Quelltext der Seite Helmut Kohl

{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Datei:Helmut Kohl (1996).jpg|mini|Helmut Kohl (1996)
[[Datei:Helmut Kohl Signature.svg|rahmenlos|hochkant|zentriert|Unterschrift von Helmut Kohl]]]]
'''Helmut Josef Michael Kohl''' (* [[3. April]] [[1930]] in [[Ludwigshafen am Rhein]]; † [[16. Juni]] [[2017]] ebenda) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]. Von 1969 bis 1976 war er dritter [[Ministerpräsident]] des Landes [[Rheinland-Pfalz]] und führte von 1982 bis 1998 als sechster [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] der Bundesrepublik Deutschland eine [[Schwarz-gelbe Koalition|CDU/CSU/FDP-Koalition]]. Seine Amtszeit ist mit 5870 Tagen die bislang längste.<ref>[https://www.n-tv.de/politik/Merkel-holt-Adenauer-bei-Kanzler-Amtszeit-ein-article21473168.html n-tv.de vom 22. Dezember 2019] (In der Quelle ist ein Fehler: Richtigerweise war Kohl vom 1. Oktober 1982 bis zum 26. Oktober 1998 im Amt. Das sind zwar 5869 Tage, aber bei Amtszeiten ist es üblich, sowohl den ersten als auch den letzten Tag mitzurechnen (also die Zahl der Kalendertage zu zählen), somit sind es 5870 Tage.)</ref> Von 1973 bis 1998 war er [[Parteivorsitzender|Bundesvorsitzender]], danach bis 2000 [[Ehrenvorsitzender]] seiner Partei.

Unter seinem Vorsitz entwickelte sich die CDU zu einer [[Politische Partei#Unterscheidung nach dem Organisationsgrad|Mitgliederpartei]]. [[Bundestagswahl 1976|1976]] erzielte die CDU/CSU mit Kohl als Spitzenkandidat das bis dahin zweitbeste Ergebnis bei Bundestagswahlen, konnte aber die [[Sozialliberale Koalition|sozialliberale]] [[Kabinett Schmidt I|Regierung Schmidt]] nicht ablösen. Kohl gab sein Amt als Ministerpräsident auf und übernahm als Vorsitzender der [[CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag|CDU/CSU-Fraktion]] die Rolle des [[Oppositionsführer]]s im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]]. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition wurde er am 1. Oktober 1982 durch ein [[Misstrauensvotum#Helmut Kohl gegen Helmut Schmidt 1982|konstruktives Misstrauensvotum]] gegen [[Helmut Schmidt]] von CDU/CSU und FDP zum Bundeskanzler gewählt. Kohl trieb den Prozess der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] 1989/1990 entscheidend voran und gilt außerdem als Wegbereiter der [[Europäische Integration|europäischen Integration]], die in den 1990er Jahren zur Bildung der [[Europäische Union|Europäischen Union]] sowie zur Einführung des [[Euro]] führte.

Umstritten blieb er wegen seiner Rolle in der [[CDU-Spendenaffäre]] sowie seiner Tätigkeit als [[Unternehmensberater]] nach dem Ende seiner politischen Karriere.

== Herkunft, Studium und Beruf ==
[[Datei:Friedhof-Ludwigshafen-Friesenheim-11.JPG|mini|Grab der Familie Kohl in Ludwigshafen-Friesenheim]]
Helmut Kohl wurde 1930 als drittes Kind des Finanzbeamten Hans Kohl (1887–1975) und seiner Frau Cäcilie, geb. Schnur (1891–1979), im Ludwigshafener Stadtteil [[Ludwigshafen-Friesenheim|Friesenheim]] geboren. Hier wuchs er zusammen mit seiner Schwester Hildegard (1922–2003) und seinem Bruder Walter (1926–1944) in einer konservativ-katholisch geprägten Familie auf. Sein Geburtshaus steht in der Hohenzollernstraße; auf dem Friesenheimer Friedhof befindet sich das Familiengrab, in dem neben Kohls Eltern im Jahr 2001 auch seine erste Ehefrau [[Hannelore Kohl]] beigesetzt wurde.

Eines der einschneidendsten Ereignisse in der Jugend Kohls war der frühe Tod seines Bruders Walter im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Er fiel Ende November 1944 als Soldat bei einem Tieffliegerangriff in [[Haltern am See|Haltern]] (Kreis Recklinghausen).<ref name="adenauerstiftung_80geb">{{Internetquelle |url=http://www.kas.de/wf/de/71.8024/ |titel=Würdigung: 80. Geburtstag Helmut Kohl |hrsg=Konrad Adenauer Stiftung |datum=2010 |abruf=2011-12-12}}</ref>

Kohl besuchte ab dem 1. April 1936 in Friesenheim die [[Rupprechtschule]] in der Nietzschestraße und ab 1940 die [[Oberrealschule]]. Mit der [[Kinderlandverschickung]] gelangte er nach [[Erbach (Odenwald)|Erbach im Odenwald]] und später nach [[Berchtesgaden]].<ref name="adenauerstiftung_80geb" /> Dort erhielt er als Mitglied der [[Hitlerjugend]] eine vormilitärische Ausbildung, zum Einsatz als [[Flakhelfer]] kam es nicht mehr.<ref>{{Webarchiv |url=http://helmut-kohl.kas.de/jugendjahre.html |text=''Helmut Kohl – Jugendjahre und erste politische Erfahrungen 1930–1959.'' |wayback=20170501061826}} Konrad-Adenauer-Stiftung, abgerufen am 20. August 2012.</ref> Von Berchtesgaden ging er ab Ende April 1945 mit drei Schulkameraden zu Fuß nach Ludwigshafen, wo er im Juni ankam. Da die Oberrealschule zunächst geschlossen war, begann Kohl im August 1945 eine landwirtschaftliche Lehre. Im November 1945 kehrte er an die Oberrealschule an der Leuschnerstrasse in Ludwigshafen (das heutige [[Max-Planck-Gymnasium Ludwigshafen|Max-Planck-Gymnasium]]) zurück und legte dort im Juni 1950 das Abitur ab.<ref name="adenauerstiftung_80geb" />

Zum Wintersemester 1950/51 begann er, an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main]] [[Rechtswissenschaft]] und [[Geschichte]] zu studieren. Zum Wintersemester 1951/52 wechselte er an die [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]], an der er Geschichte und Staatswissenschaften studierte. Während seines Studiums war er Mitglied der Studentenorganisation [[AIESEC]].<ref>[https://www.kit.edu/kit/english/pi_2013_13577.php Pressemitteilung KIT 27. Juni 2013]. Abgerufen am 9. Juli 2017.</ref> Von 1956 bis 1958 war Kohl [[Wissenschaftlicher Mitarbeiter]] bei [[Dolf Sternberger]] am [[Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften|Alfred-Weber-Institut]] der Universität.<ref name="adenauerstiftung_80geb" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.pfalzgeschichte.de/zum-tode-helmut-kohls-ein-blick-zurueck-auf-die-politischen-anfaenge-und-die-rheinland-pfaelzische-phase-seiner-vita/ |titel=Zum Tode Helmut Kohls – Ein Blick zurück auf die politischen Anfänge und die rheinland-pfälzische Phase seiner Vita – Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde |abruf=2021-06-11}}</ref> 1958 wurde er mit einer [[Dissertation]] zum Thema ''Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945''<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Kohl |Titel=Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945 |Verlag=Heidelberg, Univ., Diss., 1958 |Datum=1958 |Online=https://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=1144881 |Abruf=2020-07-26}}</ref> bei [[Walther Peter Fuchs]] zum Dr.&nbsp;phil. [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. 1958 wurde er in seiner Heimatstadt Direktionsassistent in der Eisengießerei ''Pfalzgußwerk Walter Mock''<ref>[https://digi.bib.uni-mannheim.de/fileadmin/hoppenstedt/1046983326_19590007/pdf/1046983326_0637.pdf Unternehmensverzeichnis]</ref> und war von 1959 bis 1969 Referent beim [[Verband der Chemischen Industrie]].

== Politische Karriere ==
=== Funktionen in der Partei ===
Schon als Schüler trat Kohl 1946 der CDU bei; 1947 war er Mitbegründer der [[Junge Union|Jungen Union]] in [[Ludwigshafen am Rhein|Ludwigshafen]]. Seine politischen Aktivitäten verfolgte er neben seinem Studium. 1959 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Ludwigshafen.

Auf Landesebene wurde er 1953 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der CDU in der Pfalz, 1954 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz, 1955 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Rheinland-Pfalz und von März 1966 bis September 1974 deren Landesvorsitzender.<ref name="helmut-kohl.de">[http://www.helmut-kohl.de/ministerpraesident.html Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz 1969–1976] Konrad–Adenauer–Stiftung.</ref> In dieser Funktion war er zugleich Mitglied des Bundesvorstandes der CDU, in dem er im November 1966 als Einziger gegen den Beschluss zur [[Große Koalition|Großen Koalition]] und zur geplanten Einführung des gegen die FDP gerichteten [[Mehrheitswahl]]rechts auf Bundesebene stimmte.<ref>Hans Peter Schwarz: ''Helmut Kohl. Eine politische Biographie.'' DVA, München 2012, S. 147.</ref>

Kohl wurde 1969 stellvertretender Bundesvorsitzender und war von 1973 bis 1998 der bislang am längsten amtierende [[Christlich Demokratische Union Deutschlands#Parteivorsitzende|Parteivorsitzende der CDU]]. In dieser Zeit entwickelte sich die [[Volkspartei (Parteityp)|Volkspartei]] CDU von einer „Wählerpartei“ zu einer „[[Politische Partei#Unterscheidung nach dem Organisationsgrad|Mitgliederpartei]]“ mit einem Maximum der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands#Mitglieder|Mitgliederzahl]] kurz nach der „Wende 1982“ sowie einem noch höheren Maximum nach der Vereinigung mit der [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|Ost-CDU]] 1990; danach gingen die Zahlen jeweils wieder zurück.

Von 1998 bis 2000 war er [[Ehrenvorsitzender]] der CDU; von diesem Amt trat er wegen der Parteispendenaffäre zurück, jedoch kam es 2002 zu einer Wiederannäherung mit der Partei.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 903.</ref>

=== Landtagsabgeordneter und Ministerpräsident ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F028914-0003, Ludwigshafen, CDU-Kongress, Helmut Kohl.jpg|mini|Helmut Kohl in Ludwigshafen (1969)]]
Kohl wurde 1959 erstmals als – damals jüngster – Abgeordneter in den [[Landtag Rheinland-Pfalz|Landtag von Rheinland-Pfalz]] [[Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1959|gewählt]], in dem er ab 1963 CDU-Fraktionsvorsitzender war. Neben seinem Landtagsmandat war er überdies von 1960 bis 1970 Mitglied des Rates der Stadt Ludwigshafen,<ref name="helmut-kohl.de" /> davon 1960 bis 1969 als Vorsitzender der in Opposition stehenden CDU-Fraktion.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 92–95.</ref>

Mit seiner Wahl zum Landesvorsitzenden der CDU Rheinland-Pfalz 1966 galt Kohl als designierter Nachfolger [[Peter Altmeier]]s im Amt des Ministerpräsidenten, den er zur Mitte der Legislaturperiode am 19. Mai 1969 ablöste. Bei den [[Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1971|Landtagswahlen 1971]] und [[Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1975|1975]] erzielte er zweimal die absolute Mehrheit, sein Gegenkandidat war beide Male [[Wilhelm Dröscher]] (SPD).<ref name="helmut-kohl.de" />

{{Siehe auch|Kabinett Kohl I (Rheinland-Pfalz)|Kabinett Kohl II (Rheinland-Pfalz)|Kabinett Kohl III (Rheinland-Pfalz)}}

In seiner Amtszeit stellte er die Weichen für die Modernisierung des in der Bundesrepublik als rückständig wahrgenommenen Bundeslandes; wichtige Entscheidungen waren die [[Gebietsreformen in Rheinland-Pfalz|Gebietsreform]] und die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern (heute: [[Universität Trier]], [[Technische Universität Kaiserslautern]]).<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 100–102.</ref> Gleichzeitig beschleunigte sich der [[Regionaler Strukturwandel|Strukturwandel]] im weitgehend noch sehr ländlich geprägten Bundesland. Im Bereich des Schulwesens wurden auf der Ebene der Grundschulen die [[Konfessionsschule]]n, an denen die CDU auf Betreiben der katholischen Kirche jahrelang festgehalten hatte, durch konfessionsübergreifende [[Simultanschule|Gemeinschaftsschulen]] ersetzt.

Im Oktober 1971 kandidierte Kohl für die Nachfolge [[Kurt Georg Kiesinger]]s als CDU-Bundesvorsitzender. Bei dieser Wahl unterlag er [[Rainer Barzel]], dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und [[Oppositionsführer]] im Deutschen Bundestag, mit 174 zu 344 Stimmen.<ref>[http://www.kas.de/upload/ACDP/CDU/Protokolle_Bundesparteitage/1971-10-04-05_Protokoll_19.Bundesparteitag_Saarbruecken.pdf ''CDU. 19. Parteitag Saarbrücken. 4.-5. Oktober 1971'']</ref>

Nachdem Barzel 1972 zweimal mit dem Versuch gescheitert war, Bundeskanzler [[Willy Brandt]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) abzulösen (im April im Rahmen eines [[Misstrauensvotum#Rainer Barzel gegen Willy Brandt 1972|Misstrauensvotums]] sowie als Kanzlerkandidat [[Bundestagswahl 1972|im November]]), trat er 1973 als CDU-Vorsitzender zurück. Kohl kandidierte 1973 erneut und wurde, diesmal ohne Gegenkandidat, gewählt.

1976 brachte die Bundesregierung die sogenannten „Polenverträge“ in die Gesetzgebung ein. Vereinbart war eine Globalentschädigung für in Polen lebende ehemalige [[KZ-Häftling]]e sowie Kreditzusagen an Polen; im Gegenzug gab es polnische Zusagen über Ausreisegenehmigungen für deutschstämmige Bürger. Die CDU/CSU lehnte die entsprechenden Gesetze im Bundestag ab.<ref>[https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw06-kalenderblatt-polenvertraege/407136 Vor 40 Jahren: Bundestag billigt die Polenverträge] Allerdings hatten die CDU-Politiker Barzel, [[Gerhard Schröder (Politiker, 1910)|Schröder]], [[Walther Leisler Kiep|Kiep]], [[Richard von Weizsäcker|von Weizsäcker]] und [[Norbert Blüm|Blüm]] zugestimmt.</ref> Da sie auch die Zustimmung des damals unionsdominierten [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrates]] benötigten, organisierte Kohl im März 1976 gegen erhebliche Widerstände die Zustimmung aller unionsgeführten Bundesländer, so dass die Gesetze in Kraft treten konnten.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 204–206.</ref>

=== Oppositionsführer im Deutschen Bundestag ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F048763-0009, München, CSU-Parteitag, Strauß, Kohl.jpg|mini|Kohl und [[Franz Josef Strauß|Strauß]] auf dem CSU-Wahlparteitag 1976 in München]]
Kohl war von 1976 bis 2002 [[Mitglied des Deutschen Bundestages]]. Er kandidierte im [[Bundestagswahlkreis Ludwigshafen/Frankenthal]], den er 1990 und 1994 als Direktkandidat gewann; bei den übrigen Wahlen zog er über die CDU-[[Landesliste]] Rheinland-Pfalz in den Bundestag ein.

Bei der [[Bundestagswahl 1976]] am 3. Oktober trat Kohl erstmals als Kanzlerkandidat der CDU/CSU an und erzielte mit 48,6 Prozent der Stimmen das bis dahin zweitbeste Wahlergebnis, verfehlte jedoch knapp die [[absolute Mehrheit]]. Kohl trat als Ministerpräsident zurück und wurde am 13. Dezember als Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] [[Oppositionsführer]]. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wurde am 2. Dezember 1976 [[Bernhard Vogel (Ministerpräsident)|Bernhard Vogel]].

Einige Wochen nach der Wahl versuchte die CSU am 19. November auf Betreiben ihres Vorsitzenden [[Franz Josef Strauß]] mit den [[Bundesweite Ausdehnung der CSU#Kreuther Trennungsbeschluss|Beschlüssen]] von [[Wildbad Kreuth]], die [[Fraktionsgemeinschaft]] mit der CDU im Bundestag aufzukündigen, jedoch konnte Kohl mit der Gegendrohung, die CDU auf Bayern auszudehnen, die Fortführung durchsetzen.<ref>Hans Peter Schwarz: ''Helmut Kohl. Eine politische Biographie.'' DVA, München 2012, S. 196.</ref> In den folgenden Jahren kam es zwischen Kohl und Strauß, der 1978 den Bundestag verließ und [[bayerischer Ministerpräsident]] wurde, zu heftigen Auseinandersetzungen um die Führungsrolle in der Union. Strauß sprach Kohl des Öfteren öffentlich Führungsqualitäten und die Befähigung für das Amt des Bundeskanzlers ab ([[Wienerwald-Rede]]). Für die [[Bundestagswahl 1980]] verzichtete Kohl auf eine erneute Kandidatur als Bundeskanzler. Der von ihm favorisierte niedersächsische Ministerpräsident [[Ernst Albrecht]] unterlag bei der Wahl des Kanzlerkandidaten in der CDU/CSU-Fraktion gegen Strauß, den Kohl daraufhin loyal unterstützte.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 252f.</ref>

Der Verzicht auf eine eigene Kandidatur erwies sich im Nachhinein als kluger Schachzug Kohls, da er überzeugt war, dass Strauß als Bundeskanzler für die Mehrheit der Deutschen nicht wählbar war. Kohls Kalkül ging auf: Strauß erzielte 1980 das bis dahin schlechteste Wahlergebnis der Union bei einer Bundestagswahl nach 1949. Im weiteren hielt er sich mit Kritik an Kohl zurück, der in Bonn Oppositionsführer blieb.

Strauß profilierte sich weiterhin auf dem rechten Flügel der Union; Kohl dagegen versuchte durch einen gemäßigten Kurs die [[Politische Mitte|Mitte]] anzusprechen und die FDP aus der Koalition mit der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] zu lösen. Die „[[geistig-moralische Wende]]“ war ein zu jener Zeit von Kohl in den politischen Diskurs eingeführtes Schlagwort zur Motivation eines Politikwechsels. Für politische Beobachter erwies es sich als schwierig, eine Verknüpfung dieses unscharfen Begriffs zu konkreten Entscheidungen seiner späteren Regierungszeit herzustellen. Im Zusammenhang mit den späteren Affären wurde er von Gegnern Kohls als Kampfbegriff gegen ihn gerichtet.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 340f., 373.</ref>

=== Bundeskanzler ===
{{Hauptartikel|Wende (Bundesrepublik Deutschland)}}
Am 17. September 1982 zerbrach die von Bundeskanzler [[Helmut Schmidt]] geführte sozialliberale Koalition am Streit über die künftige Wirtschafts- und Sozialpolitik. Anlass für den Bruch war u.&nbsp;a. ein [[Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit|Konzeptpapier der FDP zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten]], das von [[Otto Graf Lambsdorff]] ausgearbeitet worden war und [[Neoliberalismus|neoliberale]] Positionen zur [[Reform]] des [[Arbeitsmarkt]]s enthielt.<ref>[[Manfred Görtemaker]]: ''Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart.'' C. H. Beck, München 1999, S. 592–596; [[Henning Köhler (Historiker)|Henning Köhler]]: ''Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte.'' Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 628–632.</ref>

==== Die ersten Jahre der Kanzlerschaft bis 1989 ====
Nach zehntägigen Koalitionsgesprächen wurde Kohl am 1. Oktober 1982 durch das bis heute einzige erfolgreiche konstruktive [[Misstrauensvotum#Geschichte des konstruktiven Misstrauensvotums in der Bundesrepublik|Misstrauensvotum]] in der Geschichte des Bundestages mit den Stimmen seiner eigenen Fraktion und der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] gegen den Amtsinhaber zum sechsten [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] gewählt ([[Kabinett Kohl&nbsp;I]]). Bundesaußenminister und [[Vizekanzler (Deutschland)|Vizekanzler]] wurde, wie bereits in der sozialliberalen Koalition, [[Hans-Dietrich Genscher]]. Der Koalitionswechsel war innerhalb der FDP sehr umstritten.

[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F064810-0003, CDU Bundestagswahlkampf, Kohl.jpg|mini|Kohl im Bundestagswahlkampf 1983]]
Da bei der Bundestagswahl 1980 die FDP mit einer [[Koalitionsaussage]] zugunsten der SPD in den Wahlkampf gegangen und Kohl selbst nicht Kanzlerkandidat gewesen war, gab es Zweifel an der demokratischen Grundlage des Machtwechsels, obwohl ein derartiger Wechsel dem Grundgesetz nicht widerspricht. Darum stellte Kohl im Bundestag die [[Vertrauensfrage]], über die am 17. Dezember 1982 entschieden wurde. Die Mehrzahl der Abgeordneten der Regierungskoalition enthielt sich vereinbarungsgemäß der Stimme, wodurch – wie gewünscht – der Bundeskanzler keine Mehrheit erhielt und damit dem [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] nach {{Art.|68|gg|juris}} des Grundgesetzes die Auflösung des Parlamentes vorgeschlagen werden konnte. Nach längerem Zögern entschied sich Bundespräsident [[Karl Carstens]] im Januar 1983 für die Auflösung des Bundestags und die Ausschreibung von vorgezogenen Neuwahlen für den 6. März 1983. Gegen diese Vorgehensweise klagten einige Abgeordnete erfolglos vor dem [[Bundesverfassungsgericht]].

Bei der [[Bundestagswahl 1983]] am 6. März gewann die Regierungskoalition mit Gewinnen für die CDU/CSU (48,8 %, +4,3 Prozentpunkte) und deutlichen Verlusten für die FDP (7,0 %, −3,6 Prozentpunkte) die Mehrheit der Sitze im Bundestag. Kohl, der zwischen 1976 und 1998 sechsmal als Kanzlerkandidat antrat, erzielte sein bestes Wahlergebnis und außerdem das zweitbeste der Unionsparteien in der Geschichte der Bundesrepublik gegen den sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten [[Hans-Jochen Vogel]].

Bei der [[Bundestagswahl 1987]] am 25. Januar verlor die CDU/CSU Stimmanteile (−4,5 %); dennoch behielt die Regierungskoalition die Mehrheit und Kohl wurde im Amt bestätigt ([[Kabinett Kohl&nbsp;III]]). Gegenkandidat der SPD war der nordrhein-westfälische Ministerpräsident [[Johannes Rau]].

===== Innen- und Deutschlandpolitik =====
Trotz des jahrelangen christdemokratischen Widerstands gegen die [[Ostpolitik#Ostverträge|Ostpolitik]] der sozialliberalen Regierung setzte die [[Kabinett Kohl II|Regierung Kohl]] die Außen- und Deutschlandpolitik der vorangegangenen Regierung Schmidt in den wesentlichen Zügen fort. Zur Verhinderung einer Zahlungsunfähigkeit erhielt die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] durch Vermittlung des CSU-Vorsitzenden Strauß einen Milliardenkredit. Als Gegenleistung beseitigte die DDR-Regierung ab 1984 nach und nach die [[Selbstschussanlage]]n an der [[Innerdeutsche Grenze|innerdeutschen Grenze]] und erteilte in großzügigerer Weise [[Ausreiseantrag#Anzahl der Ausreisenden|Ausreisegenehmigungen]] für [[Übersiedler]] aus der DDR in die Bundesrepublik.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 343f.</ref> Im Gegensatz zu seinen späteren Gegenkandidaten [[Oskar Lafontaine]] und [[Gerhard Schröder]] sah Kohl während der gesamten Zeit vor 1989 eine mögliche [[Deutsche Wiedervereinigung]] als wichtiges politisches Ziel an; dementsprechend lehnte er, anders als Lafontaine, die Anerkennung einer eigenständigen [[Staatsbürgerschaft der DDR]] neben der [[Deutsche Staatsangehörigkeit|Deutschen Staatsangehörigkeit]] konsequent ab. Eine weitere große Zuwanderungsgruppe stellten die deutschstämmigen [[Aussiedler und Spätaussiedler|Aussiedler]] aus Osteuropa und der Sowjetunion dar, für deren Ausreisegenehmigung sich Kohl einsetzte, ihre Zahl stieg auf über 370.000 im Jahr 1989.

[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1987-0907-017, Bonn, Besuch Erich Honecker, mit Helmut Kohl.jpg|mini|hochkant|Kohl und [[Erich Honecker|Honecker]] in Bonn (1987)]]
Ab Mitte der 1980er Jahre stiegen die Zahlen der Asylbewerber auf über 100.000 jährlich an, „Asylmissbrauch“ wurde zum wichtigen Thema der politischen Diskussion.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 494f.</ref> Problemfördernd erwies sich die westdeutsche Auffassung des besonderen rechtlichen Charakters der [[Innerdeutsche Beziehungen|innerdeutschen Beziehungen]], als Mitte der 1980er Jahre in stark zunehmendem Maße Asylsuchende aus Afrika und Südasien über [[Ost-Berlin]] [[Berliner Grenzübergänge#Kontrollen auf West-Berliner Seite|unkontrolliert nach West-Berlin]] einreisten; erst nach zahlreichen Initiativen sowohl der Regierung als auch der SPD-Opposition leistete die DDR einen Beitrag zur Eindämmung des Zustroms.<ref>[[Jochen Staadt]]: ''Nach drüben''. In: FAZ.net vom 18. Dezember 2015 [http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/fluechtlinge-vor-30-jahren-nach-drueben-13939024-p5.html?printPagedArticle=true#pageIndex_6 online]</ref>

{{Hauptartikel|Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik Deutschland 1987}}
Nach jahrelangen Verhandlungen konnte 1987 [[Erich Honecker]], [[Vorsitzender des Staatsrats|Staatsratsvorsitzender]] und Generalsekretär des [[ZK der SED]], als erstes DDR-Staatsoberhaupt vom 7. bis 11. September 1987 offiziell die Bundesrepublik besuchen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ddr-im-www.de/index.php?itemid=131 |titel=Honecker in Bonn – 07. bis 11. September 1987 |hrsg=Die DDR im WWW |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120512222313/http://www.ddr-im-www.de/index.php?itemid=131 |archiv-datum=2012-05-12 |offline=1 |abruf=2017-07-15}}</ref> In Bonn sprach er eine Einladung zu einem offiziellen Besuch der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] an Kohl aus. Da der Kanzler aus statusrechtlichen Gründen Ost-Berlin, das nach westdeutscher Auffassung nicht Teil der DDR war, nicht offiziell besuchen konnte, unternahm Kohl eine Privatreise in die DDR mit seiner Frau und dem Sohn Peter vom 27. bis 29. Mai 1988 – vereinbarungsgemäß ohne Ankündigung und Journalistenbegleitung, dafür war er frei in der Auswahl der Reiseroute.<ref>Jan Schönfelder, Rainer Erices: [https://www.researchgate.net/profile/Rainer_Erices/publication/235328836_Kohls_geheime_Reise_in_die_DDR/links/09e41510d4ca8a696d000000/Kohls-geheime-Reise-in-die-DDR.pdfgeheime-Reise-in-die-DDR.pdf ''Zeitgeschichte:'' ''Kohls geheime Reise in die DDR.''] Deutschland Archiv (2007), Jena, aus: Jan Schönfelder, Rainer Erices: ''Westbesuch: Die geheime DDR-Reise von Helmut Kohl.'' Bussert & Stadeler Verlag, Quedlinburg 2006, ISBN 3-932906-75-6 ({{Webarchiv |url=https://www.researchgate.net/publication/235328836_Kohls_geheime_Reise_in_die_DDR |text=Archiv |wayback=20181206173751}}).</ref> Später bezeichnete er diese Reise als eine der bewegendsten seines Lebens.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 465.</ref>

Die Zahl ausländischer Bürger stieg besonders durch den Familiennachzug an. Die Regierung versuchte dem durch die Umsetzung von Maßnahmen zur [[Rückkehrförderung]] entgegenzuwirken, die schon von der sozialliberalen Vorgängerregierung beschlossen worden waren.<ref>Angebliche Äußerungen Kohls gegenüber [[Margaret Thatcher]] (1982), die Zahl der [[Türkeistämmige in Deutschland|Türken in Deutschland]] um 50 Prozent reduzieren zu wollen, tauchten 2013 in der Presse auf: [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-08/Kohls-Sohn-Kritik-Auslaenderpolitik ''Helmut Kohls Sohn kritisiert die Äußerungen seines Vaters.''] In: ''[[Die Zeit|Zeit Online]],'' August 2013. Sohn Peter Kohl, der mit einer Türkin verheiratet ist, kritisierte diese Aussage, ordnete sie aber in den [[Ausländerpolitik#Der Wettlauf um eine Begrenzungspolitik|historischen Kontext]] ein.</ref>

Die stetige Zuwanderung führte zu einer Umkehr des [[Demografie|demographischen]] Trends: die seit den 1970er Jahren stagnierende und später rückläufige [[Demografie Deutschlands#Natürliche Bevölkerungsentwicklung, Faktoren|Bevölkerungszahl Westdeutschlands]] stieg ab 1985 wieder deutlich an. In der kontroversen Diskussion über die Zuwanderung und [[Ausländerpolitik#Der Wettlauf um eine Begrenzungspolitik|Ausländerpolitik]] vertrat Kohl den Standpunkt, Deutschland sei kein [[Einwanderungsland]].<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 505.</ref>

In der Wirtschafts- und Sozialpolitik fand eine Wende in der Art, wie sie die FDP in ihrem Konzeptpapier 1982 gefordert hatte, nicht statt.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 328f.</ref> Neben kleineren Einschnitten in der Sozialpolitik wurden durch Kohls langjährigen [[Bundesministerium für Arbeit und Soziales|Arbeits- und Sozialminister]] [[Norbert Blüm]] erstmals [[Kindererziehungszeit]]en bei der Berechnung des [[Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland)|gesetzlichen Rentenanspruchs]] angerechnet sowie [[Arbeitsbeschaffungsmaßnahme]]n und Möglichkeiten des [[Ruhestand#Vorruhestand|Vorruhestands]] eingeführt, um der hohen Arbeitslosigkeit zu begegnen.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 335f.</ref> Bis 1989 konnten die [[Staatsquote]] und die [[Inflation]]srate dauerhaft gesenkt werden.

Ein wichtiges innenpolitisches Thema des dritten Kabinetts Kohl wurde die Reform des [[Einkommensteuer (Deutschland)|Einkommensteuerrechts]] unter Federführung der [[Bundesfinanzminister]] [[Gerhard Stoltenberg]] und [[Theo Waigel]]. In einer mehrstufigen Steuerreform wurden die unter der [[Kabinett Schmidt I|Regierung Schmidt]] auf einen historischen Höchststand gekletterten Einkommensteuersätze gesenkt und 1990 ein [[Linear-progressiver Tarif#Deutschland|linear-progressiver Tarif]] eingeführt, der den sogenannten [[Einkommensteuertarif#Mittelstandsbauch|„Mittelstandsbauch“]] im Steuerrecht beseitigte. Die Steuersenkung und die Kosten der sozialpolitischen Maßnahmen führten zu einem Anstieg der Staatsverschuldung, die nach zwischenzeitlichem Rückgang 1989 wieder den Stand zur Zeit der Regierung Schmidt erreichte.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 394.</ref>

In der Medienpolitik forcierte die Bundesregierung die [[Breitbandnetz|Breitbandverkabelung]]. 1984 startete in Kohls Heimatstadt Ludwigshafen das erste deutsche [[Kabelfernsehen]], in der Folgezeit kamen zahlreiche [[Privatfernsehen|Privatsender]] auf den Markt.

Wichtige umweltpolitische Entscheidungen waren die Einführung des obligatorischen [[Fahrzeugkatalysator]]s für Pkw und der [[Rauchgasentschwefelung]] für alle [[Kohlekraftwerk]]e. Wenige Wochen nach der [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl]] berief Kohl im Juni 1986 erstmals einen [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit|Bundesumweltminister]] in sein Kabinett. In der Amtszeit Kohls wurden erstmals keine neuen Kernkraftwerke in Deutschland geplant, in Planung befindliche jedoch fertiggestellt und in Betrieb genommen.

Im Zuge der [[Flick-Affäre]] um verdeckte [[Parteispende]]n des [[Flick-Konzern]]s wurde bekannt, dass Kohl zwischen 1974 und 1980 für die CDU 565.000 DM erhalten hatte. Im Untersuchungsausschuss des Bundestags und des Mainzer Landtags sagte er die Unwahrheit in Bezug auf seine Kenntnis des Zwecks einer [[Staatsbürgerliche Vereinigung|Staatsbürgerlichen Vereinigung]] als Spendenbeschaffungsanlage und entging nach einer Anzeige von [[Otto Schily]] nur knapp einem Strafverfahren wegen [[Falsche uneidliche Aussage|uneidlicher Falschaussage]].<ref>{{Der Spiegel |ID=13518432 |Titel=Weiß ich nicht mehr |Jahr=1986 |Nr=9}}</ref><ref>{{Der Spiegel |ID=13518894 |Titel=Kohl: Waren die Fragen zu schwierig? |Jahr=1986 |Nr=18}}</ref> CDU-Generalsekretär [[Heiner Geißler]] verteidigte ihn in einer Fernsehsendung mit dem berühmt gewordenen Kommentar, Kohl habe wohl einen „Blackout“ gehabt; seit dieser Zeit galt das Verhältnis beider Politiker zueinander als getrübt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13516501.html |titel=Kurz und verletzend |hrsg=Der Spiegel |datum=1986-03-03 |abruf=2013-02-04}}</ref>

Nachdem sich im Herbst 1988 die Auseinandersetzungen mit Heiner Geißler über den künftigen Kurs der Partei zugespitzt hatten, warnte Kohl seinen langjährigen Generalsekretär schriftlich, er werde ihn nicht wieder für dieses Amt vorschlagen, falls sich ihre Beziehungen in den nächsten Monaten „nicht von Grund auf“  veränderten. Nach starken Stimmenverlusten für die Christdemokraten bei der Wahl zum [[Abgeordnetenhaus von Berlin]] und bei den Kommunalwahlen in Hessen im ersten Quartal 1989 verabredeten Heiner Geißler, [[Lothar Späth]] und [[Rita Süssmuth]] die Ablösung Kohls auf dem [[Liste der CDU-Parteitage|CDU-Parteitag in Bremen]] im September, weil dieser die Bundestagswahl 1990 nicht gewinnen könne. Der „Putsch“ des Jahres 1989 sei die gefährlichste Phase der Kohlschen Kanzlerzeit gewesen, urteilten [[Klaus Dreher]] und andere zeitgenössische Journalisten.<ref>Klaus Dreher: ''Helmut Kohl. Leben mit Macht.'' Stuttgart 1998, S. 924–940, auch zit. bei Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 520 und  Heinrich August Winkler: ''Der lange Weg nach Westen.'' Zweiter Band, C. H. Beck, München 2000, S. 498f.</ref>

Die Eigenwilligkeit des Generalsekretärs und eine zunehmende Missstimmung im Präsidium veranlassten Kohl im April, sein Kabinett umzubilden. Er ernannte Theo Waigel zum [[Bundesministerium der Finanzen|Finanzminister]] und sicherte sich so den Rückhalt der CSU. Gerhard Stoltenberg, der dieses Ressort bislang besetzt hatte, wechselte ins [[Bundesministerium der Verteidigung|Verteidigungsministerium]]. Das Angebot Kohls, Geißler als [[Bundesminister des Innern]] ins Kabinett zu holen, wurde von diesem zurückgewiesen. Stattdessen übernahm Schäuble dieses Amt, der damit einer der wichtigsten Kohl-Vertrauten aus Baden-Württemberg wurde. Der Konflikt mit Geißler und Späth war durch die Kabinettsumbildung aber noch nicht gelöst, sondern nur bis zur Europa-Wahl vertagt.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 496ff.</ref> Kohl war sich dieser Gefahr durchaus bewusst, als er später einräumte, sein Sturz wäre unausweichlich gewesen, wenn die CDU bei der Europawahl im Juni 1989 ihre Position als stärkste Kraft verloren hätte.<ref>Helmut Kohl: ''Erinnerungen 1982–1990.'' Droemer, München 2005, S. 898.</ref> Tatsächlich waren die Verluste bei der Wahl im Juni für die CDU geringer als erwartet, und sie landete noch knapp vor der SPD.

Nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub teilte Kohl am 22. August Geißler mit, dass er dem Parteitag statt ihm [[Volker Rühe]]  als Generalsekretär vorschlagen werde. Eine Woche später kamen Späth, Geißler, Blüm und Albrecht überein, auf eine Gegenkandidatur auf dem Parteitag zu verzichten.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-129568321.html ''Geschichte: „Das Wort Verräter muss rein“'']. ''[[Der Spiegel]]'' vom 6. Oktober 2014.</ref>
Kohl und Genscher hatten zudem noch am 25. August bei einem Geheimtreffen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten [[Miklós Németh (Politiker)|Miklós Németh]] und dessen Außenminister [[Gyula Horn]] verabredet, die Grenzbefestigungen zu Österreich abzubauen, um dadurch den zum Sommerurlaub in Ungarn befindlichen DDR-Bürgern die Ausreise in den Westen zu ermöglichen. Als Gegenleistung gewährte die Bundesregierung Ungarn einen Kredit über eine Milliarde DM. Kohl konnte Németh zur Vorverlegung der Grenzöffnung bewegen, wodurch er dem Parteitag diese Nachricht als seinen Erfolg präsentieren konnte. Ohne Gegenkandidaten wurde Kohl, wenn auch mit dem schlechtesten Wahlergebnis aller bisherigen Parteitage, zum Bundesvorsitzenden wiedergewählt.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 526</ref>

===== Außen- und Verteidigungspolitik =====
[[Datei:Gedenkplatte Mitterrand-Kohl Douaumont.jpg|mini|Gedenkplatte vor dem [[Beinhaus von Douaumont]] in Erinnerung an das Treffen zwischen [[François Mitterrand]] und Helmut Kohl im Jahr 1984]]
Der noch unter der Regierung Schmidt gefasste [[NATO-Doppelbeschluss]], der die Aufstellung neuer Atomwaffen in Westeuropa als Druckmittel vorsah, um die [[Sowjetunion]] zu Verhandlungen zur Begrenzung der atomaren Rüstung zu bewegen, stieß auf scharfen Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere der [[Friedensbewegung]]. Obwohl verfassungsrechtlich nicht notwendig, erwirkte Kohl dazu eine [[NATO-Doppelbeschluss#Bundestagsentscheidung|Bundestagsentscheidung]], mit der der Beschluss am 22. November 1983 gegen den größten Teil der Opposition aus SPD und Grünen durchgesetzt wurde.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 349–351.</ref>

In der [[Kießling-Affäre]] 1983, in der Ermittlungspannen und strukturelle Probleme des [[Militärischer Abschirmdienst|Militärischen Abschirmdiensts]] der [[Bundeswehr]] deutlich wurden, stützte Kohl den in die Kritik geratenen [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesverteidigungsminister]] [[Manfred Wörner]].<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 365.</ref>

Eine Reise nach [[Israel]] im Jahre 1984 fand wegen deutscher [[Waffenexport]]e nach [[Saudi-Arabien]] in einer belasteten Atmosphäre statt. Bei seiner Rede vor der [[Knesset]], dem Parlament, benutzte Kohl das umstrittene Schlagwort von der „[[Gnade der späten Geburt]]“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kalender/227514/ |titel=Helmut Kohl trifft in Israel ein und spricht von der „Gnade der späten Geburt“ |hrsg=[[Deutschlandradio]] |datum=2004-01-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090819082755/http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kalender/227514/ |archiv-datum=2009-08-19 |offline=1 |abruf=2012-01-27}} Der Begriff stammte ursprünglich von [[Günter Gaus]].</ref>

Am 22. September 1984 trafen sich Kohl und der französische Staatspräsident [[François Mitterrand]] am Ort der [[Schlacht um Verdun]] von 1916, um gemeinsam der Toten der beiden [[Weltkrieg]]e zu gedenken. Der minutenlange Händedruck beider Politiker wurde ein Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung.

Am 5. Mai 1985 legte Kohl gemeinsam mit US-Präsident [[Ronald Reagan]] in [[Bitburg]] einen Kranz auf dem dortigen Soldatenfriedhof nieder. Dies wurde in Teilen der deutschen und amerikanischen Öffentlichkeit heftig [[Bitburg-Kontroverse|diskutiert]], weil dort auch Angehörige der [[Waffen-SS]] beerdigt sind. [[Günter Grass]] beispielsweise warf Kohl „Geschichtsklitterung“ vor.<ref>[[Hamburger Abendblatt]]: [https://web.archive.org/web/20070928010441/http://www.abendblatt.de/daten/2006/08/16/598538.html Bitburg 1985: Wie Günter Grass es sah], 16. August 2006</ref> Gleichzeitig gab es in Bevölkerung und Medien auch Zustimmung zum Besuch. Die [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] sah in ihrem Leitartikel vom 2. Mai 1985 einen Zusammenhang zwischen der Wiederwahl Reagans, die die Kritiker des Besuchs abgelehnt hatten, und den negativen Stimmen zur Kranzniederlegung.

==== {{Anker|Einheit}} Kanzler der Einheit ====
[[Datei:Politicians at Brandenburg Gate opening 1989.JPEG|mini|[[Hans Modrow|Modrow]], [[Erhard Krack|Krack]], [[Walter Momper|Momper]], Kohl und Genscher bei der Öffnung des Brandenburger Tores am 22. Dezember 1989]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-1003-010, Berlin, Reichstag, Hannelore und Helmut Kohl.jpg|mini|[[Hannelore Kohl|Hannelore]] und Helmut Kohl am 3. Oktober 1990 vor dem Reichstag]]
Als sich der Zusammenbruch der DDR abzeichnete und die [[Berliner Mauer]] am 9. November 1989 gefallen war, legte Kohl ohne vorherige Absprache mit dem Koalitionspartner dem Kabinett und den westlichen Bündnispartnern am 28. November 1989 im Bundestag das überraschende [[Zehn-Punkte-Programm]] zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas vor. Er lehnte das Zwei-Staaten-Konzept von Lafontaine ab, nach dem die Bundesrepublik Beiträge zur Stabilisierung der DDR-Wirtschaft erbringen sollte.<ref>Hans-Peter Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 534ff.</ref> Auf dem [[Europäische Gemeinschaft|EG-]]Gipfel am 9. Dezember 1989 in Straßburg stand Kohl noch starken Vorbehalten gegen die sich anbahnende [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] gegenüber.<ref>Hans-Peter Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 561–563.</ref> Diese Vorbehalte konnte er abbauen, indem er mit dem französischen Staatspräsident [[François Mitterrand]] verabredete, die Europäische Gemeinschaft zu einer [[Europäische Union|politischen Union]] auszubauen, wie sie zwei Jahre nach der Wiedervereinigung mit dem [[Vertrag von Maastricht]] Wirklichkeit wurde.<ref>[[Heinrich August Winkler]]: ''[[Der lange Weg nach Westen]]. Deutsche Geschichte II. Vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung'', C.H. Beck, München 2014, S. 577 ff.</ref>

Am 18. Mai 1990 wurde der Staatsvertrag über die [[Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion]] mit der DDR unterzeichnet, der am 1. Juli in Kraft trat. In der Frage des Umtauschkurses der wegfallenden [[Mark (DDR)|Mark der DDR]] in die [[Deutsche Mark]] setzte Kohl aus politischen Erwägungen den – finanzwirtschaftlich unrealistischen – Kurs von 1:1 bei Löhnen, Gehältern, Mieten und Renten durch.<ref>Hans-Peter Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 583–586.</ref><ref>Die [[Deutsche Bundesbank|Bundesbank]] hatte zu einem Kurs von 2:1 geraten.</ref> Dies erwies sich später als starke Belastung für die Betriebe der neuen Bundesländer. In diesem Zusammenhang prägte Kohl die Metapher der „[[Blühende Landschaften|blühenden Landschaften]]“ für den erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung [[Ostdeutschland seit 1990|Ostdeutschlands]]. Niemand werde „wegen der Wiedervereinigung auf etwas verzichten müssen“.<ref>[[Thomas Hertfelder]]: ''Modell Deutschland: Erfolgsgeschichte oder Illusion?'' Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2007, S. 16 f.</ref> Diese Prognose erwies sich laut dem Historiker [[Manfred Görtemaker]] mit dem Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft nach der Wiedervereinigung und der daraus resultierenden [[Massenarbeitslosigkeit]] in den [[Neue Länder|neuen Ländern]] als „Illusion“.<ref>Manfred Görtemaker: ''Geschichte der Bundesrepublik. Von der Gründung bis zur Gegenwart.'' C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45846-7, S.  S. 768 ff.</ref> In den 1990er Jahren wurde Kohl für diese Äußerung oft verspottet, oder es wurde ihm unterstellt, er habe die Ostdeutschen absichtlich getäuscht.<ref>Diethelm Prowe: ''Kohl and the German Reunification Era''. In: ''Journal of Modern History'' 74, Heft 1 (2002), S. 120–138, hier S. 132.</ref> Mehr als zwanzig Jahre später wird Kohl von [[Thomas Straubhaar]] hingegen bescheinigt, dass „er mit seiner optimistischen Prognose gar nicht so weit danebenlag.“<ref>[https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/artikel/detail/-/content/-bluehende-landschaften- Thomas Straubhaar: ''„Blühende Landschaften.“ Vorhersagen über die Wohlstandsentwicklung gestern und heute.'' In: ''kas.de'' 28. November 2017.]</ref>

Mit Außenminister Genscher und DDR-Ministerpräsident [[Lothar de Maizière]] erreichte Kohl in den sogenannten Zwei-plus-Vier-Gesprächen die Zustimmung der [[Alliierte#Die Vier Mächte|Vier Mächte]] zur Wiedervereinigung Deutschlands und die Einbindung des wiedervereinigten Deutschlands in die [[NATO]]. Letzteres war für die sowjetische Seite schwierig. Hier half Kohl, indem er zwei Milliardenkredite für die Sowjetunion organisierte.<ref>[[Manfred Görtemaker]]: ''Geschichte der Bundesrepublik. Von der Gründung bis zur Gegenwart.'' C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45846-7, S. 762–766.</ref> Am 12. September 1990 wurde in Moskau der [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] unterzeichnet.

Obwohl klar war, dass mit der Wiedervereinigung auch die Frage der deutschen Ost-Grenze abschließend geregelt werden musste, weigerte sich Kohl mit Rücksicht auf die [[Vertriebener (Bundesvertriebenengesetz)|Vertriebenen]], die mehrheitlich die Unionsparteien wählten, lange, völkerrechtlich verbindlich auf die [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebiete]] jenseits der [[Oder-Neiße-Grenze|Oder-Neiße-Linie]] zu verzichten. Erst im November 1990 schloss Kohl für das vereinigte Deutschland mit Polen den [[Deutsch-polnischer Grenzvertrag|Deutsch-polnischen Grenzvertrag]] ab, der die Gültigkeit der gemeinsamen Grenze bilateral festschrieb.<ref>[[Hans-Ulrich Wehler]]: ''Deutsche Gesellschaftsgeschichte.'' Bd. 5: ''Bundesrepublik und DDR 1949–1990.'' C.H. Beck, München 2008, S. 335.</ref> 1991 folgte der [[Deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag|Deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag]].

Bei der Entscheidung über den sogenannten [[Hauptstadtbeschluss]] am 20. Juni 1991 stimmte Kohl für den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin. Er veranlasste den Bau des neuen [[Bundeskanzleramt (Berlin)|Bundeskanzleramts]], den erst sein Nachfolger Gerhard Schröder beziehen konnte. Kohl regte den Ausbau der Berliner [[U-Bahn-Linie U5 (Berlin)|U-Bahn-Linie 5]] vom [[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Alexanderplatz]] im ehemaligen Ostberlin bis zum Bundeskanzleramt im Westberliner Bezirk [[Berlin-Tiergarten|Tiergarten]] an. Der erste Spatenstich fand 1995 statt. Der Abschnitt der Linie, der von 2009 bis Ende 2020 als [[U-Bahn-Linie U55 (Berlin)|U55]] im Inselbetrieb verkehrte, trug den Beinamen „Kanzler-U-Bahn“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/von-kienberg-zur-kathedrale-mit-der-u5-wie-berlin-zu-seiner-kanzlerlinie-kam/26676400.html |titel=Wie Berlin zu seiner Kanzlerlinie kam |abruf=2020-12-04}}</ref>

Bereits in seiner ersten Regierungserklärung regte Kohl 1982 den Aufbau einer Sammlung zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn an.<ref>[http://www.helmut-kohl.de/index.php?menu_sel=17&menu_sel2=&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=1934 Regierungserklärung vom 13. Oktober 1982]</ref> Im Jahre 1990 wurde zu diesem Zweck die [[Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland]] gegründet, die 1994 das [[Haus der Geschichte]] in Bonn eröffnete und Träger weiterer Gedenkstätten ist.

==== Kanzler des wiedervereinigten Deutschlands bis 1998 ====
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F086820-0012, Bonn, Bundespräsident ernennt Bundeskanzler Kohl.jpg|mini|Ernennung Kohls zum ersten gesamtdeutschen Bundeskanzler durch [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Richard von Weizsäcker]] (1991)]]
Bei der ersten gesamtdeutschen [[Bundestagswahl 1990]] am 2. Dezember erzielte die Regierungskoalition eine klare Mehrheit, wobei die CDU/CSU in Westdeutschland das gleiche Ergebnis wie 1987 erreichte. [[Spitzenkandidat]] der SPD war der saarländische Ministerpräsident [[Oskar Lafontaine]]. Am 17. Januar 1991 wählte der Deutsche Bundestag Kohl zum vierten Mal zum Bundeskanzler ([[Kabinett Kohl&nbsp;IV]]). Bei der am 16. Oktober knapp gewonnenen [[Bundestagswahl 1994]], die für die CDU/CSU Verluste brachte (−2,4 %), setzte Kohl sich gegen den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und SPD-Parteivorsitzenden [[Rudolf Scharping]] durch und konnte danach sein [[Kabinett Kohl V|fünftes Bundeskabinett]] bilden.

Bei der [[Bundestagswahl 1998]] am 27. September trat die SPD mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten [[Gerhard Schröder]] als Kanzlerkandidat an. Die CDU/CSU verlor die Wahl mit dem schlechtesten Ergebnis nach 1949 (−6,3 %). Nach der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages am 26. Oktober 1998, mit der Kohls Amt nach {{Art.|69|GG|dejure|text=Artikel 69}} Absatz 2 des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] endete, wurde am folgenden Tag Gerhard Schröder zum Bundeskanzler einer [[Rot-grüne Koalition|rot-grünen Koalition]] gewählt.

Am 17. Oktober 1998 wurde Kohl als erster deutscher Regierungschef anlässlich seines Dienstendes mit einem [[Großer Zapfenstreich|Großen Zapfenstreich]] vor dem [[Speyerer Dom]] geehrt.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/musik-zum-zapfenstreich-mit-traenen-und-trompeten-a-820116.html ''Musik zum Zapfenstreich: Mit Tränen und Trompeten.''] In: ''[[Der Spiegel (online)|Spiegel Online]],'' abgerufen am 25. März 2016.</ref> Bei der [[Bundestagswahl 2002]] bewarb sich Kohl nicht mehr um ein Bundestagsmandat.

===== Innenpolitik =====
Innerparteilich wurde die Position Helmut Kohls durch die Wiedervereinigung gestärkt, obwohl sich die Integration der ehemaligen [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|Ost-CDU]] anfangs als schwierig erwies.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 654–656.</ref> Nachdem auf dem [[Vereinigungsparteitag]] Anfang Oktober 1990 der bisherige Vorsitzende der CDU der DDR, Lothar de Maizière, zu Kohls alleinigem Stellvertreter gewählt worden war, trat er bereits im Folgejahr nach Vorwürfen über eine angebliche Tätigkeit für den [[Ministerium für Staatssicherheit|Staatssicherheitsdienst der DDR]] zurück; auf dem Parteitag in Dresden 1991 wurde die politisch unbelastete [[Angela Merkel]] als seine Nachfolgerin gewählt.

Als Folge der [[Postkommunistische Systemtransformation|Transformation]] der ostdeutschen [[Zentralverwaltungswirtschaft|Planwirtschaft]] in die [[Marktwirtschaft]], die mit der Schließung einer großen Zahl von nicht sanierungsfähigen Betrieben verbunden war, stieg die Arbeitslosigkeit im Beitrittsgebiet stark an von 1,0 Millionen ([[Arbeitslosenstatistik#Arbeitslosenquote|Arbeitslosenquote]] 10,2 %) im Jahr 1991 auf 1,5 Millionen (19,2 %) im Jahr 1998.<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/Arbeitsmarkt/lrarb003.html Registrierte Arbeitslose, Arbeitslosenquote (nach Gebietsstand)] bei destatis.de ([[Statistisches Bundesamt]])</ref> Von Teilen der öffentlichen Meinung wurde Kohl direkt für den wirtschaftlichen Niedergang verantwortlich gemacht ([[Eierwurf von Halle]]). Obwohl Kohl im Jahr 1990 die Auffassung vertrat, zur Finanzierung der deutschen Einheit werde keine Steuererhöhung nötig,<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 597–599.</ref> wurde 1991 eine als [[Solidaritätszuschlag]] bezeichnete Ergänzungsabgabe auf die Einkommen-, Kapitalertrag- und Körperschaftssteuer eingeführt, die vorwiegend der Infrastrukturentwicklung in den neuen Bundesländern („[[Aufbau Ost]]“) dient.

1995 wurde die gesetzliche [[Pflegeversicherung (Deutschland)|Pflegeversicherung]] in Deutschland eingeführt. Mit der Kopplung der Rentenentwicklung an die Netto- statt wie vorher an die Bruttolohnentwicklung begann die finanzielle Konsolidierung der [[Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland)|gesetzlichen Rentenversicherung]].

Um die Kostenprobleme der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenversicherung]] zu bewältigen, setzte die Regierung Kohl 1993 unter Federführung des [[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bundesgesundheitsministers]] [[Horst Seehofer]] das [[Gesundheitsstrukturgesetz]] durch mit erheblichen Einschnitten im Leistungsspektrum. Nach einem folgenreichen Skandal über den Einsatz [[Infektionen durch HIV-kontaminierte Blutprodukte|HIV-verseuchter Blutpräparate]] löste die Regierung 1994 das damalige [[Bundesgesundheitsamt]] auf. Langjährige Manipulationen in der Arbeitsvermittlung und schwere Strukturmängel bei der damaligen [[Bundesagentur für Arbeit|Bundesanstalt für Arbeit]], die erst 2002 vom [[Bundesrechnungshof]] aufgedeckt wurden, führten zur Auflösung und Umgestaltung der [[Behörde]] und gaben den Anstoß zum späteren [[Hartz-Konzept]].

Marksteine der Infrastrukturpolitik betrafen die bis dahin behördenähnlich geführten [[Öffentliches Unternehmen|Staatsunternehmen]] Post und Bahn. Die [[Deutsche Bahn]] wurde 1993 unternehmensrechtlich privatisiert und durch die [[Postreform]] 1994 wurden die drei bis dahin zusammengehörenden Bereiche als [[Deutsche Post AG]], [[Deutsche Telekom|Deutsche Telekom AG]] und [[Postbank|Deutsche Postbank AG]] verselbständigt.

Innenpolitisch wurden die letzten Jahre der Regierung Kohl vielfach als Periode der Stagnation angesehen, die nicht nur eine Folge des SPD-dominierten [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrats]] und der damit eingeschränkten Handlungsfähigkeit der Bundesregierung war. Das Schlagwort „[[Reformstau]]“ ([[Wort des Jahres (Deutschland)|Wort des Jahres 1997]]) und die sogenannte „[[Berliner Rede|Ruck-Rede]]“ von Bundespräsident [[Roman Herzog]] aus dem gleichen Jahre kennzeichneten die Situation, in der der bisherigen Regierung nicht mehr der Willen und die Fähigkeit zu notwendigen Reformen zugetraut wurde.<ref>Sven Böll: ''Kohl und Schröder.'' In: Süddeutsche Zeitung.de vom 17. Mai 2010 [http://www.sueddeutsche.de/politik/-kohl-und-schroeder-1.784962 online]. Abgerufen am 26. Juni 2017.</ref>

===== Außenpolitik =====
[[Datei:Signing the Dayton Agreement Milosevic Tudjman Izetbegovic.jpg|mini|Unterzeichnung des [[Abkommen von Dayton|Abkommens von Dayton (1995)]]]]
Die Bundesrepublik Deutschland vereinbarte als eines der fünf ersten Staaten das [[Schengener Übereinkommen von 1985]] über den Abbau der Grenzkontrollen in der EU, in vollem Umfang trat das [[Schengener Abkommen]] am 26. März 1995 in Kraft.

Die Regierung Kohl erkannte als erster Staat der [[Europäische Gemeinschaft|Europäischen Gemeinschaft]] im Dezember 1991 die staatliche Unabhängigkeit [[Slowenien]]s und [[Kroatien]]s an. Helmut Kohl war 1995 einer der Mitunterzeichner des [[Abkommen von Dayton|Abkommens von Dayton]], das den [[Bosnienkrieg]] der [[Jugoslawienkriege|jugoslawischen]] Nachfolgestaaten Kroatien, [[Bosnien und Herzegowina]] und [[Serbien]] beendete.

Im Sinne Kohls verläuft die erste Phase der [[NATO-Osterweiterung]] mit Beitrittsverhandlungen für Polen, Tschechien und Ungarn ab Dezember 1997. Andererseits gelingt es Kohl im gleichen Jahre, [[Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union]] vorerst zu verhindern.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 829.</ref>

=== Europapolitiker ===
{{Hauptartikel|Europäische Wirtschafts- und Währungsunion#Geschichte|titel1=Geschichte der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion}}
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F076604-0021, Frankreich, Staatsbesuch Bundeskanzler Kohl.jpg|mini|[[François Mitterrand|Mitterrand]] und Kohl (1987)]]
Vom Beginn seiner Kanzlerschaft an verfolgte Kohl das Ziel der weiteren europäischen Integration, zum Beispiel durch Stärkung der Kompetenzen des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]].<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 398.</ref> Die unterschiedliche Interessenlage der EG-Länder in Bezug auf die europäische Einigung zeigte sich darin, dass Kohl vorrangig die europäischen Institutionen, insbesondere das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]], stärken wollte, während Mitterrand auf eine Währungsunion hinarbeitete; Thatcher hingegen stand beiden Projekten ablehnend gegenüber.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 407.</ref> Ab 1988 näherte sich Kohl allmählich Mitterrands Position an; im Gegenzug zu seinem Einverständnis zur Wirtschafts- und Währungsunion erlangte Kohl 1990 von Mitterrand die Zustimmung zur weiteren politischen Integration Europas.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 693ff.</ref> Einen oft behaupteten Deal beider Politiker zwischen der Währungsunion und der Herstellung der deutschen Einheit bezeichnet ''Schwarz'' als „Mythos“.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 563.</ref>

Wie im [[Delors-Bericht]] vom April 1989 vorgeschlagen, erfolgte die Einführung [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion]] in drei Schritten:

* Am 1. Juli 1990 wurde die Herstellung des [[Kapitalverkehrsfreiheit|freien Kapitalverkehrs]] zwischen den EG-Staaten eingeleitet.
* Nachdem im [[Vertrag von Maastricht]] 1992 die rechtlichen Grundlagen gelegt worden waren, begann am 1. Januar 1994 die zweite Stufe mit der Gründung des [[Europäisches Währungsinstitut|Europäischen Währungsinstituts]] (EWI, die Vorgängerinstitution der [[Europäische Zentralbank|EZB]]) und der Überprüfung der Haushaltslage der Mitgliedstaaten.
* Die letzte Stufe wurde am 1. Januar 1999 mit der Gründung der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]] (EZB), die ihren Sitz in [[Frankfurt am Main]] erhielt, und der endgültigen Festlegung der Euro-[[Wechselkurs]]e der nationalen Währungen erreicht. Seitdem waren die [[Wechselkursparität|Währungsparitäten]] der teilnehmenden Länder unverrückbar festgelegt.

Obwohl von Finanzminister Waigel dringend gefordert, gelingt es Kohl auf dem EU-Gipfel von Dublin im Dezember 1996 nicht, gegenüber Chirac einen Stabilitätspakt für den Euro durchzusetzen, der bei Verstößen einzelner Staaten gegen die Haushaltsdisziplin ''automatische'' Sanktionen ermöglicht; die Konferenz der Finanzminister sollte jedoch in solchen Fällen mit Mehrheitsbeschluss Sanktionen verhängen können.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 799–801.</ref>

Kohl bestand auf der termingerechten Einführung des Euro um jeden Preis.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 809.</ref> Am 2. Mai 1998 beschlossen die Staats- und Regierungschefs der [[Europäische Gemeinschaft|Europäischen Gemeinschaft]] in Brüssel die Einführung des Euro für zunächst elf Staaten, obwohl ein Gutachten der Bundesbank belegt hatte, dass mindestens drei Staaten die festgelegten Kriterien verfehlten. Obgleich weder in der Koalition noch in der Opposition Einigkeit darüber bestand, dass die Bedingungen für Einführung des Euro zum 1. Januar 1999 erfüllt waren, stimmte der Deutsche Bundestag am 2. April 1998 mit 575 zu 35 Stimmen der Einführung zu; im Bundesrat verweigerte nur das Bundesland Sachsen seine Zustimmung.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 812.</ref> Kohl war sich bewusst, dass er gegen den Willen einer breiten Bevölkerungsmehrheit handelte.<ref>Jens Peter Paul: {{Webarchiv |url=http://www.statement-television.de/app/download/5792929033/Bilanz+einer+gescheiterten+Kommunikation.pdf |text=''Bilanz einer gescheiterten Kommunikation. Fallstudien zur deutschen Entstehungsgeschichte des Euro und ihrer demokratietheoretischen Qualität.'' |wayback=20130501042023}}  Dissertation, 2007. (PDF; 6,3&nbsp;MB; 344 S.)</ref> In einem Interview vom März 2002, das erst 2013 bekannt wurde, sagte Kohl: „In einem Fall war ich wie ein Diktator, siehe Euro.“ Ihm sei klar gewesen, dass das Durchsetzen des Euro Wählerstimmen kosten werde.<ref>{{Internetquelle |autor=Franz Rohleder |url=https://www.merkur.de/politik/helmut-kohl-bei-euro-einfuehrung-diktator-zr-2846068.htm |titel="Bei der Euro-Einführung war ich ein Diktator" |hrsg=[[Münchner Merkur|merkur.de]] |datum=2013-04-11 |abruf=2018-09-22}}</ref>

=== Außenpolitische Kontakte ===
{{Siehe auch|Liste der Auslandsreisen von Bundeskanzler Helmut Kohl}}
[[Datei:Primirea la Nicolae Ceaușescu a dr. Helmut Kohl, președintele Uniunii creștin-democrate din R. F. Germania. În fotografie mai apar - Elena Ceaușescu și soția lui Kohl.jpg|mini|Ehepaare Kohl und [[Nicolae Ceaușescu|Ceaușescu]] (1976)]]
[[Datei:16th G7 summit member 19900709.jpg|mini|Weltwirtschaftsgipfel in [[Houston]] (1990)]]
[[Datei:Boris Yeltsin 19 October 2000.jpg|mini|Kohl und [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Boris Jelzin]] auf der [[Frankfurter Buchmesse]] 2000]]
Schon als Oppositionspolitiker besuchte Kohl führende Politiker vieler europäischer und außereuropäischer Länder. Seine Beziehungen zu ausländischen Politikern entwickelten sich dabei unabhängig von deren politischen Lagern. Zu den amerikanischen Präsidenten [[Ronald Reagan]], George H. W. Bush und [[Bill Clinton]] konnte Kohl ein durchgehend vertrauensvolles Verhältnis herstellen. Bushs konstruktive Unterstützung war eine entscheidende Hilfe bei der Herstellung der deutschen Einheit.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 567.</ref>

Während seiner gesamten Kanzlerschaft pflegte Kohl ein besonders enges Vertrauensverhältnis mit François Mitterrand, der Ausbau der europäischen Integration war für beide ein zentrales Thema ihrer Politik. Sie brachten gemeinsame Projekte wie die [[Deutsch-Französische Brigade]], das [[Eurokorps]] und den Fernsehsender [[Arte]] auf den Weg. Fortschritte der [[Europäische Integration|europäischen Einigung]] wie der [[Vertrag von Maastricht]]  (1992) und die Einführung des [[Euro]] (1999) waren wesentliche Ergebnisse der engen deutsch-französischen Zusammenarbeit. Nach der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Sozialisten Mitterrand gestaltete sich das Verhältnis zu seinem konservativen Nachfolger [[Jacques Chirac]] problematischer.

Während Kohl 1985 den Sozialisten [[Jacques Delors]], von Mitterrand vorgeschlagen, als Kandidat für das Amt des [[Präsident der Europäischen Kommission|Präsidenten]] der [[Europäische Kommission|EG-Kommission]] akzeptierte, und dafür sogar auf die eigentlich fällige Besetzung durch einen deutschen Kandidaten verzichtete,<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 410.</ref> verhinderte er mit seinem Veto 1995 die EU-Präsidentschaft des Christdemokraten [[Ruud Lubbers]], der 1990 die Herstellung der deutschen Einheit verzögern wollte.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 562.</ref>

Die nationalstaatlich denkende Konservative Margaret Thatcher wehrte sich massiv gegen Kohls Bestrebungen zur wirtschaftlichen und politischen Einigung Europas sowie gegen die deutsche Einheit.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 360–363.</ref> Erst unter ihrem Labour-Nachfolger [[Tony Blair]] verbesserte sich das Verhältnis zu Kohl, der in ihm schon seinen „natürlichen Nachfolger in der Führung Europas“ vermutete.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 813.</ref>

Ein enges Verhältnis hatte Kohl auch zu dem spanischen Sozialisten [[Felipe González]], dem er 1986 den Weg in die EG ebnete, während González Kohls Kurs in der Wiedervereinigung unterstützte.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 410, 562.</ref> Zu den [[Parlamentswahlen in Italien 2006]] unterstützte Kohl seinen Freund, den ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten [[Romano Prodi]], als Führer des Mitte-Links-Bündnisses [[L’Unione]] gegen die [[Forza Italia]] des Ministerpräsidenten [[Silvio Berlusconi]], die in der [[Europäische Volkspartei|Europäischen Volkspartei]] Partner der CDU ist.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 906.</ref>

Gorbatschow und Kohl begegneten sich zunächst mit großer Skepsis. Kohls Vergleich Gorbatschows mit [[Joseph Goebbels|Goebbels]] führte zu diplomatischer Verstimmung.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 456.</ref> Im Laufe der Verhandlungen zur Wiederherstellung der deutschen Einheit entwickelte sich jedoch ein Vertrauensverhältnis, das erst die Ergebnisse des ''Zwei-plus-Vier-Vertrages'' ermöglichte. Begleitet von äußerst großzügigen finanziellen Zusagen erklärte sich Gorbatschow mit einem wiedervereinigten Deutschland als NATO-Mitglied einverstanden. Das gute Verhältnis setzte Kohl mit dem russischen Präsidenten [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Boris Jelzin]] fort, der ebenfalls weitgehende wirtschaftliche Unterstützung von Deutschland erhielt. Jelzin akzeptierte die NATO-Beitrittsverhandlungen von Polen, Ungarn und Tschechien.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 829f.</ref>

=== Die Zeit nach der Kanzlerschaft ===
Als [[Altbundeskanzler]] hatte Kohl ein Büro im [[Matthias-Erzberger-Haus|Bundestagsgebäude Unter den Linden 71]].<ref>{{Literatur |Titel=Scheidende Bundeskanzlerin: Merkel hat Umzug in »Margot Honeckers Büro« bereits eingeleitet |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2021-12-07 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-cdu-hat-umzug-in-margot-honeckers-buero-bereits-eingeleitet-a-c0554b4e-d810-4dd2-8908-48bcab25f54b |Abruf=2021-12-07}}</ref>

==== Parteispendenaffäre ====
{{Hauptartikel|CDU-Spendenaffäre}}
Ende November 1999 teilte Kohl mit, dass er jahrelang Spenden an die CDU in Gesamthöhe von 2,1 Millionen DM nicht im Rechenschaftsbericht angegeben hatte, wie es im [[Parteiengesetz (Deutschland)|Parteiengesetz]] vorgeschrieben ist. Er lehnte es öffentlich ab, die Namen der Spender zu nennen, da er ihnen mit seinem [[Ehrenwort]] Anonymität zugesichert hätte. Diese Argumentationslinie, die bindenden Bestimmungen eines gültigen Gesetzes, das er persönlich unterschrieben hatte, für seine Person zu ignorieren, stieß auf heftige öffentliche Kritik, auch innerhalb der CDU.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 879–890.</ref> Da für einen solchen Fall das Gesetz der Partei eine Strafzahlung in dreifacher Höhe des strittigen Betrags an den Bundestag auferlegt, stellte er aus Eigenmitteln 700.000 DM zur Verfügung und organisierte eine Spendensammelaktion, deren Ergebnis sich auf 6&nbsp;Millionen&nbsp;DM summierte; die größten Spender waren [[Leo Kirch]] mit einer Million&nbsp;DM und [[Erich Schumann (Verleger)|Erich Schumann]] mit 800.000&nbsp;DM.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 890f.</ref><ref>Nach Äußerungen von [[Wolfgang Schäuble]] ist es unklar, inwieweit das Geld tatsächlich von Spendern stammte oder [[Schwarzgeld]] auf Konten der CDU aus den Zeiten der [[Flick-Affäre]] war. (Quelle: [[Heribert Prantl]]: [http://www.sueddeutsche.de/politik/cdu-affaere-muss-der-kohl-spendenskandal-neu-geschrieben-werden-1.2612201 ''CDU-Affäre: Muss der Kohl-Spendenskandal neu geschrieben werden?''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 18. August 2015).</ref>

Ein vom Bundestag eingesetzter [[Untersuchungsausschuss]] befasste sich von Dezember 1999 bis Juni 2002 mit der Spendenaffäre, begleitet von heftigen parteipolitischen Auseinandersetzungen. Am 18. Januar 2000 wurde Kohl vom CDU-Parteivorstand gebeten, wegen seiner Rolle in der Finanzaffäre den Ehrenvorsitz der CDU ruhen zu lassen, woraufhin er auf diesen verzichtete.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 886f.</ref> Ein Ermittlungsverfahren gegen Kohl wurde im Februar 2001 gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 300.000&nbsp;DM wegen geringer Schuld [[Einstellung des Strafverfahrens (Deutschland)#Prominente Beispiele|eingestellt]].<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 894.</ref>

==== Beraterverträge ====
Im Jahr 1999 gründete Kohl in Ludwigshafen die Politik- und Strategieberatung P&S, deren größter Kunde der [[Kirch-Gruppe|Medienkonzern]] seines Freundes [[Leo Kirch]] wurde. Nach dessen [[Insolvenz]] im Jahr 2003 wurden Einzelheiten des [[Beratung|Beratervertrags]] bekannt. Kohl hatte als Gegenleistung für eine „Beratung zu aktuellen sowie strategischen politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa“ nach seiner Kanzlerschaft drei Jahre lang jeweils 600.000&nbsp;DM erhalten; eine Mindestleistung war laut Medienberichten nicht festgeschrieben.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/finanzen/news/vertragspartner-kirch-kohl-und-der-kredit_aid_197669.html |titel=Vertragspartner: Kirch, Kohl und der Kredit |hrsg=Focus Online |datum=2003-04-19 |abruf=2013-05-31}}</ref><ref name="Berater">''[http://www.faz.net/aktuell/politik/panorama-ard-veroeffentlicht-kohls-beratervertrag-bei-kirch-1114474.html ARD veröffentlicht Kohls Beratervertrag bei Kirch.]'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 31. Juli 2007.</ref> Kritiker wie [[Hans Herbert von Arnim]] wiesen darauf hin, Kirchs Medien- und Fernsehimperium habe während der Kanzlerschaft Kohls von einer besonders Kirch-freundlichen [[Medienpolitik]] profitiert.

Da sich Kohl während seiner Amtszeit mehrmals für Kirchs Aktivitäten im Bereich des [[Privatfernsehen]]s eingesetzt hatte, führte das Bekanntwerden dieser Vorgänge parteiübergreifend zu erheblichen Irritationen und Verdachtsäußerungen. Kohl sowie den ebenfalls beschuldigten ehemaligen [[Bundesministerium für Post und Telekommunikation|Post- und Fernmeldeministern]] [[Christian Schwarz-Schilling]] und [[Wolfgang Bötsch]] konnten aber keine Rechtsverstöße nachgewiesen werden.<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/leo-kirch-tritt-heute-vor-den-parteispenden-ausschuss-ein-freund-und-goenner-helmut-kohls,10810590,9951246.html ''Ein Freund und Gönner Helmut Kohls.''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 15. November 2001; {{Der Spiegel |ID=8849078 |Titel=Nicht akzeptabel |Jahr=1997 |Nr=52}}; {{Der Spiegel |ID=26895755 |Autor=[[Marcel Rosenbach]], Christoph Schult |Titel=Wie geschmiert |Jahr=2003 |Nr=17}}</ref>

Kohl saß von 1999 bis 2000 im internationalen Beirat der [[Credit Suisse]],<ref>{{Internetquelle |url=https://rp-online.de/politik/ex-kanzler-gehoert-zum-gremium-einer-schweizer-grossbank_aid-8342001 |titel=Ex-Kanzler gehört zum Gremium einer Schweizer Großbank |hrsg=Rheinische Post |datum=2001-02-17 |abruf=2013-05-31}}</ref> die ebenfalls in Geschäftsbeziehung zur Kirch-Gruppe stand.

==== Angebliche Daten- und Aktenbeseitigung ====
Das angebliche Verschwinden von Akten und Computerdateien aus dem [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Bundeskanzleramt]] zu politisch sensiblen Themen am Ende der letzten Amtszeit Kohls wurde zum Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses unter [[Burkhard Hirsch]] (FDP)<ref>Burkhard Hirsch: [http://www.zeit.de/2001/19/Der_Hirsch-Bericht_im_Internet_Jetzt_wird_erst_recht ''Bericht über Ermittlungen des Bundeskanzleramts zu ausgewählten Sachbereichen.''] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 19/2001/, S.&nbsp;5–10.</ref> und von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die der Chef des Kanzleramts [[Frank-Walter Steinmeier]] mit einer Strafanzeige gegen führende Mitarbeiter des Kanzleramts aus der Ära Kohl ausgelöst hatte, die jedoch keinen [[Hinreichender Tatverdacht|hinreichenden Tatverdacht]] ergaben. Für diese behaupteten Vorgänge prägten Kritiker Kohls die [[Ironie|ironische]] Bezeichnung „[[Bundeslöschtage]]“.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 892.</ref>

Später stellte sich heraus, dass die Akten als Kopien in mehreren Ministerien vorhanden waren. Ein Gutachten der [[Fraunhofer-Gesellschaft]] aus dem Jahr 2002 kam zu dem Ergebnis, dass sich eine systematische Löschung von Daten im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel 1998 nicht belegen lasse.<ref>[https://www.welt.de/print-wams/article606429/Gutachten-Es-gab-keine-Bundesloeschtage.html ''Gutachten: Es gab keine „Bundeslöschtage“.''] In: ''Die Welt'', 25. August 2002.</ref><ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 895.</ref>

==== Öffentliches Engagement ====
1996 gehörte er neben [[Bärbel Bohley]], [[Jürgen Fuchs (Schriftsteller)|Jürgen Fuchs]] und [[Ignatz Bubis]] zu den Gründungsmitgliedern und Förderern des [[Bürgerbüro (Verein)|Bürgerbüros Berlin]], eines Vereins zur Aufarbeitung von Folgeschäden der [[Deutsche Demokratische Republik|SED-Diktatur]]. Seit 2003 war er zudem Gründungsmitglied des Fördervereins der [[Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen]].
Er war Mitglied der [[Atlantik-Brücke]].

Anlässlich der Feiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls traf sich Kohl am 31. Oktober 2009 im Berliner [[Friedrichstadt-Palast]] noch einmal mit seinen damaligen Verhandlungspartnern Michail Gorbatschow und George H. W. Bush. Die drei Staatsmänner erinnerten an die dramatischen Tage von damals.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/article5047308/Der-grosse-Auftritt-des-gezeichneten-Helmut-Kohl.html |titel=Der große Auftritt des gezeichneten Helmut Kohl |hrsg=Welt Online |datum=2009-11-01 |abruf=2012-01-31}}</ref>

Am 25. März 2011 warnte Kohl in einem Gastbeitrag der ''[[Bild (Zeitung)|Bildzeitung]]'' vor einem zu schnellen [[Atomausstieg]] nach der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bild.de/politik/2011/helmut-kohl/schreibt-ueber-die-atom-krise-17072266.bild.html |titel=Warum wir die Kern-Energie (noch) brauchen |hrsg=Bild |datum=2011-03-25 |abruf=2012-01-31}}</ref> 2014 veröffentlichte er den Essay ''[[Aus Sorge um Europa]]'', in dem er die Europapolitik der ihm nachfolgenden Bundesregierungen kritisierte.

== Privatleben ==
=== Familie ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-P0819-306, Leipzig, Besuch Helmut Kohl mit Familie.jpg|mini|Helmut Kohl mit Familie in Leipzig (1975)]]
[[Datei:Helmut Kohl und Maike Richter-Kohl.jpg|mini|Helmut Kohl mit seiner zweiten Ehefrau [[Maike Kohl-Richter]] (2009)]]
1960 heiratete Kohl die Fremdsprachensekretärin [[Hannelore Kohl|Hannelore Renner]] (1933–2001), Tochter von [[Wilhelm Renner (Manager, 1890)|Wilhelm Renner]], die er seit 1948 kannte. Aus der Ehe gingen die Söhne [[Walter Kohl (Unternehmer)|Walter]] (*&nbsp;1963) und [[Peter Kohl (Unternehmer)|Peter]] (*&nbsp;1965) hervor. In den folgenden Jahrzehnten war Kohl darauf bedacht, ein heiles Familienleben zu inszenieren.<ref name="kampfumkohl">{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/altkanzler-kampf-um-helmut-kohl-a-741770.html |titel=Kampf um Helmut Kohl |hrsg=Spiegel Online |datum=2011-01-26 |abruf=2011-12-12}}</ref> Seit Beginn der 1970er Jahre verbrachte die Familie Kohl ihren vierwöchigen Sommerurlaub stets in demselben Haus in [[Sankt Gilgen]] am [[Wolfgangsee]], [[Österreich]]; Sommerinterviews aus den Ferien und gestellte Pressebilder einer anscheinend intakten Familie gehörten zum Programm.<ref name="wolfgangsee">{{Internetquelle |url=http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/landespolitik/art383,362386 |titel=Helmut Kohl und der Wolfgangsee |hrsg=nachrichten.at |datum=2010-03-31 |abruf=2011-12-12}}</ref> Kohls Sohn Walter korrigierte in einem Buch später dieses Bild.<ref>Walter Kohl: ''Leben oder gelebt werden: Schritte auf dem Weg zur Versöhnung.'' Integral Verlag, München 2011, ISBN 978-3-7787-9204-9.</ref> In den 1990er Jahren hatte Kohl eine Affäre mit einer verheirateten Frau, die seinerzeit geheim blieb und erst 2016 publik wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derwesten.de/panorama/ein-spaetes-liebesgestaendnis-id11732979.html |titel=Ein spätes Liebesgeständnis |werk=derwesten.de |datum=2016-04-16 |abruf=2021-02-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=//www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_86372740/geliebte-von-helmut-kohl-wollte-nicht-die-deutsche-monica-lewinsky-sein-.html |titel=Ex-Geliebte von Helmut Kohl – „Ich hatte immer Panik, dass etwas heraus kommt“ |werk=t-online.de |datum=2019-09-02 |abruf=2021-02-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Kohls-Geliebte-Privat-war-er-ein-anderer-Mensch-id55746021.html |titel=Kohls Geliebte – „Privat war er ein anderer Mensch“ |werk=augsburger-allgemeine.de |datum=2019-10-19 |abruf=2021-02-24}}</ref> Hannelore Kohl nahm sich am 5.&nbsp;Juli 2001 im Alter von 68&nbsp;Jahren das Leben, nachdem sie zuvor jahrelang zurückgezogen gelebt hatte; sie soll unter einer sogenannten [[Photodermatose|Lichtallergie]] gelitten haben.<ref name="kampfumkohl" />

Am 8. Mai 2008 heirateten Helmut Kohl und [[Maike Kohl-Richter|Maike Richter]] (*&nbsp;1964) in der Kapelle einer Reha-Klinik in Heidelberg im engsten Freundeskreis, drei Monate nach Kohls schwerem Sturz. Trauzeugen waren [[Leo Kirch]] und der ''[[Bild (Zeitung)|Bild]]''-Chefredakteur [[Kai Diekmann]]. Die Familien beider Seiten waren nicht eingeladen.<ref>Schwarz: ''Helmut Kohl.'' München 2012, S. 920</ref> Maike Richter hatte Kohl im [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Kanzleramt]] kennengelernt, wo die promovierte [[Volkswirt]]in von 1994 bis 1998 als Beamtin in der Wirtschaftsabteilung arbeitete.

=== Memoiren ===
Im Jahre 2000 veröffentlichte Kohl seine ''Tagebuchaufzeichnungen'' aus den Jahren 1998 bis 2000. Danach arbeitete er an seinen ''[[Memoiren|Erinnerungen]]'', von denen bisher drei Bände erschienen; ein abschließender vierter Band war geplant.

=== Klagen ===
Um die beabsichtigte Veröffentlichung der Kohl betreffenden [[Stasi-Unterlagen]] kam es in den Jahren 2000 bis 2004 zu einer umfangreichen verwaltungsgerichtlichen Auseinandersetzung ''([[Fall Kohl]])''. Im Ergebnis musste er die Veröffentlichung sensibler Informationen nach einem Urteil des [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgerichts]] nicht dulden.<ref>[http://www.bverwg.de/entscheidungen/entscheidung.php?lang=de&ent=230604U3C41.03.0 Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 23. Juni 2004, Az. 3 C 41.03]</ref> Dieser Rechtsstreit war Anlass für eine Änderung des [[Stasi-Unterlagen-Gesetz]]es.

Helmut Kohl führte einen Rechtsstreit mit dem Auftragsschreiber an seinen Memoiren, [[Heribert Schwan]]. Bei diesem Streit ging es um die Rechte an den Tonbändern, auf denen Arbeitsgespräche aus dem Jahr 2001 festgehalten sind. Im Ergebnis einer Prozessserie gab der [[Bundesgerichtshof]] der Klage Kohls auf Herausgabe der Tonbänder statt.<ref>[http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2015&Seite=3&nr=72656&linked=urt&Blank=1&file=dokument.pdf Bundesgerichtshof, Urteil vom 10. Juli 2015, Az. V ZR 206/14]; Martin Gerecke: [http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/bgh-v-zr-206-14-kohl-memoiren-auftrag-eigentuemer ''Im Auftrag des Altkanzlers.''] In: ''Legal Tribune Online.'' Abgerufen am 13. Juli 2015.</ref>

[[Datei:HelmutKohl.PNG|mini|Helmut Kohl (2012)]]
Nachdem Schwan die Protokolle zur Grundlage eines eigenen, unautorisierten Buches gemacht hatte,<ref>Heribert Schwan, Tilman Jens: ''Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle.'' [[Heyne Verlag]], München 2014, ISBN 978-3-453-20077-7.</ref> verklagte Kohl Schwan, dessen Mitautor [[Tilman Jens]] und den Verlag auf Unterlassung und Schadenersatz. Er machte geltend, die Veröffentlichung der Zitate habe seinem politischen Lebenswerk sowie seiner Freundschaft zu langjährigen Weggefährten geschadet.<ref>[http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-11/helmut-kohl-biografie-protokolle-schadenersatz-klage?cid=5578408 ''Kohl leitet Millionenklage ein.''] ''[[Die Zeit|Zeit Online]]'', November 2015, abgerufen am 18. November 2015.</ref> Das Buch enthielt Aussagen aus den Arbeitsgesprächen Kohls mit Schwan mit abwertenden Bemerkungen über bekannte Persönlichkeiten, unter anderem [[Angela Merkel]], [[Christian Wulff]] und [[Richard von Weizsäcker]]. Das [[Landgericht Köln]] sprach Kohl für die Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte eine Entschädigung von 1 Million Euro zu, die höchste Summe für eine Persönlichkeitsrechtsverletzung in der deutschen Rechtsgeschichte.<ref>Landgericht Köln, Urteil vom 27. April 2017, 14 O 323/15, [https://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/koeln/lg%20koeln/j2017/14%20O%20323%2015%20Urteil%2020170427.html justiz.nrw]</ref><ref>''Legal Tribune Online'': [http://www.juris.de/jportal/portal/page/homerl.psml?cmsuri=/juris/de/nachrichten/zeigenachricht.jsp&nid=jnachr-JUNA170403977 Pressemitteilung des Landgerichts Köln Nr. 12/2017 vom 27. April 2017]</ref> Im Berufungsverfahren hatte dies keinen Bestand. Das Oberlandesgericht wies die Klage insgesamt mit der Begründung ab, mit dem Tod des Erblassers nach Erlass des nicht rechtskräftig gewordenen erstinstanzlichen Urteils sei ein zu Lebzeiten entstandener Anspruch des Erblassers auf Geldentschädigung aus Art. 1 Abs. 1 GG, Art. 2 Abs. 1 GG i.&nbsp;V.&nbsp;m. § 823 Abs. 1 BGB erloschen, da er jedenfalls grundsätzlich nicht vererblich sei.<ref>Oberlandesgericht Köln, Urteil vom 29. Mai 2018, 15 U 64/17. [https://www.justiz.nrw.de/nrwe/olgs/koeln/j2018/15%20U%2064%2017%20Urteil%2020180529.html justiz.nrw]</ref><ref>[https://www.focus.de/regional/koeln/geschichte-kohl-richter-bringt-entschaedigungsfall-vor-bundesgerichtshof_id_9004584.html ''Kohl-Richter bringt Entschädigungsfall vor Bundesgerichtshofs.''] In: Focus, 29. Mai 2018, abgerufen am 1. Dezember 2019.</ref> Die zugelassene Revision wurde durch Urteile des Bundesgerichtshofs vom 29. November 2021 zurückgewiesen.<ref>Bundesgerichtshof, Urteile vom 29. November 2021 - VI ZR 248/18 und VI ZR 258/18, [https://www.bundesgerichtshof.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/2021218.html BGH Pressemitteilung 218/2021]</ref>

=== Letzte Jahre ===
Kohl musste sich ab 2007 mehreren [[Operation (Medizin)|Operationen]] unterziehen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/kein-zorn-auf-thierse-und-keine-rache/1098220.html |titel=Kein Zorn auf Thierse und keine Rache |hrsg=''[[Der Tagesspiegel]]'' |datum=2007-11-16 |abruf=2011-12-12}}</ref> Nach einem [[Schädel-Hirn-Trauma]] infolge eines Sturzes im Februar 2008 konnte er kaum noch sprechen.<ref name="schwan-2014">{{Literatur |Autor=[[Heribert Schwan]], [[Tilman Jens]] |Titel=Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle |Auflage=2 |Verlag=Heyne |Ort=München |Datum=2014 |ISBN=978-3-453-20077-7 |Seiten=54}}</ref> Bei öffentlichen Auftritten benutzte er einen Rollstuhl. In dieser Zeit verlor Kohl den Kontakt zu seinen Söhnen sowie zu Personen, die sein Leben teilweise über Jahrzehnte begleitet und darin eine zentrale Rolle gespielt hatten. Erwähnenswert sind hier insbesondere [[Juliane Weber]], [[Konrad R. Müller]] und [[Eckhard Seeber]]. Maike Kohl-Richter soll jede Kontaktaufnahme verboten bzw. verhindert haben.<ref>''[https://www.cicero.de/innenpolitik/er-ist-ein-gefesselter-mann/52415 Helmut Kohl - "Er ist ein gefesselter Mann"]'', cicero.online; Solveig Bach: [https://www.n-tv.de/panorama/Wie-Helmut-Kohl-seine-Tage-verbringt-article11812281.html Der Altkanzler und seine Frau: wie Helmut Kohl seine Tage verbringt], ntv.de, 29. November 2013.</ref>

Im Juli 2009 legte Kohl seine Ämter in der von seiner verstorbenen Frau gegründeten [[ZNS – Hannelore Kohl Stiftung|Hannelore-Kohl-Stiftung]] nieder; er begründete dies mit einer Übernahme der Stiftung durch Personen, „die in keiner Beziehung zu seiner verstorbenen Frau standen“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/protest-helmut-kohl-verlaesst-stiftung-seiner-verstorbenen-frau-a-633698.html |titel=Helmut Kohl verlässt Stiftung seiner verstorbenen Frau |hrsg=Spiegel Online |datum=2009-07-01 |abruf=2012-01-31}}</ref>

Im Juli 2013 waren Helmut Kohl und [[Guido Westerwelle]] Zeugen der [[Verpartnerung]] von Kohls Anwalt [[Stephan Holthoff-Pförtner]] mit einem Rechtsanwaltskollegen.<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=19672 ''Helmut Kohl Trauzeuge bei Verpartnerung.''] queer.de; [http://diepresse.com/home/panorama/welt/1432333/Deutscher-Altkanzler-Kohl-Trauzeuge-bei-HomoHochzeit ''Deutscher Altkanzler Kohl Trauzeuge bei Homo-Hochzeit.''] In: ''Die Presse''.</ref>

=== Tod und Begräbnis ===
[[Datei:Helmut Kohl Grab.jpg|mini|Grabstätte Kohls auf dem [[Alter Friedhof Speyer|Alten Friedhof]] in [[Speyer]] (2021)]]
Kohl bewohnte seit 1971 ein Haus im Ludwigshafener Stadtteil [[Oggersheim]] und seit 1999 eine Wohnung in [[Berlin-Schmargendorf]]. Er starb am 16. Juni 2017 im Alter von 87 Jahren in seinem Oggersheimer Haus.

Am 1. Juli 2017 wurde Kohl als erste Persönlichkeit in der Geschichte der EU mit einem Trauerakt der EU geehrt, den EU-Kommissionspräsident [[Jean-Claude Juncker]] als „[[Staatsakt (Veranstaltung)|Staatsakt]]“ bezeichnete. Neben Juncker sprachen bei der Zeremonie im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] in [[Straßburg]] dessen Präsident [[Antonio Tajani]], der [[Präsident des Europäischen Rates|EU-Ratspräsident]] [[Donald Tusk]], Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]], der französische Präsident [[Emmanuel Macron]], der frühere US-Präsident [[Bill Clinton]] sowie der russische Ministerpräsident [[Dmitri Anatoljewitsch Medwedew|Dmitri Medwedew]]. Über seine Heimatstadt Ludwigshafen gelangte Kohls Sarg zur [[Requiem|Totenmesse]] in den [[Speyerer Dom]]. Nach einem großen militärischen [[Begräbnis mit militärischen Ehren|Ehrengeleit]] vor der Kathedrale wurde Kohl auf dem [[Alter Friedhof Speyer#Friedhof des Domkapitels|Friedhof des Domkapitels]] im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt.<ref>[http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/ARD-und-ZDF-uebertragen-Trauerakt-fuer-Helmut-Kohl-live-id41893451.html ''Helmut Kohl: ARD und ZDF übertragen Trauerakt für Helmut Kohl live''.] In: ''Augsburger Allgemeine online''. 30. Juni 2017, abgerufen am 30. Juni 2017.</ref>

Eine Ehrung Kohls durch einen Staatsakt in Deutschland, wie ihn alle seine verstorbenen Amtsvorgänger erhielten, lehnte seine Witwe ab. Stattdessen fand am 22. Juni eine Würdigung des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestags]] statt, bei der [[Präsident des Deutschen Bundestages|Bundestagspräsident]] [[Norbert Lammert]] sprach.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/norbert-lammert-wuerdigt-helmut-kohl-als-gluecksfall-fuer-deutschland-und-europa-a-1153478.html |titel=Lammert würdigt Kohl als „Glücksfall für Deutschland und Europa“ |werk=Spiegel Online |datum=2017-06-22 |abruf=2017-06-30}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/helmut-kohl-soll-nicht-mit-nationalem-staatsakt-geehrt-werden-15071196.html |titel=Der Speyrer Staatsakt |werk=faz.net |datum=2017-06-21 |abruf=2017-06-22}}</ref> Das familiäre Zerwürfnis fand unmittelbar nach Kohls Tod in den Medien starke Beachtung.<ref>[https://www.welt.de/politik/article165808001/Mich-empoert-das-pietaetlose-Verhalten-von-Maike-Kohl-Richter.html ''Mich empört das pietätlose Verhalten von Maike Kohl-Richter.''] ''Die Welt''. 21. Juni 2017.</ref> Am Tag der Trauerfeier waren die beiden Söhne Kohls weder in Straßburg noch im Dom zu Speyer zugegen.<ref>[http://www.n-tv.de/politik//Kohls-Soehne-bleiben-Trauerfeiern-fern-article19916480.html ''Kohls Söhne bleiben Trauerfeiern fern''.] In: ''n-tv.de''. 1. Juli 2017, abgerufen am 2. Juli 2017.</ref>

=== Nachlass ===
{{Hauptartikel|Nachlass von Helmut Kohl}}
Der Verbleib des [[Nachlass#Arten von Nachlässen|politischen Nachlasses]], insbesondere von Dokumenten und Unterlagen aus den öffentlichen Amtszeiten, ist noch nicht geklärt. Sowohl das [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] als auch die [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] haben Ansprüche auf entsprechende Dokumente angemeldet, die im Besitz der [[Erbe (Deutschland)|Alleinerbin]] [[Maike Kohl-Richter]] sind.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/helmut-kohl-maike-kohl-richter-ist-alleinerbin-a-1172781.html ''Kohl-Witwe erbt alles''.] In: ''spiegel.de''. 14. Oktober 2017, abgerufen am 14. Oktober 2017.</ref>

== Rezeption ==
=== Mediale Darstellung ===
Der junge Ministerpräsident Kohl war von der bundesdeutschen Presse noch wohlwollend-neugierig aufgenommen worden. Er reformierte das als rückständig geltende Rheinland-Pfalz und griff die Parteioberen an. Als er jedoch selbst auf die Bundesebene strebte, wurde er mit anderen Maßstäben gemessen. Man fragte sich, ob er einen großen Industriestaat wie die Bundesrepublik führen könne. Kohl fehlte es nicht nur an handfesten Kenntnissen in der Außen- und Wirtschaftspolitik, sondern auch an Charisma. Außerdem wurde er in Norddeutschland kulturell nicht akzeptiert.<ref>Hans Peter Schwarz: ''Helmut Kohl. Eine politische Biographie.'' DVA, München 2012, S. 209, S. 215–217.</ref>

Die mediale Darstellung Kohls wirkte oft stark polarisierend; Nebensächlichkeiten wurde eine erhebliche politische Bedeutung zugemessen. Beispielhaft dafür war die Panne des [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] am Silvestertag 1986, als statt der [[Neujahrsansprache]] des Bundeskanzlers für das Jahr 1987 diejenige des Vorjahres gesendet wurde. Weniger die Ursache der Panne als vielmehr die große Ähnlichkeit beider Texte wurde in der Öffentlichkeit zuweilen in einer Weise thematisiert, die Kohl verletzen konnte. Der NDR wies die (unbewiesene) Vermutung zurück, die Panne könne ein „absichtliches Versehen“ gewesen sein.<ref>[http://www.spiegel.de/einestages/tv-panne-an-silvester-a-947439.html ''Der vertauschte Kohl.''] Spiegel Online vom 30. Dezember 2011. Abgerufen am 29. Juni 2017.</ref>

Einige der von Kohl in seinen Reden verwendeten Begriffe und bildhaften Vergleiche wie „[[Geistig-moralische Wende]]“, der „[[Mantel der Geschichte]]“<ref>[[Thomas Stamm-Kuhlmann]]: „Der Mantel der Geschichte. Zur Karriere eines unmöglichen Zitats“. In: Thomas Stamm-Kuhlmann, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann, Jens Hohensee (Hrsg.): ''Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag'', Stuttgart 2003, S. 212–222</ref> oder die „[[Blühende Landschaften|blühenden Landschaften]]“ wurden oft zitiert und teilweise in der öffentlichen Diskussion gegen ihn verwendet. Nachdem er in einer Rede vor dem israelischen Parlament seinen persönlichen Hintergrund mit der „[[Gnade der späten Geburt]]“ umschrieben hatte, wurden ihm im Nachhinein in den Medien geschichtsverharmlosende Absichten unterstellt; endgültig stellte er seine Redeabsicht erst 1990 klar.<ref>Monika Köpcke: ''{{Webarchiv |url=http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kalender/227514/ |text=Vor 20 Jahren: Helmut Kohl trifft in Israel ein und spricht von der „Gnade der späten Geburt“ |wayback=20090819082755}}''. In: Deutschlandradio Berlin. Kalenderblatt. 24. Januar 2004. Abgerufen am 19. August 2017.</ref>

=== Satirische Rezeption ===
Helmut Kohl war häufig Gegenstand von [[Satire]] und [[Karikatur]]. Wichtige Themen der Parodie waren seine Volkstümlichkeit, seine regionale Herkunft, die Pfälzer Sprachfärbung, die der Parodist [[Stephan Wald]] imitierte, seine kulinarischen Vorlieben wie z.&nbsp;B. der [[Pfälzer Saumagen]], die fehlenden Fremdsprachenkenntnisse sowie seine zunehmende [[Fettleibigkeit|Leibesfülle]]. Auch Kohls Körpergröße von über 1,90&nbsp;Metern wird häufig erwähnt und kommentiert.<ref>[[Christoph Tiegel]]: ''[https://www1.wdr.de/stichtag/eierwuerfe-auf-helmut-kohl-100.html vom 10. Mai 1991 – Eierwürfe auf Helmut Kohl in Halle.]'' In: ''Stichtag'' ([[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]]), 10. Mai 2016, abgerufen am 5. April 2019.</ref> Der [[Reichstagsgebäude|Berliner Reichstag]], gegen dessen [[Verhüllung des Reichstages|Verhüllung]] durch das Künstlerehepaar [[Christo und Jeanne-Claude]] im Jahr 1994 sich Kohl eingesetzt hatte, erhielt im [[Berliner Volksmund]] unter anderem den Namen „Kohlroulade“.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Aust, Joachim Preuss, Spiegel-Redaktion, Wissen Media Verlag |Titel=Deutschland im Spiegel: Die globale Herausforderun, 1991-2004 |Verlag=Spiegel-Verlag |Datum=2005 |ISBN=978-3-577-10745-7 |Seiten=126 |Online=https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=Tq88AQAAIAAJ&dq=christo+kohlroulade&focus=searchwithinvolume&q=kohlroulade |Abruf=2022-07-31}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Harper's |Verlag=Harper's Magazine Foundation |Datum=1996 |Seiten=61 |Online=https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=MNMXAQAAIAAJ&dq=christo+kohlroulade&focus=searchwithinvolume&q=kohlroulade |Abruf=2022-07-31}}</ref>

'''Kohl als „Birne“'''

Eine der nachhaltigsten satirischen Darstellungen von Kohl als [[Birnen|Birne]] geht auf ein Titelbild des ''Spiegel'' im Jahr 1976 zurück.<ref>Christoph Gunkel: [https://www.spiegel.de/geschichte/helmut-kohl-in-karikaturen-die-rache-der-birne-a-1037236.html ''Die Rache der Birne''] In: [[Der Spiegel#Spiegel Online|Spiegel Online]], 16. Juni 2017, abgerufen am 16. April 2021</ref> Der französische Illustrator [[Jean Mulatier]] zeichnete vor dem Bundestagswahlkampf 1976 vier Titelbild-Karikaturen von Kohl, Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Franz Josef Strauß. Der damalige Bundeskanzler Schmidt bemerkte bei einem Besuch in der Spiegel-Redaktion in einem Gespräch mit Verleger [[Rudolf Augstein]], Kohl sehe auf dem Bild aus wie eine [[Deutsche Nationalbergamotte|Bergamotte-Birne]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41157448.html |titel=Datum: 20. Sept. 1976 Betr.: Mulatier-Präsentation – DER SPIEGEL 39/1976 |abruf=2020-06-28}}</ref> [[Herbert Kremp]], Chefredakteur der [[Die Welt|''Welt'']], kritisierte die Karikaturen als „Faschisierung des deutschen Politiker-Gesichts“ und ließ die Bilder abdrucken, die auch als Poster erhältlich waren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41136281.html |titel=Datum: 27. September 1976 Betr.: Gesichts-Abtreibung – DER SPIEGEL 40/1976 |abruf=2020-06-28}}</ref> Ab 1980 verwendete [[Bernd Eilert]] die Bezeichnung „[[birnenförmig]]“ für Kohl im Satiremagazin ''[[Titanic (Magazin)|Titanic]]''[[Titanic (Magazin)|.]]<ref>Hans Saalfeld: Briefe an die Leser: tausend Briefe von der „Titanic“, Zweitausendeins 1986, S. 366.</ref> 1982 erschien ein Titelbild mit der Überschrift „Birne muß Kanzler bleiben“. 1983 veröffentlichten die ''Titanic''-Mitbegründer, der Karikaturist [[Hans Traxler]] und der Satiriker [[Peter Knorr|Pit Knorr]], das Buch ''Birne – Das Buch zum Kanzler''.<ref>Mark-Christian von Busse: [https://www.hna.de/kultur/nannte-kohl-birne-672543.html ''Er nannte Kohl „Birne“''] in: [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine|hna.de]], 14. März 2010, abgerufen am 16. April 2021.</ref> Die Darstellung spielte auf Karikaturen des französischen Königs [[Louis-Philippe I.]] an.<ref>{{Literatur |Autor=Hans Zippert |Titel=Hans Zippert: Mit Kohl ging bei der „Titanic“ einfach alles |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2017-06-19 |Online=https://www.welt.de/politik/deutschland/article165639832/Mit-Kohl-ging-bei-der-Titanic-einfach-alles.html |Abruf=2021-11-08}}</ref> „Birne“ wurde Schmähwort und karikaturistisches Symbol für Helmut Kohl.

'''„Ich war in Hölderlin gut“'''

In einem [[ZEITMagazin|Zeitmagazin]]-Interview 1976 mit dem Schriftsteller [[Walter Kempowski]] zu seiner literarischen Schulbildung sagte Kohl den Satz „Ich war in [[Friedrich Hölderlin|Hölderlin]] gut“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-58942001.html |titel=„Ich war in Hölderlin gut“ – DER SPIEGEL 35/1976 |abruf=2020-06-28}}</ref> Der Satz wurde zum geflügelten Wort und war Teil zahlreicher satirischer Beiträge.<ref>[[Gerhard Henschel]]: [https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/eine-peinliche-qual ''Birne – Eine peinliche Qual''] In: [[Der Freitag]], 27. September 2012, abgerufen am 16. April 2021</ref>

'''Gemälde-Parodien von Wolfgang Herrndorf'''

Ein Gemälde des Illustrators und Schriftstellers [[Wolfgang Herrndorf]], das Kohl in der ''Titanic'' im Stil von [[Jan Vermeer|Vermeer]] porträtierte, erlangte 1996 Bekanntheit und wurde als Plakat verkauft.<ref>{{Literatur |Autor=Oliver Maria Schmitt |Titel=Wolfgang Herrndorf: Herrndorf wurde zur Allzweckwaffe für die „Titanic“-Redaktion |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2015-06-11 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/2015/24/wolfgang-herrndorf-tod-titanic-satire/seite-2 |Abruf=2019-12-04}}</ref> 1997 veröffentlichte der Haffmans Verlag den Wandkalender ''Klassiker Kohl 1998'' mit zwölf satirischen [[Porträt]]s von Kohl im Stil berühmter Maler, darunter [[Lucas Cranach der Ältere|Cranach]], [[René Magritte|Magritte]] und [[Georg Baselitz|Baselitz]]. Dem damaligen Bundeskanzler wurde der Kalender auf der [[Frankfurter Buchmesse]] gezeigt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-meister-aller-meister |titel=Kunst – Der Meister aller Meister |abruf=2019-12-04}}</ref>

'''„Bimbes“'''

Während der [[CDU-Spendenaffäre]] wurde das aus dem [[Rotwelsch]]en stammende Wort „Bimbes“ populär, das Kohl als umgangssprachlichen Ausdruck für „[[Geld]]“ verwendet hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Rudolf Augstein |Titel=Ein Deutsches Jahrzehnt: Reportagen, 1985–1995 |Verlag=Spiegel-Buchverlag |Datum=1995 |ISBN=978-3-455-15000-1 |Seiten=216 |Online=https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=EosiAQAAIAAJ&dq=kohl+bimbes&focus=searchwithinvolume&q=bimbes |Abruf=2021-05-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/politik/bimbes-mit-bimbes-a-0803f450-0002-0001-0000-000015561260 |titel=Bimbes mit Bimbes |abruf=2021-05-06}}</ref> Kohl wurde später mit einer Aussage zitiert, mit der er Michail Gorbatschows Position gegenüber der DDR vor der Wiedervereinigung sinngemäß wiedergab: „Von uns gibt es kein Bimbes mehr. Macht was ihr wollt!“. Im Jahr 2000 wurde das Wort „Bimbes“ in den [[Duden]] aufgenommen.<ref>{{Literatur |Autor=Heribert Schwan, Tilman Jens |Titel=Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle. Mit den offiziell vom Landgericht Köln erlaubten Passagen |Verlag=Heyne Verlag |Datum=2014-12-01 |ISBN=978-3-641-16797-4 |Online=https://books.google.de/books?id=-GyXBQAAQBAJ&pg=PT134&dq=%E2%80%9EVon+uns+gibt+es+kein+Bimbes+mehr.+Macht+was+ihr+wollt.%E2%80%9C&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwinzLuQ5LTwAhUksKQKHZftCD8Q6AEwAHoECAIQAg#v=onepage&q=%E2%80%9EVon%20uns%20gibt%20es%20kein%20Bimbes%20mehr.%20Macht%20was%20ihr%20wollt.%E2%80%9C&f=false |Abruf=2021-05-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Bimbes |titel=Duden {{!}} Bimbes {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |abruf=2021-05-06}}</ref> Kohl erhielt 2003 den Negativpreis „[[Preis der beleidigten Zuschauer]]“ für eine sarkastische Äußerung zur Spendenaffäre in einem ARD-Interview.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.telekwatsch.de/siegerliste.html |text= |wayback=20070928104138}}</ref>
[[Datei:Stockach Lenk 034.JPG|mini|''Der Ehrenwortbube'' von [[Peter Lenk]] (2001)]]
'''Skulptur ''Der Ehrenwortbube'' von Peter Lenk'''

Der Künstler [[Peter Lenk]] schuf die satirische Skulptur ''Der Ehrenwortbube'' über die Spendenaffäre, die 2001 auf einem Apothekendach in [[Stockach]] bei [[Konstanz]] aufgestellt wurde. Darauf wird Kohl von der allegorischen [[Justitia]] der Hintern versohlt.<ref>{{Literatur |Titel=Stockach: Helmut Kohl in Stockach: Wie eine Altbundeskanzler-Skulptur von Peter Lenk auf ein Dach in der Oberstadt kam |Sammelwerk=SÜDKURIER Online |Datum=2017-06-18 |Online=https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/stockach/Helmut-Kohl-in-Stockach-Wie-eine-Altbundeskanzler-Skulptur-von-Peter-Lenk-auf-ein-Dach-in-der-Oberstadt-kam;art372461,9293988 |Abruf=2022-01-09}}</ref>

=== Fiktionale Darstellungen ===
* In der satirischen Puppenserie ''[[Hurra Deutschland]]'' (1989–1991) wurde Kohl als Puppe dargestellt, unter dem Namen ''Kohl and the Gang'' (Anspielung auf die Gruppe [[Kool & the Gang]]) wurden verschiedene Tonträger veröffentlicht.
* ''[[Der Mann aus der Pfalz]]'' (Fernseh-Spielfilm Deutschland 2009), biografisch-dokumentarische Interpretation zum Leben und der Entwicklung Kohls zwischen der unmittelbaren Nachkriegszeit nach 1945 und der deutschen Wiedervereinigung 1989/90. Kohl als Bundeskanzler wurde von [[Thomas Thieme]] dargestellt.
* ''Der Eierwurf von Halle'' ([[ZDF Magazin Royale/Episodenliste#ZMR 2021-11-05|Sondersendung am 5. November 2021]] als [[Musical]] im ''[[ZDF Magazin Royale]]'' von [[Jan Böhmermann]]). Kohl wurde von [[Die Prinzen|Prinzen]]-Sänger [[Sebastian Krumbiegel]] dargestellt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/kultur/tv-kino/jan-boehmermann-musical-zdf-magazin-royale-kohl-eierwurf-halle-schwul-queer-krumbiegel-91099004.html |titel=Jan Böhmermann macht Musical: Queer gedacht – weiß gemacht |datum=2021-11-07 |abruf=2021-11-09}}</ref>

== Ehrungen ==
=== Orden und Auszeichnungen ===
[[Datei:Helmut-Kohl-Rose (Tantau 1996).jpg|mini|Die nach dem Altkanzler benannte<br /> Helmut-Kohl-Rose, eine [[Teehybride]]]]
* 1970: Großes Verdienstkreuz (1970) mit Stern (1973) und Schulterband (1975) des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]]
* 1973: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref name="parlament.gv.at">[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF; 6,6&nbsp;MB).</ref>
* 1977: [[Verdienstorden der Italienischen Republik|Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik]]
* 1979: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
* 1984: [[Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen]]
* 1988: [[Karlspreis|Internationaler Karlspreis zu Aachen]], für seine Verdienste um die französisch-deutsche Freundschaft und für die Zukunft Europas, gemeinsam mit François Mitterrand
* 1989: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]].<ref name="parlament.gv.at" />
* 1992: [[Europäischer Handwerkspreis]]
* 1993: [[Deutscher Medienpreis]] in [[Baden-Baden]].
* 1996: Orden für humanitäre Verdienste von der weltgrößten jüdischen Organisation ''[[B’nai B’rith]]''
* 1997: ''Vision for Europe Award'' der [[Edmond Israel Foundation]]
* 1998: Großkreuz des [[Orden des Infanten Dom Henrique|Ordens des Infanten Dom Henrique]]
* 26. Oktober 1998: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großkreuz in besonderer Ausführung]] des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, nach Konrad Adenauer der zweite Träger<ref>{{Internetquelle |url=http://helmut-kohl.kas.de/index.php?key=&menu_sel=15&menu_sel2=109&menu_sel3=84 |titel=Helmut Kohl – Orden und Ehrenzeichen |hrsg=Konrad Adenauer Stiftung |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141013223409/http://helmut-kohl.kas.de/index.php?key=&menu_sel=15&menu_sel2=109&menu_sel3=84 |archiv-datum=2014-10-13 |offline=1 |abruf=2013-05-31}}</ref>
* 1998: [[Ehrenbürger Europas]], ernannt vom [[Europäischer Rat|Europäischen Rat]], ein Titel, der zuvor nur [[Jean Monnet]] verliehen worden war.
* 1999: [[Presidential Medal of Freedom]]
* 1999: [[St.-Liborius-Medaille für Einheit und Frieden]] des [[Erzbistum Paderborn|Erzbistums Paderborn]]
* 1999: [[Orden des Weißen Löwen]] 1. Klasse der [[Tschechien|Tschechischen Republik]].
* 1999: [[Alter Freund des chinesischen Volkes]]<ref>{{Literatur |Titel=Der liebste Kanzler der Chinesen - Beobachtungen von einer Reise |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum=1999-08-27 |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/der-liebste-kanzler-der-chinesen-beobachtungen-von-einer-reise/88832.html |Abruf=2021-11-17}}</ref>
* 2000: [[Internationaler Preis des Westfälischen Friedens]], für seine Verdienste um die deutsche Einheit und den damit verbundenen Beitrag für die Überwindung der Spaltung Europas
* 2004: [[Adalbert-Stiftung|Internationaler Adalbert-Preis]], in Warschau vom polnischen Staatspräsidenten überreicht
* 2005: [[Point-Alpha-Preis]] für Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit, gemeinsam mit [[George H. W. Bush]] und [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]]
* 2005: [[Franz Josef Strauß-Preis]] der [[Hanns-Seidel-Stiftung]]. Die [[Laudatio]] hielt der frühere CSU-Vorsitzende [[Theo Waigel]].
* 2005: [[Quadriga (Preis)|Quadriga]], des Vereins [[Werkstatt Deutschland]],  für seine Verdienste um die Einheit Deutschlands und sein Bemühen um die europäische Einheit. Die Laudatio hielt Michail Gorbatschow.
* 2006: Sonderpreis des [[Konrad-Adenauer-Preis (KPV)|Konrad-Adenauer-Preises]] für Kommunalpolitik der [[Kommunalpolitische Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands|Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU in Deutschland (KPV)]]
* 2006: Europapreis Karl V. der [[Kloster von Yuste#Europäische Akademie von Yuste|Europäischen Akademie von Yuste]], überreicht im spanischen [[Kloster von Yuste|Kloster San Jerónimo de Yuste]] bei [[Cáceres (Spanien)|Cáceres]]. In der Laudatio wurde Kohl von [[Felipe González]] als „großer Architekt“ für ein geeinigtes Europa bezeichnet.
* 2007: Goldene Medaille der Jean-Monnet-Stiftung, überreicht durch die Schweizer Bundespräsidentin [[Micheline Calmy-Rey]] in Lausanne.
* 2007: [[Preis für Verständigung und Toleranz]] des [[Jüdisches Museum Berlin|Jüdischen Museums Berlin]]
* 2009: [[Hanns Martin Schleyer-Preis]] in Stuttgart
* 2009: [[Bambi (Auszeichnung)|Millenniums-Bambi]], überreicht von seinem Laudator Theo Waigel.
* 2010: [[Roland Berger Preis für Menschenwürde]]. Laudator war [[Władysław Bartoszewski]], ehemaliger Außenminister Polens.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bild.de/BILD/politik/2010/04/26/helmut-kohl-ehrung-fuer-den-altkanzler/cdu-politiker-erhaelt-roland-berger-preis-fuer-menschenwuerde.html |titel=„Helmut Kohl ist und bleibt ein Denkmal“ |hrsg=Bild |datum=2010-04-27 |abruf=2012-02-01}}</ref> Von dem mit einer Million Euro dotierten Preis spendete Kohl im Juni 2010 700.000 Euro der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]] und die verbliebenen 300.000 Euro für den Bau eines Krankenhauses in [[Sri Lanka]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1473507/Altkanzler-Kohl-spendet-eine-Million-Euro-Preisgeld.html |titel=Altkanzler Kohl spendet eine Million Euro Preisgeld |hrsg=Hamburger Abendblatt |datum=2010-06-22 |abruf=2012-02-01}}</ref>
* 2011: [[Henry-Kissinger-Preis]], überreicht vom ehemaligen US-Präsidenten [[Bill Clinton]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/multimedia/videos/video-nachrichten/auszeichnung-helmut-kohl-erhaelt-henry-kissinger-preis-1635763.html |titel=Altkanzler Helmut Kohl erhält Henry-Kissinger-Preis |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2011-05-17 |abruf=2012-02-01}}</ref>
* Seit 1990 wurde Kohl jedes Jahr für den [[Friedensnobelpreis]] nominiert,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/friedensnobelpreis-kandidaten-dissidenten-philosophen-und-silvio-berlusconi-a-653965-2.html |titel=Dissidenten, Philosophen und Silvio Berlusconi |hrsg=Spiegel Online |datum=2009-10-08 |abruf=2012-01-31}}</ref> so 2007 von Michail Gorbatschow. Im gleichen Jahr schlug ihn EU-Kommissionspräsident [[José Manuel Barroso]] für die Auszeichnung vor.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-kein-nobelpreis-fuer-kohl-a-478654.html |titel=Kein Nobelpreis für Kohl |hrsg=Spiegel Online |datum=2007-04-21 |abruf=2012-01-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/politik/deutschland/friedensnobelpreis_aid_63049.html |titel=Gorbatschow schlägt Kohl vor |hrsg=Focus Online |datum=2007-06-12 |abruf=2012-01-31}}</ref>

=== Ehrenbürger und Ehrendoktorate ===
Helmut Kohl war [[Ehrenbürger]] der Städte [[Deidesheim]], [[Frankfurt am Main]], Berlin, [[Ludwigshafen am Rhein]] und seines österreichischen Urlaubsortes [[Sankt Gilgen]].<ref>{{Internetquelle |url=http://suche.abendblatt.de:8000/article.php?url=/ha/1985/xml/19850802xml/habxml850709_4750.xml |titel=Kohl Ehrenbürger seines Urlaubsortes am Wolfgangsee |hrsg=Hamburger Abendblatt |datum=1985-08-02 |archiv-url=https://archive.today/20120718112901/http://suche.abendblatt.de:8000/article.php?url=/ha/1985/xml/19850802xml/habxml850709_4750.xml |archiv-datum=2012-07-18 |offline=1 |abruf=2012-02-01}}</ref>

Kohl war [[Ehrendoktor]] verschiedener [[Universität]]en des In- und Auslands.

=== Briefmarken ===
2012: [[Sondermarke|Sonderbriefmarke]] (Ausgabetag 11. Oktober 2012)<ref>https://www.briefmarkenspiegel.de/2012/10/11/helmut-kohl-briefmarke-erhaltlich/</ref> Das Sonderpostwertzeichen mit dem Nominalwert von 55 Cent zeigt ein Porträt des Alt-Bundeskanzlers mit dem Schriftzug „Helmut Kohl – Kanzler der Einheit – Ehrenbürger Europas“. Er gehörte damit zu den wenigen [[Personen, die zu Lebzeiten auf einer Briefmarke der Bundesrepublik Deutschland abgebildet wurden|Personen, die in der Bundesrepublik Deutschland bereits zu Lebzeiten mit einer Sonderbriefmarke geehrt wurden]]. Üblich ist diese Ehrung meist erst ''[[post mortem]]'', im Gedenken um eine verdiente Persönlichkeit.

== Gedenken ==
=== Denkmäler und Gedenkort ===
[[Datei:Büste Kirchstr 13 (Moabi) Helmut Kohl&Christine Dewerny&2018.jpg|mini|Kohl-Büste in Berlin-Moabit]]
[[Datei:Kohl_Strasse_Mannheim.JPG|mini|Helmut-Kohl-Straße hinter dem [[Mannheim Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] in [[Mannheim]]]]
Seit 2010 befindet sich vor dem Berliner [[Axel-Springer-Hochhaus]] das vom Künstler [[Serge Mangin]] gestaltete Ensemble [[Väter der Einheit]] mit Büsten von Kohl, [[George H. W. Bush|George Bush]] und [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]]. 

Seit 2018 erinnert eine von der Bildhauerin [[Christine Dewerny]] gestaltete Büste Kohls auf der [[Straße der Erinnerung]] am Berliner [[Spreebogen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/kanzler-der-einheit-denkmal-fuer-helmut-kohl-in-berlin-enthuellt/23617400.html |titel=Denkmal für Helmut Kohl in Berlin enthüllt|werk= tagesspiegel.de |datum=2018-11-10 |abruf=2020-06-19}}</ref>

Die ''Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer'' ehrte Kohl am 3. April 2022, seinem Geburtstag, durch die Aufstellung einer Bronzebüste auf einem Sockel aus rotem Sandstein im Domgarten. Geschaffen wurde sie vom Bildhauer [[Wolf Spitzer]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/artikel/bronzebueste-speyer-erinnert-helmut-kohl |titel=Bronzebüste in Speyer erinnert an Helmut Kohl |abruf=2022-04-03}}</ref>

Kohls Witwe Maike Kohl-Richter scheiterte im Juni 2020 mit dem Vorhaben, das Wohnhaus in Oggersheim unter [[Denkmalschutz]] stellen zu lassen. Grund für den Antrag war der damals geplante Abbruch der 1984, zwei Jahre nach der Kanzlerwahl, auf dem Nachbargrundstück errichteten Sonderwache der Polizei.<ref name="swr.de">{{Internetquelle |url=https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/kanzler-polizeiwache-wird-wohl-doch-nicht-abgerissen-100.html |titel=Bungalow von Altkanzler in Ludwigshafen-Oggersheim: Helmut Kohls persönliche Polizeiwache bleibt offenbar stehen |werk=swr.de |datum=2020-12-08 |abruf=2021-02-14}}</ref> Die Denkmalfachbehörde lehnte den Antrag mit der Begründung ab, die Architektur der beiden Gebäude (Wohnhaus und Polizeiwache) sei sehr schlicht und durch mehrere Umbauten bereits stark verändert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/rueckschlag-fuer-witwe-maike-kohl-richter-helmut-kohls-wohnhaus-hat-keinen-denkmalwert/25911658.html |titel=Rückschlag für Witwe Maike Kohl-Richter: Helmut Kohls Wohnhaus hat keinen Denkmalwert |werk= tagesspiegel.de |datum=2020-06-13 |abruf=2021-02-14}}</ref> Die Abrissarbeiten an der Sonderwache wurden gleichwohl inzwischen eingestellt, da das Grundstück vor dem Verkauf steht und der neue Eigentümer das Gebäude erhalten möchte (Stand: Dezember 2020).<ref name="swr.de"/><ref>{{Internetquelle |url=https://www.rheinpfalz.de/pfalz_artikel,-kohl-sonderwache-wird-nicht-abgerissen-_arid,5143309.html?reduced=true |titel=Kohl-Sonderwache wird nicht abgerissen |werk=rheinfalz.de |datum=2020-12-08 |abruf=2021-02-14}}</ref>

=== Straßennamen ===
Nach Kohl sind verschiedene Straßen und Plätze in Deutschland benannt:

* Helmut-Kohl-Allee in [[Bonn]]<ref>{{Internetquelle |autor=GA BONN |url=https://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/annegret-kramp-karrenbauer-bekennt-sich-zu-bonn_aid-45093381 |titel=Einweihung von Helmut-Kohl-Allee an B9: Annegret Kramp-Karrenbauer bekennt sich zu Bonn |abruf=2020-06-22}}</ref>
* Helmut-Kohl-Platz in [[Burg (bei Magdeburg)|Burg]]<ref>{{Internetquelle |autor=Mario Kraus, Volksstimme Magdeburg |url=https://www.volksstimme.de/lokal/burg/vor-landratsamt-helmut-kohl-platz-eingeweiht |titel=Helmut-Kohl-Platz eingeweiht |abruf=2020-06-22}}</ref>
* Helmut-Kohl-Straße in [[Dessau-Roßlau]]
* Dr.-Helmut-Kohl-Platz in [[Greußenheim]]<ref>{{Internetquelle |autor=Herbert Ehehalt, Main-Post Würzburg |url=https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/dorfplatz-wird-dr-helmut-kohl-platz-art-9777917 |titel=Dorfplatz wird 'Dr.-Helmut-Kohl-Platz' |datum=2017-10-23 |abruf=2021-10-07}}</ref>
* Helmut-Kohl-Europaplatz in [[Idar-Oberstein]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.idar-oberstein.de/rat-verwaltung/stadtverwaltung/pressearchiv/details/2018/6/22/europaplatz-heisst-jetzt-helmut-kohl-europaplatz/ |titel=Europaplatz heißt jetzt Helmut-Kohl-Europaplatz |abruf=2020-06-22}}</ref>
* Dr.-Helmut-Kohl-Straße in [[Loddin]]
* Helmut-Kohl-Platz in [[Mainz]]<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=VRM GmbH & Co KG |url=https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/mainz-ehrt-helmut-kohl-mit-einem-platz-einweihung-allerdings-ohne-seine-witwe_18642148 |titel=Mainz ehrt Helmut Kohl mit einem Platz – Einweihung allerdings ohne seine Witwe – Allgemeine Zeitung |abruf=2020-06-22}}</ref>
* Helmut-Kohl-Straße in [[Mannheim]]<ref>{{Internetquelle |autor=Oliver Seibel, DIE RHEINPFALZ |url=https://www.rheinpfalz.de/lokal/ludwigshafen_artikel,-südtangente-wird-in-helmut-kohl-straße-umbenannt-_arid,5069284.html |titel=Südtangente wird in „Helmut-Kohl-Straße“ umbenannt |abruf=2020-07-03}}</ref>
* [[Helmut-Kohl-Platz (Nürnberg)|Helmut-Kohl-Platz]] in [[Nürnberg]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.frankenfernsehen.tv/mediathek/video/nach-stadtratsbeschluss-im-vergangenen-jahr-dr-helmut-kohl-platz-in-nuernberg-eingeweiht/ |titel=Nach Stadtratsbeschluss im vergangenen Jahr: Dr.-Helmut-Kohl-Platz in Nürnberg eingeweiht |abruf=2021-07-16}}</ref>
* Helmut-Kohl-Platz in [[Osnabrück]]<ref>{{Internetquelle |url=https://geo.osnabrueck.de/geodatenportal/?p=strassen |titel=Neue Straßenbenennungen |werk=geo.osnabrueck.de |hrsg=Stadt Osnabrück |datum=2021-06-01 |abruf=2021-08-01}}</ref>
* Helmut-Kohl-Straße in [[Schleusingen]]
* Helmut-Kohl-Ufer in [[Speyer]]
* Helmut-Kohl-Straße in [[Erfurt]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/einweihung-helmut-kohl-strasse-100.html|titel=Helmut-Kohl-Straße in Erfurt benannt - MDR |abruf=2022-02-21}}</ref>
In verschiedenen Städten wurde die Benennung von Plätzen und Straßen nach Kohl abgelehnt. In [[Leuna]] scheiterte eine Umbenennung 2017.<ref>{{Internetquelle |autor=Melain van Alst |url=https://www.mz-web.de/saalekreis/mit-petition-abgetropft-helmut-kohl-bekommt-keinen-eigenen-platz-in-leuna-28534148 |titel=Mit Petition abgetropft: Helmut Kohl bekommt keinen eigenen Platz in Leuna |datum=2017-10-05 |abruf=2020-06-22}}</ref> In [[Osnabrück]] wurde eine Umbenennung 2018 abgelehnt.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Exner |Titel=Helmut Kohl: Deutschland tut sich schwer damit, Straßen nach dem Altkanzler zu benennen |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2018-11-26 |Online=https://www.welt.de/politik/deutschland/article184481934/Helmut-Kohl-Deutschland-tut-sich-schwer-damit-Strassen-nach-dem-Altkanzler-zu-benennen.html |Abruf=2020-06-22}}</ref> In [[Leipzig]] wurde 2019 die Umbenennung des Eingangsbereichs der [[Leipziger Messe|Neuen Messe]] abgelehnt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lvz.de/Leipzig/Stadtpolitik/Stadtrat-lehnt-Helmut-Kohl-Platz-ab |titel=Stadtrat lehnt Helmut-Kohl-Platz ab |abruf=2020-06-22}}</ref> In Berlin schlug [[Burkard Dregger|Burkhard Dregger]] 2018 den [[Großer Stern|Großen Stern]] vor, die Idee stieß wegen der Nichteinhaltung einer Fünf-Jahres-Frist auf Ablehnung.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/tag-der-deutschen-einheit-cdu-will-grossen-stern-in-helmut-kohl-platz-umbenennen/23143554.html |titel=CDU will Großen Stern in Helmut-Kohl-Platz umbenennen |abruf=2020-06-22}}</ref> Die Junge Union schlug 2020 vor, den [[Flughafen Frankfurt Main|Frankfurter Flughafen]] oder einen Platz vor der Europäischen Zentralbank nach Kohl zu benennen.<ref>{{Literatur |Titel=Vorschlag der Jungen Union: „Flughafen nach Kohl benennen“ |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum= |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/junge-union-moechte-frankfurter-flughafen-nach-kohl-benennen-16711203.html |Abruf=2020-06-22}}</ref> In [[Kaarst]] wurde 2020 der Name Helmut-Kohl-Ring für eine Straße in einem neuen Gewerbegebiet beschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor=Stephan Seeger |url=https://rp-online.de/nrw/staedte/kaarst/kaarst-bekommt-helmut-kohl-ring-im-gewerbegebiet_aid-53003963 |titel=Neue Straße am Kaarster Kreuz: Kaarst bekommt „Helmut-Kohl-Ring“ |abruf=2020-09-07}}</ref> In [[Hanau]] wird eine Umbenennung in einem neuen Gewerbegebiet diskutiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/rhein-main/main-kinzig-kreis/hanau-ort66348/keine-strasse-helmut-kohl-hanau-13815579.html |titel=Keine Straße für Helmut Kohl in Hanau |datum=2020-06-30 |abruf=2020-09-07}}</ref> In München<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tz.de/muenchen/stadt/muenchen-ehre-kohl-westerwelle-vogel-strassen-plaetze-alleen-bayernkaserne-olympiapark-zr-90186893.html |titel=Guido-Westerwelle-Platz grenzt an Helmut-Kohl-Allee: Münchner werden bald neue Straßennamen entdecken |datum=2021-02-01 |abruf=2021-02-01}}</ref> und Ludwigshafen<ref>{{Internetquelle |autor=n-tv NACHRICHTEN |url=https://www.n-tv.de/panorama/Ludwigshafen-bekommt-Helmut-Kohl-Allee-article22618984.html |titel=Ludwigshafen bekommt Helmut-Kohl-Allee |abruf=2021-06-16}}</ref> wurde 2021 eine Helmut-Kohl-Allee beschlossen.

=== Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung ===
Mit Wirkung zum 9. Juni 2021 wurde unter dem Namen „[[Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung]]“ in Berlin eine rechtsfähige [[Stiftung des öffentlichen Rechts (Deutschland)|Stiftung des öffentlichen Rechts]] errichtet,<ref>''Gesetz über die Errichtung einer Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung'' vom 2. Juni 2021, {{BGBl|2021n I S. 1306}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestag-beschliesst-helmut-kohl-stiftung-a-2e6daed9-fcfc-48d3-9c06-413a71461116 |titel=Bundestag beschließt Helmut-Kohl-Stiftung |abruf=2021-05-07}}</ref> die an Leben und Wirken von Helmut Kohl erinnern soll.<ref>vgl. [https://dserver.bundestag.de/btd/19/287/1928790.pdf ''Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung einer Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung''] BT-Drs. 19/28790 vom 20. April 2021.</ref> Stiftungszweck ist es, „das Andenken an das politische Wirken Dr. Helmut Kohls für Freiheit und Einheit des deutschen Volkes, für den Frieden in der Welt, für die Versöhnung mit den europäischen Nachbarstaaten und die europäische Integration zu wahren“ ({{§|2|HKohlStG|buzer}} Abs. 1 HKohlStG). Dazu soll unter anderem ein Helmut-Kohl-Zentrum als öffentlich zugängliche Erinnerungsstätte in Berlin errichtet werden ({{§|2|HKohlStG|buzer}} Abs. 2 Nr. 1 HKohlStG).

=== Sonstiges ===
* Seit 2002 gibt es einen Helmut-Kohl-Wanderweg in [[Eppenbrunn]]. Er führt ins französische [[Roppeviller]].<ref>{{Internetquelle |autor=Anita Schäfer |url=https://www.anita-schaefer.de/wahlkreis/helmut-kohl-wanderweg |titel=10 Jahre Helmut Kohl Wanderweg gefeiert |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-06-21}}</ref>
* Jeweils ein Wanderschuh Kohls und eine Schuhleiste von [[Charles de Gaulle]] sind nebeneinander im [[Deutsches Schuhmuseum Hauenstein|Deutschen Schuhmuseum Hauenstein]] sowie im Museum von [[Saint-André-Treize-Voies]] im französischen [[Département Vendée]] ausgestellt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.museum-hauenstein.de/schuh_museum/Sammlungen/Promi-Schuhe/Charles%20de%20Gaulle%20und%20Helmut%20Kohl/ |titel=Charles de Gaulle und Helmut Kohl {{!}} Deutsches Schuhmuseum Hauenstein |abruf=2020-06-21}}</ref>
* Die [[Strickjacke]], die Kohl 1990 beim sogenannten „Strickjackentreffen“ mit [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] im Kaukasus trug, befindet sich in der Sammlung des [[Haus der Geschichte|Hauses der Geschichte]] in Bonn.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/haus-der-geschichte-feiert-25-jaehriges-jubiliaeum.1008.de.html?dram:article_id=451340 |titel=Haus der Geschichte feiert 25-jähriges Jubiläum<!--sic--> – Geschichte ohne Nationalgetöse |abruf=2020-06-22}}</ref>
* 2013 änderte eine Bar namens „Helmut Kohl“ in [[Berlin-Neukölln]] ihren Namen in „Schloss Neuschweinsteiger“, nachdem Anwälte Kohls darum gebeten hatten.<ref>{{Internetquelle |autor=DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/berliner-helmut-kohl-bar-heisst-jetzt-neuschweinsteiger-a-906237.html |titel=Berliner „Helmut Kohl Bar“ heißt jetzt „Neuschweinsteiger“ |abruf=2021-06-20}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Berlin: „Helmut Kohl“-Bar wird umbenannt |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/berlin-helmut-kohl-bar-wird-umbenannt-12159301.html |Abruf=2021-06-20}}</ref>
* Die 16-jährige Kanzlerschaft von Helmut Kohl war mit 5870 Tagen neun Tage länger als die Kanzlerschaft von Angela Merkel.<ref>Neue Zürcher Zeitung vom 8. Dezember 2021</ref>

== Schriften ==
* ''Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945.'' Dissertation, Universität Heidelberg 1958.
* ''Hausputz hinter den Fassaden. Praktikable Reformen in Deutschland.'' Fromm, Osnabrück 1971, ISBN 3-7729-5015-9.
* ''Zwischen Ideologie und Pragmatismus. Aspekte und Ansichten zu Grundfragen der Politik.'' Verlag Bonn Aktuell, Stuttgart 1973, ISBN 3-87959-014-1.
* (Hrsg.): ''Konrad Adenauer 1876/1976.'' Belser, Stuttgart 1976, ISBN 3-7630-1163-3.
* (Hrsg.): ''Der neue Realismus. Außenpolitik nach Iran und Afghanistan.'' Erb, Düsseldorf 1980, ISBN 3-88458-017-5.
* (Hrsg.): ''Die CDU. Porträt einer Volkspartei.'' Rüber, Schwieberdingen 1981, ISBN 3-922622-02-X.
* ''Der Weg zur Wende. Von der Wohlfahrtsgesellschaft zur Leistungsgemeinschaft.'' Herausgegeben von Dietrich Heissler. Husum-Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1983, ISBN 3-88042-190-0.
* ''Reden'' und ''Berichte der Bundesregierung.'' Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn (zahlreiche Einzelveröffentlichungen).
* ''Deutschlands Zukunft in Europa. Reden und Beiträge des Bundeskanzlers.'' Herausgegeben von Heinrich Seewald. Busse Seewald, Herford 1990, ISBN 3-512-00979-4.
* ''Die deutsche Einheit. Reden und Gespräche.'' Mit einem Vorwort von [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]]. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 3-7857-0665-0.
* ''Der Kurs der CDU. Reden und Beiträge des Bundesvorsitzenden 1973–1993.'' Hrsg. von [[Peter Hintze]] und [[Gerd Langguth]]. DVA, Stuttgart 1993, ISBN 3-421-06659-0.
* ''„Ich wollte Deutschlands Einheit.“'' Dargestellt von [[Kai Diekmann]] und [[Ralf Georg Reuth]]. Propyläen, Berlin 1996, ISBN 3-549-05597-8; Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-548-37349-2.
* ''Mein Tagebuch 1998–2000.'' Droemer Knaur, München 2000, ISBN 3-426-27241-5.
* ''Erinnerungen. 1930–1982.'' Droemer Knaur, München 2004, ISBN 3-426-27218-0.
* ''Erinnerungen. 1982–1990.'' Droemer Knaur, München 2005, ISBN 3-426-27320-9.
* ''Erinnerungen. 1990–1994.'' Droemer Knaur, München 2007, ISBN 978-3-426-27408-8.
* ''Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung. Meine Erinnerungen.'' Knaur-Taschenbuch-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-426-78336-8. Droemer Knaur, München 2014, ISBN 978-3-426-27655-6. (Gekürzte und überarbeitete Fassung).
* ''Berichte zur Lage 1989–1998.'' Der Kanzler und Parteivorsitzende im Bundesvorstand der CDU Deutschlands. Bearbeitet von [[Günter Buchstab]] und [[Hans-Otto Kleinmann]], Droste Verlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-7700-1915-1.
* ''[[Aus Sorge um Europa]]: Ein Appell.'' Droemer Knaur, München 2014, ISBN 978-3-426-27663-1.

== Quellen ==
* Günter Buchstab (Bearb.): ''Kohl: „Wir haben alle Chancen“. Die Protokolle des CDU-Bundesvorstands 1973–1976'' (= ''Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte.'' Bd. 67). 2 Bde., Droste, Düsseldorf 2015, ISBN 978-3-7700-1920-5.

== Literatur ==
* [[Patrick Bahners]]: ''Helmut Kohl. Der Charakter der Macht''. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70886-2.
* [[Wolfram Bickerich]], [[Hans-Joachim Noack]]: ''Helmut Kohl. Die Biografie.'' Rowohlt Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-87134-657-6.
* [[Jürgen Busche]]: ''Helmut Kohl. Anatomie eines Erfolgs.'' Berlin-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-8270-0282-6.
* Patricia Clough: ''Helmut Kohl. Ein Porträt der Macht.'' dtv, München 1998, ISBN 3-423-24122-5.
* Klaus Dreher: ''Kohl und die Konten. Eine schwarze Finanzgeschichte.'' DVA, Stuttgart 2002, ISBN 3-421-05441-X.
* [[Stephan Eisel]]: ''Helmut Kohl – Nahaufnahme.'' Bouvier, Bonn 2010, 2.&nbsp;Auflage 2012, ISBN 978-3-416-03293-3.
* [[Werner Filmer]], Heribert Schwan: ''Helmut Kohl.'' 4. Auflage. Econ, Düsseldorf u.&nbsp;a. 1990, ISBN 3-430-12746-7.
* [[Alexander Gauland]]: ''Helmut Kohl. Ein Prinzip.'' Rowohlt, Berlin 1994, ISBN 3-87134-206-8.
* [[Eckhard Henscheid]]: ''Helmut Kohl. Biographie einer Jugend.'' Haffmans, Zürich 1985, ISBN 3-251-00061-6 (satirische Biographie).
* Beatrice Herbold, Katrin Sachse: ''Geliebte Freundin. Meine geheimen Jahre mit Helmut Kohl''. Europaverlag, München 2019, ISBN 978-3-95890-288-6.
* Klaus Hofmann: ''Helmut Kohl. Eine politische Biographie.'' MVG, Stuttgart u.&nbsp;a. 1991, ISBN 3-87959-443-0 (ergänzte Neuauflage von ''Helmut Kohl. Kanzler des Vertrauens'').
* [[Henning Köhler (Historiker)|Henning Köhler]]: ''Helmut Kohl. Ein Leben für die Politik''. Quadriga Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-86995-076-1.
* ''[[Ewald König (Journalist)|Ewald König:]] Kohls Einheit unter drei – Weitere deutsch-deutsche Notizen eines Wiener Korrespondenten'', Halle 2014. ISBN 978-3-95462-316-7.
* [[Christian Graf von Krockow]]: ''Porträts berühmter deutscher Männer. Von Martin Luther bis zur Gegenwart.'' List, München 2001, ISBN 3-548-60447-1, S.&nbsp;427–478.
* [[Jürgen Leinemann]]: ''Helmut Kohl. Ein Mann bleibt sich treu.'' Aufbau, Berlin 2001, ISBN 3-7466-7038-1 (erweiterte Neuauflage von ''Helmut Kohl. Die Inszenierung einer Karriere'').
* [[Werner Maser]]: ''Helmut Kohl. Der deutsche Kanzler.'' Erweiterte Neuauflage. Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1993, ISBN 3-548-35275-8.
* Georg Milde: '' Entscheidungsprozesse von Spitzenpolitikern. Wie Helmut Kohl Beratung nutzte und Fremdbestimmung verhinderte''. Quadriga Media Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-942263-38-2.
* [[Ralf Georg Reuth]]: ''Annäherung an Helmut Kohl. Die neue Biografie.'' Piper Verlag, München 2017, ISBN 978-3-492-05730-1.
* [[Heribert Schwan]], [[Tilman Jens]]: ''[[Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle]]''. Heyne, München 2014, ISBN 978-3-453-20077-7.
* [[Hans-Peter Schwarz (Historiker)|Hans-Peter Schwarz]]: ''Helmut Kohl. Eine politische Biographie.'' Deutsche Verlagsanstalt, München 2012, ISBN 978-3-421-04458-7.
* Christian Wicke: ''Helmut Kohl’s Quest for Normality: His Representation of the German Nation and Himself.'' Berghahn Books, New York 2015, ISBN 978-1-78238-573-8.
* [[Matthias Zimmer]], ''Nationales Interesse und Staatsräson: Zur Deutschlandpolitik der Regierung Kohl 1982–1989.'' Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1992, ISBN 3-506-79318-7
* Reimut Zohlnhöfer: ''Die Wirtschaftspolitik der Ära Kohl. Eine Analyse der Schlüsselentscheidungen in den Politikfeldern Finanzen, Arbeit und Entstaatlichung, 1982–1998.'' Leske und Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-3159-3.

Filmische Dokumentation:
* ''Die Kohl-Rolle – Eine öffentliche Biographie.'' Sechsstündige Dokumentation von [[Anja Reschke]] aus 25 Jahren Helmut Kohl.

== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|118564595}}
* {{DDB|Person|118564595}}
* {{Biographie beim Deutschen Bundestag|Helmut Kohl}}
* {{IMDb|nm0463216}}
* Irmgard Zündorf: [https://www.hdg.de/lemo/biografie/helmut-kohl.html ''Helmut Kohl'']. Tabellarischer Lebenslauf im ''[[Lebendiges Museum Online|Lebendigen Museum Online]]'' ([[Stiftung Deutsches Historisches Museum]] und [[Haus der Geschichte]])
* [https://www.bundeskanzler-helmut-kohl.de/ www.bundeskanzler-helmut-kohl.de] – „Die Ära Kohl“, eine von der [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] eingerichtete Website
* {{Zeugen des Jahrhunderts |Zeitzeuge= |Interviewer=[[Klaus-Peter Siegloch]] |ID=3YxoVQnHXJc |Datum=26. September 2000 |Teil= |Laufzeit=57:06 |hm=m}}
* [http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxNDoiIktvaGwsIEhlbG11dCIiOw==/ Archivaufnahmen mit Helmut Kohl] im Onlinearchiv der [[Österreichische Mediathek|Österreichischen Mediathek]]

== Einzelnachweise ==
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{{Personendaten
|NAME=Kohl, Helmut
|ALTERNATIVNAMEN=Kohl, Helmut Josef Michael (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (CDU), MdL, MdB, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1982–1998)
|GEBURTSDATUM=3. April 1930
|GEBURTSORT=[[Ludwigshafen am Rhein]]-[[Ludwigshafen-Friesenheim|Friesenheim]], [[Pfalz (Region)#Bayerische Zeit|Pfalz]], [[Bayern]]
|STERBEDATUM=16. Juni 2017
|STERBEORT=[[Ludwigshafen am Rhein]]-[[Oggersheim]]
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