wurden auch Instrumente für die Photogrammetrie (z. B. ab 1925 ein Stereoautograf)[4] produziert, der Reduktionsdistanzmesser RDH[5] sowie der Wild T4, ein Spezialinstrument für astro-geodätische Messungen.

„Der Wildsche Theodolit ist bisher im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen bei Triangulierungsarbeiten III. und IV. Ordnung während zweier Feldperioden in Verwendung gewesen und hat hiebei vorzügliche Messungsergebnisse geliefert. Auch den nicht immer sanften Transport im Hochgebirge hat er, ohne Schaden zu nehmen, vertragen. Aus der gleichen Werkstätte stammt auch ein kleines, sehr leistungsfähiges Nivellierinstrument eigener Type und weiters ein Phototheodolit, dessen Winkelmeßvorrichtung nach Art des Universaltheodolits gebaut ist. Von derselben Firma waren auch feine Maßstäbe auf Glas geritzt ausgestellt, um direkt ohne Zuhilfenahme eines Zirkels Maße auf Plänen abmessen zu können.“

Bericht in der Österreichischen Zeitschrift für Vermessungswesen Nr. 6, Dezember 1926[6]

Im Zuge weiterer Innovationen kam es zu Konflikten, sodass Heinrich Wild 1932 aus dem Unternehmen ausschied. Er brachte ab 1937 seinen Erfindungsgeist und mehrere Patente in das Unternehmen Kern & Co in Aarau ein, welches zu einem ernsthaften Konkurrenten des Heerbrugger Betriebes heranwuchs.

Der ursprüngliche Betrieb wurde 1954 zur Wild Heerbrugg AG umgestaltet. Die noch von Wild entwickelte Theodolitreihe erwies sich als so erfolgreich, dass die Namen T1 bis T3 auch für neuere Konstruktionen bis ca. 1980 beibehalten wurden. Ab 1972 entstand eine Kooperation von Wild Heerbrugg AG und Ernst Leitz Wetzlar GmbH.

Weitere Entwicklung

1987 kam es zum Zusammenschluss der Unternehmen Wild und Leitz zur Wild Leitz Gruppe. Am 13. Mai 1988 wurde das oben erwähnte Aargauer Unternehmen Kern & Co. AG übernommen und am 1. Januar 1989 die Wild Leitz AG gegründet. Schon am 16. August 1989 kamen weitere Unternehmen wie Cambridge Instruments, Reichert & Jung und Teile von Bausch & Lomb hinzu. 1990 wurde unter Einschluss des bekannten Kameraproduzenten die Leica Holding B.V. Gruppe gegründet, die in Kooperation mit Elektronikunternehmen u. a. in den GPS-Markt einstieg.

1996 wurde die Leica Camera AG abgespalten, 1997 erfolgte die Aufteilung in Leica Geosystems und Leica Microsystems. Heute sind daraus mehrere rechtlich eigenständige Unternehmen entstanden. In Fortsetzung von Wild-Heerbrugg produzieren Leica Geosystems (seit 2005 als Teil der schwedischen Firma Hexagon AB) geodätische Instrumente, Leica Microsystems (seit 2005 Teil der US-Firma Danaher Corporation) mikroskopische Geräte, Vectronix (seit 2003 als Teil der französischen Firma Sagem, dann Safran) Militärprodukte sowie SwissOptic AG (als Teil der Berliner Glas Gruppe) optische Komponenten[7]. Ein Überblick zeigt die Breite und Marktpositionen der entstandenen Geschäftsfelder[8]. Somit sind alle bedeutenden Geschäftsteile von der Schweizer Schmidheiny-Familie an ausländische Besitzer verkauft worden.

Aktive WILD Gruppe

Der 1995 aus dem Leica Konzern herausgelöste österreichische WILD Produktionsstandort wurde die Basis der WILD Gruppe. Unter dem WILD Logo befasst sich die Wild Gruppe nach wie vor mit „Optomechatronik“. Unternehmensgegenstand ist die Auftragsfertigung und Entwicklung von Präzisionsoptik, Feinmechanik und Elektronik für die Medizintechnik und die Technische Optik.

Unternehmen der WILD Gruppe:

  • Wild GmbH
  • Photonic Optische Geräte GmbH & Co KG
  • WILD Elektronik u. Kunststoff GmbH & Co KG
  • WILD Technologies s.r.o.

Weblinks

Commons: Wild Heerbrugg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Von Wild zu Leica 70 Jahre Firmengeschichte 1921-1991. (PDF) Rudolf Simmen, abgerufen am 24. Juli 2020.
  2. Fritz Staudacher: Gesplittet - Von der Formierung und Zerschlagung des Leica-Konzerns zu Hexagon. In: Franz Betschon et al. (Hrsg.): Ingenieure bauen die Schweiz – Technikgeschichte aus erster Hand, S. 291–300, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2013, ISBN 978-3-03823-791-4
  3. Webseite des Unternehmens Leica Geosystems aufgerufen am 16. Juli 2009
  4. Karl Gürtler: Die Vermessung aus dem Flugzeug im Dienste der Technik und Wirtschaft.Zeitschrift des oesterr(eichischen)/österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein(e)s, Jahrgang 1926, S. 339 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/zia
  5. Johann Rohrer: Neuere geodätische Instrumente.Österreichische Bauzeitschrift. Organ der Fachgruppen für Bauwesen des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines sowie des Österreichischen Betonvereines, des Österreichischen Wasserwirtschaftsverbandes und der Städtischen Prüf- und Versuchsanstalt für Bauwesen Wien, Jahrgang 1950, S. 43 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bze
  6. Die Ausstellung für Optik und Feinmechanik. In: (Österreichische) Zeitschrift für Vermessungswesen. Organ des Vereines der österr(eichischen) k. k. Vermessungsbeamten / Österreichische Zeitschrift für Vermessungswesen. Organ des österreichischen Geometervereines / Österreichische Zeitschrift für Vermessungswesen. Organ des österreichischen Vereins für Vermessungswesen / Österreichische Zeitschrift für Vermessungswesen. Herausgegeben vom österreichischen Verein für Vermessungswesen, 1. Dezember 1926, S. 103f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ovm
  7. Ulrich Müller: Licht ins Dunkel bringen - Vom optischen Telemeter zum Laser-Distanz-Messer. In: Franz Betschon et al. (Hrsg.): Ingenieure bauen die Schweiz – Technikgeschichte aus erster Hand, S. 331–338, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2013, ISBN 978-3-03823-791-4
  8. Fritz Staudacher: Fokussiert - Optikinstrumente erkennen, dokumentieren und vermessen die Wirklichkeit. In: Franz Betschon et al. (Hrsg.): Ingenieure bauen die Schweiz – Technikgeschichte aus erster Hand, S. 284–290, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2013, ISBN 978-3-03823-791-4