Quelltext der Seite Chemische Fabrik v. Heyden

Die '''Chemische Fabrik v. Heyden''' in [[Radebeul]] war die weltweit erste Arzneimittelfabrik, die in industriellem Maßstab die Produktion eines Arzneimittelstoffes, der [[Salicylsäure]], durchführte.<ref>{{BibISBN|3938460059|Seite=34}}</ref> Ab 1897 wurde das Derivat [[Acetylsalicylsäure]], erst unter dem chemischen Namen und später unter dem Handelsnamen ''Acetylin'', als Heilmittel vertrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Schuhmann, Bernhard Sorms |Hrsg=AWD.pharma GmbH & Co. KG |Titel=Geschichte des Arzneimittelwerkes Dresden |Ort=Dresden |Datum=2002 |Seiten=31 f}}</ref> Das Werk, das noch heute Pharmazeutika produziert, liegt in der [[Meißner Straße]] 35 der sächsischen Stadt Radebeul.
[[Datei:Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 3537.JPG|mini|Eingang Meißner Straße 35 (2016)]]
[[Datei:Gedenktafel der GDCh am Hause Meißner Straße 35 in Radebeul.png|mini|hochkant|Gedenktafel der GDCh an der Meißner Straße&nbsp;35 in Radebeul]]

Zu DDR-Zeiten, 1978, wurde der Betrieb in das '''Arzneimittelwerk Radebeul''' umgewandelt und nach der Wende Teil der ''Degussa.'' Weitere Unternehmensveränderungen führten 2004 zur ''Hexal-Syntech'' und 2007 zum Namen '''Arevipharma.''' Im Dezember 2020 wurde bekanntgegeben, dass Arevipharma an neue Eigentümer aus Südkorea verkauft wurde.

Seit dem 1.&nbsp;Oktober 2012 ist die ehemalige Salicylsäurefabrik und spätere Chemische Fabrik Dr.&nbsp;F.&nbsp;von Heyden eine der [[Historische Stätten der Chemie|Historischen Stätten der Chemie]], ausgezeichnet durch die [[Gesellschaft Deutscher Chemiker]] (GDCh) im Rahmen eines Festakts mit einer Gedenktafel am Hauptgebäude.<ref>IDW-Online: [http://idw-online.de/de/news497990 Chemische Fabrik von Heyden in Radebeul wird als Historische Stätte der Chemie anerkannt] (25. September 2012)</ref> Diese erinnert an das Wirken von [[Friedrich von Heyden (Chemiker)|Jacob Friedrich von Heyden]], [[Hermann Kolbe|Adolf Wilhelm Hermann Kolbe]], [[Rudolf Schmitt (Chemiker)|Rudolf Wilhelm Schmitt]], [[Richard Seifert|Bruno Richard Seifert]] und [[Richard Müller (Chemiker)|Richard Gustav Müller]].

== Geschichte ==
[[Datei:Fabrik von Heyden1898.JPG|mini|Chemische Fabrik v. Heyden, 1898]]
[[Datei:09429-Radebeul-1908-Albertstraße-Brück & Sohn Kunstverlag.jpg|mini|Blick von Westen auf das Radebeuler Industriegebiet, 1908]]
[[Datei:18888-Nünchritz-1915-Chemische Fabrik von Heyden-Brück & Sohn Kunstverlag.jpg|mini|Blick über die Elbe auf das Werk in Nünchritz, 1915]]

Der Chemiker [[Friedrich von Heyden (Chemiker)|Friedrich von Heyden]] [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1873 in Chemie am [[Technische Universität Dresden#Geschichte|Polytechnikum Dresden]] bei [[Rudolf Schmitt (Chemiker)|Rudolf Schmitt]]. Dort lernte er den Chemiker [[Hermann Kolbe]] kennen, der 1859 die Struktur der [[Salicylsäure]] sowie die ''Kolbe-Synthese'' (später als [[Kolbe-Schmitt-Reaktion]] weiterentwickelt) erarbeitet hatte.

Um seine Vermutungen zu [[Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Salicylsäure untersuchen zu können, richtete sich von Heyden auf Anregung seines Lehrers Schmitt in der Remise seiner ''Villa Adolpha'' in [[Dresden]] ein Labor ein. Gleichzeitig entwickelte er ein Verfahren, um Salicylsäure, den Ausgangsstoff für Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), chemisch rein in industriellem Rahmen herstellen zu können. Um dem steigenden Bedarf nachkommen zu können, baute von Heyden in Dresden 1874 eine Fabrik, die schon im ersten Produktionsjahr als zu klein für die Nachfrage war. Daher baute er im gleichen Jahr im [[Radebeuler Industriegebiet]] auf dem Grundstück [[Meißner Straße]] 35 eine größere Fabrik, die 1875 als ''Salicylsäure-Fabrik Dr.&nbsp;F.&nbsp;v. Heyden'' in das [[Handelsregister]] eingetragen wurde. Hermann Kolbe brachte das Verfahren der ''Kolbe-Synthese'' als Teilhaber ins Unternehmen ein. Es wurde weltweit erstmals eine Arzneimittelsynthese im industriellen Maßstab betriebe. Der Aufbau dieser Fabrik, die sich zu einem der bedeutendsten Chemiewerk Sachsens entwickelte, war gleichzeitig der Beginn der Industrialisierung Radebeuls. Nach dem Tod Hermann Kolbes übernahm Rudolf Schmitt 1884 die wissenschaftliche Leitung des Unternehmens.

1885 zog sich von Heyden aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurück und blieb bis 1919 als Vorsitzender des [[Aufsichtsrat]]s. Heyden und verkaufte es an den Kaufmann Carl Rentsch und den Chemiker [[Carl Kolbe (Chemiker)|Carl Kolbe]]. Kolbes Sohn hatte bereits 1884 die fachliche Leitung übernommen. Die ''Salicylsäure-Fabrik Dr.&nbsp;F.&nbsp;v.&nbsp;Heyden Nachfolger'' wurde 1896 zur [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Deutschland)|GmbH]] und 1899 zur [[Aktiengesellschaft (Deutschland)|Aktiengesellschaft]] umgewandelt. Carl Kolbe förderte die Wohlfahrt, unter anderem 1899 durch die Einrichtung der mit 25.000 [[Mark (1871)|Mark]] ausgestatteten ''v.&nbsp;Heyden-Stiftung''. Bis 1907 blieb er Generaldirektor der ''Chemischen Fabrik v. Heyden'', im gleichen Jahr 1907 begann der Chemiker [[Ernst Kegel]] für das Unternehmen zu arbeiten. Er wurde der spätere langjährige Leiter des Kontroll-Labors und der erste „Doktor-Ingenieur für Chemie“. Rudolf Schmitts Sohn [[Hermann Schmitt]] wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Chemischen Fabrik v. Heyden. Er war vom 29.&nbsp;Oktober 1923 bis 31.&nbsp;Oktober 1923 als Reichskommissar amtierender sächsischer Innenminister.<ref>{{Webarchiv|text=Die Innenminister des Königreiches und Freistaates Sachsen 1831–1945 |url=http://www.archiv.sachsen.de/ofind/StA-D/10736/MdI_geschichte/Innenmin.htm |wayback=20090106040204}}</ref>

Bereits im Jahr 1885 wurde der Chemiker [[Richard Seifert]], ebenfalls ein Schüler von Rudolf Schmitt, eingestellt. Durch seine enormen Fähigkeiten, die ihm den Beinamen „Chemiker von Gottes Gnaden“<ref>{{BibISBN|3938460059|Seite=181}}</ref> einbrachten, steigerten sich Produktion und Produktpalette auf weitere Salicylabkömmlinge wie Acetylsalicylsäure (''Acetylin'') oder auch [[Salicylsäurephenylester]] (''Salol''), sowie Produkte zur aseptischen Wundbehandlung und Süßstoffe (''Zuckerin''). Nebenher erforschte Seifert die Rezeptur eines Mundwassers, das er 1891/1892 nach mehrjähriger Forschungsarbeit seinem Freund [[Karl August Lingner]] zur Vermarktung überließ, der es als ''[[Odol]]'' verkaufte. Ab 1907 wurde Seifert Generaldirektor und Nachfolger Carl Kolbes in der ''Chemischen Fabrik v. Heyden''.

[[Datei:Chemische Fabrik von Heyden 1929.jpg|mini|Aktie über 1000 RM der Chemische Fabrik von Heyden AG vom 1. März 1929]]

Ende des 19. Jahrhunderts brach v. Heyden das bis dahin bestehende Monopol des Magdeburger Chemiewerks [[Fahlberg-List]] zur Herstellung des ältesten synthetischen Süßstoffs [[Saccharin]] durch einen kostengünstigeren Prozess (siehe auch [[Saccharinschmuggel]]).

Das Unternehmen arbeitete gemeinsam mit dem Mediziner und Mikrobiologen [[Walther Hesse]]  an der industriellen Herstellung von [[Agar-Agar]].

Durch die Erweiterung auf weitere Produkte wie Grundstoffe für die chemische Industrie und andere Pharmazeutika wuchs das Unternehmen von 200 Mitarbeitern im Jahr 1895, 1500 Mitarbeiter im Jahr 1914 auf 3000 im Jahr 1923. Zweigwerke entstanden in [[Nünchritz]], in [[Garfield (New Jersey)]] sowie [[Hirschfelde (Zittau)|Hirschfelde bei Zittau]] und in Weißig. Um 1920 war der Chemiker [[Wilhelm Lax]] Direktor und Vorstandsmitglied der ''Chemischen Fabrik von Heyden AG'', zugleich seit 1919 Vizepräsident der Heyden Chemical Corp., New York.<ref>[http://www.gutowski.de/Katalog-40/Lose/20-428.html 40. Auktion historischer Wertpapiere am 26. Januar 2009: Chemische Fabrik von Heyden AG; 5 % Teilschuldv. 1000 Mark, Nr. 19691; Radebeul, 30. November 1920 (Zwei Originalsignaturen, u.&nbsp;a. des Direktors Wilhelm Lax)]</ref> Richard Wilhelm Lax ließ sich 1934 in der Radebeuler [[Vierfamilienhaus Wilhelm Lax|Riesestraße&nbsp;2]] ein Vierfamilienhaus errichten, das heute unter Denkmalschutz steht.

1922 erwarb das Unternehmen eine Teilfläche des [[Waldpark Radebeul-Ost|Waldparks Radebeul-Ost]], um ihn gewerblich zu nutzen. So entstand 1924 ein [[#Wald-Kasino „Friedrich-von-Heyden-Haus“|Aufenthaltsgebäude für „Beamte“]] (Meißner Straße 30), das 1934 durch ein Casino erweitert wurde. 1939 entstand auf dem Areal der betriebseigene Sportplatz.

Ab 1933 arbeitete der Chemiker [[Richard Müller (Chemiker)|Richard Müller]] im Unternehmen. Während seiner Forschungen gelang ihm 1941 die technische Herstellung von [[Methylchlorsilan]]en, die das Ausgangsprodukt für die Herstellung der [[Silikone]] sind. Da es ihm zeitgleich mit dem US-amerikanischen Chemiker [[Eugene G. Rochow]] gelang, wird dieses Verfahren [[Müller-Rochow-Synthese]] genannt.

[[Datei:Fotothek df ps 0003913 x.jpg|mini|hochkant|Lichtreklame in den 1950er Jahren]]

Im Verlauf des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] blieb das Unternehmen von Zerstörungen verschont. Die sowjetische Besatzungsmacht beschlagnahmt jedoch das Radebeuler Werk und [[Demontage (Reparation)|demontierte]] die Anlagen. 1946 lief die Produktion in Radebeul wieder an, was maßgeblich durch Richard Müller befördert wurde. 1947 fing dort der Forscher [[Ernst Carstens (Chemiker)|Ernst Carstens]] an, der in den folgenden Jahren zahlreiche Produkte entwickelte, insbesondere [[Antidiabetika]]. 1948 wurde das Unternehmen [[Enteignung|enteignet]] und in einen [[Volkseigener Betrieb|Volkseigenen Betrieb ]] umgewandelt. Die Gesellschafterversammlung verlegte daraufhin den Unternehmenssitz nach [[München]].

In den enteigneten ostdeutschen Unternehmensteilen wurde Müller 1952 Leiter des „VEB Silikon-Chemie“ in Nünchritz und 1953 wissenschaftlicher Leiter des Gesamtbetriebs. Darüber hinaus war er als Leiter des „Instituts für Silikon- und Fluorcarbonchemie“ tätig. 1951 erhielt Müller den [[Nationalpreis der DDR]]. Am [[Aufstand vom 17. Juni 1953|17.&nbsp;Juni 1953]] machte er sich zum Wortführer der Arbeiterproteste im ''VEB Chemische Fabrik v. Heyden''.

Im Jahr 1955 errichtete die Chemische Fabrik ein unternehmenseigenes Schulungszentrum auf der nördlichen Seite der Meißner Straße, Ecke Forststraße, die [[#Ausbildungsstätte „Freie Jugend“|Ausbildungsstätte Freie Jugend]]. 1958 wurde das Unternehmen aus juristischen Gründen in ''VEB Chemische Werke Radebeul'' umbenannt, da der Name von Heyden an das westdeutsche Unternehmen gegangen war. Am 1.&nbsp;Januar 1961 wurde der ''VEB Chemische Werke Radebeul'' in den ''VEB [[Arzneimittelwerk Dresden]]'' eingegliedert. Die nach München verlegte ''Chemische Fabrik von Heyden'' wurde 1969 als ''Squibb-von Heyden GmbH'' Teil der [[Bristol-Myers Squibb|Squibb Corporation]].<ref>Moneyhouse Handelsregister- und Wirtschaftsinformationen: [http://www.moneyhouse.lu/de/c/bristol-myers-squibb-gesellschaft-mit-beschränkter-haftung_98832 Bristol-Myers Squibb Gesellschaft mit beschränkter Haftung], abgerufen am 4. Januar 2014.</ref>

Im Jahr 2003 sollte der Betrieb geschlossen werden. Um die Tradition der Pharmaindustrie in Radebeul und vor allem ihre Arbeitsplätze zu sichern, engagierten sich Belegschaft und der Betriebsrat (wofür die Betriebsratsvorsitzende später mit dem [[Radebeuler Couragepreis]] ausgezeichnet wurde), und es gelang die Übernahme durch die Hexal AG der Brüder [[Andreas und Thomas Strüngmann]]. Diese behielten bei der Veräußerung der Hexal an die Novartis das Radebeuler Werk.<ref name="RA022020">Radebeuler Amtsblatt 02/2021, S.&nbsp;6.</ref>

Im Jahr 2006 wurde die Arzneimittelproduktion der [[Arzneimittelwerk Dresden|AWD.pharma]] an die italienische [[Menarini]]-Gruppe verkauft, die für ihr Werk in Dresden den historischen Namen ''von Heyden'' wieder nutzt.<ref>[http://www.menarini.com/menarini/produzione/menarini_von_heyden Menarini von Heyden]</ref>

Das bis 1905 in Nünchritz errichtete Zweigwerk ist noch Standort einer chemischen Fabrik, in der [[Silane]], [[Siloxane]] und [[Silikonöle]], aber auch hochreines [[Polysilicium|polykristallines Silicium]] produziert werden. Das seit Oktober 1998 zur [[Wacker Chemie]] gehörende Werk beschäftigt 1400 Mitarbeiter ({{Zukunft|2025}}Stand: 31. Dezember 2012) und ist einer der großen industriellen Arbeitgeber des [[Landkreis Meißen (1996–2008)|Landkreises Meißen]]. Zu Ehren des Unternehmensgründers wurde ''Friedrich-von-Heyden-Platz 1'' in Nünchritz als Adresse des Werkes benannt.<ref>[http://www.wacker.com/cms/de/wacker_group/wacker_facts/sites/nuenchritz/nuenchritz.jsp Produktionsstandorte Wacker Chemie: Nünchritz], abgerufen am 4. Januar 2014.</ref>

Im Jahr 2012 wurde die ehemalige Salicylsäurefabrik und spätere ‚Chemische Fabrik Dr.&nbsp;F. von Heyden‘ durch die [[Gesellschaft Deutscher Chemiker]] (GDCh) zu einer der [[Historische Stätten der Chemie|Historischen Stätten der Chemie]] ernannt und eine Gedenktafel der verdienten Chemiker gespendet.

Im Dezember 2020 verkauften die Brüder Strüngmann die arevipharma an neue Eigentümer aus Südkorea.<ref name="RA022020" />

== Denkmalgeschützte Werksgebäude ==
Das Werksgelände wurde vom Grundstück Meißner Straße 35 aus erweitert und belegt zeitnah ein großes Areal zwischen Meißner, Forst-, Sidonien- und Kiefernstraße. Zum Werksgelände gehörten zu DDR-Zeiten auch die Gebäude der Fabrik auf der nördlichen (gegenüberliegenden) Seite der Meißner Straße. Nach der Wende wurden Stück für Stück die nicht mehr betriebsnotwendigen Gebäude herausgelöst und anderen Verwendungen außerhalb des Pharmaunternehmens zugeführt.

=== Fabrikations- und Verwaltungsgebäude Meißner Straße 35 ===
[[Datei:Fabrik von Heyden Meißner 35.JPG|mini|Chemische Fabrik v. Heyden, Meißner Straße 35]]
Das unter [[Denkmalschutz]]<ref name="denkmalliste">{{Denkmaldatenbank des Landes Sachsen|08951417||Zusatz=Chemische Fabrik von Heyden; später Arzneimittelwerk Dresden (AWD); Meißner Straße 35; 37|Abruf=2021-04-15}}</ref> stehende, viergeschossige Fabrikations- und Verwaltungsgebäude ({{Coordinate |name=Fabrikations- und Verwaltungsgebäude Meißner Straße 35 |text=DMS |NS=51/05/48.70/N |EW=13/41/35.06/E |type=landmark |region=DE-SN}}) steht direkt links vom Haupteingang mit einer langgestreckten Straßenfront direkt zur Meißner Straße. Das Gebäude hat Eck[[risalit]]e sowie ein [[Plattformdach]]. Die Putzfassade ist im Erdgeschoss mit [[Quaderputz|Nutungen]] versehen.

Drei Geschosse des Gebäudes stammen aus dem Jahr 1900 und der Bau wurde 1912 auf die bestehende Höhe [[Aufstockung (Architektur)|aufgestockt]].

<gallery>
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße Eingang.JPG|Zur Nr.&nbsp;35 (links) gehörendes Eingangsgebäude
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße Eingangsköpfe.JPG|An der Nr.&nbsp;35 zwei Porträts: links Hermann Kolbe, rechts Friedrich von Heyden
 Fabrik von Heyden Gittertor.JPG|In der Einfriedung stehendes Gittertor
</gallery>

=== Laboratoriumsgebäude Meißner Straße 37 ===
[[Datei:Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 08.jpg|mini|Meißner Straße 37: Laboratoriums&shy;gebäude (2021) nach Sanierung und Öffnung für Gewerbeeinheiten]]
Das ebenfalls denkmalgeschützte Laboratoriumsgebäude<ref name="denkmalliste" /> ({{Coordinate |name=Laboratoriumsgebäude Meißner Straße 37 |text=DMS |NS=51/05/50/N |EW=13/41/32.50/E |type=landmark |region=DE-SN}}) rechts vom Haupteingang wurde um das Jahr 1910 erbaut oder umgebaut. Der stattliche zweigeschossige Bau steht leicht von der Straße nach hinten versetzt, die Straßenansicht zeigt mittig einen breiten, dreigeschossigen Mittelrisalit, in dem sich ein [[Segmentbogen|segmentbogiger]] [[Erker]] über dem Eingangs[[Portal (Architektur)|portal]] befindet. Über dem Portal befindet sich eine [[Korbbogen|korbbogige]] [[Verdachung]] mit einer getriebenen Blende, in welcher sich wiederum ein [[Medaillon (Ornament)|Medaillon]] mit dem Motiv eines [[Kolben (Gefäß)|Destillationskolbens]] befindet.

Der schlichte Putzbau zeigt Eck[[lisene]]n sowie [[Stichbogen]]fenster, obenauf befindet sich ein stark ausgebautes [[Mansarddach]]. Das Mansarddach wird von zahlreichen [[Dachgaube|Gauben]] und [[Dachgaube#Formen von Dachgauben|Hechtgauben]] geprägt sowie von den wie Mauerscheiben angeordneten Schornsteinen und Entlüftungen.

Zur Straße hin wurde dieser Grundstücksteil durch einen [[Lanzettzaun]] abgeschlossen, der nach der Sanierung des Baus und Öffnung für Gewerbemieter vor der Eingangstür geöffnet wurde.

<gallery>
 Fabrik von Heyden Meißner 37.JPG|Laboratoriumsgebäude: Zustand 2008
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 13.jpg|Laboratoriumsgebäude von Westen
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 12.jpg|Laboratoriumsgebäude
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 09.jpg|Eingangssituation
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 10.jpg|korbbogiges Eingangsportal
</gallery>

=== Fabrikationsgebäude Forststraße ===
[[Datei:Fabrik von Heyden Forststraße.JPG|mini|Fabrikationsgebäude Forststraße, Nord- und Ostseite]]
Das denkmalgeschützte Fabrikationsgebäude<ref name="denkmalliste" /> an der Forststraße ({{Coordinate |name=Fabrikationsgebäude Forststraße |text=DMS |NS=51/05/43.50/N |EW=13/41/33/E |type=landmark |region=DE-SN}}) ist ein zweigeschossiger, „bemerkenswerter“<ref name="denkmalliste" /> Klinkerbau im Stil des [[Neues Bauen|Neuen Bauens]]. Das kubische Gebäude mit [[Flachdach]] aus dem Jahr 1934 stammt möglicherweise von dem Dresdner Architekten [[Curt Herfurth]].<ref>{{BibISBN|9783867290043| Seite=205 f}}</ref> Es ist horizontal durch Klinkerbänder gegliedert, unter anderem zwischen den Fenstern im Obergeschoss, sowie vertikal durch die vorstehenden Treppenhäuser.

<gallery>
 Fabrik von Heyden Forststraße 02.jpg|Fabrikationsgebäude Forststraße, Westseite von der Meißner Straße aus
 Fabrik von Heyden 2021 Forststraße 02.jpg|Fabrikationsgebäude Forststraße, Süd- und Ostseite
</gallery>

=== Werksgebäude Meißner Straße 31/Ecke Forststraße ===
[[Datei:Fabrik von Heyden Meißner 31.JPG|mini|Chemische Fabrik v. Heyden, Meißner Straße, Ecke Forststraße]]
Das denkmalgeschützte Werksgebäude<ref name="DenkmDB31">{{Denkmaldatenbank des Landes Sachsen|09305000||Zusatz=Chemische Fabrik von Heyden; später Arzneimittelwerk Dresden (AWD); Meißner Straße 31|Abruf=2021-04-15}}</ref> ({{Coordinate |name=Werksgebäude Meißner Straße, Ecke Forststraße |text=DMS |NS=51/05/45.50/N |EW=13/41/39/E |type=landmark |region=DE-SN}}) an der Ecke Meißner Straße/Forststraße ist ein dreigeschossiger Putzbau mit zwei Gebäudeflügeln. An den Flügelecken befinden sich flache [[Risalit]]e, die Mitte des Gebäudes ist [[Abfasen|abgefast]], dort befindet sich der Eingang. Das um 1900 erbaute Gebäude trägt ein flach geneigtes [[Walmdach]]. Über den stichbogigen Fenster befinden sich jeweils [[Schlussstein]]e, im ersten Obergeschoss tragen die Fenster in den Risaliten gerade Verdachungen. Der Bau ist durch [[Gesims]]e gegliedert, der Putz im Erdgeschoss durch Nutungen verziert.

Das ehemalige Fabrikgebäude ist „als Teil der einstigen Chemischen (Pharmazeutischen) Fabrik ortsgeschichtlich und industriegeschichtlich bedeutend, zudem [ist es ein] historisierender Bau mit baugeschichtlichem Wert“.<ref name="DenkmDB31" />

Dieses Gebäude ist aus dem Fabrikgelände ausgegliedert und beherbergt ein Motorradgeschäft.

<gallery>
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 03.jpg|Meißner Straße 31 und 35
 Radebeul Chemische Fabrik v. Heyden Meißner Straße 2021 07.jpg|Meißner Straße 31 und 35, links davor [[Wohn- und Geschäftshaus Meißner Straße 29 (Radebeul)|die Nr. 29]]
</gallery>

=== Wald-Kasino „Friedrich-von-Heyden-Haus“ ===
[[Datei:Fabrik von Heyden Meißner 30.JPG|mini|Wald-Kasino „Friedrich-von-Heyden-Haus“]]
Das unter Denkmalschutz<ref>{{Denkmaldatenbank des Landes Sachsen|08950362||Zusatz=Chemische Fabrik von Heyden, Friedrich-von-Heyden-Haus; später Arzneimittelwerk Dresden (AWD); Meißner Straße 30|Abruf=2021-04-15}}</ref> stehende Büro- und Aufenthaltsgebäude Meißner Straße 30 ({{Coordinate |name=Büro- und Aufenthaltsgebäude Meißner Straße 30 |text=DMS |NS=51/05/50/N |EW=13/41/38/E |type=landmark |region=DE-SN}}) für „Beamte“ der Chemischen Fabrik v. Heyden entstand 1924 auf der nördlichen Seite der Meißner Straße. Das Dresdner Architekturbüro [[Lossow & Kühne]] entwarf 1934 auf der rechten Seite einen eingeschossigen Saalbau als Erweiterung. Anlass war das 60-jährige Bestehen des Unternehmens. Der im Wald gegenüber der Fabrik liegende Bau wurde als „Wald-Kasino“ bezeichnet und erhielt zu Ehren des Gründers den Namen ''Friedrich-von-Heyden-Haus''.<ref>[http://www.arevipharma.com/geschichte_chemische_fabrik_von_heyden_kapitel18.html Soziale Einrichtungen der Firma.] Abgerufen am 29. September 2015.</ref>

Die Baugruppe besteht aus zwei [[giebelständig]] zur Meißner Straße ausgerichteten Baukörpern mit einem eingeschossigen Verbindungsbau als Eingang mit einer [[Balustrade]] obenauf. Der auf der linken Seite stehende zweigeschossige Baukörper hat ein [[Satteldach]] mit [[Schleppgaube]]n, die Fenster der Giebelseite sind vertikal betont, der Giebel darüber ist abgesetzt. In der linken Seitenansicht steht ein polygonaler Treppenhausturm mit einem geschweiften Abschluss.

Der stilistisch spätere, eingeschossige Erweiterungsbau des Casinos auf der rechten Seite hat ein flaches Walmdach mit [[Fledermausgaube]]n, dazu breite Ecklisenen und hohe Rechteckfenster.
{{Absatz|rechts}}

=== Ausbildungsstätte „Freie Jugend“ ===
[[Datei:Fabrik von Heyden Forststraße 22.JPG|mini|Ausbildungsstätte „Freie Jugend“]]

Das denkmalgeschützte ehemalige Schulungszentrum<ref>{{Denkmaldatenbank des Landes Sachsen|09299721||Zusatz=Arzneimittelwerk Dresden (AWD), Ausbildungsstätte Freie Jugend (ehem.); Forststraße 22, 22a, 22b, 22c, 22d|Abruf=2021-03-26}}</ref> Forststraße 22–22d ({{Coordinate |name=Ausbildungsstätte „Freie Jugend“ |text=DMS |NS=51/05/47/N |EW=13/41/41.25/E |type=landmark |region=DE-SN}}) wurde 1955 durch den ''VEB Chemische Fabrik v. Heyden'' für eigene Zwecke errichtet. Vor 2009 erfolgte eine Umnutzung des privatisierten Gebäudes zu Wohnzwecken.

Der im Stil traditionalistischer Architektur der Nachkriegszeit errichtete, L-förmige Putzbau ist ein eingeschossiges Gebäude mit ausgebautem [[Satteldach]] und Hechtgauben, das als Schulungsgebäude auch Labore beherbergte. Im Giebel des Gebäudes befindet sich der stichbogige Haupteingang mit einer [[Freitreppe]].

=== Chemische Fabrik „Pyrgos“ im Albertschlösschen ===
Von 1922 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs betrieb das Unternehmen im [[Albertschlösschen]] im Stadtteil [[Serkowitz]] die Tochtergesellschaft ''Chemische Fabrik „Pyrgos“''.

== Siehe auch ==
* [[Heyden-Gold]]
* [[Prinz-Friedrich-August-Haus]]

== Literatur ==
* ''Central-Organ für Chemiker, Techniker, Fabrikanten, Apotheker, Ingenieure'', 9. Jahrgang 1885, Nr. # (vom 4. März 1885).
* {{Literatur |Autor=Andreas Schuhmann, Bernhard Sorms |Hrsg=AWD.pharma GmbH & Co. KG |Titel=Geschichte des Arzneimittelwerkes Dresden |Ort=Dresden |Datum=2002}}
* {{BibISBN|3938460059}}
* {{BibISBN|9783867290043}}
* Wladimir Reschetilowski (Red.): ''Ehemalige Salicylsäurefabrik und spätere  Chemische Fabrik Dr. F. von Heyden Radebeul.'' (= ''Historische Stätten der Chemie.'') Gesellschaft Deutscher Chemiker, Frankfurt am Main 2012.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Chemische Fabrik von Heyden}}
* [http://www.arevipharma.com/ Website von Arevipharma]
* [http://www.chemie-radebeul.org/html/geschichte_awd.htm Geschichte der pharmazeutischen Fertigung in Radebeul]
* [http://www.sammelbildarchiv.de/sam_vorstell/21.htm Angaben zu Sammelbildern von der Chemischen-Fabrik „von Heyden“]
* [http://www.openstreetmap.org/?lat=51.09685&lon=13.69035&zoom=17&layers=M Lage des Areals] bei [[OpenStreetMap]]
* [http://tschoepe.de/auktion45/Katalog/Los263bis292.pdf Aktiengeschichte der Chemischen Fabrik von Heyden] (PDF-Datei; 680&nbsp;kB), S. 216
* [http://www.arevipharma.com/geschichte_chemische_fabrik_von_heyden_kapitel4.html Chemische Fabrik von Heyden - 1874-1934 Erinnerungsblätter aus 6 Jahrzehnten]
* {{Pressemappe|GKD=1|TEXT=Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zu|GND=507301-7}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=51/5/48.70/N |EW=13/41/35.06/E |type=landmark |region=DE-SN}}
{{Normdaten|TYP=k|GND=507301-7}}

{{SORTIERUNG:Chemische Fabrik v Heyden}}
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Radebeul)]]
[[Kategorie:Pharmazieunternehmen]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (DDR)]]
[[Kategorie:Bauensemble in Radebeul]]
[[Kategorie:Prämiertes Bauwerk in Radebeul]]
[[Kategorie:Meißner Straße]]
[[Kategorie:Alt-Radebeul]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Radebeul)]]
[[Kategorie:Deutsche Organisation (Pharmazie)]]
[[Kategorie:Chemieunternehmen (Deutschland)]]
[[Kategorie:Gegründet 1874]]
[[Kategorie:Heyden-Nerfken]]