Wikiup:Meinungsbilder/Ergänzung der Wikipedia-Grundprinzipien
Worum geht es?
Ich beantrage eine Meinungsbildung zu den Grundprinzipien der deutschsprachigen Wikipedia.
Neben
- Wikipedia ist eine Enzyklopädie
- Neutralität
- Freie Inhalte
- Keine persönlichen Angriffe
soll zwischen "Neutralität" und "Freie Inhalte"
- Perspektive der Nicht-Diskriminierung: Arbeitsbasis des deutschsprachigen Wikipedia ist die an bestehenden Menschenrechtserklärungen orientierte Nicht-Diskriminierungs-Richtlinie. Der Gleichberechtigungsstandpunkt ist Grundlage des Neutralitätsgebots.
als ein weiteres Prinzip eingeführt werden.
Gründe für die Ergänzung
Aktuelle Konflikte
- „Parteiabzeichen im Netz: Klage gegen Wikipedia“ – Frankfurter Rundschau (7. Dez. 2007)
- „Wikipedia Diskussion:Kategorien/Archiv/2007-IV#Gewalt und Diskriminierung“ – (Okt. 2007)
- „Antisemitische Äußerungen sind kein Sperrgrund“: (in [Wikipedia:Administratoren/Notizen] Abschnitt „Fürs Protokoll“)
Nur der anfängliche Kern der Diskussion vom 16. Jun. 2007
oder auch die komplette Diskussion im Archiv
scheinen die Klärung erforderlich zu machen, ob Wikipedia einer harten Auslegung der Neutralität verpflichtet ist oder ob die Neutralitätsverpflichtung dann Grenzen findet, wenn sie mit der Perspektive der Aufklärung und der Verletzung von Menschenrechten in Konflikt gerät.
Der Antrag läuft darauf hinaus, das Neutralitätsgebot Wikipedias nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern als eingebettet in der enzyklopädischen Tradition der Aufklärung und der Erklärung der Menschenrechte.
Geschichtliche Begründung
Der Glaube, eine Enzyklopädie sei ein Sammelband sachlichen Wissens, im luftleeren Raum schwebend und jenseits aller gesellschaftlichen Verhältnisse, ist ein Irrtum. Die Enzyklopädisten Frankreichs, die Schöpfer der ersten Enzyklopädie, waren wesentlicher Bestandteil der Aufklärung. Ihre Absichten waren politisch gegen die mit Irrglauben einhergehende Willkürherrschaft gerichtet. Sie postulierten das Naturrecht und trugen zur Erklärung der Menschenrechte im Zuge der Französischen Revolution bei. Das Wissen sollte nicht nur gesammelt, es sollte befreit werden. Voraussetzung und Zweck der Befreiung des Wissens war die Gleichstellung der Menschen, wie sie in der Menschenrechtserklärung formuliert ist.
Verdeutlichung dieser Ziele durch Wikimedia Deutschland
Wikimedia Deutschland sieht seine Wurzeln ebenfalls in dieser Tradition:
„Präambel
- … damit die Arbeit der vergangenen Jahrhunderte nicht nutzlos für die kommenden Jahrhunderte gewesen sei; damit unsere Enkel nicht nur gebildeter, sondern gleichzeitig auch tugendhafter und glücklicher werden, und damit wir nicht sterben, ohne uns um die Menschheit verdient gemacht zu haben. Denis Diderot
Wissen ist seit jeher ein wesentlicher Faktor für die soziale, kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung der Menschheit, und spätestens seitdem wir uns auf dem Weg in eine globale Wissensgesellschaft befinden, wird es auch für den Einzelnen immer bedeutender. Vor diesem Hintergrund wird der freie Zugang zu Wissen zu einem Menschenrecht. Über Jahrhunderte wurde Wissen von Herrschenden gefangen gehalten und als Machtinstrument missbraucht. Erst mit der Aufklärung wurde es aus dieser Umklammerung befreit - nicht zuletzt durch Denis Diderot und Jean d’Alembert, die mit ihrer Encyclopédie einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben. Waren es fortan noch die mit der Vervielfältigung verbundenen Kosten, die das Wissen unfrei machten, sind es im digitalen Zeitalter in erster Linie die berechtigten Interessen der Autoren sowie der Inhaber von Verwertungsrechten.
Ziel von Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens ist es, Antworten auf die Frage zu finden, wie das Wissen endgültig befreit und damit allen Menschen dauerhaft zugänglich gemacht werden kann.“[1]
Auch der erste Punkt des Satzungsrechtes bezieht sich auf Menschenrechtsfragen wie „Chancengleichheit“ und der Schärfung des Bewusstseins gesellschaftlicher Fragen:
„(1) Zweck des Vereins ist es, die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte (engl. Open Content) in selbstloser Tätigkeit zu fördern, um die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und die Bildung zu fördern. Freie Inhalte im Sinne des Vereins sind alle Werke, die von ihren Urhebern unter eine Lizenz gestellt werden, die es jedem gestattet, diese Werke kostenlos zu verbreiten und zu bearbeiten. Dazu soll auch das Bewusstsein für die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen und philosophischen Fragen geschärft werden.“[2]
Erkenntnistheoretische Begründung
Absolute Neutralität ist nicht möglich. Man nimmt immer Perspektiven ein. Die Frage ist, ob diese Perspektivität, der eigene Standpunkt, reflektiert ist. Auch zu Menschenrechten nimmt man Perspektiven ein.
Eine fiktive Forderung als Beispiel:
- Wir dürfen nicht eine Kategorie Rassismus einführen, weil wir damit eine westlich-gegenwartsbezogene Perspektive einnehmen. Mit der Kategorie Rassismus wird nämlich ein negativer, nicht neutraler und wertender Begriff als objektiv gesetzt. Dies würde das Neutralitätsgebot gegenüber der Position von „Rassisten“, die von einer Minderwertigkeit der Afrikaner ausgehen, verletzen und ist daher nicht tragbar.
Auch diese Position hat eine Perspektive: nämlich die, dass Neutralität das höchste Gebot sei, und dass die Meinungsfreiheit von Rassisten höher zu werten sei als das übersichtlich dargestellte Wissen über Rassismus mit der Intention über Rassismus aufzuklären. Entweder man „zensiert“ den Rassisten oder man „zensiert“ die antirassistische Aufklärung. Es gibt hier kein Entkommen, es gibt kein: „wir lassen neutral alle zu Wort kommen“, es sind immer Entscheidungen für oder gegen Jemanden - und dies auf erkenntnistheoretischen Grundlagen, die ihrerseits nicht neutral sind, sondern eine eigene Geschichte haben. Wir müssen also das Neutralitätsgebot, da es nur Mittel zum Zweck ist, in den Aufklärungsdiskurs einbetten. Die neutrale Sachlichkeit steht in der Perspektive der Aufklärung und gegen die Missachtung von Menschenrechten.
Erst die Achtung von Menschenrechten macht die Arbeit in einem gleichberechtigten Projekt wie Wikipedia möglich (s.a. Diskursethik).
Gründe gegen die Ergänzung
Aufklärung ist ein schöner Anspruch. Entweder bleibt es aber eine leere Phrase oder es wird mit Inhalten gefüllt, die dem Neutralitätsgebot zuwider laufen. --Marzillo 13:05, 28. Okt. 2007 (CET)
- Wegen des oben beschriebenen Problemchens mit einer Kategorisierung braucht man nicht an den Grundregeln herumzuspielen
- Wikipedia soll die bestmögliche Enzyklopädie werden. Die umfangreichste und die immer verständlich formulierte. Dann wird sie eine unverzichtbare Referenz und wird von sehr vielen Personen akzeptiert. Neben diesem sehr ehrgeizigen Ziel ist alles andere zweitrangig.
Ablauf und Zeitplan
Stimmberechtigung zu diesem Meinungsbild überprüfen
Es gilt die allgemeine Stimmberechtigung. Stimmberechtigt sind
- angemeldete Wikipedia-Benutzer, die
- mindestens zwei Monate aktiv mitgearbeitet haben und
- mindestens 200 Bearbeitungen im Artikel-Namensraum durchgeführt haben.
Abstimmung
Die Ergänzung wird eingeführt
Die Ergänzung wird nicht eingeführt
Ich lehne das Meinungsbild ab
Auswertung
Hier folgt nach Abschluss des Meinungsbildes dessen Auswertung.