Quelltext der Seite Blutalkoholkonzentration

Die '''Blutalkoholkonzentration''' ('''BAK''') ist ein Maß für die Menge von [[Ethanol|Alkohol]] im Blut und wird üblicherweise in Gewichtsanteilen als g/kg ([[Promille]]) angegeben. Sie wird verwendet, um Aussagen über die Einschränkung der Konzentrations- und [[Zurechnungsfähigkeit]] durch Alkohol abzuleiten. Die BAK kann in einer [[Blutprobe]] gemessen oder aus dem Ergebnis einer [[Atemalkoholbestimmung]] oder der Menge konsumierten Alkohols abgeschätzt werden. Die Entnahme einer Blutprobe kann richterlich [[Blutentnahme#Zwangsweise Blutentnahme|erzwungen]] werden (in Österreich nicht erzwingbar – jedoch folgt rechtlich die gleiche Konsequenz, als ob man stark alkoholisiert gewesen wäre). Zur Bestimmung der BAK an Leichen darf das Blut nur aus der [[Vena femoralis|Leistenvene]] entnommen werden. Alternativ kann Augen[[kammerwasser]] verwendet werden.

In deutschen Laboren wird meistens der Ethanolwert der Probe in g/l angegeben und häufig auch nicht im Vollblut, sondern im Serum oder Plasma bestimmt. Für die Umrechnung in Promille bzw. g/kg Vollblut müssen daher zwei Faktoren berücksichtigt werden: die [[Dichte]] von Vollblut (1,057 g/ml) sowie Serum bzw. Plasma (1,026 g/ml) und der [[Verteilungskoeffizient]] Serum bzw. Plasma/Vollblut (1,2). Als Umrechnungsformeln erhält man:<ref>H. Greiling, A. M. Gressner: ''Lehrbuch der Klinischen Chemie und Pathobiochemie.'' 3. Auflage. Schattauer, Stuttgart 1995, S.&nbsp;1404.</ref>

: BAK (‰) = Ethanol im Vollblut (g/l)/1,057
: BAK (‰) = Ethanol im Serum oder Plasma (g/l)/(1,026*1,2) = Ethanol im Serum oder Plasma (g/l)/1,2312

Die angegebenen Werte sind Durchschnittswerte, die einen normalen relativen Anteil von Blutzellen am Blutvolumen ([[Hämatokrit]]) annehmen. Allerdings ist dieser schon bei Frauen niedriger als bei Männern und kann bei Blutarmut ([[Anämie]]) noch stärker erniedrigt sein.

== Faktoren mit Einfluss auf die BAK ==
=== Aufnahme ===
Obwohl Alkohole durchaus auch eingeatmet, über die Haut aufgenommen, [[intravenös]] verabreicht oder mit Speisen eingenommen werden können, spielt in der Praxis vor allem die [[Peroral|orale]] Aufnahme alkoholischer Getränke eine Rolle. Die Aufnahme des Ethanols geschieht dabei über die Schleimhäute des Verdauungstraktes, etwa 2 % direkt durch [[Mundschleimhaut]] und Speiseröhre. Überwiegend wird Ethanol im oberen [[Dünndarm]], je nach Verweildauer auch zu etwa 10&nbsp;bis 20 % im [[Magen]] aufgenommen.<ref>[http://dokumente-online.com/alkohol-resorptionsphase-diffusionsphase.html ''Alkohol: Aufnahme-Verteilung-Abbau.'']</ref> Die direkte Aufnahme über die Mundschleimhaut führt zu einem raschen Wirkungseintritt, die erste (abbauende) Leberpassage entfällt.

=== Abbau ===
Ethanol wird überwiegend in der [[Leber]] über die [[Alkoholdehydrogenase]] (ADH) abgebaut. Dieses [[Enzym]], das sich aus mehreren Isoenzymen unterschiedlicher Aktivität zusammensetzt, findet sich in geringen Mengen auch in anderen Geweben wie den Schleimhäuten der Lunge oder des Magen-Darm-Bereichs. Die Abbaurate liegt bei alkoholgewöhnten Erwachsenen oberhalb einer BAK von 0,1&nbsp;‰ bei 0,1&nbsp;‰ bis 0,2&nbsp;‰, d.&nbsp;h. im Mittel 0,15&nbsp;g/kg, pro Stunde. Geschlechtsspezifische Unterschiede wie beim Verteilungsvolumen sind für den Alkoholabbau nicht gesichert. Bei Blutalkoholspiegeln über 2&nbsp;‰ kann die Ethanolelimination schneller ablaufen, da dann auch das [[Mikrosomales Ethanol-oxidierendes System|MEOS]] am Alkoholabbau beteiligt ist.<ref>[[Hans Joachim Mallach|H.&nbsp;J. Mallach]], H.&nbsp;P. Hartmann, V. Schmidt: ''Alkoholwirkung beim Menschen.'' Thieme, Stuttgart/ New York 1987, S.&nbsp;62.</ref><ref>T. Ehrig, K. M. Bohren, B. Wermuth, J. P. von Wartburg: ''Degradation of aliphatic alcohols by human liver alcohol dehydrogenase: effect of ethanol and pharmacokinetic implications.'' In: ''Alcoholism, clinical and experimental research.'' 1988, S.&nbsp;789–794.</ref><ref>W. Huckenbeck, W. Bonte: ''Alkohologie.'' In: B. Madea, B. Brinkmann: ''Handbuch gerichtliche Medizin''. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2003, S.&nbsp;379–636.</ref> Bei Ethanolspiegeln um 0,1&nbsp;g/kg ist im Körper nicht mehr ausreichend Ethanol vorhanden, um das ADH-System vollständig zu sättigen.<ref>C. M. Oneta, U. A. Simanowski, M. Martinez, A. Allali-Hassani, X. Parés, N. Homann, C. Conradt, R. Waldherr, W. Fiehn, C. Coutelle, H. K. Seitz: ''First pass metabolism of ethanol is strikingly influenced by the speed of the gastric emptying.'' In: ''Gut.'' 43, 1998, S. 612–619.</ref> Der Verlauf der Blutalkoholkurve in Abhängigkeit von der Zeit ist unterhalb dieser BAK-Werte nicht mehr linear.<ref>M. S. Mumenthaler, J. L. Taylor, J. A. Yesavage: ''Ethanol pharmacokinetics in white women: nonlinear model fitting versus zero-order elimination analyses.'' In: ''Alcoholism, clinical and experimental research.'' 2000, S. 1353–1362.</ref><ref>M. Wolf, N. Wiens: ''Zum Verlauf der Blutalkoholkurve im niedrigen Konzentrationsbereich.'' In: ''Beiträge zur gerichtlichen Medizin.'' 40, 1982, S. 63–67.</ref>
Neben dem Abbau werden geringe Mengen Ethanol auch unverändert ausgeschieden. Die Lunge ist an der Ausscheidung mit etwa 3 %, die Niere mit rund 1 bis 2 % beteiligt.

=== Trinkverhalten, biologischer Abbau ===
Das Trinkverhalten, die Art des Getränkes und die Magenfüllung bestimmen maßgeblich die Verweildauer des Alkohols im Magen. Süße, kohlensäurehaltige und warme Getränke passieren den Magen schneller als kalte und bittere Getränke.<ref>R. Felberbaum: ''Experimentelle Untersuchungen über die Konzentrationen von Begleitalkoholen in Blut und Harn nach Konsum alkoholischer Getränke''. Dissertation. Universität Köln 1989.</ref> Ein gefüllter Magen erhöht die Verweildauer alkoholischer Getränke. Dies gilt vor allem nach fettreichen Mahlzeiten. Da die Magenschleimhaut eine größere Diffusionsbarriere für Ethanol darstellt als die Schleimhäute des Dünndarms, führt eine längere Verweildauer im Magen zu einem flacheren Verlauf der BAK-Kurve. Möglicherweise wird dabei bereits ein Teil des Alkohols durch die Enzyme in der Magenschleimhaut abgebaut, sodass er nicht zur BAK beitragen kann. Da die Aufnahme des Ethanols ein Diffusionsvorgang ist, spielt auch die Konzentration des aufgenommenen Getränkes und seine Verdünnung durch den Mageninhalt eine Rolle, da sie den [[Diffusion#Klassische Ficksche Diffusion|Diffusionsgradienten]] beeinflusst.

=== Weitere individuelle Faktoren ===
Die Höhe der BAK nach dem Konsum alkoholischer Getränke wird durch eine Vielzahl individueller Faktoren wie Körpergewicht, Körpergröße, Geschlecht und die Zusammensetzung der Isoenzyme der Alkoholdehydrogenase bestimmt. Da Ethanol [[hydrophil]] und [[lipophob]] ist, verteilt er sich nach der Aufnahme vor allem im Körperwasser, während das Fettgewebe nur geringe Mengen Alkohol aufnimmt. Bei der Berechnung der BAK muss der individuell unterschiedliche Wasseranteil durch Berücksichtigung z.&nbsp;B. des [[Body-Mass-Index]] oder durch alters- und geschlechtsspezifische Faktoren berücksichtigt werden. Da Frauen im Mittel einen höheren Körperfettanteil als Männer haben, schlägt sich dies beispielsweise in einem kleineren Widmarkfaktor nieder. Weicht ein Individuum durch Über- oder Untergewicht stark von seiner Referenzgruppe ab, führt dies unter Umständen zu einer Fehlberechnung der BAK.

=== Resorptionsdefizit ===
Meist sind die Erwartungswerte, die man aus den konsumierten Alkoholmengen berechnet, höher als die gemessenen Blutspiegel. Dieses Defizit bezeichnet man auch als Resorptionsdefizit. Bei leerem Magen kann dieses Defizit bis etwa 10 % der aufgenommenen Alkoholmenge ausmachen, bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme oder gefülltem Magen und großen Trinkmengen kann es jedoch erheblich höher ausfallen.

== Berechnung der BAK ==
Die Alkoholkonzentration im Blut hängt ab von:

* der Menge des konsumierten Alkohols
* der Resorptionsrate des Alkohols im Körper
* der Menge des Körperwassers, in dem sich der Alkohol verteilt
* der Abbaurate des Alkohols im Blut.

=== Widmark-Formel ===
Der schwedische Chemiker [[Erik Widmark|Erik M.&nbsp;P. Widmark]] hat folgende Formel<ref>E. M. P. Widmark: ''Die theoretischen Grundlagen und die praktische Verwendbarkeit der gerichtlich-medizinischen Alkoholbestimmung''. Urban & Schwarzenberg, Berlin/ Wien 1932, {{DNB|365635693}}.</ref> zur Bestimmung der theoretischen maximalen BAK entwickelt:

: <math>w = \frac {A}{m\cdot r}</math>

mit
* <math>w</math> der Massenanteil des Alkohols im Körper in ‰
* <math>A</math> die aufgenommene Masse des Alkohols in Gramm (g)
* <math>m</math> die Masse der Person in Kilogramm (kg)
* <math>r</math> der Reduktions- oder Verteilungsfaktor im Körper:
** Männer: 0,68–0,7
** Frauen/Jugendliche: 0,55–0,60
** Säuglinge/Kleinkinder: 0,75–0,80

Um bei einem Getränk die Masse <math>A</math> des Alkohols herauszufinden, muss das Volumen <math>V</math> des Getränkes (gemessen in Milliliter, damit das Ergebnis in Gramm vorliegt) mit dem Alkoholvolumenanteil <math>e</math> (auf dem Getränkebehälter zu finden, z.&nbsp;B. Bier: 0,05) und der Dichte von Alkohol (<math>\rho \approx 0{,}8\,\mathrm{kg/l} = 0{,}8\,\mathrm{g/ml}</math>) multipliziert werden: <math>A = V \cdot e \cdot \rho</math>. Hat beispielsweise ein Liter (also 1000 ml) Bier einen Volumenanteil von 0,05 (d.&nbsp;h. 5 %) Alkohol, so entsprechen die 50&nbsp;ml Alkohol einem Gewicht von 40&nbsp;g.

Ein Beispiel: Trinkt also ein ca. 80&nbsp;kg (<math>m = 80\,\mathrm{kg}</math>) schwerer Mann (<math>r \approx 0{,}7</math>) eine 0,5-l-Flasche Bier (<math>A = 20\,\mathrm g</math> Alkohol), so ergibt das in die Widmark-Formel eingesetzt folgende BAK:

:<math>\mathrm{BAK}_\mathit{Bsp.} = \mathrm{c}_\mathit{Bsp.} = \mathrm{\frac{20\,g}{80\,kg \cdot 0{,}7} = \frac{20}{56} \frac{g}{kg} \approx 0{,}3571 \frac{g}{kg} \approx 0{,}36}\,{}^{0\!}\!/\!_{00}</math>.

Von der errechneten Blutkonzentration müssen zwischen 10 % und 30 % abgezogen werden, da der Alkohol nicht vollständig aufgenommen wird.
Als stündlicher Abbauwert ist ein Wert zwischen 0,1 ‰ und 0,2 ‰ anzunehmen. In der forensischen Literatur geht man auch von einer Abbaurate von ca. 0,15 ‰ aus.

Der Reduktionsfaktor spiegelt den Anteil des Körpers wider, in dem sich der Alkohol verteilt. Neben der historisch ersten und heute noch gängigen Formel von Widmark werden im Folgenden weitere Berechnungsverfahren, die neben dem Körpergewicht und Geschlecht auch die Körperlänge und das Alter berücksichtigen, beschrieben.

=== Berechnung nach Seidl ===
Nach Seidl<ref>S. Seidl, U. Jensen, A. Alt: ''The calculation of blood ethanol concentrations in males and females.'' In: ''International Journal of Legal Medicine.'' Band 114. 2000, S. 71–77.</ref> ergeben sich die Reduktionsfaktoren für Frauen (RW) und Männer (RM) unter Berücksichtigung von Körpergewicht in&nbsp;kg und von Körperlänge in&nbsp;cm:

: RW = 0,31233&nbsp;−&nbsp;0,006446&nbsp;·&nbsp;Körpergewicht&nbsp;+&nbsp;0,004466&nbsp;·&nbsp;Körperlänge,

: RM = 0,31608&nbsp;−&nbsp;0,004821&nbsp;·&nbsp;Körpergewicht&nbsp;+&nbsp;0,004432&nbsp;·&nbsp;Körperlänge.

=== Berechnung nach Ulrich ===
Ulrich<ref>L. Ulrich, Y. Cramer, P. Zink: ''Die Berücksichtigung individueller Parameter bei der Errechnung des Blutalkoholgehaltes aus der Trinkmenge.'' In: ''Blutalkohol.'' 24, 1987, S. 192–198.</ref> schlug für Männer (RU) folgende Beziehung vor:

: RU = 0,715&nbsp;−&nbsp;0,00462&nbsp;·&nbsp;Körpergewicht&nbsp;+&nbsp;0,0022&nbsp;·&nbsp;Körperlänge

=== Watson-Formel ===
Eine weitere Formel lieferte Watson.<ref>P. E. Watson, R. Watson, R. D. Batt: ''Total body water volumes for adult males and females estimated from simple antropometric measurements.'' In: ''The American Journal of Clinical Nutrition.'' 33, Januar 1980, S.&nbsp;27–39. PMID 6986753.</ref> Er ermittelte empirisch die Abhängigkeit des Verteilungsfaktors <math>r</math> von Geschlecht, Körpermasse <math>m</math>&nbsp;(kg), Körpergröße <math>h</math>&nbsp;(cm) und Alter <math>t</math> (in Jahren).

Über eine Abschätzung des im Körper enthaltenen Wassers (Gesamtkörperwasser GKW [Liter]) kann der Verteilungsfaktor&nbsp;<math>r</math> genauer bestimmt werden:

:<math>GKW_\mathrm{m\ddot{a}nnlich} = 2{,}447 - 0{,}09516 \cdot \frac{t}{\mathrm{Jahre}} + 0{,}1074 \cdot \frac{h}{\mathrm{cm}} + 0{,}3362 \cdot \frac{m}{\mathrm{kg}}</math>,
:<math>GKW_\mathrm{weiblich} = -2{,}097 + 0{,}1069 \cdot \frac{h}{\mathrm{cm}} + 0{,}2466 \cdot \frac{m}{\mathrm{kg}}</math>.

Eine von Axel Eicker stammende Modifikation bei Frauen enthält eine Altersabhängigkeit. Hier ist ein Parameter allerdings nur dreistellig, was zu einem Genauigkeitsverlust führt:

<!-- dieselbe Formel muss nicht zweimal zitiert werden - das verwirrt eher, weil man instinktiv nach Unterschieden sucht
:<math>GKW_\mathrm{m\ddot{a}nnlich} = 2{,}447 - 0{,}09516 \cdot \frac{t}{\mathrm{Jahre}} + 0{,}1074 \cdot \frac{h}{\mathrm{cm}} + 0{,}3362\cdot \frac{m}{\mathrm{kg}}</math>
-->
:<math>GKW_\mathrm{weiblich} = 0{,}203 - 0{,}07 \cdot \frac{t}{\mathrm{Jahre}} + 0{,}1069 \cdot \frac{h}{\mathrm{cm}} + 0{,}2466 \cdot \frac{m}{\mathrm{kg}}</math>.

<math>r</math> ergibt sich nun wie folgt
(<math>\rho_\mathrm{Blut}</math> = Dichte des Blutes, durchschnittlich <math>1{,}055\,\tfrac{\mathrm{g}}{\mathrm{cm}^3}</math>):

:<math>r = \frac{\rho_\mathrm{Blut} \cdot GKW}{0{,}8 \cdot m}</math>.

Der Faktor 0,8 gibt den Anteil des Wassers im Blut an. Setzt man dies in die Widmark-Formel ein, so erhält man

:<math>c = \frac{0{,}8 \cdot A}{\rho_\mathrm{Blut} \cdot GKW}</math>.

== Messung der BAK ==
Die BAK kann durch unterschiedliche Verfahren bestimmt werden. Gängige Verfahren sind das ADH-Verfahren und die gaschromatographische Bestimmung. Beide Verfahren werden in der Regel nicht auf Vollblut, sondern auf Serum angewandt. Dazu werden die festen Blutbestandteile durch [[Zentrifugieren]] vom [[Blutserum]] getrennt. Seit den späten 1990er&nbsp;Jahren bestehen Bestrebungen, die BAK aus der Atemalkoholkonzentration (AAK) zu errechnen.

Eine Blutentnahme unter Desinfektion der Punktionsstelle mit Ethanol hat keinen verfälschenden Einfluss auf die Messung der Blutalkoholkonzentration.<ref>G. Lippi, A. M. Simundic, G. Musile, E. Danese, G. Salvagno, F. Tagliaro: ''The alcohol used for cleansing the venipuncture site does not jeopardize blood and plasma alcohol measurement with head-space gas chromatography and an enzymatic assay.'' In: ''Biochem Med (Zagreb).'' 27(2), 15. Jun 2017, S. 398–403. PMID 28694729</ref>

Für rechtliche Belange muss die BAK in Deutschland mittels zweier unterschiedlicher Verfahren in Doppelbestimmung ausgeführt werden. Die vier Einzelwerte dürfen nicht mehr als 10 % vom [[Mittelwert]] abweichen.

=== ADH-Methode ===
In einer [[Puffer (Chemie)|Pufferlösung]] wird Ethanol durch das [[Enzym]] [[Alkoholdehydrogenase]] (ADH) zu [[Acetaldehyd]] oxidiert. Der Aldehyd wird durch [[Semicarbazid]] gebunden. Der freiwerdende [[Wasserstoff]] wird an [[Nicotinamidadenindinukleotid|NAD]] gebunden. Das gebildete NAD-H unterscheidet sich von NAD durch eine deutliche [[Absorptionsbande]] im [[Ultraviolett]]bereich von 340&nbsp;nm. Dadurch kann auf entsprechend geeichten Geräten durch [[Extinktion (Optik)|Extinktionsmessung]] auf den Ethanolgehalt einer Probe geschlossen werden.<ref>W. Schwerd (Hrsg.): ''Kurzgefaßtes Lehrbuch der Rechtsmedizin''. 1976, S. 111&nbsp;ff.</ref>

=== Gaschromatographische Bestimmung ===
Ein Verfahren zur gaschromatographischen Bestimmung von Ethanol im Serum ist die Methode mit [[Gaschromatographie#Verwendung in der quantitativen Analyse|innerem Standard]]. Dazu wird die verdünnte Serumprobe mit einer definierten Menge [[T-Butanol|''tert.''-Butanol]] vermischt. Über das Verhältnis der Peakhöhen oder Peakflächen des inneren Standards und des Ethanolpeaks der Probe kann der Ethanolgehalt der Probe errechnet werden.<ref>R. Iffland: ''Zur Reduzierung der Serummengen für die forensische Blutalkoholbestimmung.'' In: ''Blutalkohol.'' 28, 1991, Nr. 6, S.&nbsp;371–376.</ref>

=== Atemalkoholkonzentration ===
Für die [[Atemalkoholbestimmung]] existieren eine Reihe von Verfahren.
Das für die Polizeipraxis entwickelte Messverfahren verwendete ursprünglich ein mit tiefgelbem [[Kaliumdichromat]] gefülltes [[Prüfröhrchen]]. Beim Durchleiten alkoholhaltiger Atemluft (1&nbsp;Liter Blasvolumen) wird das Röhrchen durch Bildung von [[Chrom|Cr(III)]] grün gefärbt, dabei ist die Länge der grün gefärbten Zone ein Maß für den Alkoholgehalt. Seit&nbsp;1995 setzt die Polizei elektronische Geräte mit einem elektrochemischen Sensor ein, der in einer digitalen Anzeige die gemessene Atemalkohol-Konzentration (AAK) in mg/l anzeigt.<!-- http://www.alkohol-lexikon.de/alcotest.shtml -->
Üblicherweise wird das Gerät [[Drägerwerk|Dräger]] Alcotest 7410 direkt vor Ort bei Kontrollen und bei Unfallaufnahmen durch die Polizei eingesetzt.

Die beiden genannten Verfahren sind nicht als Beweis vor Gericht zugelassen. Sie dienen daher lediglich als Vortest. Grundlegende Prüfungen von elektronischen Atemalkoholtestverfahren wurden 1981 vom damaligen Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des [[Bundesgesundheitsamt]]es veröffentlicht.<ref>[[Günter Schoknecht]] unter Mitarbeit von Hans-Ulrich Melchert und Wolfgang Thefeld: ''Prüfung von elektronischen Atemalkoholtestverfahren&nbsp;– Eine Stellungnahme des Bundesgesundheitsamtes''. D. Reimer Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-496-02114-4.</ref> Abhängig vom Testergebnis wird entweder eine Blutentnahme angeordnet, oder eine beweissichere AAK-Messung durchgeführt. Dazu steht seit Ende der 90er&nbsp;Jahre mit dem Dräger Alcotest 7110 Evidential MK III ein weitaus komplexeres Messgerät zu Verfügung, das durch die Verwendung zweier unterschiedlicher Messverfahren ([[Brennstoffzelle]] und [[Infrarot]]-Sensor) in Doppelbestimmung die rechtlichen Anforderungen erfüllt. Die Vergleichbarkeit von AAK und BAK wird allerdings diskutiert.<ref>R. Iffland, H. Käferstein: ''Diskussionsbemerkungen zum Arbeitskreis III „Atem- und Blutalkoholmessung auf dem Prüfstand“.'' In: ''Blutalkohol.'' 46, 2009, S.&nbsp;84–88.</ref>

Nach {{§|24a|stvg|juris}} Abs.&nbsp;1 [[Straßenverkehrsgesetz|StVG]] entsprechen 0,5&nbsp;‰ Blutalkoholkonzentration 0,25 mg/l Atemalkoholkonzentration.

== Rechtliche Bedeutung ==
Im Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht spielt die BAK des Täters vor allem bei der Beurteilung seiner [[Schuldfähigkeit]] eine Rolle. Zudem setzen bestimmte Straftatbestände eine Alkoholisierung des Täters bzw. Opfers voraus. Zivilrechtlich kann eine Alkoholisierung zur Nichtigkeit von Willenserklärungen führen ({{§|105|bgb|juris}} [[Bürgerliches Gesetzbuch|BGB]]).

=== Berechnung des Blutalkoholgehalts zur Tatzeit auf Grund der Trinkmengen ===
Wurde eine Blutprobe nicht entnommen, muss in der Regel eine Berechnung der Blutalkoholkonzentration zur Tatzeit nach Trinkmengen vorgenommen werden. Anhand der Trinkmenge, des Körpergewichts und des Körperbaus wird mit Hilfe von Tabellenwerken, die auch Auskunft über die Alkoholgehalte vieler Getränke geben, zunächst die Blutalkoholkonzentration festgestellt, die theoretisch erreicht worden wäre, wenn die gesamte Alkoholmenge auf einmal in den Körper gelangt wäre (theoretische Konzentration). Von diesem Wert ausgehend ist folgende Berechnung anzustellen:

; Höchstmögliche Blutalkoholkonzentration
: Theoretische Konzentration
: minus Resorptionsdefizit 10 %
: Abbau je Stunde 0,1 ‰

; Niederstmögliche Blutalkoholkonzentration
: Theoretische Konzentration
: minus Resorptionsdefizit 30 %
: Abbau je Stunde 0,2 ‰
: Sicherheitsabschlag einmalig 0,2 ‰

Die Aufnahme des Alkohols samt Promillegehalt im Körper ist abhängig vom Körpergewicht:

=== Berechnung des Blutalkoholgehalts zur Tatzeit aufgrund einer später entnommenen Blutprobe ===
Wurde eine Blutprobe entnommen, gelten nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs Grundsätze, die auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, allgemein gültig sind und dem Zweifelssatz gerecht werden<ref>BGHSt 37, 231 = NJW 1991, 852</ref> (individuelle Abbauwerte erkennt die Rechtsprechung nicht an). Über diese Grundsätze darf sich auch ein Sachverständiger nicht hinwegsetzen. Nach diesen Grundsätzen ist die Tatzeitblutalkoholkonzentration nach Blutprobe wie folgt zu berechnen:

; Höchstmögliche Blutalkoholkonzentration<!-- sic! Tatzeit ist z.&nbsp;B. schon 3&nbsp;Stunden her, siehe z.&nbsp;B. http://books.google.de/books?id=IL2J1fN2f9EC&pg=PA110&lpg=PA110&dq=h%C3%B6chstm%C3%B6gliche+blutalkoholkonzentration+in+der+rechtsprechung&source=bl&ots=mhHT0DrTzS&sig=PV19W4LopZPONNMuzDnTYgse73c&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=4&ct=result#PPA110,M1 Beispiel bei gemessener 1&nbsp;‰ nach 3 Stunden der Tatzeit: 1&nbsp;‰ + 0,2&nbsp;‰ + 0,2&nbsp;‰ + 0,2&nbsp;‰ + 0,2&nbsp;‰ Sicherheitszuschlag = 1,8&nbsp;‰ -->

Zugunsten des Angeklagten ist von abgeschlossener Resorption auszugehen. Abbau je Stunde 0,2&nbsp;‰; Sicherheitszuschlag einmalig 0,2&nbsp;‰ von der ersten Stunde an.

; Niedrigstmögliche Blutalkoholkonzentration

Abbau je Stunde 0,1 ‰, nach beendeter [[Resorption]]. Diese kann bis zu zwei Stunden dauern. Deshalb bleiben für die [[Rückrechnung]] zwei Stunden nach Trinkende außer Betracht.<ref>BGHSt 25, 246, 250 = NJW 1974, 246. ({{Webarchiv |url=http://www.richterschmidt.de/index.php/materialien-fuer/referendarausbildung/3-blutalkohol-berechnung |text=Archivlink |wayback=20140519190655}})</ref><!-- Beispiel bei gemessener 1&nbsp;‰ nach 3 Stunden der Trinkzeit: 1&nbsp;‰ + 0,0&nbsp;‰ + 0,0&nbsp;‰ + 0,1&nbsp;‰ = 1,1&nbsp;‰ -->

Liegen lediglich „[[Alcotest|Alcotest Handmessgerät]]“-Testergebnisse über die Atemluftkonzentration vor, dürfen diese wegen der noch bestehenden [[Messfehler|Mess-Ungenauigkeiten]] nicht zum Nachteil des Angeklagten verwertet werden. Einer Verwertung zugunsten des Angeklagten steht aber nichts entgegen.<ref>BGH NStZ 1995, 96</ref> Die Messwerte sind dann ebenso zurückzurechnen wie Blutprobenergebnisse.<ref>BGH NStZ 1995, 96</ref>

Je länger die Tat zurückliegt, umso problematischer wird die Rückrechnung der BAK zum Tatzeitpunkt, insbesondere wegen des sog. Nachtrunks. Trinkt der Täter nach der Tat&nbsp;– etwa beim Eintreffen der Polizei oder während der Fahrt zur Wache&nbsp;– in kurzer Zeit größere Mengen Alkohol (Flachmann mit Hochprozentigem im Handschuhfach) wird die nachträgliche Bestimmung der BAK zum Tatzeitpunkt aufgrund des Anflutungswertes bei unbekannter Menge sowie in unbekannter Konzentration von Alkohol im Blut in der Regel nicht mehr möglich sein. Unter bestimmten Umständen kann zum Ausschluss eines Nachtrunks die [[Begleitalkoholanalyse#Nachtrunkbehauptungen|Begleitalkoholanalyse]] beitragen.

Mit der erweiterten Widmark-Formel kann man dies auch approximativ berechnen:

:<math>c(x) = \frac{A}{m \cdot r} - a \cdot x</math>
mit
:<math>a = 0{,}1 \dots 0{,}2 \approx 0{,}15</math>,
:<math>x = \text{Zeit}\ \mathrm{[h]}</math>,
(weitere Variablen wie in Abschnitt [[#Widmark-Formel|Widmark-Formel]]).

=== Grenzwerte ===
Die nachfolgende Tabelle gibt eine selektierte Übersicht der Grenzwerte in Europa wieder. Für Berufsfahrer und motorisierte Zweiradfahrer sowie Fahranfänger gelten oftmals geringere Grenzwerte. Weitere Informationen können dem Artikel [[Fahren unter Einfluss psychoaktiver Substanzen#Promillegrenzen in Europa|Promillegrenzen im Straßenverkehr in Europa]] entnommen werden.
{| class="wikitable"
|+Vergleich der Grenzwerte in Europa
!Land
!erlaubte Maximal&shy;grenze
!Geldstrafe
!Führerschein&shy;entzug
!Nach&shy;schulung
!Haftstrafe
!Fahrzeug&shy;entzug
!Bemerkungen
|-
|{{Deutschland}}
|0,0 ‰ – 0,5 ‰
|ab 250 €
|ab 0,5 ‰
|ab 0,5 ‰
|{{Nein}}
|{{Nein}}
|[[Medizinisch-Psychologische Untersuchung|MPU]] für motorisierte Fahrzeugführer ab 1,1 ‰, für Fahrradfahrer ab 1,6 ‰, im Wiederholungsfall kann eine MPU auch bei geringeren Werten angeordnet werden.
|-
|{{Italien}}
|0,0 ‰ – 0,5 ‰
|500 € – 6.000 €
|ab 0,5 ‰
|{{Nein}}
|ab 1,5 ‰
|ab 1,5 ‰
|
|-
|{{Norwegen}}
|0,2 ‰
|
|
|
|
|
|Strafmaß nicht bekannt.
|-
|{{Polen}}
|0,2 ‰
|> 145 €
|ab 0,2 ‰ Fahrverbot
|{{Nein}}
|möglich
|{{Nein}}
|Gilt nur für Führer eines Kraftfahrzeugs.
|-
|{{Österreich}}
|0,1 ‰ – 0,5 ‰
|300 € – 5.900 €
|ab 0,5 ‰
|ab 0,5 ‰
|{{Nein}}
|{{Nein}}
|Nachschulung und/oder Führerscheinentzug bei Wiederholungsfall ab 0,5 ‰. Ab 0,8 ‰ zwingend.
|-
|{{Schweden}}
|0,2 ‰
|
|
|
|
|
|Strafmaß nicht bekannt.
|}
==== Deutschland ====
Das Führen eines Kraftfahrzeugs auf [[Verkehrsgrund|öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen]] in nicht fahrtüchtigem Zustand ist verboten.

Der [[Bundesgerichtshof]] hat 1953 einen für die Gerichte in der Bundesrepublik Deutschland verbindlichen Blutalkoholspiegel von 1,5&nbsp;‰ festgelegt, ab dem im Straßenverkehr jeder Kraftfahrer als absolut fahruntüchtig zu gelten hat. Dieser Wert wurde durch den BGH 1966 auf 1,30&nbsp;‰ und 1990 auf 1,10&nbsp;‰ reduziert. Seit 1973 werden Alkoholfahrten von Kraftfahrern ab 0,8&nbsp;‰, seit 1998 ab 0,5&nbsp;‰ auch als Ordnungswidrigkeiten geahndet.<ref>G. Berghaus, H. Grass: ''Fahrsicherheit unter Alkoholwirkung.'' In: B. Madea, B. Brinkmann: ''Handbuch gerichtliche Medizin''. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 2003, S.&nbsp;885–925.</ref>

Für Fahranfänger bis 21 Jahre und während der Probezeit gilt mit der Einführung des neuen {{§|24c|stvg|juris}} StVG in Deutschland ab 1. August 2007 zusätzlich auch ein absolutes Alkoholverbot. Ordnungswidrig handelt, wer in der Probezeit nach {{§|2a|stvg|juris}} StVG oder vor Vollendung des 21. Lebensjahres als Führer eines Kraftfahrzeugs im Straßenverkehr alkoholische Getränke zu sich nimmt oder die Fahrt antritt, obwohl er unter der Wirkung eines solchen Getränks steht. Die nachfolgenden Werte sind überwiegend nicht gesetzlich festgelegt, sondern als ständige Rechtsprechung das Ergebnis jahrelanger Justizpraxis.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.123fahrschule.de/lernen/junge-fahrer |titel=Junge Fahrer: Darum sind die besonders gefährdet! |werk=123FAHRSCHULE |sprache=de |abruf=2019-10-08}}</ref>

{| class="wikitable"
|- - class="hintergrundfarbe6"
! align="left" width="10%"| BAK in ‰
! align="left" width="80%"| Rechtliche Bedeutung
|- style="vertical-align:top"
| 0,0
|
Absolutes Alkoholverbot für Fahranfänger in der Probezeit oder vor Vollendung des 21. Lebensjahres. Die Zuwiderhandlung wird als schwerwiegende Ordnungswidrigkeit eingestuft<!-- zu Nummer&nbsp;4 (Änderung der Anlage&nbsp;12&nbsp;FeV, in Weblink §&nbsp;24&nbsp;c --> und nicht nur mit einer Geldbuße von 250&nbsp;€<!-- Bußgeldkatalog vom 1.&nbsp;März 2008, hier suche §&nbsp;24&nbsp;c auf Seite 328/2: http://www.kba.de/Stabsstelle/ZentraleRegister/VZR/Bundeseinheitlicher_Tatbestandskatalog_01_03_2008.pdf ; ab 1.&nbsp;Februar 2009: 250&nbsp;€, in: http://www.verkehrsportal.de/bussgeldkatalog/bkatv_86.php --> geahndet. Zusätzlich erhält man auch 1&nbsp;[[Punktesystem (Fahrerlaubnisrecht)|Punkt]] im [[Fahreignungsregister]] in Flensburg, was nach {{§|2a|stvg|juris}} Abs.&nbsp;2&nbsp;StVG zur Anordnung der Teilnahme an einem besonderen [[Aufbauseminar für Fahranfänger|Aufbauseminar]] und zur Verlängerung der Probezeit um 2 Jahre führt.<!-- Details des Zustandekommens des Ablaufs des Gesetzes vom 24.&nbsp;Mai 2007, in: http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP16/93/9380.html -->
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| 0,3
| „[[Fahruntüchtigkeit#Relative Fahrunsicherheit (früher Fahruntüchtigkeit)|Relative Fahruntüchtigkeit]]“: Wenn typische Ausfallerscheinungen, Fahrfehler oder konkrete Gefährdungen hinzutreten, ist dies nach {{§|316|stgb|juris}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] ([[Trunkenheit im Verkehr]]) oder sogar nach {{§|315c|stgb|juris}} StGB ([[Gefährdung des Straßenverkehrs]]) strafbar und wird zudem im Regelfall zum [[Entzug der Fahrerlaubnis]] (nach {{§|69|stgb|juris}} StGB) führen. Die [[Fahreignung]] ist nicht mehr gegeben.
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| 0,5
| Die „0,5 Promille-Grenze“: Unerlaubtes Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr, auch ohne Ausfallerscheinungen (in der Regel aufgrund entsprechender Alkoholgewöhnung). Ordnungswidrigkeit gem. {{§|24a|stvg|juris}} StVG (erster Verstoß: 1&nbsp;Monat [[Fahrverbot]], 500&nbsp;€ Bußgeld, 2 Punkte im Fahreignungsregister in Flensburg; zweiter Verstoß: 3&nbsp;Monate Fahrverbot, 1000&nbsp;€ Bußgeld, 2 Punkte; weitere Verstöße: 3&nbsp;Monate Fahrverbot, 1500&nbsp;€ Bußgeld, 2&nbsp;Punkte). Nach der zweiten entdeckten Alkoholfahrt wird&nbsp;– unabhängig von der Höhe der BAK&nbsp;– in der Regel eine [[Medizinisch-Psychologische Untersuchung]] gefordert, um die [[Fahreignung]] zu überprüfen.
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| 1,1
| „[[Fahruntüchtigkeit#Absolute Fahrunsicherheit (früher Fahruntüchtigkeit)|Absolute Fahruntüchtigkeit]]“ beim Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr und in der Schifffahrt. Straftat gem. {{§|316|stgb|juris}} StGB. [[Entzug der Fahrerlaubnis]] für etwa 9 Monate (unterschiedlich geregelt<!-- in etwa ±&nbsp;3&nbsp;Monate -->), [[Strafbefehlsverfahren (Deutschland)|Strafbefehl]] mit Geldstrafe von mindestens 40&nbsp;bis 60&nbsp;Tagesgehalt-Sätzen<!-- Die Höhe eines Tagessatzes richtet sich nach dem täglichen Einkommen des Täters --> oder Freiheitsstrafe bei fahrlässiger Gefahrenverursachung, 3&nbsp;Punkte in Flensburg, Schadensersatzansprüche Dritter.<!-- Paragraphen übersichtlich geordnet z.&nbsp;B. in: http://www.gansel-rechtsanwaelte.de/artikel/A17-Trunkenheit---Drogen.php?pr=1 -->
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| 1,3
| „Absolute Fahruntüchtigkeit“ beim Führen eines Motorsportboots auf dem [[Bodensee]]<ref>[[Oberlandesgericht Karlsruhe]] als Schifffahrtsobergericht, Urteil vom 18.&nbsp;Januar 2001&nbsp;– Ns 1/00: Nr.&nbsp;78.</ref>
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| 1,6
| Anordnung einer [[Medizinisch-Psychologische Untersuchung|MPU]] zur „Begutachtung der Fahreignung“ sowie „absolute Fahruntüchtigkeit“ auch beim Führen nichtmotorisierter Fahrzeuge im Straßenverkehr (vor allem Fahrräder). Die Frist zur Durchführung beträgt normalerweise 2 Monate, bei Nichtvorlage eines positiven Gutachtens folgt der [[Entzug der Fahrerlaubnis]].
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| 2,0
| Verminderte Schuldfähigkeit gem. {{§|21|stgb|juris}}&nbsp;StGB ist möglich (außer bei Tötungsdelikten).
|- style="vertical-align:top"
| 2,2
| Verminderte Schuldfähigkeit gem. {{§|21|stgb|juris}}&nbsp;StGB bei Tötungsdelikten ist möglich (Verringerung der Hemmschwelle).
|- style="vertical-align:top"
| 2,5
| Verminderte Schuldfähigkeit gem. {{§|21|stgb|juris}}&nbsp;StGB ist wahrscheinlich. Schuldunfähigkeit gem. {{§|20|stgb|juris}}&nbsp;StGB (und damit auch [[actio libera in causa]]) ist möglich.
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| 3,0
| [[Schuldunfähigkeit]] gem. {{§|20|stgb|juris}}&nbsp;StGB ist (sehr) wahrscheinlich (außer bei Mord). Ein regelmäßiges Vorliegen von Schuldunfähigkeit wird nach neuester Rechtsprechung des BGH nicht mehr angenommen (aber die Indizwirkung bleibt). {{§|323a|stgb|juris}}&nbsp;StGB [[Vollrausch]] möglich, wenn {{§|20|stgb|juris}}&nbsp;StGB nicht ausschließbar.
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| 3,3
| Schuldunfähigkeit des Mörders ist (sehr) wahrscheinlich („Sicherheitszuschlag“, höhere Hemmschwelle)
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| 3,5
| Hier endet die Vernehmungsfähigkeit ({{§|136a|stpo|juris}} [[Strafprozessordnung (Deutschland)|StPO]]). Dies hat Bedeutung für die Verwertbarkeit der Aussage und eine mögliche Strafbarkeit des Vernehmenden.
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| >&nbsp;3,0
| Der Wert der [[Letale Dosis|letalen Dosis]] wird in Fachliteratur mit 3&nbsp;‰ bis 4&nbsp;‰ beschrieben. Allerdings sind Fälle mit einer überlebten BAK um 4&nbsp;‰ nicht außergewöhnlich. Es sind extreme Fälle bekannt, die diese Werte deutlich überschreiten.
|}

Im Schiffsverkehr gilt im Gültigkeitsbereich der [[Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung]] für den Führer eines Fahrzeuges und Personal mit anderer Tätigkeit des Brücken-, Decks- oder Maschinendienstes ein BAK-Grenzwert von 0,5&nbsp;‰, bzw. ein AAK-Grenzwert von 0,25 mg/l Atemluft ({{§|3|seeschstro_1971|juris}} Abs. 4 SeeSchStrO). Das Führen eines Schiffes unter Alkoholeinfluss kann nach § 61 Abs.1 Nr. 1a-c SeeSchStrO iVm § 15 des [[Seeaufgabengesetz]]es (SeeAufgG) ordnungswidrig sein. Für Schiffsführer kann zudem eine Strafbarkeit nach {{§|315a|stgb|juris}} StGB oder nach {{§|316|stgb|juris}} StGB in Betracht kommen.<ref>Heribert Blum: ''Die Trunkenheit im Verkehr (§§ 315 c I Nr. 1 a, 316 StGB, 24 a StVG).'' In: ''Straßenverkehrsrecht.'' (SVR) 173, 2011, 175</ref>

=== Haftung und Versicherungsschutz ===
[[Datei:Relatives Unfallrisiko bei verschiedenen BAK.png|mini|300px|alt=Das Diagramm zeigt eine exponentielle Zunahme des Unfallrisikos mit steigender Blutalkoholkonzenztration.|Exponentielle Zunahme des Unfallrisikos mit steigender Blutalkoholkonzentration.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.infrastructure.gov.au/roads/safety/publications/1997/pdf/Speed_Risk_1.pdf |titel=www.infrastructure.gov.au Seite 54, Gliederungspunkt 5.4.1 |format=PDF; 313&nbsp;kB |abruf=2011-05-06}}</ref> ]]
Alkoholisierung wirkt sich bei [[Gerichtsverfahren]] nach einem [[Straßenverkehrsunfall]] regelmäßig negativ auf die [[Schuld (Strafrecht)|Schuld]]-Zumessung zwischen den Unfallbeteiligten aus. Sie kann auch bei relativ klaren Unfallsituationen dazu führen, dass einem alkoholisierten Geschädigten aufgrund verminderter Reaktionsfähigkeit für Ausweich- oder Bremsmanöver eine (Mit-)Schuld zugesprochen bzw. dessen Unfallgegner von einer (Mit-)Schuld befreit wird. Nur in Ausnahmefällen<ref>{{Webarchiv |url=http://verkehrsanwaelte.de/verkehrsunfall_keine_teilschuld_trotz_alkohol.html |text=Gutachterlich festgestellte Unvermeidbarkeit trotz Trunkenheit |wayback=20101130233612}}: LG Landstuhl, Urteil vom 4. Juni 2007, Aktenzeichen 1 O 806/06</ref><ref>[http://www.bussgeldkatalog.biz/news/440.html Mitschuld trotz schwerer Trunkenheit des Gegners]: OLG Stuttgart, Urteil vom 26. Oktober 2006, Aktenzeichen 13 U 74/2006</ref> kommt es zu anderslautenden Urteilen.

Zugleich hat die Trunkenheit des Fahrzeugführers auch Auswirkungen auf üblichen [[Versicherungsschutz]]: „Ist der Alkohol eindeutig für den Unfall verantwortlich greift in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung die Trunkenheitsklausel. Sie befreit den Versicherer von seiner Leistungspflicht. (…Zwar) reguliert die [[Kfz-Haftpflichtversicherung]] den Schaden. Anschließend nimmt sie den Fahrer jedoch in [[Regress (Recht)|Regress]]. Maximal 5.000&nbsp;€ kann sie sich vom Schädiger zurückholen.“<ref name="HUK">{{Webarchiv |url=http://www.huk.de/presse/tipps-fuer-den-alltag/2014/alkohol-kann-versicherungsschutz-kosten.jsp |text=''Die Menge macht´s'' |wayback=20140826114941}} HUK-Coburg, 2. Februar 2011.</ref>

Beschuldigte können in Zweifelsfällen vom beteiligten Arzt eine zweite Blutprobe abnehmen und diese in einem unabhängigen und qualitätskontrollierten gerichtsmedizinischen Institut untersuchen lassen, um einen Gegenbeweis zu ermöglichen. Nur damit sind Widersprüche und insbesondere mögliche Probenverwechslungen bei der Analyse gerichtsfest zu klären.

== Grundlegende Gutachten und Monografien ==
* P. V. Lundt, E. Jahn: ''Alkohol bei Verkehrsstraftaten.'' Gutachten des [[Bundesgesundheitsamt]]es. Hrsg. Bundesminister der Justiz&nbsp;sow. Bundesminister für Verkehr. Kirschbaum Verlag, Bad Godesberg 1966, {{DNB|456442146}}.
** ''Ergänzende Stellungnahme zu den bisher vorgelegten Gutachten des Bundesgesundheitsamtes.'' Kirschbaum Verlag, Bad Godesberg 1967, {{DNB|457472073}}.
* [[Harald Schütz]]: ''Alkohol im Blut&nbsp;– Nachweis und Bestimmung, Umwandlung, Berechnung''. Verlag Chemie, Weinheim 1983, ISBN 3-527-26094-3.
* H. J. Gibitz, H. Schütz (Bearb.): ''Bestimmung von Ethanol im Serum&nbsp;– Durchführung und Interpretation im klinisch-chemischen Laboratorium''. Für die [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]. Mitteilung XX der Senatskommission für klinisch-toxikologische Analytik. VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1993, ISBN 3-527-27555-X.
* ''Terminology for the European Conference on Health, Society and Alcohol – A glossar with equivalents in English, French, German and Russian'', (Hrsg.: Sonja Hvalkov und Peter Anderson) veröffentlicht 1995 vom [[WHO]] Regionalbüro in Kopenhagen. An der Ausgabe arbeiteten mit: Griffith Edwards (National Addiction Centre, London), Michel Craplet (Association nationale de prévention de l'alcoolisme, Paris), Manfred Frank ([[Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin]], Berlin), Burckhard Junge und Hans-Ulrich Melchert (beide [[Robert Koch-Institut]], Berlin) und Constantin Krasovsky (Alcohol and Drug Information Centre [[Kiew]]).<ref>[https://apps.who.int/iris/handle/10665/272999 Bibliographische Daten der Broschüre]</ref><ref>[https://www.euro.who.int/en/publications/policy-documents/european-charter-on-alcohol,-1995 4-sprachige WHO-Broschüre]</ref><ref>[https://nrw.digibib.net/search/hbzvk/record/(DE-605)HT009625570 ISBN- und ISSN-Informationen]</ref>

== Siehe auch ==
{{Wiktionary|BAK}}
{{Wiktionary}}

== Weblinks ==
* [http://www.promille.co.at/promillerechner.php Promillerechner] – mit Vergleichsmöglichkeit verschiedener BAK-Formeln
* [http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/050/1605047.pdf §&nbsp;24&nbsp;c&nbsp;StVG Gesetzentwurf, vom Bundestag angenommen am 24.&nbsp;Mai 2007, Drucksache 16/5398] (PDF; 451&nbsp;kB), ''dip.bundestag.de''

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Gesundheitshinweis}}
{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4139225-5}}

[[Kategorie:Allgemeine Strafrechtslehre]]
[[Kategorie:Verkehrsrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Alkoholkonsum]]
[[Kategorie:Drogenkriminalität]]
[[Kategorie:Drogen und Recht]]