Winterschläfer
Film | |
Originaltitel | Winterschläfer |
Produktionsland | Deutschland |
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Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1997 |
Länge | 120 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | Tom Tykwer |
Drehbuch | Tom Tykwer, Anne-Françoise Pyszora |
Produktion | Stefan Arndt |
Musik | Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil |
Kamera | Frank Griebe |
Schnitt | Katja Dringenberg |
Besetzung | |
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Winterschläfer ist ein deutsches Filmdrama von Tom Tykwer aus dem Jahr 1997.
Handlung
Ein tiefverschneiter Winterurlaubsort in der Nähe von Berchtesgaden in den Bergen, kurz nach Weihnachten: Fünf Menschen kommen nach den Weihnachtsfeiertagen wieder in den Ort zurück. Die Krankenschwester Laura und die Übersetzerin Rebecca leben zusammen in dem Haus von Lauras Großtante, das sie geerbt hat. Das Haus ist recht groß und vollgestopft mit allerlei Möbeln und Lampen, es wirkt sehr gemütlich. René arbeitet als Filmvorführer und hat Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis. Marco ist der Freund von Rebecca, er ist Skilehrer und fährt einen schicken Alfa Romeo. Theo ist Bauer und lebt zusammen mit Frau, Tochter und zwei Söhnen auf einem ärmlichen Hof in dem Ort.
Als Marco wiederkommt, wird er stürmisch von Rebecca begrüßt und ins Haus gezerrt. Seinen Wagen lässt er offen vor der Haustür stehen, der Schlüssel steckt. Viel später, am frühen Morgen, kommt René vorbei, er ist betrunken und macht Fotos von dem Wagen, schließlich steigt er ein und fährt los. Theo steht früh auf, um das Pferd der Familie zum Tierarzt zu bringen, seine junge Tochter möchte mit, darf aber nicht. Der Vater bemerkt nicht, dass sie sich heimlich im Pferdeanhänger versteckt. Auf winterlicher Landstraße gerät er auf die falsche Fahrbahnseite, kollidiert fast mit dem entgegenkommenden René und wirft sein Auto bei dem Ausweichmanöver auf die Seite. Der Alfa Romeo landet weitab von der Straße in einer Schneewehe. René ist unverletzt, befreit sich aus dem Auto und geht unter Schock nach Hause, von Theo noch halb gesehen. Der Transporter aber ist beim Ausweichmanöver des Vaters umgekippt, Mädchen und Pferd sind schwer verletzt. Das Pferd wird noch am Unfallort vom verstörten Vater erschossen, das Kind kommt ins kleine Krankenhaus des Ortes.
Dort bekommt Laura als Krankenschwester das Leiden des Vaters mit, der besessen davon wird, den wahren Verursacher des Unfalls zu finden, um seine Unschuld am Unfall zu beweisen. Keiner glaubt ihm, dass da noch ein zweiter Wagen war, denn dieser ist unter einer hohen Schneewehe verschwunden. Der Vater erinnert sich lediglich an eine Form, ein Symbol auf dem Hinterkopf eines Mannes, den er vom Unfallort hat weggehen sehen. Das junge Mädchen wird operiert und liegt fortan zwischen Leben und Sterben im Koma.
Rebecca ist in ihrer stürmischen Beziehung zu Marco unzufrieden, er ist ein eifersüchtiger Egoist, der es zudem mit seiner Treue nicht so genau hält. Seinen Wagen hat er bei der Polizei als gestohlen gemeldet.
Laura und René lernen sich nach einer Theateraufführung, in der sie mitspielt, kennen. Er schenkt ihr Freikarten für das Kino, in dem er arbeitet. Sie verlieben sich ineinander. Fotos macht er deswegen von allem und jedem, damit er sich später erinnern kann. Er klebt sie in Alben und versieht sie mit Datum. Manche Fotos kann er nicht zuordnen – er weiß, er muss das gesehen haben, was er fotografiert hat, kann sich aber nicht erinnern, wann oder wo es war.
Theo und seine Frau müssen den Hof wegen Schulden aufgeben. Theo zeichnet die Form auf, die er gesehen hat, vervielfältigt die Zeichnung und hängt sie im Ort aus mit der Bitte, sich zu melden, wenn einem die Form bekannt vorkommt. Es handelt sich um eine große Narbe am Hinterkopf von René. Seine Frau versucht ihn daran zu hindern, weil sie meint, er wolle nur vor seiner eigenen Schuld am Unfall davonlaufen.
Nachdem Marco im Haus von Rebecca und Laura eingezogen ist, findet René dort die Diebstahlsanzeige des Alfa Romeo. Zusammen mit den Fotos, die er in der Nacht von dem Wagen gemacht hat, beginnt sich ein Sinn für ihn zu ergeben. Laura wird von ihm schwanger.
Marco lädt Nina, eine seiner jungen Schülerinnen, eines Abends für ein Techtelmechtel in die luxuriöse Wohnung seines Chefs ein, vorgebend es sei seine. Er verbrüht sich an der Kaffeemaschine. Als er sich im Krankenhaus von Laura verarzten lässt, stirbt dort die Tochter von Theo und seiner Frau.
Als Theo den Wagen kurze Zeit später doch noch im Schnee findet, gerät er an dessen Besitzer Marco. Er versucht diesen an seiner Arbeitsstelle aufzusuchen und folgt seiner Spur in die Berge, wo er mit dem Mädchen Skifahren gehen wollte. Die beiden haben sich im Nebel verloren, Nina landet verletzt bei der Frau von Theo, diese kümmert sich um das Mädchen. Als Theo in den Bergen auf Marco trifft, vermutet Marco, es handele sich um den Vater des Mädchens, mit dem er im Haus seines Chefs war. Er bekommt ein schlechtes Gewissen, und der Hund des Vaters fällt ihn an. Nachdem er den Hund mit einem Stein im Notstand erschlägt, flüchtet er vor dessen wütendem Besitzer. Marco schnallt sich die Skier an und fährt auf den Abhang zu, verfehlt aber eine sichere Loipe und fährt über eine Bergkante, er fällt tief hinunter ins Tal. Der Fall von Marco scheint endlos zu dauern und endet nicht mit einem Aufprall, sondern mit dem Flug in eine tiefe Gletscherspalte, zurück in den Mutterschoß der Erde.
In einem Epilog fahren Rebecca und die verletzte Nina zusammen im Zug vom Ort fort, kennen sich aber nicht. Der Film endet mit Marcos Tod und der gleichzeitigen Geburt des Kindes von René und Laura.
Hintergrund
Winterschläfer ist nach Die tödliche Maria der zweite lange Spielfilm von Tom Tykwer. Die Kameraarbeit von Frank Griebe, dem Stamm-Kameramann Tykwers, ist optisch anspruchsvoll, der Schnitt von Katja Dringenberg arbeitet mit vielen Überblendungen und ist relativ rasch für diesen bildlich eher ruhigen Film. Die Farbwahl, auch in den Requisiten des Films, ist ausgearbeitet und auf die Figuren abgestimmt. Der Film enthält zwei filmische Zitate. Als Theo mit dem Auto verunglückt, wird aus dem Schluss von Steven Spielbergs Duell zitiert. Marcos Sturz in die Tiefe erinnert an das Ende von Stanley Kubricks Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben. Musikalisch untermalt wird der Sturz von Arvo Pärts Cantus in Memoriam Benjamin Britten. Der Großteil der Filmmusik stammt allerdings aus der Feder von Tom Tykwer, Reinhold Heil und Johnny Klimek, deren Zusammenarbeit mit der Produktion dieses Films begann und die sie in Tykwers folgenden Filmen fortführen, so etwa bei Lola rennt oder Das Parfum.
Entstanden ist er nach dem Roman Expense of Spirit von Anne-Françoise Pyszora. Die Originalgeschichte spielt allerdings im Sommer am Meer, und die Figur des Theo gab es dort nicht. Die zentrale Ausgangsposition mit zwei Paaren, die unterschiedlich miteinander umgehen und kommunizieren, deren Grundlage als Paar jeweils verschieden ist, stammt aber aus dem Buch. Tykwer fand es reizvoller, die Geschichte im Winter im Schnee spielen zu lassen, da er dort besser seine Vision des Verhältnisses der Figuren untereinander und zu sich verwirklichen konnte.[1]
Der Film verweigert sich einfachen Gut-Böse-Zuweisungen. Der Mann, der aus Sicht des Bauern die Schuld am Unfall trägt, weiß nichts von seiner Schuld und kann sie daher auch nicht tragen. Derjenige, der am Ende tragisch zu Tode kommt, hat zwar Schuld auf sich geladen, aber nicht so eine schwere, dass sie sein Leben fordern muss. Im Grunde stehen die Rahmenhandlung des Unfalls und das Beziehungsballett der vier jungen Figuren auch gleichwertig nebeneinander. In Vorführungen des Filmes stellte Tykwer fest, dass verschiedene Zuschauer einen unterschiedlichen Zugang zu den Figuren des Filmes fanden, z. B. das ‘kommunikativere’ Paar dem anderen vorzogen und auch nicht verstanden, dass anderen wiederum das ‘körperlichere’ Paar näher war.[1]
Kritiken
- „Ein mit Widerhaken gespicktes Melodram: still, melancholisch und enorm intensiv erzählt.“ (TV Today 22/1997)
- „Ein irritierend schöner Film über den Tod und die Liebe: Tom Tykwer erzählt von fünf Menschen in einem verschneiten Bergkaff, deren Lebensläufe er schicksalhaft verknüpft.“ (Cinema 11/1997)
- „Tom Tykwer (‚Die tödliche Maria‘) hat einen Film über Landschaften und Gefühle gedreht, der mit allen Genres spielt: Thriller, Melodram und Liebesfilm.“ (Dirk Jasper FilmLexikon)
Auszeichnungen
- Der Film wurde mit zwei Deutschen Filmpreisen (Kamera und Regie) ausgezeichnet und für drei weitere nominiert.
- Zusätzlich wurde er für den Goldenen Leoparden von Locarno nominiert.
- Er gewann sechs weitere Filmpreise und wurde für acht weitere nominiert.
Weblinks
- Winterschläfer in der Internet Movie Database (englisch)
- Winterschläfer bei filmportal.de
- Infos zu Winterschläfer auf der Homepage von Tom Tykwer
- Rezension von Richard Oehmann bei Filmzentrale.com
- Rezension von Günther Jekubzik bei Filmtabs.de