Quelltext der Seite Medardus von Noyon


[[Datei:Brunoy Église Saint-Médard 215.jpg|mini|hochkant|Heiliger Medardus von Noyon]]
'''Medardus''' (* [[456]] in [[Salency]], [[Gallia Belgica]], Nordfrankreich; † [[8. Juni]] [[545]] in [[Noyon]]) war Mitte des 6. Jahrhunderts Bischof von [[Vermandois]], dann von [[Bischof von Noyon|Noyon]] und später von [[Bischof von Tournai|Tournai]], von wo aus er [[Flandern]] missionierte. Medardus war für seine Mildtätigkeit bekannt und wurde heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 8. Juni.

== Vita ==
Medardus wurde als Sohn eines fränkischen Adligen geboren. Er wurde Priester und später Bischof des Vermandois. Gemäß der Überlieferung wurde er im Jahr 532 auch Bischof von Tournai, von wo aus er die [[Flamen]] missionierte. Medardus wird außerdem im Zusammenhang mit der Weihung der hl. [[Radegundis]], bis dahin Frau des Königs [[Chlothar I.]] und somit Königin in einem der [[merowingisch]]en Teilreiche, erwähnt. Radegundis floh in seine Kirche, nachdem Clothar ihren Bruder getötet hatte, um sich zur [[Diakonisse|Diakonissin]] weihen zu lassen und dem weltlichen Leben zu entfliehen.<ref>{{Literatur|Autor=Wolfgang Fels|Titel=Studien zu Venantius Fortunatus|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Heidelberg|Datum=2006|Seiten=12|ISBN=}}</ref> [[Nicetius]] von Trier berichtet um 565 über Wunder an seinem Grab. Seine Vita wurde kurz nach 600 verfasst.

Oft heißt es, dass der heilige Godard (Gildard), welcher [[Erzbischof von Rouen]] war, sein Zwillingsbruder gewesen sein soll. Godard und Medardus sollen am selben Tag gestorben sein, so dass die Feste beider Heiliger zusammenfallen. Dies ist jedoch eine Legende, welche im 9. Jahrhundert das erste Mal aufkam und sich seitdem hartnäckig hält. Er wurde auf Geheiß des fränkischen Königs im später nach ihm benannten [[Saint-Médard (Soissons)|Kloster Saint-Médard]] in [[Soissons]] nördlich von Paris begraben.

== Verehrung ==
Viele Kirchen tragen das [[Patrozinium]] des hl. Medardus (siehe [[Medarduskirche]]). In Frankreich tragen über 70 Gemeinden den Namen [[Saint-Médard]], in Deutschland sind es nur [[Medard (Glan)]] sowie [[Trier-Süd|ein Stadtteil]] von [[Trier]]. Er wird weiterhin in Belgien und Deutschland als [[Schutzpatron]] verehrt, wie zum Beispiel in [[Ostdorf]] oder in den Städten [[Bendorf]] und [[Lüdenscheid]], wo der Heilige zudem im Stadtwappen dargestellt wird. Er ist auch Schutzpatron der kleinen italienischen Stadt [[Arcevia]].

Der Heilige ist Schutzpatron der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher. Er wird sowohl bei Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten als auch für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte angerufen. Zudem soll er zur Befreiung aus der Gefangenschaft verhelfen.

In den [[Österreichische Bundesländer|österreichischen Bundesländern]] gilt traditionell der Medardus-Tag als der günstigste Tag, um [[Möhren]] (Karotten) für die Herbsternte anzusäen.

== Darstellung  ==
Mittelalterliche Darstellungen des Heiligen sind nicht bekannt. Auf Gemälden und in Kirchenfenstern wird Medardus zumeist im Bischofsornat dargestellt; selten trägt er ein Herz in der linken Hand.

== Bauernregel ==
Für Medardus gibt es in Tschechien, in Ungarn und auch in Frankreich eine der [[Siebenschläferregel]] ähnliche Bauernregel, die das Wetter für 40&nbsp;Tage vorhersagt:
: „Wenn es an Medardus regnet, wird es 40&nbsp;Tage nass.“ ("Medardova kápě, 40&nbsp;dní kape." bzw. "S'il pleut à la Saint Médard, il pleuvra 40 jours plus tard.")<ref>ähnlich bei: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): ''[[Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon|Deutsches Sprichwörter-Lexikon]]'', Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1596, [http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Medardus?hl=medardus online] bei zeno.org</ref>

== Literatur ==
* {{LThK|[[Martin Heinzelmann]]|Medardus|3|7|28}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629194012/http://www.bautz.de/bbkl/m/medardus.shtml |band=5|spalte=1150|autor= [[Axel Müßigbrod]]|artikel=Medardus v. Vermandois}}
* {{Heiligenlexikon-1858|4|387|388|spezialkapitel=Medardus, S.|BK-Nummer=1|kapiteltext=Medardus, S. (1)|bemerkung=|kurz=}}
* {{CE|http://www.newadvent.org/cathen/10115b.htm|St. Medardus|Autor=[[Léon Clugnet]]|Band=10}}
* Ymnus in solemnitate sancti Medardi episcopi, kritisch herausgegeben und ins Deutsche übersetzt von [[Udo Kindermann]]: König Chilperich als lateinischer Dichter. In: Sacris erudiri, Bd. 41, 2002, S. 247–272.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Saint Medard|Medardus}}
* {{Hl-Lex|b|Medardus.html|Medardus}}
* Wilfried Stevens: [http://www.onlinezeitung24.de/article/5094 ''Medardus – Schutzpatron von Lüdenscheid.''] onlinezeitung24.de, 17. Oktober 2015

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=189515651|VIAF=220870825}}

{{SORTIERUNG:Medardus #Noyon}}
[[Kategorie:Bischof (6. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Katholischer Missionar]]
[[Kategorie:Heiliger (6. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Bischof von Tournai]]
[[Kategorie:Radegunde]]
[[Kategorie:Merowingische Reichskirche]]
[[Kategorie:Person (Noyon)]]
[[Kategorie:Geboren im 5. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben im 6. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Medardus von Noyon
|ALTERNATIVNAMEN=Medardus
|KURZBESCHREIBUNG=Bischof von Vermandois, dann von Noyon und später von Tournai, Heiliger
|GEBURTSDATUM=um 470
|GEBURTSORT=[[Salency]], [[Grafschaft Vermandois]], Nordfrankreich
|STERBEDATUM=um 560
|STERBEORT=
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