Quelltext der Seite Gemeindliches Schiedswesen

[[Datei:Schiedsamtsschild1-Bubo.jpg|mini|hochkant|Amtsschild eines Schiedsamtes in [[Nordrhein-Westfalen]]]]
Das '''gemeindliche Schiedswesen''' in Deutschland dient der Beilegung weniger bedeutsamer [[Strafrecht (Deutschland)|strafrechtlicher]] und [[Privatrecht|zivilrechtlicher]] Angelegenheiten. Die betreffenden Einrichtungen werden '''Schiedsämter''' oder – in den östlichen Bundesländern – '''Schiedsstellen''' genannt und fungieren in der Regel sowohl als ''[[Sühneverfahren|Vergleichsbehörden]]'' im Sinne der [[Strafprozessordnung (Deutschland)|Straf-]] und als auch als ''[[Gütestelle]]n'' im Sinne der [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]]. Die [[ehrenamt]]lich tätigen Schlichter werden als ''Schiedspersonen'' oder – in Sachsen – als ''[[Friedensrichter]]'' bezeichnet, das Verfahren als ''[[Schlichtung]]sverfahren''.

Etymologisch gehen die Bildungen mit ''Schieds-'' auf das Verb ''scheiden'' in der Bedeutung ‚trennen‘ zurück.<ref>[[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|DWDS]], Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, [https://www.dwds.de/wb/etymwb/scheiden ''scheiden'']</ref> Sachlich ist das gemeindliche Schiedswesen von der privaten [[Schiedsgerichtsbarkeit]] bzw. dem [[Schiedsverfahren|schiedsrichterlichen Verfahren]] zu unterscheiden, ebenso von privaten [[Schlichtungsstelle]]n und dem staatlichen [[Güterichter]].

Baden-Württemberg, Bayern und Bremen haben keine Schiedsämter. Hier werden die Gemeinden (Baden-Württemberg<ref>[http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&docid=jlr-GVGAGBWpP37&psml=bsbawueprod.psml&max=true § 37 AGGVG]</ref>, Bayern<ref>[https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAGGVG-49 Art. 49 AGGVG]</ref>) bzw. Sühnebeamte bei den [[Amtsgericht]]en (Bremen<ref>[http://transparenz.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen2014_tp.c.70073.de&asl=bremen203_tpgesetz.c.55340.de&template=20_gp_ifg_meta_detail_d Verordnung über das Sühneverfahren in Privatklagesachen]</ref>) als Vergleichsbehörden nach der Strafprozessordnung tätig. In Bayern sind daneben die [[Notar]]e und bestimmte Rechtsanwälte Gütestellen im Sinne der Zivilprozessordnung.<ref>[http://www.gesetze-bayern.de/jportal/portal/page/bsbayprod.psml?showdoccase=1&doc.id=jlr-SchlichtGBY2000rahmen&doc.part=X&st=lr#Art4-A3-S2 Art. 5 BaySchlG]</ref>

Die hessischen [[Ortsgericht]]e sind ebenfalls gemeindliche Einrichtungen, ihr Wirkungskreis aber ist die [[Freiwillige Gerichtsbarkeit (Deutschland)|freiwillige Gerichtsbarkeit]].

== Geschichte ==
Als nach dem [[Wiener Kongress]] 1814/15 die europäischen Territorien neu geordnet wurden, blieb in den vordem [[Frankreich|französisch]] besetzt gewesenen linksrheinischen deutschen Gebieten das Institut des [[Friedensgericht|Friedensrichters]] bestehen, während daran anlehnend das [[Königreich Preußen]] (mit Ausnahme von [[Rheinprovinz|Rheinpreußen]]) 1827 das Institut des ''Schiedsmanns'' einführte. Dessen Aufgabe war es, bei kleinen [[Privatrecht]]s<nowiki>streitigkeiten</nowiki> und [[Injurie|Ehrverletzungen]] vor einem Gang zu den [[Ordentliche Gerichtsbarkeit (Deutschland)|ordentlichen Gerichten]] einen [[Sühne]]versuch zwischen den streitenden Parteien zu unternehmen.

Dem Beispiel Preußens folgten andere deutsche Länder, die Vergleichs- und Friedensrichter beriefen, so dass dieses Institut schließlich zunächst für private [[Beleidigung (Deutschland)|Beleidigungen]] als ''Vergleichsbehörde'' Eingang in die deutsche [[Strafprozessordnung (Deutschland)|Strafprozessordnung]] von 1877 fand.<ref>[[s:Strafprozeßordnung#§. 420.|§ 420 der Strafprozeßordnung]] vom 1. Februar 1877; ab 1924: {{§§|URL|2=https://lexetius.com/StPO/380,8|3=§&nbsp;380}} StPO</ref> Mit der preußischen Schiedsmannsordnung von 1879<ref>[http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN645932256&DMDID=DMDLOG_0001 Schiedsmannsordnung] vom 29. März 1879</ref> erfolgte eine Ausdehnung auf ganz Preußen, und sachlich wurde das Aufgabenspektrum um weniger bedeutsame bürgerliche Rechtsstreitigkeiten erweitert, dem wiederum andere deutsche Länder sich anschlossen. In Preußen lag die Zahl der strafrechtlichen Verfahren zwischen 1880 und 1924 jährlich bei etwa 200.000; in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten sank sie im gleichen Zeitraum von ca. 90.000 auf unter 6.000.<ref>Günther Jahn: ''Läßt sich die Inanspruchnahme des Schiedsmanns auf dem Gebiete der bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten beleben?'', Schiedsamtszeitung 1960, S. [https://www.schiedsamt.de/fileadmin/schiedsamtszeitungsarchiv/1960/Heft07/1960_07_S%20103-107.pdf 103]/[https://www.schiedsamt.de/fileadmin/schiedsamtszeitungsarchiv/1960/Heft09/1960_09_S%20133-137.pdf 133]/[https://www.schiedsamt.de/fileadmin/schiedsamtszeitungsarchiv/1960/Heft11/1960_11_S%20167a-170.pdf 167], [https://www.schiedsamt.de/fileadmin/schiedsamtszeitungsarchiv/1960/Heft09/1960_09_S%20133-137.pdf#page=3 135]</ref>

Mit der [[Erich Emminger|Emminger]]-Novelle<ref>Verordnung über das Verfahren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten vom 13. Februar 1924 ([http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1924&page=157&size=45 RGBl. I S. 135])</ref> wurde 1924 zeitweise ein ''obligatorisches Güteverfahren'' in die [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]] eingeführt ({{§§|URL|2=https://lexetius.com/CPO/495a,6|3=§&nbsp;495a}} [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|ZPO]]; aufgehoben 1944,<ref>§ 5 der Zweiten Kriegsmaßnahmeverordnung vom 27. September 1944 ([http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1944&page=243&size=45 RGBl. I S. 299])</ref> endgültig 1950)<ref>Gesetz zur Wiederherstellung der Rechtseinheit auf dem Gebiete der Gerichtsverfassung, der bürgerlichen Rechtspflege, des Strafverfahrens und des Kostenrechts vom 12.&nbsp;September 1950 ({{BGBl|1950n I S. 455}})</ref> und der dabei abgeschlossene [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] als Vollstreckungsgrundlage anerkannt ({{§§|URL|2=https://lexetius.com/CPO/794,22|3=§&nbsp;794}} ZPO). In den neuen Bundesländern wurden die [[Schiedskommission (DDR)|''Schiedskommissionen'']] der [[DDR]]<ref>siehe Gesetz über die gesellschaftlichen Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik -GGG- [http://www.verfassungen.de/de/ddr/gesellschaftlichegerichte68.htm vom 11. Juni 1968] (GBl. I Nr. 11 S. 229) und [http://www.verfassungen.de/de/ddr/gesellschaftlichegerichte82.htm vom 25. März 1982] (GBl. I Nr. 13 S. 269)</ref> aufgrund des noch von der [[Volkskammer]] beschlossenen Gesetzes über die ''Schiedsstellen'' in den Gemeinden<ref>vom 13. September 1990 (GBl. I Nr. 61 S. 1527); [https://www.gesetze-im-internet.de/schiedsg/DDNR015270990.html Fortgeltung] gemäß [[Einigungsvertrag]] Anlage II Kap. III Sachg. A Abschn. I Nr. 3 nach Maßgabe von Art.&nbsp;9</ref> 1990 von Schiedspersonen abgelöst, in Sachsen 1999<ref>Gesetz über die Schiedsstellen in den Gemeinden des Freistaates Sachsen (Sächsisches Schiedsstellengesetz – SächsSchiedsStG) vom 27. Mai 1999 ([https://www1.recht.makrolog.de/irfd/show?normid=sn_gvbl_1999S247B254a_H9&region=land SächsGVBl. S. 247])</ref> wieder wie schon 1879<ref>Verordnung, die Bestellung von Friedensrichtern betreffend, vom 16. Mai 1879 ([https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/8307/235/0/ GVBl. S. 209])</ref> Friedensrichter genannt.

{{§|15a|zpoeg|juris}} des [[Einführungsgesetz]]es zur [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]]<ref>eingefügt durch das Gesetz zur Förderung der außergerichtlichen Streitbeilegung vom 15. Dezember 1999 ({{BGBl|1999n I S. 2400}}); Materialien: {{BT-Drs|14|980}}, {{BT-Drs|14|1306}}</ref> ermöglicht dem Landesgesetzgeber seit 2000, in bestimmten Fällen eine obligatorische Schlichtung vor einer staatlich eingerichteten oder anerkannten Gütestelle vorzusehen.

== Rechtsgrundlagen ==
Dem Bund steht die Kompetenz zur Regelung der ehrenamtlichen außergerichtlichen Streitbeilegung nur insoweit zu, als ein außergerichtliches Vorverfahren als Voraussetzung für ein gerichtliches Verfahren geschaffen wird ({{Art.|74|gg|juris}} Abs. 1 Nr. 1 [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]]; {{§|380|stpo|juris}} [[Strafprozessordnung (Deutschland)|StPO]] und {{§|15a|zpoeg|juris}} [[Gesetz betreffend die Einführung der Zivilprozessordnung|EGZPO]]); im Übrigen liegt die Regelungskompetenz bei den Ländern.<ref>[[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages]]: ''Gesetzgebungskompetenz des Bundes für ein Schiedsamtsgesetz?'' ([https://www.bundestag.de/resource/blob/648406/0124431d0955d233bab1f5c44773a943/WD-3-062-19-pdf-data.pdf WD 3 - 3000 - 062/19])</ref> In 12 Ländern bestehen Schiedsämter bzw. -stellen; 10 Länder haben von der Ermächtigung zur Einführung eines obligatorischen Schlichtungsverfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten Gebrauch gemacht.

{| class="wikitable sortable" style="text-align:center"
! Land !! strafprozessuale<br />Vergleichsbehörde<br />(§ 380 StPO) !! zivilprozessuale<br />Streitbeilegungsstelle<br />(vgl. § 204 BGB) !! Beilegungsversuch<br />obligatorisch?<br />(§ 15a EGZPO) !! Anerkennung<br />alternativer Gütestellen?<br />(vgl. § 794 ZPO)
|-
| data-sort-value="01"| {{DE-BW|2=BW}} || class="hintergrundfarbe5"| Gemeinde (§ 37 [http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=GVGAG+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true AGGVG]) || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| § 22 [http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=GVGAG+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true AGGVG]
|-
| data-sort-value="02"| {{DE-BY|2=BY}} || class="hintergrundfarbe5"| Gemeinde ([https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAGGVG-49 Art. 49 AGGVG]) || class="hintergrundfarbe5"| Gütestelle (insbes. Notar,<br />Rechtsanwalt; [https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BaySchlG/true BaySchlG]) || class="hintergrundfarbe5"| [https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BaySchlG-1 Art. 1 BaySchlG]  || class="hintergrundfarbe5"| [https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAGGVG-22 Art. 22 AGGVG]
|-
| data-sort-value="03"| {{DE-BE|2=BE}} || colspan="2"| Schiedsamt ([http://gesetze.berlin.de/jportal/?quelle=jlink&query=SchAG+BE&psml=bsbeprod.psml&max=true&aiz=true BlnSchAG]) || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| –<ref>[[European Case Law Identifier|ECLI]]:DE:[[Bundesgerichtshof|BGH]]:[https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=IV%20AR%20%28VZ%29%203%2F12&Suche=IV%20AR%20%28VZ%29%203%2F12 2013:290513BIVAR.VZ.3.12.0]; [[Reinhard Greger]]: [https://www.reinhard-greger.de/alternative-konfliktbeilegung/einzelthemen/anerkannte-guetestellen/ Anerkannte Gütestellen]</ref>
|-
| data-sort-value="04"| {{DE-BB|2=BB}} || colspan="2"| Schiedsstelle ([https://bravors.brandenburg.de/gesetze/schg SchG], [https://bravors.brandenburg.de/verwaltungsvorschriften/schiedsstellen_2019 SchG-VV]) || [https://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbgschlg BbgSchlG] || [https://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbgguetestg BbgGüteStG]
|-
| data-sort-value="05"| {{DE-HB|2=HB}} || class="hintergrundfarbe5"| Sühnebeamte des Amtsgerichts<br />([https://www.transparenz.bremen.de/vorschrift_detail/bremen2014_tp.c.70073.de SühneVfV]) || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| –
|-
| data-sort-value="06"| {{DE-HH|2=HH}} || colspan="2" class="hintergrundfarbe5"| [[Öffentliche Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle]]<ref>anerkannte Gütestelle mit örtlicher Allzuständigkeit, vgl. [https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Gericht=BGH&Datum=06.07.1993&Aktenzeichen=VI%20ZR%20306%2F92 BGHZ 123, 337] (1993)</ref><br />([http://www.landesrecht-hamburg.de/jportal/portal/page/bshaprod.psml?showdoccase=1&st=lr&doc.id=jlr-%C3%96RAuskStGHArahmen&doc.part=X&doc.origin=bs ÖRA-Gesetz], [http://www.landesrecht-hamburg.de/jportal/portal/page/bshaprod.psml?showdoccase=1&st=lr&doc.id=jlr-%C3%96RAuskStVHA2011rahmen&doc.part=X&doc.origin=bs ÖRA-Verordnung]) || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| –
|-
| data-sort-value="07"| {{DE-HE|2=HE}} || colspan="2"| Schiedsamt ([https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-SchiedsAmtsGHE1994rahmen HSchAG]) || § 1 [https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-SchlichtGHE2001V5P1 SchlichtG HE] || § 6 [https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-SchlichtGHE2001V5P6 SchlichtG HE]
|-
| data-sort-value="08"| {{DE-MV|2=MV}} || colspan="2"| Schiedsstelle ([http://www.landesrecht-mv.de/jportal/portal/page/bsmvprod.psml?showdoccase=1&st=lr&doc.id=jlr-SchiedsGMVrahmen&doc.part=X&doc.origin=bs SchStG M-V]) || § 34a [http://www.landesrecht-mv.de/jportal/portal/page/bsmvprod.psml?showdoccase=1&st=lr&doc.id=jlr-SchiedsGMVrahmen&doc.part=X&doc.origin=bs SchStG M-V] || class="hintergrundfarbe5"| –
|-
| data-sort-value="09"| {{DE-NI|2=NI}} || colspan="2"| Schiedsamt ([http://www.nds-voris.de/jportal/?quelle=jlink&query=GemSchieds%C3%84G+ND&psml=bsvorisprod.psml&max=true&aiz=true NSchÄG]) || [http://www.nds-voris.de/jportal/?quelle=jlink&query=SchlichtG+ND&psml=bsvorisprod.psml&max=true&aiz=true NSchlG] || § 97 [http://www.nds-voris.de/jportal/?quelle=jlink&query=JustizG+ND&psml=bsvorisprod.psml&max=true&aiz=true NJG]
|-
| data-sort-value="10"| {{DE-NW|2=NW}} || colspan="2"| Schiedsamt ([https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=2820110406183566928 SchAG NRW]) || § 53 [https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000673#det433548 JustG NRW] || § 45 [https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000673#det433548 JustG NRW]
|-
| data-sort-value="11"| {{DE-RP|2=RP}} || colspan="2"| Schiedsamt ([http://www.landesrecht.rlp.de/jportal/portal/t/htn/page/bsrlpprod.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=jlr-SchiedsAmtsORPrahmen&doc.part=X&doc.price=0.0&doc.hl=0#focuspoint SchO]) || [http://www.landesrecht.rlp.de/jportal/portal/t/p2u/page/bsrlpprod.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=jlr-SchlGRPrahmen&doc.part=X&doc.price=0.0&doc.hl=0#focuspoint LSchlG] || class="hintergrundfarbe5"| –
|-
| data-sort-value="12"| {{DE-SL|2=SL}} || colspan="2"| Schiedsperson ([http://sl.juris.de/cgi-bin/landesrecht.py?d=http://sl.juris.de/sl/gesamt/SchiedsO_SL.htm SSchO]) || § 37a [http://sl.juris.de/cgi-bin/landesrecht.py?d=http://sl.juris.de/sl/gesamt/JusGAG_SL.htm#JusGAG_SL_G10 AGJusG] || § 37d [http://sl.juris.de/cgi-bin/landesrecht.py?d=http://sl.juris.de/sl/gesamt/JusGAG_SL.htm#JusGAG_SL_G10 AGJusG]
|-
| data-sort-value="13"| {{DE-SN|2=SN}} || colspan="2"| Schiedsstelle ([https://revosax.sachsen.de/vorschrift_gesamt/4247.html SächsSchiedsGütStG]) || class="hintergrundfarbe5"| – || § 55 [https://revosax.sachsen.de/vorschrift_gesamt/4247.html SächsSchiedsGütStG]
|-
| data-sort-value="14"| {{DE-ST|2=ST}} || colspan="2"| Schiedsstelle ([https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/perma?a=SchiedsG_ST SchStG]) || § 34a [https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/perma?a=SchiedsG_ST SchStG] || § 40 [https://www.landesrecht.sachsen-anhalt.de/perma?a=SchiedsG_ST SchStG]
|-
| data-sort-value="15"| {{DE-SH|2=SH}} || colspan="2"| Schiedsamt ([http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=SchiedsO+SH&psml=bsshoprod.psml&max=true&aiz=true SchO]) || § 1 [http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=ZPOEG%C2%A715aAG+SH&psml=bsshoprod.psml&max=true&aiz=true LSchliG] || § 6 [http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=ZPOEG%C2%A715aAG+SH&psml=bsshoprod.psml&max=true&aiz=true LSchliG]
|-
| data-sort-value="16"| {{DE-TH|2=TH}} || colspan="2"| Schiedsstelle ([http://landesrecht.thueringen.de/jportal/?quelle=jlink&query=SchiedsG+TH&psml=bsthueprod.psml&max=true&aiz=true ThürSchStG]) || class="hintergrundfarbe5"| – || class="hintergrundfarbe5"| –
|}

== Schiedsverfahren ==
Das Amt der Schiedsperson ist ein auf Zeit ausgeübtes Ehrenamt mit der Aufgabe, zwischen den streitenden Parteien zu schlichten. Schiedspersonen entscheiden nicht, sondern führen rechtlich einen [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] herbei, das heißt einen Vertrag zwischen den sich einigenden Parteien, aus dem gegebenenfalls auch unmittelbar die [[Zwangsvollstreckung]] betrieben werden kann ({{§|794|zpo|juris}} Abs. 1 Nr. 1 ZPO).

Die Zivilsachen, für die eine Schlichtung nach § 15a EGZPO obligatorisch vorgesehen werden kann, sind 
* vermögensrechtliche Streitigkeiten, deren Wert die Summe von 750 Euro nicht übersteigt
* Streitigkeiten über Ansprüche aus dem Nachbarrecht nach den §§ 906, 910, 911, 923 BGB und Art. 124 EGBGB (sofern es sich nicht um Einwirkungen von einem gewerblichen Betrieb handelt)
* Streitigkeiten über Ansprüche wegen Verletzung der persönlichen Ehre (sofern nicht in Presse oder Rundfunk begangen)
* Streitigkeiten über Ansprüche nach Abschnitt 3 des [[Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz|AGG]].
Auch in anderen Zivilsachen kann je nach Landesrecht das Schiedsamt angerufen werden. Der Antrag [[Hemmung (Recht)|hemmt]] die [[Verjährung (Deutschland)|Verjährung]] ({{§|204|bgb|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;4 [[Bürgerliches Gesetzbuch|BGB]]).

In Strafsachen ist die Schlichtung bei [[Privatklage]]delikten wie [[Hausfriedensbruch (Deutschland)|Hausfriedensbruch]], [[Beleidigung (Deutschland)|Beleidigung]], [[Verletzung des Briefgeheimnisses]], einfacher und fahrlässiger [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]], [[Bedrohung]], [[Sachbeschädigung]] und auf ein solches Delikt bezogenem [[Vollrausch]] obligatorisch ({{§|380|stpo|juris}} StPO), wenn kein öffentliches Interesse der Staatsanwaltschaft an der Strafverfolgung besteht.

Die Gesamtzahl der Verfahren lag 1980 für die alten Bundesländer bei unter 1.000 Zivil- und etwa 28.500 Strafsachen,<ref>[http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/11/039/1103967.pdf BT-Drs. 11/3967] (1989)</ref> für die [[Gesellschaftliche Gerichte|gesellschaftlichen Gerichte]] der DDR bei 48.600 Zivilsachen (überwiegend Arbeitssachen vor den [[Konfliktkommission]]en) und bei 29.000 Strafsachen.<ref>Britta Schubel: ''Geschichte und Gegenwart außergerichtlicher Erledigung von Strafsachen durch ehrenamtliche Schiedsinstanzen in den neuen Bundesländern'' (1997), [https://books.google.de/books?id=WkqaGV8dhr4C&pg=PA316 S. 316–319]</ref> 35 Jahre später (2015) fielen bei den Schiedsämtern bzw. -stellen über 12.600 Zivil- und über 2.100 Strafsachen an. In etwa 80 % der Fälle sind beide Parteien vor der Schiedsperson erschienen; über 50 % der Zivilsachen und über 40 % der Strafsachen wurden durch Vergleich erledigt. Hinzu kommen ca. 20.000 sog. „Tür- und Angelfälle“ (Inanspruchnahmen ohne Protokoll).<ref>Schiedsamtszeitung 2017, [https://www.schiedsamt.de/fileadmin/schiedsamtszeitungsarchiv/2017/Heft_12/2017_12_S.282-285.pdf S. 282]</ref>

== Österreich ==
Zur Rechtslage in Österreich siehe [[Gemeindevermittlungsamt]].

== Schweiz ==
Zur Rechtslage in der Schweiz siehe [[Schlichtungsbehörde]].

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=[[Theodor Christian Fachtmann]] |Titel=Das außergerichtliche Sühneverfahren in Norddeutschland durch Friedensrichter, Schieds- und Vertrauensmänner |Verlag=Rackhorst |Ort=Osnabrück |Datum=1849 |Online={{Google Buch | Linktext = Volltext | BuchID = 6EpEAAAAcAAJ}}}}
* [[Paul Florschütz]]: ''Die Schiedsmannsordnung vom 29. März 1879'', 15 Auflagen
* ''[[Meyers Konversationslexikon]]'', Verlag des Bibliografischen Instituts, 4. Aufl., Bd. 14, Leipzig 1890, S. [http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=114340#Schiedsmann 443]&nbsp;f.; 6. Aufl., Bd. 17, Leipzig 1909, S. [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Schiedsmann 752]
* Carl Creifelds, ''Rechtswörterbuch'', C.&nbsp;H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 15. Aufl., München 1999, S. 1124&nbsp;f, ISBN 3-406-44300-1
* {{Literatur |Autor=Hans-Andreas Schönfeldt |Titel=Vom Schiedsmann zur Schiedskommission |TitelErg=Normdurchsetzung durch territoriale gesellschaftliche Gerichte in der DDR |Verlag=Klostermann |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2002 |ISBN=3-465-03176-8 |Online={{Google Buch | BuchID = 3OhletMBRWMC}}}}
* {{Literatur |Autor=Bele Carolin Peters |Titel=Der Gütegedanke im deutschen Zivilprozeßrecht |TitelErg=Eine historisch-soziologische Untersuchung zum Gütegedanken im Zivilverfahrensrecht seit 1879 |Ort=Jena |Datum=2004 |Online=http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2520/Peters.pdf |Format=PDF |KBytes=1000}}
* [[Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen|BDS]]: [https://www.schiedsamt.de/570.html ''SchiedsamtsZeitung''] (SchAZtg, seit 1926; {{ZDB|1160357-4}})

== Siehe auch ==
* [[Ombudsmann]]
* [[Schiedsgerichtsbarkeit]]
* [[Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen]]
* [[Bundesschiedsamt|Bundesschiedsamt/Landesschiedsamt]]

== Weblinks ==
* [http://www.schiedsamt.de/ Bundesverband Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen e.V.]
* [http://www.fairness-stiftung.de/Schiedsverfahren.htm Schiedsverfahren.]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4315713-0|SWD=4233555-3}}

[[Kategorie:Strafprozessrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Zivilprozessrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Ehrenamt (Deutschland)]]
[[Kategorie:Schiedsverfahren]]