Ätna-Tsunami

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Ätna-Tsunami war das Ergebnis einer massiven Trümmerlawine vor rd. 8300 Jahren (ca. 6300 v. Chr.) am Vulkan Ätna auf Sizilien.[1] Das Valle del Bove am Ätna ist das noch heute sichtbare Zeichen des Bergsturzes. Die in das Meer abgerutschten Felsmassen besaßen ein Volumen von etwa 35 km³; sie verursachten einen Tsunami, der vor allem den zentralen Mittelmeerraum traf, hier insbesondere das südliche Italien, das westliche Griechenland und Nordafrika (Libyen, Tunesien). Die Theorie ist umstritten.[2][3]

Auf den Tsunami wird die Ablagerung so genannter Homogenite zurückgeführt, die sich vor Kalabrien, in der Großen Syrte, auf den Tiefsee-Ebenen des Mittelmeeres und im Ionischen Meer finden.[4] Homogenit ist ein Begriff für spezielle Ablagerungen, die in seismischen Profilen durchsichtig erscheinen, und in Tiefbohrungen als homogener grauer Mergel ohne innere Struktur angetroffen wurden.[5] Die Überlagerung mehrerer solcher Ablagerungen, die sich vor allem in der Großen Syrte nachweisen ließen, legen nahe, dass solche Ereignisse, wie der Ätna-Tsunami, sich mehrfach wiederholten und auch in jüngerer Zeit vorkamen.[6] Gegenwärtig hat die Ostflanke des heutigen Vulkans eine Tendenz, nach Osten ins Meer abzurutschen, und wird diesbezüglich überwacht.[7][8][9]

Vom Ätna-Tsunami könnte auch die neolithische Stadt Atlit-Yam an der Küste des heutigen Israel betroffen gewesen sein, sie wurde etwa zur gleichen Zeit offenbar fluchtartig verlassen. Diese Ansicht wird jedoch vor allem von den in Atlit-Jam arbeitenden Archäologen nicht anerkannt, da die Befunde ihrer Ansicht nach auf einen damals eher langsam angestiegenen Meeresspiegel hinweisen.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. M. T. Pareschi, E. Boschi, M. Favalli, F. Mazzarini: Focus: Lost Tsunami. Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia – Sezione di Pisa, archiviert vom Original am 26. Dezember 2008; abgerufen am 6. Januar 2010 (Webseite über den Bergsturz und seine Folgen, mit Animation).
  2. Luigi Vigliotti: Comment on “Lost tsunami” by Maria Teresa Pareschi et al. In: Geophysical Research Letter. Band 35, 2008, S. L02608, doi:10.1029/2007GL031155.
  3. Maria Teresa Pareschi, Enzo Boschi und Massimiliano Favalli: Reply to comment by Luigi Vigliotti on “Lost tsunami”. In: Geophysical Research Letters. Band 35, 2008, S. L02609 (earth-prints.org [PDF; 35 kB]).
  4. Maria Teresa Pareschi, Enzo Boschi und Massimiliano Favalli: Lost tsunami. In: Geophysical Research Letters. Band 33, 2006, S. L22608, doi:10.1029/2006GL027790.
  5. Kim A. Kastens und Maria B. Cita: Tsunami-induced sediment transport in the abyssal Mediterranean Sea. In: Geological Society of America Bulletin. Band 92, Nr. 11, November 1981, S. 845–857, doi:10.1130/0016-7606(1981)92<845:TSTITA>2.0.CO;2.
  6. Ignazio Burgio: The Fury of the Sea’s God. duepassinelmistero.com, abgerufen am 16. August 2015.
  7. Gravitational collapse of Mount Etna’s southeastern flank
  8. Populärwissenschaftliche Darstellung
  9. Gravitional Sliding of Mt. Etna massif along a sloping basement 2018
  10. Angelika Franz: Atlantis im Mittelmeer. Spiegel.de, 30. Juli 2008, abgerufen am 6. Januar 2010 (Artikel über die versunkene Siedlung Atlit-Jam).

Koordinaten: 37° 43′ 13,8″ N, 15° 15′ 23,4″ O