Österreichischer Integrationsfonds
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist eine Organisation, die in der Integration von Migranten tätig ist und zum Großteil vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres finanziert wird.
Geschichte
Der Österreichische Integrationsfonds wurde 1960 vom UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR und vom Bundesministerium für Inneres (BM.I) unter dem Namen Flüchtlingsfonds der Vereinten Nationen gegründet. Seit 2002 wurde er schrittweise auch für die Integration von Migranten verantwortlich und trägt mittlerweile den Namen Österreichischer Integrationsfonds.
Aktivitäten und Ziele
Ziel ist die sprachliche, berufliche und gesellschaftliche Integration von Migranten in Österreich. Ein weiteres Ziel ist die sachliche Information der österreichischen Aufnahmegesellschaft über Herausforderungen und Chancen von Integration.
Der ÖIF führt neun Integrationszentren in Wien, St. Pölten (Niederösterreich), Eisenstadt (Burgenland), Linz (Oberösterreich), Graz (Steiermark), Klagenfurt (Kärnten), Salzburg, Bregenz (Vorarlberg) und Innsbruck (Tirol).
In den Integrationszentren bietet der ÖIF Integrationsberatung für Migranten und vermittelt finanzielle Unterstützungen, etwa für Deutschkurse oder Berufsausbildungen. Interessierte erhalten außerdem Auskünfte über die Integrationsvereinbarung und Fördermöglichkeiten, zum Beispiel durch den Europäischen Flüchtlings- und Integrationsfonds (EIF).
Die Aufnahmegesellschaft erreicht der ÖIF mit verschiedenen Publikationen: Das vierteljährlich erscheinende und kostenlos erhältliche Magazin ZUSAMMEN:ÖSTERREICH informiert gesellschaftliche Multiplikatoren aus den Bereichen Politik, Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Freizeit über aktuelle Integrationsthemen. Jährlich werden ein Statistisches Jahrbuch zu Integration und Migration und weitere Broschüren mit Zahlen und Fakten zu ausgewählten Themen publiziert. Wissenschaftliche Publikationen zu Hintergrundaspekten des Integrationsthemas und zu Herkunftsländern von Migranten sind online kostenlos verfügbar.
Darüber hinaus fördert der ÖIF Studierende mit Migrationshintergrund (ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie) sowie Stipendien für Diplomarbeiten zu Integrationsthemen an Studenten österreichischer Universitäten oder Fachhochschulen.
Außerdem besucht das Projekt ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schülerinnen und Schüler, um mit Integrationsbotschaftern ins Gespräch zu kommen.[1] Am 17. Januar 2014 besuchte der damalige Außenminister Sebastian Kurz gemeinsam mit Fadi Merza, Arabella Kiesbauer und Kazim Yilmaz das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Pichelmayergasse in Wien-Favoriten.[2]
Die Websites www.sprachportal.at und www.berufsanerkennung.at richten sich an Migranten, die ihre Deutschkenntnisse verbessern oder ihre im Ausland erworbenen Ausbildungen anerkennen lassen wollen.
Der ÖIF ist auch für die Abwicklung der Projekte des Europäischen Flüchtlingsfinds (EFF) und Europäischen Integrationsfonds (EIF) in Österreich zuständig, die je nach Fonds finanzielle Mittel für Flüchtlings- und Integrationsprojekte zu Verfügung stellen. Seit 2014 sind diese zwei europäischen Fonds als der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) zusammengefasst.
Der ÖIF untersucht auch Faktoren, die eine Integration erleichtern oder erschweren:
„(Anfang Oktober 2017) machte der Österreichische Integrationsfonds die Ergebnisse seiner Untersuchung von 16 Wiener Moscheevereinen bekannt, für die Imame befragt und Freitagspredigten angehört und ausgewertet wurden. Dabei kam heraus, dass nur zwei der 16 Moscheen eine Integration in Österreich einfordern und unterstützen, während sechs (vor allem türkische) Moscheevereine "die Integration in die Gesellschaft aktiv behindern und zum Teil fundamentalistische Tendenzen aufweisen". Besonders negativ fiel eine Moschee der Millî Görüş-Sekte auf, wo neben einer "prinzipiellen Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Werte" auch eine "islamische Überlegenheit" und ein "damit einhergehender Weltherrschaftsanspruch, der notfalls auch gewaltsam durchgesetzt werden soll" gepredigt wurde.“
Publikationen
Internationale Schlagzeilen machte die Veröffentlichung des Sammelbandes "Islam europäischer Prägung"[4] im Januar 2018. In dem darin veröffentlichten Essay "Islam auf dem Balkan – ein historischer Überblick bis hin zur Gegenwart" der Schweizer Romanistin Saïda Keller-Messahli sollten die "Ursachen für den politisch-religiösen Fundamentalismus" in der Region ergründet werden. Der Text wurde aufgrund angeblicher Unwissenschaftlichkeit, Falschinformationen und dem Vorwurf, muslimische Bosniaken würden als radikale Islamisten dargestellt, kritisiert.[5][6][7] Einige auf den Balkan spezialisierte Historiker nannten den Text "bösartige Propaganda" und forderten den Integrationsfonds in einem offenen Brief auf, das Thema neu durch einen der vielen Experten mit Südosteuropa-Kompetenz erarbeiten zu lassen.[8] Unterzeichnet wurde der Brief unter anderem von den österreichischen Politologen Florian Bieber und Farid Hafez. Hafez wurde nach Razzien gegen die Muslimbrüder in Österreich am 9. November 2020 allerdings auch als einer der über 70 Verdächtigen genannt.[9]
Weblinks
- Homepage des Österreichischen Integrationsfonds
- www.sprachportal.at
- www.berufsanerkennung.at
- www.zusammen-oesterreich.at
- Europäische Fonds
Fußnoten
- ↑ Schulbesuche in ganz Österreich. Abgerufen am 16. Januar 2021.
- ↑ Favoriten: Außenminister Kurz besuchte Schule. Abgerufen am 16. Januar 2021.
- ↑ Schweiz: Moscheen sollen Finanziers offenlegen, in telepolis, 3. Oktober 2017, nach Quelle: ORF, 2. Oktober 2017
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ [4]
- ↑ [5]
- ↑ Gerald Stoiber: „Salzburger Politologe im Visier: An Verbindungen zu Muslimbrüderschaft gab es seit Jahren Kritik“, Salzburger Nachrichten, 13. Nov. 2020