Wilhelm Leopold Janssen (Politiker, 1830)

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Philipp Wilhelm Leopold Janssen (* 6. Juli 1830 in Krefeld; † 16. Dezember 1900 in Aachen) war ein deutscher Verwaltungsjurist in der Rheinprovinz. Er war Landrat im Kreis Heinsberg (1816–1932).[1]:553

Leben

Wilhelm Leopold Janssen war der Sohn des Gerichtsschreibers und späteren Kanzleirats Johannes Janssen und der Maria Josepha, geb. Stoffens. Nach dem Abitur am Aachener Kaiser-Karls-Gymnasium studierte er bis 1852 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft. 1850 wurde er im Corps Guestphalia Bonn recipiert.[2] Nach dem Studium diente er ab 1. Oktober 1852 als Einjährig-Freiwilliger im 1. Bataillon des 28. Infanterie-Regiments. Schon zuvor war er am 24. September 1852 im Rahmen seiner juristischen Ausbildung als Auskultator beim Landgericht Aachen eingetreten. Zum 14. September 1854 wechselte er von dort als Regierungsreferendar an die Regierung in Aachen, wo er am 14. Oktober 1857 das Assessorexamen ablegte. Mit seiner anschließenden Ernennung zum Regierungsassessor wurde Janssen zur weiteren Beschäftigung an die Regierungen in Aachen und mit Erlass vom 14. Januar 1859 in Regierung in Stettin überwiesen.[1]:553

Werdegang

Nach 16-monatiger Tätigkeit in Pommern erhielt Janssen am 19. Mai 1860 die Bestallung zur Übernahme des Landratsamtes in Heinsberg. Während der 16 Amtsjahre wurde er als Folge der aus dem Deutsch-Französischen Krieg resultierenden Änderung in der preußischen Verwaltung in den Jahren 1870/71 zunächst als Hilfsarbeiter in das Bundeskanzleramt nach Berlin, von dort als Präfekt des französischen Maas- und Ardennendepartements und später als Mitglied in das Zivilkommissariat (Gouvernement) nach Straßburg berufen. Am 10. November 1874 kam es zu seiner Wahl als Bürgermeister in Aachen (Janssen hatte bei der Wahl 16, sein Konkurrent, der Mönchengladbacher Bürgermeister Doetsch 12 Stimmen erhalten), die jedoch seitens der Regierung nicht bestätigt wurde.[1]:553 Dem Katholiken Janssen war während des Kulturkampfes illoyales Verhalten zum Vorwurf gemacht worden.[1]:218 Von offizieller Seite wurde zwar dargelegt, dass Janssens Ablehnung ihre Ursache in dessen Persönlichkeit habe – eine gewisse rechthaberische Art – doch: „Was uns nötigt, gegen seine Bestätigung uns auszusprechen, ist seine kirchliche Richtung.“ Er galt als ultramontan, wenn auch noch moderat gegenüber weiteren potentiellen Kandidaten.[1]:262 Zwei Jahre darauf, am 24. Mai 1876, wurde Janssen als Landrat in Heinsberg dann zur Disposition gestellt, offiziell in den Ruhestand trat er erst zum 17. Juli 1895.[1]:553

Politische Betätigung

Wilhelm Leopold Janssen gehörte als Mitglied der Freikonservativen und später des Zentrums über vier Legislaturperioden (9.–11. 1866–1873, ausgeschieden am 4. Januar 1873; und 14. 1879–1882) dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. Ferner war er ab 1892 bis zu seinem Tod Vorsitzender des Provinzialausschusses der Rheinprovinz in Düsseldorf und von 1882 bis 1885 Vizepräsident des Rheinischen Bauernvereins.[1]:553 Darüber hinaus leitete Janssen bis 1890 den fünf Jahre zuvor in Aachen gegründeten Palästina-Verein der Katholiken Deutschlands.[3]

Ehrungen

Familie

Der Katholik Wilhelm Leopold Janssen heiratete am 11. September 1858 in Aachen Mathilde Kannengießer (* 16. April 1836 in Aachen; † 22. Mai 1914 ebenda), die Tochter des Teppich- und Deckenfabrikanten Josef Kannengießer und der Maria Catharina Julie Johanna, geb. von Zentis-Frymerson.[1]:553 Sein gleichnamiger Sohn Wilhelm Leopold (* 4. Juli 1859 in Stettin; † 2. Februar 1915 in Aachen) trug den Titel eines königlich italienischen Ehrenkonsuls.[4] Seine Tochter Bertha Maria (1872–1953) heiratete den Kratzenfabrikanten und Zentrumspolitiker Albert Heusch. Der ebenfalls nach ihm benannte Enkel leitete im Jahr 1928 vorübergehend das Landratsamt des Landkreises Aachen. Die Familie Wilhelm Leopold Janssen fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen.

Literatur

  • Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4.
  • Herbert M. Schleicher: 80.000 Totenzettel aus Rheinischen Sammlungen. (= Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e. V., Neue Folge Nr. 38) Band II, Köln 1987, ohne ISBN, S. 578.
  • Eduard Arens, Wilhelm Leopold Janssen: Club Aachener Casino Druck Metz, Aachen 1964, S. 192.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4.
  2. Kösener Korpslisten 1910, 21/405
  3. Geschichte Palästina-Verein Aachen (Memento vom 9. Mai 2013 im Internet Archive)
  4. Herbert M. Schleicher: 80.000 Totenzettel aus Rheinischen Sammlungen.