Quelltext der Seite Kleinbahn Wesel–Rees–Emmerich

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Die '''Kleinbahn Wesel–Rees–Emmerich''' ist eine ehemalige Eisenbahn im [[Kreis Rees|Landkreis Rees]], die die [[Kreisstadt]] [[Wesel]] mit den Städten [[Rees]] und [[Emmerich am Rhein|Emmerich]] verband.<ref name="KuLaDig">{{KuLaDig|O-CW-20130520-0003|Kleinbahn Wesel-Rees-Emmerich, 1914–1945|(2013)|autor=Claus Weber|zugriff=2017-02-15}}</ref> Sie verkehrte vom 6. November 1914 bis zum 31. Dezember 1966 auf überwiegend eigenem [[Bahnkörper]]. Die Strecke verlief in Wesel zunächst zwei Kilometer neben der heutigen [[Bundesstraße 8]] auf einem separaten Bahnkörper und führte dann entlang der Dämme des Rheins von Ort zu Ort, um in Rees (heute: Rauhe Straße / Weseler Landstraße) wieder auf die heutige Landesstraße&nbsp;7 zu stoßen.

Die Züge verkehrten montags bis samstags zwischen 6:00 und 21:00&nbsp;Uhr im Stundentakt, an Sonntagen jede halbe Stunde. Für die gesamte Strecke benötigten sie rund eine Stunde und fünfzig Minuten. In Rees bestand seit dem 28. Februar 1915 Anschluss an die [[Kleinbahn Rees–Empel]].

== Geschichte ==
[[Datei:Nijmegen Kleef Wesel Rees.png|mini|Das Straßenbahn- und Kleinbahnnetz zwischen Nimwegen und Wesel, circa 1949]]
[[Datei:19910911 SSB 436.jpg|mini|Der Duewag-Großraumwagen 8 der Kleinbahn Wesel-Rees-Emmerich lief ab 1967 als 437, ab 1968 dann als 436 bei den [[Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises|SSB]] und kam 1991 zur [[Electrische Museumtramlijn Amsterdam]], 1991]]
Bereits 1908 beschloss der Landkreis Rees, eine Bahnverbindung zwischen Wesel und Emmerich über Rees zu erstellen, und zwar aufgrund eines Gutachtens aus dem Jahr 1909 als elektrisch betriebene [[Regelspur|regelspurige]] [[Kleinbahn]]. In Wesel sollte eine Verknüpfung mit der Staatsbahn [[Bahnstrecke Wesel–Bocholt|über Bocholt]], [[Bahnstrecke Haltern–Venlo|nach Münster, Venlo]] und [[Bahnstrecke Oberhausen–Arnhem|Oberhausen]], in Emmerich mit der von der [[Klever Straßenbahn GmbH]] betriebenen Rheinfähre nach [[Kleve]] und mit der am 4. Juni 1903 eröffneten [[Niederlande|niederländischen]] [[Straßenbahn Zutphen–Emmerich]] hergestellt werden. Am 23. Juli 1910 beschloss der Kreistag des Landkreises Rees den Bau dieser Kleinbahn. Mit dem Bau und Betrieb beauftragt wurde das [[RWE|Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk]] (RWE). Noch im gleichen Jahr begann eine Tochtergesellschaft des RWE, die [[Rheinisch-Westfälische Straßen- und Kleinbahnen GmbH]], mit den Bauarbeiten. Sie erhielt am 5. August 1912 die Konzession für den Abschnitt zwischen Wesel und Rees und am 29.&nbsp;April 1916 für den Abschnitt zwischen Rees und Emmerich.

Schon am 25. Mai 1914<ref>''[https://www.wesel.de/kultur-freizeit/stadtarchiv/stichtag/stichtag-25-mai-1914-eroeffnung-der-kleinbahnstrecke-wesel Stichtag 25. Mai 1914 - Die Eröffnung der Kleinbahnstrecke  Wesel – Rees – Emmerich]'' in: Wesel.de, abgerufen am 12. August 2021</ref>, nach anderen Quellen am 6. November 1914<ref>Nach Jörg Petzold, Axel Reuther: ''Kleinbahnjubiläen 2014.'' In: ''Die Museums-Eisenbahn.'' 1/2014, S. 22: schon am 25.&nbsp;Mai 1914.</ref> konnte die Strecke Wesel–Rees in Betrieb genommen werden. In Wesel konnte sie allerdings bis 1951 nicht, wie ursprünglich geplant, durch das Stadtzentrum bis zum [[Bahnhof Wesel|Staatsbahnhof]] geführt werden, weil die [[Preußische Staatseisenbahnen|Preußischen Staatseisenbahnen]] die [[Gleiskreuzung|Plan-Kreuzung]] der als strategisch bedeutend eingestuften [[Bahnstrecke Haltern–Venlo|Staatsbahnstrecke nach Venlo]] versagte. Durch den Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] verzögerte sich die Fertigstellung des Abschnitts zwischen Rees und Emmerich. Wegen der in diesem Abschnitt noch fehlenden Oberleitungen startete am 6.&nbsp;November 1914 der Betrieb zunächst mit einer [[Dampflokomotive]]. Im November 1919 wurde der erste Teil des zweiten Abschnitts bis [[Vrasselt (Emmerich am Rhein)|Vrasselt]] elektrifiziert. Der letzte Teil bis Emmerich folgte am 3.&nbsp;Mai 1921, so dass von jenem Tag an die insgesamt 39,82 Kilometer lange Strecke elektrisch befahren werden konnte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bahn bei den Bombenangriffen [[Emmerich am Rhein#Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg|auf die Stadt Emmerich]] am 7.&nbsp;Oktober 1944, [[Luftangriffe auf Rees|und auf Rees]] am 23.&nbsp;Oktober 1944 und bei einer weiteren Bombardierung am 24.&nbsp;Februar 1945 stark beschädigt. Danach wurde der Betrieb, der bis dahin auf der gesamten Strecke noch hatte aufrechterhalten werden können, eingestellt.

Auf dem Abschnitt zwischen Rees und Emmerich wurde der Betrieb nicht wieder aufgenommen. Am 13.&nbsp;Juli 1950 beschloss der Landkreis Rees, die Bahn zwischen Wesel und Rees wieder in Betrieb zu nehmen. Die Gleise und alle Oberleitungsmasten zwischen Rees und Emmerich wurden abgebaut und zur Instandsetzung des südlichen Streckenabschnitts verwendet. Am 9.&nbsp;Juni 1951, nach über sechs Jahren, wurde die Kleinbahn Wesel–Rees auf einer Länge von 25,8 Kilometern wieder in Betrieb genommen.<ref>''[https://www.wesel.de/kultur-freizeit/stadtarchiv/stichtag/stichtag-08-juni-1951-eine-strassenbahn-fuer-wesel Stichtag: 8. Juni 1951 - Eine Straßenbahn für Wesel]'', Artikel auf wesel.de, abgerufen am 12. August 2021</ref> Weil die im Krieg zerstörte [[Eisenbahnbrücke Wesel]] im Zuge der [[Bahnstrecke Haltern–Venlo|Bahnstrecke nach Venlo]] nicht wieder aufgebaut wurde, erlaubte die [[Deutsche Bundesbahn]] nunmehr auch eine niveaugleiche Kreuzung ihrer Strecke, die durch den Krieg zu einem [[Anschlussgleis]] für den Güterverkehr degradiert wurde.

Dadurch konnte die Kleinbahn durch die Weseler Innenstadt verlaufend um zwei Kilometer via Reeser Landstraße, Grafenring, Hansaring, [[Willibrordiplatz]], Pastor-Bölitz-Straße, Goldstraße, Brückstraße, Viehtor, Hohe Straße, Berliner-Tor-Platz und Wilhelmstraße bis zum Weseler Bahnhof verlängert werden, wobei diese eingleisige Neubaustrecke, die fünf neue Haltestellen umfasste, [[Straßenbahn]]-ähnlich auf [[Rillenschiene]]n angelegt war.<ref>Martin Wilhelm Roelen: ''Die wirtschaftliche Entwicklung des Niederrheins im Zeitalter der Eisenbahn.'' In: Jürgen Becks, Martin Wilhelm Roelen (Hrsg.): ''Eisenbahnen am Niederrhein.'' Wesel 2005, ISBN 3-924380-75-9.</ref><ref name="KuLaDig" /><ref>{{KuLaDig|O-CW-20130520-0004|Kleinbahn Wesel-Rees, 1951–1966|(2013)|autor=Claus Weber|zugriff=2017-02-15}}</ref> Für den Betrieb im öffentlichen Straßenraum waren die Fahrzeuge fortan mit [[Fahrtrichtungsanzeiger]]n ausgestattet, zudem wurden alle [[Haltestelle]]n mit dem kreisrunden gelb-grünen [[Haltestelle#Beschilderung|Verkehrszeichen 224 der Straßenverkehrsordnung]] gekennzeichnet. Sie befanden sich an der zweigleisigen Endstation am Bahnhof, am Berliner-Tor-Platz (Post), am Mathenakreuz (Rathaus, heute Kaufhof), an der Feldstraße gegenüber dem Großen Markt und am Hansaring.

== Einstellung ==

Das RWE wollte seit längerem aus den noch bis 1976 laufenden Pachtverträgen heraus, denn es wurden Verluste eingefahren. Gegen Zahlung von 1,1 Millionen [[Deutsche Mark|D-Mark]] Entschädigung an den Kreis wurden zum 30. April 1966 die Verträge vorzeitig aufgelöst. Dabei spielte auch eine Rolle, dass die Kreis Reeser Verkehrsgesellschaft mbH die vorläufige Konzession für eine neue Omnibuslinie durch die Feldmark erhalten hatte und somit die Kleinbahn Konkurrenz machte. Die letzte Bahn zwischen Rees und Wesel verkehrte am 30.&nbsp;April 1966. Der Gütertransport zwischen Rees und Empel endete am 31. Dezember 1966. Die Strecke wurde [[Streckenstilllegung|abgebaut]], der Bahnkörper wird heute abschnittsweise als [[Liste von Fahrradwegen auf stillgelegten Bahntrassen|Bahntrassenradweg]] genutzt.<ref>[https://www.tramtracks.de/wesel.html Trassenreste] auf ''tramtracks.de'', abgerufen am 8. Januar 2022</ref> Das [[Depot (Verkehr)|Depot]] ging in den Besitz der ''Kreis Reeser Verkehrsgesellschaft mbH'' sowie deren Rechtsnachfolgerin, der [[Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG|NIAG]], über und wurde für [[Omnibus]]se verwendet.

== Fahrzeuge ==

1914 waren sieben zweiachsige Triebwagen und sieben zweiachsige Beiwagen von der [[Waggonfabrik Uerdingen]] geliefert worden, 1920 kamen noch drei gleichartige Triebwagen und zwei Beiwagen hinzu. Für den Güterverkehr waren 1913 bzw. 1916 drei zweiachsige Lokomotiven von [[AEG]] geliefert worden. Mangels Bedarf wurden sie zunächst an die [[Kleinbahn Siegburg–Zündorf]] abgegeben. Zur Aufnahme des Verkehrs nach Emmerich kamen 1919 von dieser Bahn die Lokomotiven 101 und 102 (AEG 1914) und erhielten die Nummern 14 und 16. Da der Fahrzeugpark im Krieg fast vollständig zerstört worden war, begann der Betrieb 1951 mit vier [[Umbauwagen#Straßenbahn|Aufbauwagen]] von der Waggonfabrik Uerdingen und zwei Beiwagen von der [[Bahnen im unteren Kreis Solingen|Straßenbahn Opladen–Ohligs]]. 1960 wurden zwei vierachsige [[Duewag-Großraumwagen]] beschafft. Sie wurden nach Betriebseinstellung an die [[Stadtwerke Bonn]] verkauft. Einer davon ist heute bei der [[Nostalgiebahnen in Kärnten#Histotram Ferlach|Histotram Ferlach]] in Österreich im Museumsbetrieb im Einsatz.<ref>[https://www.nostalgiebahn.at/home_de.html Histotram], abgerufen am 8. Januar 2022</ref>

== Siehe auch ==
* [[Liste der stillgelegten Eisenbahnstrecken in Nordrhein-Westfalen]]

== Literatur ==
* Hans-Paul Höpfner: ''Eisenbahnen – Ihre Geschichte am Niederrhein.'' Mercator, Duisburg 1986, ISBN 3-87463-132-X.
* Dieter Roos: ''Kleinbahnen im Raum Emmerich.'' Selbstverlag, Emmerich 1987.
* Irmgard Hantsche: ''Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes am unteren Niederrhein bis zum Ersten Weltkrieg.'' In: Jürgen Becks, Martin Wilhelm Roelen (Hrsg.): ''Eisenbahnen am Niederrhein.'' Stadt Wesel, Wesel 2005, ISBN 3-924380-75-9, S. 21–53.
* Evert Heusinkveld: ''Die Kleinbahnen Rees - Empel und Wesel - Rees - Emmerich.'' Nordhorn 2013, ISBN 978-3-933613-89-9.
* Jörg Petzold, Axel Reuther: ''Kleinbahnjubiläen 2014.'' In: ''Die Museums-Eisenbahn.'' 1/2014, S. 22–24.

== Weblinks ==
* [http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=78&id=027&tektId=16 Findbuch Kleinbahn Wesel-Rees-Emmerich] Kreisarchiv Kleve

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Bahngesellschaft (Deutschland)]]
[[Kategorie:Bahnstrecke in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Verkehrsbauwerk im Kreis Kleve]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Kreis Wesel)]]
[[Kategorie:Ehemaliges Verkehrsunternehmen (Nordrhein-Westfalen)]]
[[Kategorie:Bauwerk in Emmerich am Rhein]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Kreis Kleve)]]