Benutzer:Benowar/Reader

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
< Benutzer:Benowar
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Januar 2014 um 23:50 Uhr durch imported>Septembermorgen(280290) (Schützte „Benutzer:Benowar/Reader“: Wiederkehrender Vandalismus ([Bearbeiten=Nur Administratoren] (bis 3. Januar 2014, 23:50 Uhr (UTC)) [Verschieben=Nur Administratoren] (bis 3. Januar 2014, 23:50 Uhr (UTC)))).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Hier entsteht der Wiki-Reader Spätantike. --Benowar 11:52, 9. Jun 2005 (CEST)

WikiReader Spätantike: Zwischen Christentum und Heidentum – Julian Apostata und seine Zeit

Einführung in die Zeit Julians und in die Spätantike

Die Achsenzeit des 4. Jahrhunderts: Zwischen paganer Tradition und dem Weg zum Imperium Romanum Christianum

Der Begriff Spätantike ist wahrscheinlich nicht vielen Menschen geläufig, obwohl er modernen Ursprungs ist. Er wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts in der Kunstgeschichte geprägt, um einen subjektiv empfundenen Einschnitt zwischen der „klassischen Antike“ und dem Mittelalter deutlich zu machen. In der Geschichtswissenschaft wird mit dem Terminus Spätantike die Zeit von etwa 284 n.Chr. bis zum Ende des 6. bzw. dem Beginn des 7. Jahrhunderts nach Christus bezeichnet. Während der Beginn durch die Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian gekennzeichnet ist (regierte von 284 bis 305), herrscht über das Ende dieses Zeitraums in der Forschung keine Einigkeit. Manch einer wird mit dem Ende Roms im Westen das Jahr 476 verbinden, in welchem Romulus Augustus (spöttisch „Augustulus“ genannt) abgesetzt wurde. Doch ist dies vielmehr ein verkürzte Darstellung, die außerdem unrichtig ist und mehr dem Bedürfnis der Schulbücher entspringt, klare Zäsuren zu setzen, wo es im Grunde keine gibt.

Als grober Zeitrahmen für die Spätantike kann trotz aller Forschungsprobleme jedoch gelten, dass damit der Zeitabschnitt von 300 bis 600 n.Chr. im Mittelmeerraum gemeint ist.

In der älteren Forschung wurde die Zeit der Spätantike oft als eine Verfallszeit angesehen und der spätrömische Staat als ein „Zwangsstaat“. Die moderne Forschung, die sich in den letzten vier Jahrzehnten sehr intensiv mit der Spätantike auseinandergesetzt hat, hat diese Ansichten – welche leider immer noch teils in populären Darstellungen und im Fernsehen vermittelt werden – gründlich revidiert, wenngleich sich neuerdings auch in Teilen der Forschung Widerstand gegen ein zu positives Bild regt – schließlich war diese Zeit auch vom Einfall germanischer Stämme und der Hunnen geprägt und für die Bevölkerung der betroffenen Gebiete oft mit viel Leid verbunden.

Die Spätantike ist ein Wendepunkt in der Geschichte des Römischen Reiches und Europas: Es entwickelten sich neue politische, gesellschaftliche und religiöse Strukturen, welche das mittelalterliche und neuzeitliche Europa entscheidend mitgeprägt haben. Diese Epoche, die nicht mehr direkt zur klassischen Antike zählt, aber ebensowenig dem Mittelalter zugerechnet werden kann und vielmehr einen sehr eigenständigen Charakter aufweist, war von mehreren Faktoren gekennzeichnet, die in diesem Beitrag kurz skizziert werden sollen.

Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt der Siegeszug des Christentums und damit verbunden der langsame Niedergang heidnischer Traditionen dar. Ein bedeutendes Charakteristikum der Spätantike ist weiterhin, dass sie durch ein Nebeneinander von antiken Traditionen und christlich-germanischer Überformung gekennzeichnet ist. Auch in der Kunst und der Literatur, die in der Spätantike immer noch äußerst produktiv war, entstand durch die Ablösung klassisch-römischer durch christlich geprägte Formen und Themen ein eigener, charakteristischer Stil. Auch in der Philosophie, die in der Spätantike in Form des Neuplatonismus noch einmal Auftrieb gewann, entstanden bedeutende Werke, wie Der Trost der Philosophie des Boëthius, welches sich im Mittelalter großer Beliebtheit erfreute. In der Spätantike entstand das letzte große lateinische Geschichtswerk der Antike, die Res Gestae des Ammianus Marcellinus. Außerdem sei nur auf die Reden des Libanios und des Themistios, das Gedicht Mosella des Ausonius, die Gedichte des Claudian und die Leistungen der syrischen Literatur hingewiesen. Augustinus von Hippo, einer der Kirchenväter, verfasste zu Beginn des 5. Jahrhunderts sein Hauptwerk Vom Gottesstaat, welches ebenfalls großen Einfluss auf das mittelalterliche Denken haben sollte – und in gewisser Weise bereits das Heraufdämmern der neuen Zeit ankündigte.

Die spätantike Gesellschaft war außerdem von einer großen sozialen Mobilität geprägt; so konnten Personen aus einfachen Verhältnissen sich durchaus nach oben arbeiten und hohe Ämter in Staat und Kirche bekleiden. Versuche der Kaiser, die Söhne an den Beruf ihrer Väter zu binden, sind ganz offenbar misslungen. Der Wohlstand im Osten war wohl deutlicher ausgeprägt als im wirtschaftlich schwächeren Westen, zumal im Westen sich der Reichtum vor allem in den Händen der schmalen aristokratischen Oberschicht befand. Die meisten Städte blühten noch bis ins 5. Jahrhundert hinein auf, danach begann im Westen, bedingt durch die Germaneninvasionen, ein langsamer Niedergang. Wir sehen also: Nur von einer „Verfallszeit“ kann keine Rede sein, wenn auch vor allem die Zeitgenossen des 5. Jahrhunderts, als das Westreich von den Germanen geradezu überschwemmt wurde, zweifellos die damalige Krisenzeit auch als solche wahrnahmen, so blieben doch die Verhältnisse im Ostreich weitgehend stabil.

Die Spätantike steht auch unter den Zeichen der Reformierung von Heer und der Verwaltung durch die Kaiser Diokletian und Konstantin den Großen (306–337), auf die wir noch eingehen werden, der Zementierung der sakralen Stellung des Kaisers, der Völkerwanderung (im engeren Sinne ab 375) und in deren Folge schließlich der Transformation des westlichen Teils des römischen Reiches in jene germanisch-romanische Welt, die das Mittelalter prägen sollte. Dabei wird von der modernen Forschung zunehmend darauf hingewiesen, dass der Übergang von der Antike zum Mittelalter keineswegs ein klarer Schnitt war – vielmehr wird betont, dass es in vielerlei Hinsicht auch eine Kontinuität gab. Diese war freilich nicht überall gegeben und regional unterschiedlich: In Britannien verschwand das antike Erbe bereits innerhalb weniger Generationen nach dem Rückzug Roms, während es beispielsweise in Gallien (vor allem im Süden) und in Italien stärker fortbestand, wenn dies auch nicht über den Verlust großer Teile der antiken Kultur hinwegtäuschen darf.

Im Zusammenhang mit der Transformation der antik-heidnischen Welt kommt dem 4. Jahrhundert eine besondere Bedeutung zu. War das Christentum um das Jahr 310 noch einer Verfolgungswelle ausgesetzt, so war dieselbe Religion am Ende des Jahrhunderts zur Staatsreligion erhoben worden. Heidnische Opfer wurden verboten, auch wenn sich das Heidentum noch bis weit ins 6. Jahrhundert im Imperium halten konnte – sowohl in Teilen der gebildeten Oberschicht als auch auf dem freien Land, wo, anders als in den Städten, sich das Christentum nur langsam ausbreitete. Vor allem im Westen des Reiches war die Zahl der Heiden und Christen noch um 400 relativ ausgeglichen, erst danach verdrängte das Christentum den alten Götterglauben, nicht zuletzt aufgrund der heilsgeschichtlichen Botschaft des Christentums, welches ein besseres jenseitiges Leben nicht nur für die Reichen, sondern auch für die ärmeren Schichten, wie auch für die Frauen anbot. Auch der missionarische Impetus und das karitative Wirken der Kirche sowie die letztendliche Zerrissenheit der heidnischen Kulte – die ja keine Einheit darstellten – beschleunigte diesen Prozess.

Der Person des Kaisers Flavius Claudius Julianus, von der Kirche später nur Julian Apostata (Apostata = Abtrünniger) genannt, kommt in diesem Zusammenhang eine nicht unbedeutende Rolle zu. Denn Julian war der einzige Kaiser, der vom Christentum, in dessen Glauben er erzogen worden war, zum Heidentum konvertierte. In den nur knapp zwei Jahren seiner Herrschaft, von 361 bis 363, versuchte er die so genannte Konstantinische Wende rückgängig zu machen, jene Hinwendung Kaisers Konstantins hin zum christlichen Glauben, die den Siegeszug des Christentums erst ermöglichte.

Julian war ein Verwandter Konstantins, genauer gesagt der Sohn von dessen Halbbruder Julius Constantius. Sein Vater kam nach dem Tod Konstantins infolge der blutigen Säuberung von 337 ums Leben, von der noch die Rede sein wird. Julian und sein Stiefbruder Gallus rückten in der Zeit der Alleinherrschaft von Constantius II. mehr in den Mittelpunkt. Constantius hatte sich in den Nachfolgekämpfen durchgesetzt, die nach dem Tod Konstantins unter dessen drei überlebenden Söhnen entbrannt waren. Gallus wurde von Constantius zum Caesar (Unterkaiser) im Osten eingesetzt, erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen jedoch nicht und wurde 354 hingerichtet. Julian, der sich ganz dem philosophischen Studium gewidmet hatte, wurde schließlich 355 zum Caesar im Westen ernannt und mit der Verteidigung Galliens beauftragt, dessen Grenze von den germanischen Stämmen der Franken und Alamannen bedrängt wurde. Julian erfüllte diese Aufgabe mit Bravour und schlug 357 ein Alamannenheer beim heutigen Straßburg. Dennoch blieben zwischen Constantius und Julian immer gewisse Spannungen bestehen, an denen sowohl der mißtrauische Charakter des Constantius als auch das vielleicht teils undurchsichtige Handeln Julians ihren Anteil hatten. 360 jedenfalls beorderte Constantius, der an der Ostgrenze mit dem Neupersischen Reich der Sassaniden in schwere Kämpfe verwickelt war, Teile des Westheeres nach Osten. Dies führte zur Revolte der gallischen Legionen, die in Lutetia (Paris) Julian zum Kaiser ausriefen – wahrscheinlich jedoch mit dessen Wissen und Willen. Ein Bürgerkrieg wurde nur durch den kurz darauffolgenden Tod des Constantius verhindert, woraufhin Julian das ganze Reich zufiel.

Julian begann bald darauf mit einer Politik, die letztendlich auf eine Restauration des Heidentums hinausgelaufen wäre. Das Christentum sollte nach seinem Willen zurückgedrängt und politisch möglichst ausgeschaltet werden. Doch fiel der Kaiser auf seinem 363 begonnen Persienfeldzug in der Nähe des heutigen Samarra im Irak. Julian, ein hochgebildeter, intelligenter und arbeitssamer Kaiser, der sich als Grieche und Heide fühlte, beflügelte mit seinem Scheitern die Fantasie der Nachwelt, wobei er sowohl positiv als auch negativ dargestellt wurde. In den folgenden Kapiteln soll das Leben Julian nachgezeichnet werden, der als letzter heidnischer Kaiser über das Imperium herrschte und ernsthaft die Entwicklung hin zum Imperium Romanum Christianum in Frage stellte – und damit letztendlich scheiterte. Ob nun ein romantischer Anachronismus oder nicht, seine Zeit verdeutlicht auch die Achsenzeit des 4. Jahrhunderts n.Chr., in welchem das spätantike römische Reich seine letztendliche Gestalt annahm.

Julian zwischen Mythos und Realität: Quellensituation und Forschungsstand

Vorbemerkung: Es ist zu beachten, dass antike Autoren nach „Buch“, Kapitel, Paragraf zitiert werden (Beispiel Ammianus Marcellinus, Buch 30, Kapitel 2, Paragraf 1: Ammian 30,2,1).

Für jeden Historiker sind die Quellen, also die Zeugnisse der Zeit, mit der er sich beschäftigt, das einzige Fenster in die Vergangenheit. Die Problematik besteht jedoch darin, dass man bei literarischen Zeugnissen, besonders bei Geschichtswerken, die ja explizit für die Nachwelt geschrieben wurden, immer auch die Intention des Autors erkennen und berücksichtigen muss. Insgesamt ist die Quellensituation zu Julian, verglichen mit anderen Abschnitten der antiken Geschichte, außergewöhnlich gut. Dies liegt nicht zuletzt an Julians eigenen Schriften. Deshalb wissen wir über ihn mehr als von jeder anderen antiken Persönlichkeit, abgesehen von Marcus Tullius Cicero und Augustinus von Hippo. Einen vorzüglichen, wenn auch knappen Überblick über die Quellen bezüglich der Zeit Julians bietet Glen Warren Bowersock, Julian the Apostate, London u. a. 1978 (Nachdruck 1997), S. 1–11.

Die wichtigste Quelle für seine Regierungszeit ist der ihm grundsätzlich sehr gewogene, aber keineswegs völlig kritiklos berichtende Ammianus Marcellinus, der unter dem Magister militum (Heermeister und damit einer der ranghöchsten Offiziere im spätrömischen Heer) Ursicinus diente, welcher Julian in Gallien unterstützte und wohl auch im Auftrag des Constantius überwachte. Eine weitere wichtige Quelle ist Julians Vertrauter Claudius Mamertinus (Gratiarum actio Mamertini de consulato suo Iuliano Imperatori). Aber auch die Historiker Zosimos, Eunapios von Sardes und Eutropius, sowie Julians Mitstudent in Athen Gregor von Nazianz, der berühmte, aus Antiochia in Syrien stammende Redner Libanios, der Geschichtsschreiber Aurelius Victor, die Kirchenhistoriker Theodoret und Socrates Scholasticus, der Bischof und Kirchenlehrer Hilarius und viele andere spätantike Autoren schrieben über Julian. Einen interessanten Einblick in seine Regierungstätigkeit bieten auch die im Codex Theodosianus zusammengestellten Gesetze, von denen einige von Julian stammen.

Es sind aber auch zahlreiche Schriften Julians erhalten. Er war der literarisch produktivste Herrscher des Römischen Reiches. Er schrieb unter anderem eine Autobiografie und auch ein selbstironisches Drama, den Misopogon (dt. Barthasser), der die Situation in Antiochia kurz vor seinem Persienfeldzug reflektiert. Außerdem verfasste er christenfeindliche Schriften und zahlreiche Briefe. Deshalb ist mehr über ihn bekannt als über alle anderen Kaiser der Antike.

Einige erhaltene Werke Julians:

  • Contra Galileos (dt. Gegen die Galiläer)
  • Epistula ad SPQ Atheniarum (dt. Brief an die Athener)
  • Epistulae (dt. Briefe)
  • Misopogon (dt. Barthasser)

Die Bewertung Julians durch seine Zeitgenossen hängt denn auch stark von der religiösen Ausrichtung desjenigen ab, der ihn jeweils bewertet. Heidnische Autoren sehen ihn grundsätzlich sehr positiv. So sprach Eutropius von ihm als einem hervorragenden Mann, der das Reich vorzüglich verwaltet hätte, hätte er nur mehr Zeit gehabt (Eutrop 10,16). Auch der Libanios, die Historiker Ammianus Marcellinus und Zosimos sowie viele andere altgläubige Autoren lobten Julian in den höchsten Tönen, auch wenn vielen Heiden wohl klar war, dass der Kaiser nicht zuletzt an seinen Ansprüchen gescheitert war.

Ganz anders sahen Julian die Christen seiner Zeit. Auch wenn einzelne wie Paulus Orosius ihm Respekt zollten, ist doch der Grundtenor ihrer Bewertungen sehr negativ. Er wird von Prudentius als treulos gegen Gott bezeichnet, vom Kirchenhistoriker Theodoret als hässliches, stinkendes Schwein und vom Kirchenvater Hieronymus als wütender Hund, dessen früher Tod die verdiente Strafe für sein Heidentum gewesen sei.

Nachträglich wurde Julian von der Kirche mit dem Namen Apostata (der Abtrünnige) gebrandmarkt. Diese Verketzerung wirkte noch bis weit ins Mittelalter nach und verzerrte die Einschätzung durch die nachfolgenden Generationen. Später war sogar von einem Teufelspakt Julians die Rede. Roswitha von Gandersheim, Otto von Freising und andere mittelalterliche Autoren verbreiten die Legende vom zauberkundigen Tyrannen Julian. Diese Einschätzung des Kaisers geht wohl auf syrische Romane aus dem 6. Jahrhundert zurück. Julian wurde so zum Vorläufer des Faust, erst die Renaissance sah ihn wieder in einem positiveren Licht.

Lorenzo de Medici im 15. Jahrhundert glaubte seine Absicht zu erkennen, den alten Glanz des Römerreiches zu erneuern. Vor allem Humanisten wie Erasmus von Rotterdam würdigten Julian als guten Kaiser. Auch den Franzosen hat er es angetan: Der Hugenotte (Protestant) Pierre Martini veröffentlicht als erster die Schriften Julians. Der Aufklärer Montesquieu bezeichnet ihn als idealen Herrscher, ähnlich positiv sahen ihn Voltaire und der englische Althistoriker Edward Gibbon im 18. Jahrhundert. Es kann festgehalten werden, dass es nun zu einer romantischen Verklärung des Kaisers kam, die ebenfalls nicht der Realität gerecht wird und in der modernen Forschung so auch kaum noch postuliert wird.

In der modernen Forschung wird Julian teils hoch geschätzt, etwa von Joseph Bidez (der sich eingehend mit ihm auseinandergesetzt hatte), Marion Giebel oder Alexander Demandt. Teils wird Julian aber auch sehr kritisch gesehen. Wolfgang Schuller erklärte zum Scheitern Julians, dass mit seinem Tod nicht eine neue, hoffnungsvolle Entwicklung abbrach, sondern im Gegenteil „ein romantischer Anachronismus“ endete (Schuller, Das erste Europa, Stuttgart 2004, S. 173). Auch andere Historiker wie Glen W. Bowersock, Gerhard Wirth und teils auch Klaus Bringmann stehen Julian eher distanziert gegenüber. Bowersock betonte, dass Julians Politik zu einer Fanatisierung der Heiden geführt habe, die allerdings mit seinem Tod wieder geendet habe, zumal keineswegs alle Heiden um Julian getrauert hätten.

Bevor wir uns mit dem Leben Julians und seinem Versuch einer heidnischen Restauration beschäftigen, soll im folgenden Kapitel die Zeit Julians genauer betrachtet werden. Neben der Geschichte des römischen Reiches vom Aufstieg Konstantins bis in die Zeit Constantius II. sollen auch die Nachbarn des Imperiums vorgestellt werden: die Germanen an der Nordgrenze und das Reich der Sassaniden.

Das Römische Reich und seine Nachbarn um 350

Das Römische Reich von der Zeit Diokletians bis zur Alleinherrschaft Constantius’ II.

Mit dem Regierungsantritt des Kaisers Diokletian im Jahre 284 war das Römische Reich in seine Spätphase eingetreten. Die vorangegangene Krisenzeit der Soldatenkaiser (235–284) hatte das Reich destabilisiert: Von außen sah sich das Imperium mit der ständigen Bedrohung durch das Reich der Sassaniden, dem großen Gegner des Römischen Reiches im Osten, und die Germanen an Rhein und Donau konfrontiert. Im Inneren war es in dieser Zeit zum Teil zu einer Handlungsunfähigkeit der Verwaltung gekommen sowie zur zeitweiligen Loslösung von Teilgebieten des Imperiums. Diokletian versuchte nun, den römischen Staat wieder zu stabilisieren und zu reformieren. Dabei griff er zahlreiche Ansätze auf, die bereits von seinen Vorgängern (wie Aurelian, 270–275) als Antwort auf die Krise entwickelt worden waren, wobei sich Diokletian um eine weitere Systematisierung bemühte.

So kam es zu einer grundlegenden Reform der Verwaltung und damit zu einer stärkeren Zentralisierung und Bürokratisierung, was sich auch in einem restriktiveren Steuersystem bemerkbar machte. Allerdings kann die spätrömische Verwaltung, im Vergleich zur Moderne, als deutlich unterbesetzt bezeichnet werden; die zeitgenössischen Quellen vermitteln dahingehend leicht ein falsches Bild. Der zivile Sektor wurde nun grundsätzlich vom militärischen getrennt. An diesem Prinzip wurde dann bis zum Ende der Epoche festgehalten. Auch wurde das Reich in Diözesen (große Verwaltungseinheiten) eingeteilt, um so eine bessere Verwaltung zu garantieren. Um dem Staat stetig fließende Steuereinnahmen zu sichern, wurde das komplizierte Capitatio-Iugatio-Steuersystem entworfen, wobei es sich im wesentlichen um eine Kombination von Kopf- und Grundsteuer handelte, die regelmäßig geschätzt wurde. Dies erleichterte die Berechnung der Abgaben, wobei gleichzeitig eine Währungsreform in Angriff genommen, der jedoch wohl kein durchschlagender Erfolg beschieden war, ebensowenig wie Diokletians Höchstpreisedikt.

Zentrales Element der Heeresreform war die Aufteilung in ein Feldheer (Comitatenses) und ein Grenzheer (Limitanei), sodass Durchbrüche an der Grenze leichter mit dem Bewegungsheer abgefangen werden konnten. Diese Reformen sollten sich insgesamt bewähren und dem Chaos, das teils noch in der Zeit der Soldatenkaiser geherrscht hatte, ein Ende bereiten sowie die Grenzverteidigung an Rhein und Donau stärken. Im Osten behauptete sich Rom nun auch gegen die Sassaniden, die 297/298 von Diokletians Caesar (Unterkaiser) Galerius geschlagen wurden.

Weniger Erfolg hatte Diokletian allerdings mit dem von ihm erdachten Regierungssystem der Tetrarchie (Viererherrschaft), welches je zwei Seniorkaiser (Augusti) und zwei Juniorkaiser (Caesares) vorsah und zudem religiös durch die künstliche „Adoption“ der Götter zementiert wurde. So nahm etwa Diokletian, der auch in diesem System weiterhin die bestimmende Figur war, den Beinamen Iovius an (etwa = Schützling und Abkömmling des Gottes Jupiter). Vermutlich war diese enge Bindung der Kaiser an die traditionellen Kulte ein Grund für die Durchführung der letzten großen Christenverfolgung, die in den letzten Regierungsjahren Diokletians begann. Allerdings darf man den Handlungsspielraum eines spätantiken Kaisers nicht überschätzen, zumal er weiterhin an bestimmte Normen gebunden war und keineswegs als „Gottkaiser“ ohne Rücksicht auf seine Umwelt agieren konnte, zumal es immer wieder zu Usurpationsversuchen kam.

Letzlich konnte sich das System der Tetrarchie (wobei es in der Forschung umstritten ist, ob es von vornherein als System angelegt war) gegen die dynastische Idee jedoch nicht durchsetzen. Konstantin der Große, der Sohn des Tetrarchen Constantius Chlorus, setzte sich in dem Machtkampf durch, der bereits kurz nach dem Rücktritt Diokletians entbrannt war. 306 war Konstantin nach dem Tod seines Vaters von dessen Soldaten in Eburacum (York) zum Kaiser ausgerufen worden, wurde von den anderen Tetrarchen aber nicht akzeptiert. Zuerst bekämpfte Konstantin Maxentius, den Sohn des Tetrarchen Maximian, der sich ebenfalls gegen die diokletianische Ordnung gestellt hatte. Im Zusammenhang des Machkampfes zwischen Konstantin und Maxentius kam es im Jahre 312 zur Schlacht bei der Milvischen Brücke und zur rätselhaften „Bekehrung“ Konstantins zum Christentum, da ihm angeblich vor der Schlacht das Zeichen des Kreuzes erschienen war und er anschließend im Zeichen des Kreuzes auch den Sieg errang. Damit hatte Konstantin den Westen des Imperiums für sich gewonnen.

313 erließ Konstantin zusammen mit Licinius, der sein Schwager und zu diesem Zeitpunkt Kaiser im Osten des Reiches war, das so genannte Mailänder Toleranzedikt. Dieses stellte das Christentum den anderen Religionen gleich und gestattete den Christen im ganzen Reich die freie Ausübung ihrer Religion. Nachdem er 324 auch Licinius als seinen letzten Konkurrenten ausgeschaltet hatte, war Konstantin Alleinherrscher des Reiches. Er führte anschließend die Reformen des Diokletian fort und intensivierte diese sogar. So schuf er neue Hofämter, setzte den so genannten Magister officiorum an die Spitze der Verwaltung, wandelte die Prätorianerpräfekten in die höchsten Zivilbeamten um, führte zusätzliche Steuern ein und ließ eine neue Goldmünze prägen, den Solidus. Den Befehl über das Heer übernahmen seit Konstantin die Magistri militum (Mehrzahl für Heermeister, sgl.: Magister militum)). Ursprünglich gab es je einen Heermeister für die jeweiligen Heeresverbände, also für die Infantrie (magister peditum) und die Reiterei (magister equitum). Es existierte außerdem für die jeweiligen regionalen Heeresteile ein separater Magister militum (per Gallias, per Illyricum, per Orientem, dazu zwei magistri praesentalis als Kommandeure der Hofarmeen, die sich beim Kaiser aufhielten). Später kamen im Osten weitere Heermeister für die verschiedenen Militärprovinzen hinzu, wobei ab dem 5. Jahrhundert der oberste Heermeister (magister utriusque militae) einen folgenschweren Einfluss auf die Reichspolitik nahm, vor allem im Westreich.

Unter Konstantins Herrschaft erfolgte auch der weitreichendste Schritt eines römischen Kaisers seit der Begründung des Kaisertums durch Augustus: Die Förderung des nur Jahre zuvor noch verfolgten Christentums als eine staatlich anerkannte und privilegierte Religion, die so genannte Konstantinische Wende. Allerdings ist Konstantins eigenes Verhältnis zum Christentum, welches keineswegs zur Staatsreligion erhoben wurde, weiterhin in der Forschung umstritten. Am ehesten kann man ihn wohl als „Anhänger des Christengottes“ bezeichnen, ohne dass dies etwas über seine Beziehung zu den anderen Kulten aussagen muss, die weiterhin toleriert wurden. Tatsächlich musste Konstantin darauf bedacht sein, weiterhin mehrheitlich heidnisch gesinnte Bevölkerung nicht zu brüskieren. Konstantin ließ jedoch, und dies sollte sich letztendlich als entscheidend erweisen, seine Söhne im christlichen Glauben erziehen, machte der Kirche reiche Geschenke und stärkte die Macht der Bischöfe. Damit machte er die Kirche auch für die Teile der Oberschicht interessant. Nach 324 verschwanden heidnische Münzembleme, außerdem wurden zunehmend christliche Beamte bevorzugt. Auch kam es zu vereinzelten Plünderung von heidnischen Tempeln und dem Verbot privater Haruspizien.

Konstantin wurde im Zusammenhang mit seiner Hinwendung zum Christentum auch mit den Problemen der Kirche in der Provinz Africa konfrontiert, die sich in traditionelle Kirche und in so genannte Donatisten gespalten hatte. Die Spaltung konnte jedoch nicht rückgängig gemacht werden, doch war das Eingreifen Konstantins in diesen Streit ein Zeichen für dessen neues Selbstverständnis, auch eine Art von Schutzfunktion über die Kirche auszuüben. Er griff auch in die Besetzung von Bischofsstühlen ein. Konstantin wurde denn auch von Eusebius von Caesarea in dessen Kirchengeschichte glorifiziert dargestellt. Der Heide Zosimos, von dem noch die Rede sein wird, sah später – freilich in polemisch-gehässiger Weise – den Grund für die Abkehr vom alten Glauben in den Ereignissen von 326, als Konstantin seinen Sohn aus einer früheren Verbindung, Crispus, und kurz darauf auch seine Ehefrau Fausta ermorden ließ. Dabei liegen die Umstände dieser Tat weitgehend im Dunkeln. Am wahrscheinlichsten dürfte jedoch ein Komplott Faustas gewesen sein, dem Crispus zum Opfer fiel. Als Konstantin dies erkannte, ließ er auch Fausta eliminieren, was freilich einen Schatten auf Konstantins Charakter wirft, der aber, das sollte man nicht vergessen, auch ein Machtmensch war und dementsprechend handelte.

Im Bereich der Religionspolitik türmten sich weiterhin die Schwierigkeiten. Ein grundlegendes Problem der Kirche jener Zeit waren abweichende theologische Meinungen, wie der so genannte Arianismus, der in verschiedenen Abstufungen auftrat. Der Arianismus war vom alexandrinischen Presbyter Arius zu Beginn des 4. Jahrhunderts begründet worden und hatte die Kirche in eine tiefe Krise gestürzt. Verkürzt gesagt wurde Jesus von den Arianern so gesehen, dass er nicht seit allen Zeiten existiert habe und nicht zusammen mit dem Vater (Gott) ewig sei; es gab also eine Zeit, in der Jesus nicht existent gewesen ist. Damit wurde aber ein Wesensunterschied zwischen Gott und Jesus postuliert, was von der Mehrheit der Kirche schärfstens zurückgewiesen wurde. Auf dem Konzil von Nikaia (Nicäa), welches ein ökumenisches Konzil unter dem Vorsitz Konstantins war, wurde die Lehre des Arius 325 verurteilt. In der Folgezeit wurde im Westen an diesem Beschluss daran festgehalten, im Osten gewann der Arianismus, dem pikanterweise auch Eusebius eine Weile zuneigte, jedoch an Boden, was weitreichende Folgen haben sollte. Allerdings wurde der Begriff „Arianer“ von den Anhängern des Edikts von Nikaia oft als Kampfbegriff gebraucht; viele der als Arianer bezeichneten Personen vertraten Lehren, für die Arius selbst nie eingetreten war. Die christologischen Streitigkeiten der Spätantike stellten zudem keine nur einen kleinen Zirkel von Theologen beschäftigende, intellektuelle Diskussion dar, sondern ergriffen auch weite Teile der unteren Bevölkerungsschichten – hing doch das eigene Seelenheil vom richtigen Glaubensbekenntnis ab.

Ein weiteres wichtiges Ereignis in seiner Regierungszeit war die Errichtung einer neuen Hauptstadt an Stelle der alten griechischen Handelsstadt Byzanz (Byzantion): Konstantinopel, die „Stadt des Konstantin“, das Neue Rom. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt des Reiches nach Osten, in die ökonomisch stärkere Hälfte des Imperiums, die zudem auch stärker christianisiert war als der Westen. Somit war Konstantin, der die Rheingrenze noch einmal stabilisiert hatte, auch in der Nähe der gefährdeten Donau- und Euphratgrenze. Diese Entwicklung war nicht unbedingt unerwartet gekommen. Schon vor Konstantin hatten die römischen Kaiser näher an den Grenzen Residenz bezogen, etwa in Trier, Sirmium, Nikomedeia. Rom behielt den Wert als Symbol, verlor jedoch zunehmend seine politische Bedeutung.

Kurz vor dem Beginn eines geplanten Feldzugs gegen den Sassanidenkönig Schapur II. verstarb Konstantin in der Nähe von Nikomedeia am Pfingstfest des Jahres 337. Kurz vor seinem Tod hatte er, zur damaligen Zeit keineswegs unüblich, die Taufe erhalten. Sein Tod führte jedoch zu einem Kampf um die Alleinherrschaft zwischen seinen drei Söhnen.

Das von Konstantin möglicherweise als Nachfolgeregelung angedachte Mehrkaisersystem zwischen seinen Söhnen Constantinus II., Constantius II. und Constans sowie Konstantins Stiefneffen Flavius Dalmatius und Flavius Hannibalianus, die alle bereits den Rang eines Caesar bekleideten, hätte jedoch die Kooperation der Beteiligten vorausgsetzt. Stattdessen kam es bereits kurz nach Konstantins Tod im östlichen Reichsteil des Constantius zu einer – von ihm wohl nicht initiierten – blutigen Säuberung, der auch Dalmatius zum Opfer fiel. Die drei Söhne nahmen im September 337 alle den Titel eines Augustus an, womit sie auch den jeweils postulierten Führungsanspruch herausstellten. 340 fiel Constantius in Italien ein, um den dort herrschenden Constans zu beseitigen. Das Unternehmen kostete jedoch Constantius das Leben, so dass in der Folgezeit nur noch zwei Augusti übrigblieben: Constans im Westen, Constantius im Osten, was beinahe wie eine Wiederholung der Situation von 313 anmutet.

Constans sah sich im Westen zunächst der Bedrohung durch die Alamannen am Rhein ausgsetzt. Im religiösen Bereich betrieb er eine strikt an den Beschlüssen von Nikaia orientierte, antiarianische Politik, die ihn freilich weiter in Gegensatz zu seinem Bruder Constantius brachte, der arianisch gesinnt war. Im Inneren agierte er wenig glücklich, was mit zur Erhebung des Flavius Magnentius beitrug. Dieser legte sich am 18. Januar 350 in Autun (Gallien) das Purpur als Symbol der kaiserlichen Würde an und ließ Constans umbringen. Magnentius, selber Heide, versuchte jedoch auch die christliche Bevölkerung für sich zu gewinnen. Constantius jedoch beabsichtigte nun, die Situation ein für alle Mal zu klären. Constantius ging mehrstufig vor und hetzte zunächst die Rheingermanen gegen Magnentius auf, womit dieser stärker an der Rheingrenze gebunden war. Erst danach marschierte Constantius mit seinen Truppen in den Westen ein. Bei Mursa, dem heutigen Osijek in Kroatien, kam es am 28. September 351 zu einer blutigen Schlacht, in der Magnentius unterlag. Er floh und beging 353 Selbstmord. Constantius war nun uneingeschränkter Herrscher des Imperium Romanum.

Constantius II., auf dessen Person wir noch an anderer Stelle ausführlicher eingehen werden, war überzeugter Arianer. Er versuchte auch auf mehreren Synoden (353 Arles, 355 Mailand, 357–359 Sirmium) den Arianismus weiter zu begünstigen. Doch war seine außenpolitische Lage prekär: Neben den Germanen, war es vor allem das Sassanidenreich im Osten, welches eine andauernde Gefahr für Rom darstellte. Unter König Schapur II. sollten sich Römer und Perser einen langandauernden Krieg liefern. Daher soll im nächsten Abschnitt näher auf den Nachbarn Roms im Osten eingegangen werden und auch die kriegerischen (und teils friedlichen) Beziehungen beider Reiche betrachtet werden.

Konflikt und Koexistenz: Das Sassanidenreich unter Schapur II.

Das Neupersische Reich der Sassaniden (von 224 bis 651 n. Chr.) war der mächtigste und höchstentwickelte Konkurrent des spätrömischen Reiches. Mochten auch die Germanen immer wieder die Grenzen bedrängen – es waren die Perser im Osten, die eine ständige Bedrohung für Rom darstellten. Die Sassaniden (richtiger Sasaniden, da sich der Name vom Stammvater der Dynastie, einem historisch nicht genau fassbaren Sasan ableitet) traten zu Beginn des 3. Jahrhunderts in Erscheinung. Sie waren Unterkönige in der Persis, einer Region im Süden des Partherreiches, welches seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. Nachbar und Gegner Roms war. 224 n. Chr. schlug Ardaschir I. den letzten Partherkönig Artabanos IV. und übernahm die Macht im Reich, welches grob von Vorderindien bis zum Euphrat reichte. Die Sassaniden orientierten sich am – für sie jedoch nicht mehr fassbaren – Vorbild der Achaimeniden, den Herrschern des ersten Perserreiches, das von Alexander dem Großen zerstört worden war.

Ardaschir hatte sich bereits König der Könige von Iran genannt – wobei mit Iran jedoch nicht der heutige Staat gemeint ist, sondern ein wesentlich größeres Gebiet. Sein Sohn, Großkönig Schapur I. (240–270/272), ging eine Schritt weiter und nannte sich König der Könige von Iran und Nicht-Iran, drang mehrmals tief in römisches Gebiet ein, plünderte die Weltstadt Antiochia in Syrien und besiegte während seiner Regierungszeit die römischen Kaiser Gordian III., Philippus Arabs und Valerian. Letzterer geriet 260 sogar in persische Gefangenschaft; eine ungeheure Schmach für die Römer, während Schapur seinen Sieg durch die Erstellung eines beeindruckenden Felsreliefs bei Bischapur sowie einer Inschrift bei Naqs-i Rustam (so genannte res gestae divi Saporis) verewigen ließ. Den zu seiner Regierungszeit entstehenden Manichäismus begünstigte Schapur durch den Schutz Manis; zugleich stützte er sich aber stark auf die alte iranische Religion des Zoroastrismus, welcher jedoch nicht die Rolle einer Staatsreligion spielte, da auch andere Religionen geduldet wurden. Unter Schapurs Nachfolgern wurden die Manichäer, die auch im Römischen Reich Anhänger fanden, dann verfolgt.

In der Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian mussten die Sassaniden unter König Narseh (293–302) dann einige Gebiete in Mesopotamien abtreten. Allerdings hatten die Sassaniden, ganz ähnlich wie die Römer, nicht nur an einer Front zu kämpfen. Auch das Neupersische Reich musste sich gegen „Barbaren“ zur Wehr setzen. Die Pässe des Kaukasus mussten ebenso verteidigt werden wie die stets gefährdete Nordostgrenze nach Zentralasien, wo die Sassaniden zunächst gegen die Kuschan, später gegen die Hephtaliten (ein Volk hunnischer Abstammung) und ab dem 6. Jahrhundert gegen die Türken zu kämpfen hatten. Nicht selten erwiesen sich diese Völker als ernsthafte Bedrohung für das Sassanidenreich.

Militärisch zeigte sich das Sassanidenreich seinen Gegnern weitgehend gewachsen. Dabei lag die Stärke der sassanidischen Armeen in ihren schwergepanzerten Reitern, den Kataphraktoi und Klibanarioi, denen die Römer anfangs nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten. Das Perserreich der Sassaniden zeichnete sich auch dadurch aus, dass die noch von den Parthern gepflegte Kultur im Stil des Hellenismus weiter zurückgedrängt wurde und stattdessen die iranischen Elemente stärker herausgestellt wurden. Letztlich betonten die Sassaniden zwar die Unterschiede zu den Parthern, hielten aber faktisch in fast allen Bereichen weitgehend am Bestehenden fest. Vor allem aber war das Sassanidenreich stärker zentralisiert als das Partherreich. Der Adel, der auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielte, und nicht immer mit dem Königtum kooperierte, konnte von starken Königen jedoch zu einem höheren Anteil eingebunden werden als dies den Partherkönigen möglich gewesen ist. Auch kulturell erlebte Persien eine Blüte: Noch heute ist der Name Chosrau I. (auch Xusro, Husrav, griechisch Chosroes; er regierte von 531 bis 579) vielen ein Begriff – er war der bedeutendste sassanidische Großkönig, der als Anushirvan in der Sagenwelt des Orients weiterlebt und von dessen Namen die arabische Bezeichnung Kisra für König herrührt.

Das Sassanidenreich war das Bindeglied zwischen Ost und West, zwischen Orient und Okzident. Nach Osten hin reichten die Kontakte bis nach China, den Handel mit Seide kontrollierten persische Händler, und einige der großen Handelsstrassen der Antike verliefen durch persisches Gebiet wie etwa die Seidenstrasse. Die Hauptstadt Ktesiphon (südlich des heutigen Bagdad) war eine prachtvoll ausgestatte Metropole. Man kann sagen, dass Persien in vielerlei Hinsicht das Pendant Roms im Osten war.

Im Verhältnis zu Rom selbst kam es im Laufe der Zeit zu einer bemerkenswerten Wandlung: die Römer akzeptierten die Sassaniden als gleichberechtigt. Für sie waren diese Perser keine Barbaren im engeren Sinne mehr (wie etwa die Germanen), sondern eine zivilisierte, fast gleichstarke, fast ebenbürtige Macht. Die Parther waren so nie von den Römern angesehen worden, auch wenn diesen bereits die Arsakiden (das parthische Herrscherhaus) seit Augustus als die zweite souveräne Großmacht gegolten hatten. Umgekehrt sahen auch die Sassaniden die Römer in einem ähnlichen Licht, was die Bruder-Anreden in überlieferten Briefen deutlich macht, etwa zwischen Schapur II. (Sapor) und Constantius II. (Ammian 17,5, Übersetzung nach: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang, übersetzt von Otto Veh, München und Zürich 1974):

Ich, König der Könige, Sapor, Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius , meinem Bruder, alles Gute.
Antwort des römischen Kaisers: Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute.

Bis zum 6. Jahrhundert hatte sich ein ausgefeiltes diplomatisches Protokoll entwickelt, das bei oströmisch-persischen Kontakten zu beachten war. So wurde es üblich, Thronwechsel im eigenen Reich dem jeweils anderen offiziell mitzuteilen, ohne dass freilich die Kampfhandlungen deswegen abbrachen.

Besonders im 4. Jahrhundert waren die Beziehungen zwischen Rom und Persien überwiegend feindlicher Natur. Schapur II. (309–379), einer der bedeutendsten Sassanidenkönige, der mehrere Städte ausbauen bzw. neubauen ließ, hatte aus politischen Gründen zur Zeit Konstantins eine Christenverfolgung angeordnet. Konstantins letztes Vorhaben war denn auch ein Persienfeldzug, der durch seinen Tod verhindert wurde. Die Feindseligkeiten blieben in der Regierungszeit Constantius' II. jedoch bestehen und mündeten schließlich in einen langandauernden Krieg. Wir sind über diese Kämpfe relativ gut informiert. Vor allem der bedeutende römische Historiker Ammianus Marcellinus, der als Offizier teilweise an den Kämpfen teilnahm, aber auch Zosimos und Sozomenos sowie arabische und persische Quellen berichten über diese Kampfhandlungen.

Schapur II. besetzte zunächst Armenien und versuchte dann mit wechselndem Erfolg, die großen römischen Forts in Mesopotamien zu erobern. Die Kämpfe spielten sich vor allem um die strategisch wichtigen Orten Singara, Nisibis, welches Schapur II. dreimal vergeblich belagerte, und Amida ab, wobei die Römer bei Singara eine Niederlage erlitten (wohl 344). Obwohl Constantius II. mehrere Schlachten verlor, machte Schapur II. kaum Fortschritte. Seine militärische Stärke reichte anscheinend nicht aus, die eroberten Gebiete dauerhaft zu sichern. Zur selben Zeit wurde das Sassanidenreich im Osten von Nomadenstämmen angegriffen, unter denen die Chioniten namentlich erwähnt werden. Nach anhaltenden Kämpfen waren sie gezwungen Frieden zu schließen und der König der Grumbates schloß sich Schapur II. in seinem Kampf gegen Rom an.

Rom und Persien traten schließlich in Friedensgespräche ein, deren bemerkenswerten Inhalt (die oben angesprochene Bruder-Anrede der beiden Monarchen) uns Ammianus Marcellinus überliefert hat. Die Verhandlungen brachten jedoch kein Ergebnis und Schapur legte 359 einen Belagerungsring um die Festung Amida, welche nach 73-tägiger Belagerung endlich fiel. Schapur II. eroberte Singara und andere Befestigungen im folgenden Jahr. Schapur zog sich offenbar aber bald zurück und Constantius rüstete zum Gegenschlag. Für seinen geplanten Feldzug benötigte er jedoch zusätzliche Truppen, die aus dem Westen abgezogen werden musste. Diese Order führte zur Revolte der gallischen Legionen und zur Ausrufung Julians zum Augustus, worauf wir aber noch zu sprechen kommen werden – ebenso auf Julians grandios angelegten, aber katastrophal gescheiterten Persienfeldzug im Jahre 363.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass ein besonderes Verhältnis zwischen den beiden spätantiken Großmächten herrschte. Phasen friedlicher Koexistenz wechselten sich mit Zeiten des permanenten Kriegszustands ab. Dieser Zustand mündete im 7. Jahrhundert in einen langen, blutig geführten Krieg, welcher am Ende das Sassanidenreich erschöpft zurückließ – und damit den Arabern die Eroberung erleichterte.

Lange Grenzen: Die Germanen an Rhein und Donau

Anders als im Falle des Sassanidenreichs hatte es das römische Reich an seinen anderen Grenzen mit Stammesverbänden zu tun. Insbesondere die Germanen übten Druck auf seine Grenzen aus. Am Rhein, wo der Limes längst keinen ausreichenden Schutz mehr bot, waren es vor allem die Stammeskonföderationen der Franken und Alamannen, die Rom Schwierigkeiten bereiteten. Das so genannte Dekumatland zwischen Rhein und Donau musste bereits im 3. Jahrhundert von den Römern geräumt werden. Auch an der unteren Donau drangen germanische Stämme in römisches Gebiet vor. Das nördlich der Donau gelegene Dakien wurde deshalb um 270 aufgegeben. Um die Wende zum 4. Jahrhundert konnte die Nordgrenze des Reiches jedoch noch einmal stabilisiert werden. Es sollte sich jedoch zeigen, dass die germanischen Vorstöße des zweiten und dritten Jahrhunderts nur die Vorboten der so genannten Völkerwanderung waren, die ab 375 mit voller Wucht über das geschwächte römische Reich hereinbrach. Alamanni und Franci werden von den Römern erstmals in den Panegyrici auf die Kaiser Maximian (im Jahr 289) und Constantius (297), dem Vater Konstantins des Großen, erwähnt; in dieser Zeit setzten sich also die Namen für diese „Kampfgemeinschaften“ durch.

Julian Apostata hatte es zwanzig Jahre zuvor in Gallien vor allem mit den Franken zu tun. Dieser germanische Großstamm wurde namentlich das erste Mal um die Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus erwähnt. Ihr Name bedeutet wohl soviel wie „kühn, mutig, ungestüm“. In den römischen Quellen wurden unter diesem Namen bald mehrere germanische Kleinstämme zusammengefasst. Die Franken, die bis zum Ende des 5. Jahrhunderts kein gemeinsames Königtum kannten und vielmehr einen Stammesbund darstellten, griffen im 3. Jahrhundert von ihren Wohnsitzen am Mittel- und Niederrhein aus auf römisches Territorium über. Im Jahre 275 nahmen sie sogar die kaiserliche Residenzstadt Trier ein, während fränkische Piraten die gallische Küste plünderten. Ende des 3. Jahrhunderts gelang es Rom jedoch, die Franken durch Verträge und erfolgreiche Militäroperationen ruhigzustellen, wobei Franken als Föderaten auf römischen Boden angesiedelt wurden und bald auch Zugang zum Militär erhielten. Konstantin der Große sicherte noch einmal die Rheingrenze, die jedoch unter dem Ansturm der Franken um 350 kollabierte. Julian, der 355 als Caesar nach Gallien geschickt wurde, konnte die Gefahr bannen und bis 358 die Lage stabilisieren. Später kämpften die Franken wieder als Föderaten für Rom und etablierten nach der Mitte des 5. Jahrhunderts in Nordgallien ein eigenes Reich, welches die Keimzelle für den wichtigsten germanischen Nachfolgestaat auf römischen Boden dienen sollte: das Frankenreich.

Die Alamannen waren ein germanischer Stammesbund, der sich hauptsächlich aus Sueben zusammensetzte und sich gegen Ende des 2. Jahrhunderts formiert hatte. Im 3. Jahrhundert drangen sie wiederholt auf römisches Gebiet vor und besetzten das so genannte Dekumatenland (zwischen Rhein und Donau liegend), während im Osten ihr Einfluss bis in den Raum des heutigen Passau reichte. Obwohl ihnen in der Zeit Julian Apostatas ein zentrales Königtum fehlte, stellten sie eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für den römischen Grenzraum dar. Julians Sieg in der Schlacht von Argentoratum (heute Straßburg) gegen die Alamannen im Jahr 357 gilt als der letzte große römische Sieg am Rhein. Später versuchten die Alamannen immer wieder nach Gallien vorzustoßen; sie gingen Ende des 5. Jahrhunderts im Frankenreich Chlodwigs auf.

Schließlich standen seit der Mitte des 3. Jahrhunderts an der unteren Donau die Goten. In der Zeit des so genannten Gotensturms in den 60er Jahren des 3. Jahrhunderts drangen die Goten bis nach Griechenland vor. Letztendlich konnten die Römer sich ihnen gegenüber aber behaupten – für die Zeit Julian Apostatas spielen sie auch keine bedeutende Rolle, dennoch soll ihre Entwicklung wenigstens skizziert werden: Um 290 hatten sich die Goten schließlich aufgeteilt. Ein Teil von ihnen blieb im Raum des heutigen Siebenbürgens, während ein anderer Teil nach Osten in die heutige Ukraine zog. Die Donaugoten werden dabei in der deutschsprachigen Literatur oft als Westgoten, die Goten in Südrussland als Ostgoten bezeichnet, doch ist dies für diese Zeit nicht korrekt: Die Westgoten hießen eigentlich Terwingen oder Vesi- bzw. Visigoten. Terwingen bedeutet „Waldleute“, Vesi hingegen ist eine prunkende Selbstbezeichnung, die so viel bedeutet wie „die Edlen“. Für die Ostgoten stehen auch die Namen Greutungen und Ostrogoten, wobei Greutungen frei übersetzt Steppen- oder Strandbewohner heißt, Ostrogoten ist hingegen ein Prunkname (etwa: „Sonnenaufgangsgoten“). Später wurden die Namen Vesi- und Ostrogoten von Cassiodor, einem Minister Theoderichs des Großen (der bedeutendste Ostgotenkönig; er herrschte von 493 bis zu seinem Tod 526 in Italien, welches er ab 489 erobert hatte), in anachronistischer Weise in West- und Ostgoten umgedeutet. Nach dem Tod Julians sollten die Donaugoten aktiv in die römische Politik eingreifen, als sie einen Verwandten Julians, Procopius, bei seinem schließlich fehlgeschlagenen Versuch unterstützen, sich gegen den neuen Kaiser im Osten, Valens (Kaiser von 364 bis 378) durchzusetzen. Später sollten sie eine noch bedeutendere Rolle spielen (Vernichtung eines römischen Heeres bei Adrianopel 378, Züge des Goten Alarich, der 410 Rom eroberte, sowie die Entstehung eines westgotischen Staat im Staate im südwestlichen Gallien ab 418), doch ist dies nicht mehr unser Thema.

Die Familie Julians und seine Jugendjahre

Ein Familiendrama: Julius Constantius und die Säuberung von 337

Julius Constantius war der Sohn des Kaisers Constantius I. und seiner zweiten Frau Theodora. Damit war er der Bruder des Flavius Dalmatius und der Halbbruder Konstantins des Großen. Trotz dieser illustren Verwandtschaft war Julius niemals selbst Kaiser oder Mitkaiser.

335 war Julius Constantius gemeinsam mit Gaius Ceionius Rufius Albinus das altehrwürdige und prestigeträchtige, aber machtlose Amt des Konsuls aus. Insgesamt ist über das Leben des Julius Constantius sehr wenig bekannt. Kein antiker Autor hat ihn ausführlicher porträtiert oder charakterisiert. Als gesichert gilt aber, dass Julius Constantius zweimal verheiratet war. Mit seiner ersten Frau Galla hatte er zwei Söhne und eine Tochter. Sein ältester Sohn, dessen Name nicht überliefert ist, wurde 337 gemeinsam mit dem Vater ermordet. Sein zweiter Sohn war Constantius Gallus, der unter Constantius II. zum Caesar aufstieg. Seine Tochter war die erste Ehefrau des Constantius.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Julius Constantius Basilina, die Tochter eines Prätorianerpräfekten. Diese schenkte ihm einen weiteren Sohn, Julian. Julians Mutter starb bereits kurz nach seiner Geburt. Trotzdem verlebte er nach eigenem Bekunden eine idyllische Kindheit. Diese endete aber schon im Jahr 337. Als Julian sechs Jahre alt war, ließen die Militärs des neuen Kaisers Constantius die Verwandten seines Vorgängers, darunter Julians Vater, ermorden, um potentielle Thronkonkurrenten zu beseitigen. Julian und sein älterer Halbbruder Gallus wurden wegen ihres Alters verschont.

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Säuberung von 337 ihre Spuren bei Julian hinterlassen hat – ganz vergessen oder gar vergeben wird er sie wohl nie haben. Die Tat an sich wirkt auch heute noch abstoßend, doch stellt sich die Frage, ob sie überhaupt von Constantius II. selbst ausging, oder ob sie von ihm nur geduldet wurde. Die Persönlichkeit dieses Kaiser soll denn auch Thema des nächsten Kapitels sein.

Constantius II. – ein Opfer der Historiografie?

Constantius war bereits zu Lebzeiten seines Vaters zum Caesar (Mitkaiser) ernannt und mit der Verwaltung des östlichen Reichsteils betraut worden. Nach Konstantins Tod erhielt er mit Thrakien die Hälfte des ehemals von seinem ermordeten Vetter Dalmatius verwalteten Reichsteils und teilte sich von nun an die Herrschaft mit seinen Brüdern Konstantin II. und Constans. Konstantin II. starb jedoch bereits 340 im Kampf gegen Constans. Constans selbst fiel, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, 350 dem Usurpator Magnentius zum Opfer.

Constantius II. konnte diesen jedoch 351 in der blutigen Schlacht von Mursa (dem heutigen Osijek) besiegen. Nach seinem Sieg über den Usurpator, der 353 Selbstmord beging, herrschte Constantius II. bis zu seinem Tod über das Gesamtreich. Die an verschiedenen Fronten gegen die Germanen und Sassaniden geführten Kriege zwangen Constantius, einen seiner letzten verbliebenen Verwandten mit Regierungsaufgaben zu betrauen. So setzte er seinen Cousin Constantius Gallus 351 als Unterkaiser im Osten ein, wo er der Gefahr durch die persischen Sassaniden begegnen sollte. Dieser Aufgabe kam er jedoch nicht so nach, wie Constantius sich das wünschte. Im Gegenteil, er brachte durch seinen selbstherrlichen Regierungsstil die Bürger Antiochias, einer der größten und bedeutendsten Städe des Reiches, gegen sich auf. Bereits 354 wurde Gallus seines Amtes enthoben und hingerichtet.

355 setzte Constantius, der sich um die Probleme im Osten selbst kümmern wollte, den Halbbruder des Gallus, Julian, als Unterkaiser im Westen ein. Insgesamt war das Verhältnis zwischen Julian und Constantius jedoch oft angespannt, obwohl beide zunächst reltaiv reibungslos zusammenarbeiteten – wir werden auf diesen wichtige Zeit noch an anderer Stelle zurückkommen.

Constantius stand im arianischen Streit entschieden auf der Seite der Arianer. Insbesondere nach 350 arbeitete er gezielt darauf hin, dem Arianismus zum Sieg zu verhelfen, unter anderem indem er die Konzilien von Sirmium, Arles, Mailand und Beziers einberief und deren Entscheidungen mehr oder weniger diktierte. Sein Versuch, mit aller Kraft ein einheitliches (arianisches) Bekenntnis durchzusetzen, scheiterte jedoch letztendlich. Gegen die Heiden war Constantius bis 357 unnachgiebig vorgegangen, nach seinem Rombesuch jedoch, als er die Pracht der alten Hauptstadt mit eigenen Augen sah, schlug er einen wesentlich milderen Kurs ein, wobei er „Zauberer“ und „Magier“ (also Personen, die der Wahrsagerei und dem Orakelwesen anhingen) weiter hart verfolgen ließ.

Die Regierungszeit des Constantius wurde, gerade vor dem Hintergrund der Darstellung des Ammianus Marcellinus, oft sehr negativ bewertet; anders äußerte sich beispielsweise Eutrop über den Kaiser. Dieses negative Bild wurde in jüngster Zeit jedoch in Frage gestellt und teilweise zurechtgerückt (vgl. Constantius II. und seine Zeit von Pedro Barceló). In der Religions- und Innenpolitik war er nicht immer erfolgreich, in der Außenpolitik jedoch gelang ihm eine weitgehende Stabilisierung der Grenzen. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass Constantius fast andauernd im Kampf gegen innere oder äußere Feinde verwickelt war – Ruhe fand der Kaiser kaum.

Constantius wirkt auf den heutigen Betrachter nicht unbedingt sympathisch – was jedoch nicht heißen darf, dass er auch ein schlechter Kaiser war: Er vergab Posten an Personen erst nach eingehender Prüfung, galt auch persönlich als intelligent und lebte beinahe asketisch. Selbst Ammianus, der gewiss nicht zu seinen Bewundern zählte, musste eingestehen, dass der Kaiser ein hohes Maß an Selbstdisziplin an den Tag legte. Doch gerade seine Ernsthaftigkeit – etwa was religiöse Fragen betrifft – sorgte teils für vielleicht unnötige Härten. Festzuhalten bleibt: Er war eine facettenreiche Persönlichkeit, der versuchte, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Anders Julian, der das Alte wieder völlig oder doch wenigstens in großen Teilen wieder herstellen wollte und dessen Weg dorthin wir uns nun zu ganz widmen wollen.

Unter einer Maske – Julians Weg zum heidnischen Glauben

Julian lebte nach dem Tod seines Vaters zunächst in Nikomedia, dem heutigen türkischen Izmit, und ab 344 auf dem Landgut Macellum in Kleinasien. Er wurde im arianisch-christlich Glauben erzogen; zu seinen Erziehern zählten Bischof Eusebius von Nikomedia, den Skythen Mardonios, Nikokles und Hekebolios, las aber 345 Schriften des heidnischen Rhetoriklehrers Libanios, der schließlich 363 seine Grabrede verfasste. Dies sollte der erste Schritt hin zu Julians späterer Abwendung vom Christentum sein.

Julian knüpfte früh Kontakte zu den Neuplatonikern. Er begab sich nach Pergamon, wo der Philosoph Aedesius lehrte. Durch den Kontakt mit dessen Schüler Maximus von Ephesus, den er sehr schätzte und dem er auch noch als Caesar seine Reden vorlegte, bevor er sie hielt, begann wohl seine innere Abwendung vom christlichen Glauben. Eventuell wurde dieser Prozess 354 durch die Hinrichtung seines Bruders Gallus, dem vom Kaiser Hochverrat vorgeworfen worden war und die eigene Gefangennahme durch Constantius verstärkt. Viele Forscher, wie etwa Glen Bowersock oder Klaus Bringmann, vertreten die Ansicht, dass sich Julian bereits im Jahre 351 dem Heidentum zuwandte und anschließend, einer Maske gleich, das christliche Bekenntnis nur nach außen hin trug. Sie lesen dies aus gewissen Äußerungen Julians ab sowie aus einer Rede des Libanios (orat. 12,34), der dem oben genannten Maximus in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung beimisst (vgl. aber Klaus Rosen, Kaiser Julian, in: JbAC 40 (1997), S. 126–146). 354/55 wurde Julian in Como bei Mailand gefangen gehalten.

Nach der Entlassung aus der achtmonatigen Gefangenschaft blieb er äußerlich Christ, ließ sich aber 355 in die eleusischen Mysterien einführen. Im selben Jahr studierte er mit den späteren Kirchenvätern Gregor von Nazianz und Basilius von Caesarea in Athen beim neoplatonistischen Philosophen Priskos. Seine Zeit des Studiums war aber schon nach wenigen Monaten zu Ende, als er an den Hof seines Cousins Constantius gerufen wurde.

Caesar Julianus

Julian in Gallien

Am 6. November 355 wurde er durch Constantius II. nach der Usurpation des Silvanus – des Heermeisters in Gallien, der, durch Hofintrigen kompromittiert und in die Enge getrieben, im August 355 zum Purpur gegriffen hatte – auf Vorschlag der neuen Kaiserin Eusebia, die sich bereits während seiner Gefangenschaft für ihn eingesetzt hatte, zum Caesar ernannt, also zum Unterkaiser des Constantius. Julian sollte als letztes überlebendes Mitglied der konstantinischen Familie neben dem Kaiser selbst die kaiserliche Präsenz im Westen aufrechterhalten, während sich Constantius im Osten der Bedrohung durch das Sassanidenreich zuwenden wollte. Julian drückte seine Dankbarkeit gegenüber Eusebia 356/57 in einem Panegyricus (Lobrede) aus.

Um die neue Verbundenheit der beiden Kaiser zu bestätigen, heiratete Julian noch 355 die Kaiserschwester Helena. Am 1. Dezember reiste er ab Richtung Norden. In Vienne verbrachte er den Winter und begann im folgenden Jahr seine Feldzüge im Rheingebiet. Zunächst unternahm er einige Strafexpeditionen gegen die Germanen und schloss in Köln einen Frieden mit den barbarischen Stämmen, die die Stadt bedrohten. Den nächsten Winter verbrachte er in Senonae (dem heutigen Sens).

Dort besiegte er germanische Truppen, die die Stadt belagern wollten. Anschließend stieß er ins Innere Galliens vor. Im Sommer 357 musste Julian schließlich seine Feuerprobe als Heerführer bestehen. In der Schlacht von Argentoratum (heute Straßburg) besiegte er mit einem zahlenmäßig deutlich unterlegenem Heer – Julian soll über 13.000, der Gegner über etwa 35.000 Mann verfügt haben – sieben Alamannenhäuptlinge und deren Truppen. Der Historiker Ammianus Marcellinus, der zu dieser Zeit dem Heermeister Ursicinus unterstellt war, berichtete sehr ausführlich darüber (Ammian 16,12). Nach der Schlacht wollten die Soldaten Julian zum Augustus ausrufen, doch er lehnte ab.

358 besiegte er salische Franken am Niederrhein und siedelte sie in Toxandrien in der Nähe des heutigen Xanten an. Durch seine Erfolge erwarb er sich großes Ansehen bei den Truppen, wegen der schlechten Versorgungslage drohte aber dennoch bald eine Meuterei. Julian konnte dies aber verhindern. Später im Jahr führte er Friedensverhandlungen mit den verschiedenen Alamannenführern im Rheingebiet und überwinterte dann in Lutetia, dem heutigen Paris.

Die Alamannen blieben dennoch unruhig, sodass Julian 359 eine Reihe von Strafexpeditionen gegen sie unternahm; Ammianus übertreibt aber wohl deren Bedeutung. Um die Grenze zu sichern, ließ er sieben zuvor zerstörte Städte als Nachschubbasen wiederaufbauen. Dabei wurde er von den Alamannen unterstützt, die den im Vorjahr mit ihm ausgehandelten Frieden einhielten. Durch gezielte Angriffe auf feindliche Häuptlinge auf der anderen Rheinseite bei Mainz erreichte Julian schließlich einen Frieden mit einem Großteil der Alamannen. Den Winter verbrachte er wiederum in Lutetia.

Julian war in Gallien aber nicht nur auf militärischem Gebiet tätig. Er verhinderte auch Steuererhöhungen durch den gallischen Prätorianerpräfekten Florentinus, der Constantius treu ergeben war, und übernahm selbst die Verwaltung der Provinz Belgica Secunda. Neben Ammianus und Hilarius, dem Bischof von Poitiers, bezeugt auch eine Inschrift im apulischen Benevent, welch einen guten Namen Julian sich durch seine Maßnahmen bei den Gallo-Römern machte:

Für Flavius Claudius Julianus, edelster und geheiligter Caesar, vom besorgten Tocius Maximus, vir clarissimus, für die Sorge um das Reich, aus Beneventum.
(zitiert nach [1])

Allerdings gibt die moderne Forschung zu bedenken, dass einige Maßnahmen Julians von ihm selbst aus propagandistischen Gründen wohl übertrieben dargestellt wurden. Letztendlich versuchte sich Julian dadurch auch gegenüber der Bevölkerung zu profilieren, vielleicht schon vorausplanend, dass es möglicherweise einmal zum Bruch mit Constantius kommen könnte, wobei diese Überlegung freichlich Spekulation bleibt. Auch Ammianus sprach Julians Gallienpolitik an, wobei er zugab, dass sich sein Bericht fast wie eine Lobrede anhöre (Ammian 16,1,3).

Ein inszenierter Akt? Die Erhebung von 360 und der Feldzug gegen Constantius II.

Constantius war die Beliebtheit seines Unterkaisers wohl ein Dorn im Auge. Er selbst hatte zudem hart im Osten zu kämpfen, wo der Sassanidenkönig Schapur II. 359 die wichtige Festung Amida erobert hatte (siehe auch das Kapitel Konflikt und Koexistenz: Das Sassanidenreich unter Schapur II.). Bald darauf folgte Singara. Die Lage war ernst, und so verlangte Constantius unter diesem (durchaus nicht ungerechtfertigten) Vorwand von Julian, einen Großteil seiner Soldaten und Offiziere nach Osten zu schicken. Eine Legion meuterte jedoch und rief Julian im Februar oder März in Lutetia zum Augustus aus. Dieser lehnte (wenigstens nach Ammianus) zunächst ab, ließ sich aber dann doch mit einer Schilderhebung nach germanischer Tradition zum Kaiser proklamieren, angeblich nachdem ihm im Traum der Genius des römischen Staates erschienen war.

Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass diese Erhebung von Julian selbst in Szene gesetzt wurde, zumal er seinen Soldaten danach ein großes Donativ (also eine Geldzahlung) versprach. Auch die anfängliche Zurückweisung des Diadems entsprach der zeitgenössischen Herrscherpanegyrik, sodass man Ammianus' Bericht über die Kaisererhebung nicht völlig vertrauen darf (vgl. Ammian. 20,4): Letztendlich handelte es sich bei diesem Akt um eine Usurpation Julians. Um sich zu rechtfertigen, schickte er ausführliche Briefe nach Rom, Konstantinopel, Athen, Sparta und Korinth. Er betonte, dass er die neue Ehre nur widerstrebend angenommen habe und die wahre Macht bei seinen Generälen läge. Gleichzeitig kritisierte er die von Constantius geforderte Truppenverlegung, versuchte aber dennoch, mit diesem zu einer Übereinkunft zu kommen, was freilich kaum mehr in Frage kam. Julian ließ auch den Heermeister Lupicinus, einen Constantius treu ergebenen Offizier, verhaften.

Im Winter feierte Julian in Vienne sein fünfjähriges Regierungsjubiläum. Im Spätsommer 361 bereitete er, nachdem er die Verhältnisse am Rhein geordnet hatte und alle Verhandlungen gescheitert waren, einen Feldzug, den er nunmehr offen dem Schutz der alten Götter anbefahl, gegen Constantius vor. Auch sein Gegner bereitete sich auf eine militärische Auseinandersetzung vor und schloss deshalb einen Nichtangriffspakt mit den Persern. Bevor es zu einem Treffen kam, starb Constantius überraschend am 3. November im kilikischen Mopsucrenae, wobei er angeblich Julian zu seinem Nachfolger bestimmt haben soll, was jedoch als durchaus fraglich gelten darf. Jedenfalls war Julian nun der unangefochtene Herr des Imperium Romanum und sollte nun an ein ehrgeiziges Vorhaben ins Auge fassen: Die Abkehr von der Konstantinischen Wende.

Julians heidnische Restauration

Julian als Augustus – die politische Programmatik

Julian erfuhr in Dakien vom Tod seines Cousins und wurde nun Constantius' Nachfolger. Am 11. Dezember 361 traf er in Konstantinopel ein und organisierte dort das Begräbnis seines Vorgängers, wobei er, sicherlich nicht dem Willen des Constantius entsprechen, diesen unter die Götter erheben ließ. Julian besetzte wichtige Positionen mit Vertrauten und verschlankte die von Constantius aufgeblähte Verwaltung. Er entließ auch die große Zahl von Köchen und Barbieren, die im Palast angestellt waren. Um die Soldaten zu beruhigen, ließ Julian noch im Dezember durch ein Tribunal in Chalkedon einige hohe Amtsträger seines Vorgängers hinrichten.

Er ernannte den gallischen Senator Claudius Mamertinus zum Konsul, der in seiner Antrittsrede den Regierungsantritt Julians als Beginn eines goldenen Zeitalters darstellte. Julian wollte wie fast 400 Jahre zuvor Augustus ein partnerschaftliches Verhältnis mit dem Senat als Mittler zwischen Kaiser und Volk erreichen. Der neue Kaiser legte zudem wie schon als Caesar Wert auf die Zusammenarbeit mit den städtischen Eliten. Der redegewandte Mamertinus hatte unter ihm noch viele andere Ämter inne, einschließlich der Prätorianerpräfektur für Italien, Illyrien und Afrika.

Julian war der einzige römische Kaiser, der vom Christentum zum Heidentum wechselte. Die Konstantinische Wende hatte zum Teil Übergriffe gegen Heiden und die Zerstörung ihrer Tempel nach sich gezogen. Konstantin hatte das Christentum noch nicht zur Staatsreligion erhoben, was erst unter Theodosius I. geschehen sollte, aber er und seine unmittelbaren Nachfolger entzogen den Heiden Privilegien, obwohl es immer noch eine Duldung der heidnischen Kulte gab. Diese Entwicklung hin zu einem Imperium Romanum Christianum suchte Julian als Kaiser nun aufzuhalten.

Julians Christenpolitik

Julians Schulgesetz

Julian ging auch sofort daran, den Einfluss des Christentums zurückzudrängen. Dabei bediente er sich einer dreistufigen Strategie: Zunächst versuchte er, auf gesetzlichem Wege die Christen vom Rest der Gesellschaft abzuschneiden, wobei er leitende christliche Beamte und Militärs entließ und zugleich in einer zweiten Stufe heidnische Kulte und zerstörte Tempel erneuerte sowie deren Priester wieder einstellte. 362 untersagte er mit dem so genannten Rhetorenedikt den Unterricht heidnischer Literatur durch christliche Lehrer, wobei er sich darauf berief, dass die heidnischen Autoren nicht von Personen gelehrt und ausgelegt werden könnten, die nicht an deren Weltsicht glaubten.

Zunächst war im Edikt nur die Rede davon, dass jeder Lehrer bei seiner Einstellung auf seine „sittliche Haltung“ geprüft werden solle; die Leitlinien wurden freilich dabei vom Kaiser vorgegeben. Tatsächlich war im Edikt niergendwo die Rede vom Christentum oder den heidnischen Kulten. In einem Begelit schreiben formulierte Julian jedoch die Leitlinien dessen, was unter der sittlichen Haltung zu verstehen sein. Es sei widersprüchlich, wenn jemand die Werke von heidnischen Schrifstellern studiert, gleichzeitig aber die alten Gottheiten verdammen würde (wie die Christen). Es war klar, was damit gemeint war: Die Christen sollten sich mit der Bibel und christlichen Autoren begnügen. Damit wurde das Edikt zu einer politischen Waffe und zu einem schweren Schlag für die Christen, wenn es sich im Nachhein auch als zweischneidige Waffe erwies, da die christlichen Kaiser das Edikt nicht aufhebten und somit ihrerseits starken Einfluss auf das Bildungsystem nahmen. Die Entscheidung Julians wurde jedoch in der Forschung häufig diskutiert und wurde auch von dem ihm ansonsten positiv gegenüber stehenden Ammianus Marcellinus kritisiert (Ammian 22,10,7).

Weitere christenfreindliche Maßnahmen

Auch ohne die offen erklärte Absicht einer Christenverfolgung (auch ließ er nie Christen nur aufgrund ihres Glaubens hinrichten) löste seine Politik stellenweise heftige antichristliche Übergriffe aus, die von Julian toleriert und nicht ernsthaft unterbunden wurden. Schließlich war Julian auch ein glühender Feind des Christentums (Klaus Bringmann, Julian). Er ließ zwar sämtliche von seinem Vorgänger verbannten Bischöfe, aus ganz unterschiedlichen christlichen Richtungen wie Nizäner, Donatisten, Novatianer, Macedonier und Eunomianer, aus der Verbannung zurückrufen, aber Ammianus schreibt diese scheinbare Milde dem Wunsch zu, die inneren Streitigkeiten der Kirche zu schüren. Edward Gibbon berichtete im 18. Jahrhundert in seinem Monumentalwerk Decline and Fall of the Roman Empire, dass er die Führer der verfeindeten Sekten, deren Argumente er kannte und verspottete, in seinen Palast rufen ließ, um das angenehme Schauspiel ihrer Streitereien zu genießen. Einige Autoren sehen ihn für die Arianer Partei nehmen, möglicherweise weil seine Mutter Basilina Arianerin war. Hierbei könnte es sich jedoch auch um Ketzerpolemik der langfristig erfolgreicheren Nizäner handeln: Julian kannte seine Mutter nur im Kleinkindalter und der Arianismus war die damals vorherrschende Form des Christentums, in der auch Julian erzogen wurde, und von der er sich dann ab und der heidnischen Philosophie zuwandte.

In einem dritten und für ihn entscheidenden Schritt begann Julian einen philosophischen Angriff auf das Christentum. In seinem Werk Contra Galileos (dt. Gegen die Galiläer, d. h. gegen die Christen) und in vielen Briefen zeigte er die Fehler und die Gefahren des christlichen Glaubens auf und porträtierte die Christen als Abtrünnige des Judentums, einer viel älteren und allgemein akzeptierten Religion.

Ein fehlgeschlagenes Experiment: Julians „heidnische Staatskirche“

Ein von Julian ehrgeizig vorangetriebenes Projekt scheiterte bereits zu seinen Lebzeiten. Julian hatte den Plan einer „heidnischen Staatskirche“ verfolgt, die die bedeutenden heidnischen Kulte umfassen, einen neuplatonischen Überbau besitzen und in der Struktur der christlichen Kirche entsprechen sollte. Vor allem im Bereich der karitativen Maßnahmen wollte Julian so ein Konkurrenzmodell zum Christentum aufbauen. Dieses reine Schreibtischkonstrukt hatte jedoch auch im Heidentum keine Basis. Die von ihm ernannten heidnischen Hohepriester, die oft auch wenig dazu geeignet waren, in den Provinzen konnten in der kurzen Zeit ihrer Existenz nie die Bedeutung der christlichen Bischöfe gewinnen.

Ohnehin erscheint Julians Religiosität, in der er nicht zwischen Religion und Philosophie unterschied (wie auch viele Christen), höchst diffus. Es war eine seltsame Mischung aus Neuplatonismus und orientalischen Heidentum, wobei Helios eine wichtige Stellung einnahm. Mit dem alten Polisglauben des antiken Griechenlands hatte es wenig zu tun; Ammianus Marcellinus kritisierte denn auch den Aberglauben des Kaisers und seinen Opferwahn (Ammian 25,4,17), der während seines Aufenthalts in Antiochia, wo die mehrheitlich christliche Bevölkerung hungerte, Folgen haben sollte (vgl. Ammian 22,12,6; siehe auch unten). Dort traf auch Julians puritanisch wirkende Einstellung auf Ablehnung (so lehnte er heidnisch-erotische Literatur strikt ab).

Julian und die Juden

Julian brachte eine Wende in der römischen Judenpolitik, da er die Juden aufgrund ihres Festhaltens am Glauben ihrer Väter sehr schätzte. In seinen Werken stellte er sie nicht nur gegenüber den Christen als Menschen dar, die auf einem richtigen Weg seien, den die Galiläer verlassen hätten, er pries auch ihr zähes Festhalten am bewährten Glauben als Vorbild für die Heiden. Auch die innerjüdische Hilfsbereitschaft erschien ihm vorbildhaft. Den Gott der Juden sah er entsprechend der interpretatio Graeca als einen Bestandteil des heidnischen Pantheons, weshalb er kritisierte, dass die Juden nicht ihrerseits die anderen heidnischen Götter anerkannten.

Insgesamt stand Julian aber dem Judentum sehr positiv gegenüber, er bezeichnete sich sogar selbst als Anhänger des Gottes Abrahams. Er plante 363 sogar den Wiederaufbau des jüdischen Tempels in Jerusalem, der jedoch dann zugunsten des Perserfeldzugs zurückgestellt wurde und bis heute nicht verwirklicht wurde. Auch erließ er den Juden die ihnen auferlegte Sondersteuer, eine Maßnahme, die jedoch offenbar nicht umgesetzt wurde. Neben einer gemeinsamen Ablehnung des Christentums wird als Grund für das gute Verhältnis des Kaisers zu den Juden auch die Absicht genannt, sich vor dem Persienfeldzug mit den babylonischen Juden gut zu stellen, um deren Unterstützung gegen die Sassaniden zu gewinnen.

Weitere innenpolitische Maßnahmen

Julian ging gegen Korruption und die teils unfähigen Berater seines Vorgängers vor, wenn auch manche Entlassung eher auf das christliche Bekenntnis des jeweiligen Beamten oder Militärs zurückzuführen ist. Er sorgte zudem für eine effiziente Verwaltung, förderte die Städte sowie das Finanz- und Postwesen und kümmerte sich auch intensiv um das Justizwesen und das Heer, dem er seinen Aufstieg verdankte. Diese Seite seines Wirkens wurde auch von einigen christlichen Autoren anerkannt, auch wenn seine Pläne aufgrund seines frühen Todes nur unvollständig umgesetzt wurden.

Besonders am Herzen lag Julian jedoch das Bildungswesen. Von bleibendem Einfluss blieb vor allem das bereits angesprochene Rhetorenedikt, das von seinen christlichen Nachfolgern beibehalten wurde, weil es dem Staat eine Zugriffsmöglichkeit auf die Bildungseinrichtungen ermöglichte. Während man über die Angemessenheit der mit dem Rhetorenedikt verbundenen Maßnahmen streiten kann, ist Julians Bedeutung für die Bibliothek von Konstantinopel unbestritten. Sein Vorgänger Constantius II. hatte 356 dafür den Grundstock gelegt, Julian stiftete ihr seine umfangreiche Privatbibliothek und ließ zudem repräsentative Räumlichkeiten für die Bibliothek bauen. Außerdem förderte er die Universität von Athen, an der er vor seiner Ernennung zum Caesar selbst studiert hatte und an der auch sein Freund Priskos lehrte.

Enttäuschung in Antiochia und die Niederschrift des Barthassers

Vor seinem Aufbruch zu einem Persienfeldzug im Jahr 363 weilte Julian mehrere Monate im christlichen Antiochia, einer der größten Städte des Reiches. Dort stieß seine Politik, wie schon zehn Jahre zuvor die seines Bruders Gallus, auf scharfe Ablehnung. Trotz der schlechten Versorgungslage wegen einer Dürre und eines Erdbebens weigerte sich Julian, die für seinen Feldzug zusammengezogenen Vorräte mit den Antiochenern zu teilen. Er unternahm auch nichts, um die Spannungen mit dem örtlichen Senat zu beseitigen. Zudem wirkte sein Auftreten als philosophischer Asket mit Bart und seine moralisierende Art zunächst belustigend, später schlug die Stimmung in offene Feindseligkeit um, was Julian zur Abfassung seiner Satire Misopogon (Barthasser) veranlasste. Julian ließ weiter jedes Fingerspitzengefühl vermissen, als er nach einem Brand im Apollon-Tempel von Daphne christliche Kirchen schließen ließ, ohne dass Beweise gegen die Christen vorlagen.

Fraglich ist zudem, ob selbst die Mehrheit der Heiden etwas mit Julians neuer religiöser Programmatik anfangen konnten. Diese war in weiten Teilen philosophisch abgehoben und auch von einem starken persönlichen Aberglauben durchzogen, den auch Ammianus kritisierte. Als Julian endlich in Richtung Osten aufbrach, wurde dies in der Stadt wohl nicht nur von den Christen mit Erleichterung aufgenommen, wenn sie auch fürchteten, der Kaiser könnte nach seiner Rückkehr Vergeltung üben.

Julians Perserkrieg und sein Ende

Die Motive des Persienfeldzuges, eine der größten Militäroperationen der Spätantike, sind nicht völlig klar. Vielleicht ging es um die Grenzsicherung, vielleicht sogar, ein „zweiter Alexander“ zu werden, da er Alexander den Großen neben dem römischen Kaiser Trajan zu seinen Vorbildern zählte (Alexander-Imitatio, d. h. der Versuch, an die Erfolge des Makedonenkönigs anzuknüpfen). Dringlich war der Feldzug jedenfalls nicht unbedingt: Obwohl Constantius keinen Frieden mit dem Sassanidenkönig Schapur II. geschlossen hatte, hatten sich die Sassaniden 360, nach erfolgreichen Feldzügen in Mesopotamien, zurückgezogen. Die Perser wollten angeblich sogar mit Julian in Verhandlungen treten, was dieser jedoch ablehnte (Libanios, orat. 18,164). Ammianus weist auf ein interessantes Motiv hin, wonach Julian begierig auf Siege über die Perser gewesen sei (Ammian 22,12,1f.). Möglicherweise wollte sich Julian auch nur die weitere Unterstützung der Armee sichern. Das mit einem militärischen Sieg verbundene Prestige und die Macht, die sowohl der Kaiser als auch die Armee dadurch gewinnen würden, sollten vielleicht einfach das schwierige Verhältnis des Kaisers zu seinen Generälen verbessern.

Am 5. März 363 brach Julian mit einem starken Heer nach Persien auf, wobei die Zahlenangaben in den Quellen schwanken; etwa 65.000 Mann dürften aber realistisch sein. Er setzte auf die bereits in Gallien erfolgreich von ihm verwendete Blitzkriegsstrategie und rückte schnell Richtung Euphrat vor. In Mesopotamien angekommen, teilte er seine Armee. Er selbst zog südwärts durch Babylonien und Assyrien, seine Generäle Procopius und Sebastianus unterstützten mit einer Flotte den mit Rom verbündeten armenischen König Arsacius bei der Sicherung des Nordufers des Tigris. Am 27. März überquerte Julian den Euphrat. Er erhielt große Unterstützung von persischen Vasallen, die sich ihm ergaben und Truppen für weitere Operationen gegen ihre früheren Herren zur Verfügung stellten.

Anfang April zog das römische Heer über Cercusium nach Dura, wo Julian das Grab eines seiner Vorgänger, Gordianus' III., besuchte, der auf einem Persienfeldzug von seinem Prätorianerpräfekten Philippus Arabs beseitigt worden war. Am 7. April setzte er den Marsch nach Assyrien fort. Er eroberte die Festung Anatha und erreichte die Unterwerfung weiterer lokaler Fürsten. Zwar verzichtete Julian auf die Belagerung weiterer Festungen, seine Truppen eroberten jedoch die Städte Diacira und Ozogardana sowie Maiozamalcha, das schon recht nahe bei der persischen Hauptstadt Ktesiphon lag.

Schließlich erreichte Julians Armee, einem Kanal zwischen Euphrat und Tigris folgend, Ktesiphon. Nachdem der bisher vernachlässigbar geringe persische Widerstand immer heftiger wurde, rieten die römischen Generäle von einer Belagerung der Hauptstadt ab und forderten Julian zum Rückzug auf. Dieser stimmte widerstrebend zu und begann den Rückmarsch, auch aufgrund der wegen einer Strategie der verbrannten Erde der Perser zunehmend schlechten Versorgungslage. Die Flotte ließ Julian verbrennen, um sie nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Die Erschöpfung der Soldaten machte bald darauf eine Rast notwendig. Das am 16. Juni eingerichtete Lager wurde jedoch immer wieder von persischen Guerillaangriffen bedroht.

Während eines dieser Angriffe wurde Julian in einen Kampf verwickelt und von einem Speer tödlich am Bauch getroffen. Ammianus Marcellinus gibt an, Julian habe sich zu weit vorgewagt. Man weiß nicht, von wem der Speer geführt wurde, ob nun von einem Perser oder von einem christlichen Soldaten (Ammian 25,3). Julian wurde in sein Zelt getragen, wo er sich noch ein letztes Mal mit seinen Offizieren besprach und schließlich seinen Verletzungen erlag. Er starb am 26. Juni bei Maranga am Tigris, wie sein Vorbild Alexander der Große im Alter von nur 32 Jahren.

Auf diesem insgesamt unzureichend geplanten und überhastet durchgeführten Feldzug gegen die Sassaniden, gewann Julian zwar einige Schlachten, er konnte jedoch den Krieg nicht gewinnen. Er wurde zuerst in Tarsos begraben, später aber nach Konstantinopel überführt. Seine großen Pläne konnte er nicht mehr verwirklichen. Der Sieg des Christentums war nicht mehr aufzuhalten, und auch sein Versuch einer Beschneidung der aufgeblähten Bürokratie wurde von seinen Nachfolgern aufgegeben.

Mit Julian endete die konstantinische Dynastie, er hatte lediglich eine Tochter, die wohl noch im Kindesalter starb. Sein Nachfolger wurde Jovian, ein christlicher Offizier niedriger Herkunft. Er musste mit dem Sassanidenkönig Schapur II. einen ungünstigen Frieden schließen und so den Preis für Julians Orientabenteuer bezahlen. Dies wurde aber weniger Julian als Jovian negativ angerechnet, ja es wurde sogar vereinzelt die Notwendigkeit eines Friedens und der damit einhergehenden Geländeverluste generell bestritten (etwa bei Demandt, Geschichte der Spätantike, S. 86. Dagegen vergleiche die ausführliche Analyse von G. Wirth, in: R. Klein, Julian Apostata, S. 455ff.).

Ob er nun tatsächlich notwendig war oder nicht, der Verlustfrieden von 363 gab jedenfalls den Persern eine Atempause und einen strategischen Geländegewinn. Was die Römer angeht, so sollte nach Julian kein römischer Kaiser mehr so weit nach Osten vordringen – wenn man von den Operationen des Herakleios im 7. Jahrhundert absieht, der da Erfolg hatte, wo Julian scheiterte.

Das Leben Julians wurde bald Gegenstand von Werken heidnischer wie christlicher Schriftsteller, wobei die einen seinen letztendlich vergeblichen Kampf um die Bewahrung des alten Glaubens lobten, die anderen hingegen den Menschen das Schicksal eines „Abtrünnigen“ aufzeigen wollten (siehe auch das Kapitel Julian zwischen Mythos und Realität: Quellensituation und Forschungsstand).

Die heidnische Renaissance und deren Gegenkräfte – Julians kulturelles Umfeld und dessen Nachwírkung

Der Neuplatonismus

Neuplatonismus ist eine moderne Bezeichnung für die spätantike philosophische Schule oder Strömung, die im 3. Jahrhundert aus dem Mittelplatonismus entstand und bis zum Ende der Antike im 6. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Vertreter hervorbrachte. Er basierte auf den Lehren Platons und des Platonismus, deutet Platon aber vielfach anders, als dieser sich selbst verstanden haben dürfte.

Der Neuplatonismus nahm mit dem Philosophen Plotin zu Beginn des 3. Jahrhunderts seinen Anfang, wobei Plotin, im Gegensatz zu Platon, offenbar völlig unpolitisch dachte. Plotin behauptete, von Ammonios Sakkas unterwiesen zu sein, einem ungelehrten Hafenarbeiter in Alexandria. Schriftlich legte er seine Philosophie erst im hohen Alter in 54 Einzeltexten nieder, die sein Schüler Porphyrios redigierte und in sechs Neunergruppen anordnete, weshalb sie unter dem Gesamttitel Enneaden (von griechisch „neun“) bekannt sind.

Plotin nahm die Zweiteilung der Realität Platons auf, der zwischen dem Sinnlichen und dem Geistigen unterschieden hatte, modifizierte diesen Entwurf jedoch und nahm eine hierarchische Dreiteilung vor: das Eine (griech. hén), der Geist (griech. noûs) und die Seele (griech. psyché), wobei das Eine nicht genau definiert werden kann; Plotin selbst setzt es aber mit dem Göttlichen gleich, als dessen „Ausströmung“ das Universum und die verschiedenen darin befindlichen Wesen zu verstehen sind, die dem Einen mehr oder weniger nahe sind. Der Geist ist dabei als die Summe aller Gedanken und Ideen zu verstehen, während die Seele das unkörperliche Leben an sich, die Weltseele darstellt. Das Eine kann auch nach Plotin nicht rational erfasst werden; es bedarf dazu eines Aufstiegs der Seele, also eines mystischen Aktes. Später fügten neuplatonische Philosophen, besonders Iamblichos von Chalkis, Hunderte von Zwischengöttern und Wesen zwischen dem Einen und dem Menschen hinzu. Plotins System war vergleichsweise viel einfacher.

Der Neuplatonismus wurde häufig als philosophische Grundlage des Heidentums herangezogen und zur Verteidigung des Heidentums gegen das Christentum benutzt. Die neuplatonischen Schulen von Athen und Alexandria galten bis ins 6. Jahrhundert als Reservate des Heidentums, was ein Hauptgrund für die Schließung der athenischen Schule durch den oströmischen Kaiser Justinian im Jahr 529 darstellte. Da die Kirchenväter selbst neuplatonisch bzw. die früheren Kirchenväter mittelplatonisch gebildet waren, beruhen weite Teile der christlichen Dogmatik auf neu-/mittelplatonischen Gedankengut. Diese Anverwandlung des Neuplatonismus ist besonders gut bei Augustinus von Hippo zu fassen, der in seinen Frühschriften das Christentum geradezu als Vollendung der Lehre Platons beschreibt; sogar seine Bekehrung geschah unter dem Einfluss der Schriften Plotins.

Die julianfreundliche Historiografie: Ammianus Marcellinus, Eunapios von Sardes und Zosimos

Viele spätantike Historiker waren Julian gewogen. Von ihnen ist der zweifellos bedeutendste der bereits mehrmals erwähnte Ammianus Marcellinus.

Ammianus wurde um 330 geboren und verstarb um 395. Er stammte aus wohlhabender griechischer Familie aus Antiochia in Syrien und war offenbar sehr belesen, wie Kenntnisse der lateinischen und griechischen Literatur zeigen. Er diente in jungen Jahren als Offizier in der Garde (protectores domestici) und unter dem Heermeister Ursicinus unter anderem in Gallien und in Mesopotamien, wo er an den Kämpfen gegen Schapur II. teilnahm (bei dem Fall der wichtigen römischen Festung Amida war er selbst anwesend). Ammianus nahm auch an dem Feldzug des Kaisers Julian gegen die Sassaniden teil. Später bereiste er Griechenland und Ägypten und ging wohl um 380 nach Rom, wo er um 390 sein Geschichtswerk (Res Gestae) verfasste; der genaue Titel seines Werkes ist uns allerdings nicht bekannt.

Das Werk des Ammianus behandelte in 31 Büchern nach seiner eigenen Aussage (31,16,9, wo er sich auch als „Soldat und Grieche“ bezeichnet) die Zeit des römischen Kaisers Nerva bis zur Schlacht von Adrianopel 378 n.Chr; ein Teil der Bücher wurde bereits 391/392 veröffentlicht, der Rest (ab Buch 26) folgte später, vielleicht um 394. Von diesen sind nur die Bücher 14–31 erhalten geblieben, die den Zeitraum von 353 bis 378 n. Chr. abdecken, den er als Offizier der Garde und Augenzeuge mitverfolgt hat. Den davor liegenden Zeitraum hatte Ammianus aus anderen Quellen rekonstruiert. Der Verlust ist bedauerlich, da wir ansonsten über eine durchgehende Historiographie vom 1. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts verfügen würden; dennoch ist der Wert des erhaltenen Teils unschätzbar.

Ammianus schrieb vor allem eine Kaisergeschichte, wobei er bemüht war, möglichst objektiv zu urteilen: Der chronologischen Behandlung der Regierungszeit folgt eine knappe Charakterisierung des jeweiligen Kaisers. Interessant ist sein Werk nicht nur als eine der wichtigsten Quellen der Völkerwanderung (über die wir sonst nur wenig wissen würden), sondern auch wegen der zahlreichen Exkurse bezüglich der Geographie (nicht immer fehlerfrei) und des Militärwesens. So erfährt der Leser einiges über das Persien der Sassaniden und über Germanen und Hunnen, wobei seine Beurteilung der „Barbaren“, der Tradition der antiken Historiographie Rechnung tragend, teils recht stereotyp ist. Interessant sind auch die Romexkurse, in denen er das Leben (und den Verfall der Sitten) in Rom beobachtete. Ammianus ist auch die wichtigste Quelle für die Kämpfe des Imperiums mit dem Sassanidenreich unter Schapur II.

Das Werk des Ammianus Marcellinus ist das letzte große in Latein verfasste Geschichtswerk der Antike, obwohl seine Muttersprache das Griechische war. Er orientierte sich offenbar an Tacitus (an den er in seiner Darstellung auch anschloss) und war bemüht, sich an seinen Lehrsatz zu halten, der sine ira et studio ("ohne Zorn und ohne Eifer", folglich: unparteiisch) lautete. Freilich gelang dies Tacitus selbst ebensowenig wie Ammianus, der trotz seiner allgemeinen Objektivität manchmal sehr subjektiv urteilte (siehe unten).

Tatsächlich ist das Werk des Ammianus aber dennoch (neben den Werken des Prokopios von Caesarea aus dem 6. Jahrhundert) die beste historiographische Quelle für die Zeit der Spätantike und kann sich durchaus mit den anderen großen Geschichtswerken der Antike messen. Dabei ist das Werk auch sprachlich gut gelungen, wenn auch der künstliche Stil der Spätantike oft deutlich hervortritt und das Werk mit Gräzismen gespickt ist.

Ammianus selbst war zwar Heide, begegnete dem Christentum aber mit großer Toleranz, da er beispielsweise die Armenversorgung und die moralischen Werte neidlos anerkannte. Sein Held allerdings ist ohne Zweifel Julian, mit dessen Tod das Werk eigentlich enden sollte (neue Einleitung Buch 26). Auch wenn er teils Kritik an ihm übt (was beispielsweise seinen Aberglauben betrifft), so stellt Ammianus ihn doch insgesamt als einen vorbildlichen Kaiser dar und zeichnet ihn an einigen Stellen etwas zu positiv. Insgesamt ist das religiöse Verständnis des Ammianus nur schwer zu beurteilen. In vielen Punkten folgte er der antiken historiographischen Tradition, die eben heidnisch geprägt war.

In der neueren Forschung wird darauf hingewiesen, dass Ammianus, trotz seiner Verdienste und seiner nie wirklich angezweifelten Fairness, bisweilen auch sehr subjektiv urteilte, etwa in Bezug auf Constantius II., den Gegenspieler seines Helden Julian, der bei Ammianus zu Unrecht so schlecht beurteilt wird (wohl auch, um den Kontrast zum angeblich so vorbildlichen Julian zu verstärken). Dennoch bleibt Ammianus die beste (und teilweise einzige) Quelle für diese Zeit. Dort wo die Darstellung des Ammianus abbricht, muss der weitere Geschichtsverlauf für die nächsten Jahrzehnte durch Quellen rekonstruiert werden, die Ammianus' Qualität nicht erreichen, wie beispielsweise Zosimos.

Eunapios von Sardes (ca. 345 bis 420) war wie Ammianus ein Zeitgenosse Julians und ebenfalls Heide. Er hatte in Sardes studiert und sich auch in Athen aufgehalten. Er verfasste ein an Publius Herennius Dexippus anschließendes Geschichtswerk in griechischer Sprache, welches den Zeitraum von 270 bis schließlich in das Jahr 404 n.Chr. abdeckte (in einer ersten Fassung endete es 395 mit dem Tod Kaiser Theodosius' I.). Das Werk ist uns nur fragmentarisch erhalten; zur Zeit des Photios, der das Werk noch ganz lesen konnte, war es in 14 Bücher eingeteilt.

Das Werk wurde später unter anderem von Zosimos rezipiert, der wie Eunapios dem Christentum feindselig gegenüber stand, so dass beide auch die Regierungszeit Theodosius I. sehr kritisch betrachteten. Eunapios stellte denn auch folgerichtig vor allem Julian in den Mittelpunkt seines Werkes; in einer zweiten, revidierten Fassung (die noch Photios vorlag) hatte Eunapios sein Urteil bezüglich des Christentums jedoch gemildert. Aus seiner Feder stammt außerdem eine Biographiensammlung über 17 Sophisten, welche von großem kulturhistorischen Wert ist, besonders im Hinblick auf die heidnische Renaissance zu Zeiten Julian Apostatas.

Der juristisch gebildete Heide Zosimos schließlich lebte um 500 und stammte vermutlich aus dem syrisch-palästinischen Raum. Zwischen 498 und 518 verfasste er eine Neue Geschichte (griech.: Ίστορία νέα/Historía néa) Roms in 6 Büchern, welche die römische Geschichte von Augustus bis 410 behandelt. So folgt nach einem Abriss der Kaiserzeit bis Diokletian eine recht ausführliche Beschreibung der Geschehnisse im 4. und 5. Jahrhundert, doch dann bricht die Darstellung kurz vor der Eroberung Roms durch den Westgotenkönig Alarich im Jahr 410 ab. Das Werk, welches mehrere verlorengegangene Quellen benutzte (so rezipierte er etwa den Heiden Eunapios von Sardes und Olympiodoros von Theben), ist trotz mancher chronologischer und sachlicher Irrtümer für jene bewegte Epoche wertvoll, da es für Teile des 4. Jahrhunderts die einzige uns bekannte Darstellung ist. Zosimos war als bekennender Heide ein dezidierter Feind des Christentums, was sich auch in seinem Werk bemerkbar macht. So fasste er den Verfall des Imperiums als Bestrafung für die Abkehr von den alten Göttern auf. Sein Werk kann jedoch nicht mit der Geschichte des Ammianus Marcellinus konkurrieren.

Was alle drei Autoren verbindet, war das heidnische Bekenntnis und die Bewunderung für Julian. Was sie jedoch unterschied, waren die jeweiligen Zeitumstände ihres Lebens und auch ihre Intentionen. Ammianus verlor trotz allem nie seinen Anspruch auf Objektivität und fand auch manch tadelnde Worte für Julian. Außerdem trieb ihn nicht der Hass auf das Christentum an wie etwa Zosimos und in geringerem Maße Eunapios. Julian war für alle drei die große Symbolfigur des Heidentums: Ammianus erkannte jedoch wohl als einziger sein letztendliches Scheitern.

Epitaph auf Julian: Libanios

Libanios, der wohl größte Redner der Spätantike. wurde im Jahre 314 n. Chr. wie Ammianus in Antiochia am Orontes in Syrien geboren und starb dort vermutlich bald nach 393. Er entstammte einer vermutlich seit der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Antiochia ansässigen Kurialenfamilie, die zu einigem Wohlstand gekommen war, zum Zeitpunkt der Geburt des Libanios allerdings schwere Zeiten hinter sich hatte; sowohl sein Großvater als auch dessen Bruder waren 303 im Zusammenhang des Ursupationsversuchs eines gewissen Eugenius (über den ansonsten nur wenig bekannt ist) hingerichtet worden. Im Rahmen dieser Ereignisse scheint die Familie des Libanios einen größeren Teil ihres Vermögens eingebüßt zu haben.

Zunächst in Antiochia von Privatlehrern erzogen, begann er sein Rhetorikstudium bei dem zu dieser Zeit bedeutendsten antiochenischen Rhetoriker Ulpianus von Antiochia. Von Antiochia begab er sich zur Vervollständigung seiner Studien 334 nach Athen. Ursprünglich wollte er dort der Schule des Epiphanius beitreten, eines Sohnes des Ulpianus von Antiochia. Doch auf dem Weg vom Hafen zur Stadt wurde er von Studenten des Diophantus, eines Konkurrenten des Epiphanius, abgefangen und gezwungen, dessen Schule beizutreten. Insgesamt scheint sich Libanios von den in Athen zu dieser Zeit weit verbreiteten Streitigkeiten zwischen den Studenten der verschiedenen Schulen ferngehalten zu haben.

Um den Jahreswechsel 340/341 eröffnete Libanios seine erste Schule in Konstantinopel. Die von Intrigen geprägte Atmosphäre in der Hauptstadt – ältere Kollegen scheinen dem jungen Neuankömmling den großen Zulauf, den seine Schule verzeichnen konnte, geneidet zu haben; Libanios selbst berichtet über eine Auseinandersetzung mit dem Rhetor Bemarchios – scheint aber relativ rasch zu dem Wunsch nach einem Ortswechsel geführt zu haben. Um 342 gelang es ihm dann, eine Erlaubnis für einen Wechsel zunächst nach Nikaia zu erlangen. Nach einem offenbar nur kurzen Aufenthalt dort trat er ab 342/343 eine Stelle in Nikomedia an. Damit begann nach eigener Aussage eine der glücklichsten Zeiten in seinem Leben, gekennzeichnet sowohl durch eine große Produktivität als auch durch eine große Zahl von Schülern; nach eigener Aussage gelang es ihm sogar, aus der Hauptstadt Schüler abzuwerben. In dieser Zeit besuchte etwa Basilius von Caesarea die Schule des Libanios, auch der spätere Kaiser Julian Apostata konnte ihn kurze Zeit (wenn auch nur mittelbar über Vorlesungsmitschriften) hören. Nach fünf Jahren wurde er allerdings wieder in die Hauptstadt zurückgerufen, wo er erneut bis 353/354 lehrte.

Erst 354 gelang es Libanios schließlich, sich endgültig in seiner Heimatstadt anzusiedeln; er sollte sie bis zu seinem Tod nicht mehr verlassen. In Antiochia konnte er rasch eine führende Position unter den Rhetoren der Stadt einnehmen. Auch besaß er bald hervorragende Kontakte sowohl zu den führenden Persönlichkeiten der Stadt als auch zu einflußreichen Beamten am Hof von Kaiser Constantius II. Einen ersten Höhepunkt stellten die Vorbereitungen des Perserfeldzug Kaiser Julian Apostatas dar, die diesen nach Antiochia führten. Schnell entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Julian und Libanios, und letzterer wurde in den engsten Personenkreis um den Kaiser aufgenommen, wobei sich Libanios offenbar eine Stärkung des Heidentums erhoffte. Auch nach dem Tod Kaiser Julians 363 – und dem Ende des Versuchs einer heidnischen Restauration – behielt Libanios zunächst seine einflußreiche Position in der Stadt, auch wenn ihn der Tod Julians offenkundig tief getroffen hatte; so ist eine Grabrede auf den Kaiser Julian Apostata (Epitaphios logos) überliefert.

Nachdem Kaiser Valens ab 371/372 im Zuge militärischer Operationen seine Residenz praktisch nach Antiochia verlegte, setzte nach der Aufdeckung der sogenannte Verschwörung des Theodorus eine regelrechte Heidenverfolgung im griechischen Osten ein, der in den folgenden Jahren viele heidnische Intellektuelle zum Opfer fielen. Das heidnisch geprägte geistige Leben im Reichsosten hat sich nie wieder vollständig von diesem Schlag erholt. Ein Schlaglicht auf die Zustände in Antiochia wirft etwa Johannes Chrysostomos, der berichtet, wie er beim Spielen am Ufer des Orontes ein magisches Buch gefunden, aufgehoben, beim zufälligen Herannahen eines Soldaten aber in Todesangst wieder in den Fluß geworfen habe.

Libanios konnte zwar – wohl aufgrund einflußreicher Protektion am kaiserlichen Hof – die Verfolgungen unbeschadet überstehen, stellte aber mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Lehrbetrieb ein und vermied öffentliche Auftritte.

Das Jahr 378 brachte mit der Katastrophe von Adrianopel (der schwersten Niederlage eines römischen Heeres seit Cannae im Jahre 216 v. Chr.) und dem Tod des Kaisers Valens für Libanios einen unerwarteten Neuanfang. In kurzer Zeit gelang es ihm, wieder eine führende Position unter den Rhetorikern der Stadt zu erlangen. Dazu gewann er erneut erheblichen politischen Einfluß sowohl in Antiochia als auch am Hofe Theodosius' I. Einen Höhepunkt dieser Entwicklung bildeten die so genannten Statuenunruhen von 387; hier hat es den Anschein, als habe Libanios maßgeblich dazu beigetragen, den führenden Schichten seiner Heimatstadt weitere kaiserliche Kollektivstrafen zu ersparen. Noch die letzten erhaltenen Nachrichten über Libanius weisen ihn als um seinen Einfluß am Hof und höchste Protektion bemüht aus.

Das letzte Lebensjahrzehnt hielt für Libanios aber auch schwere Schicksalsschläge bereit. So starben 390 kurz hintereinander seine Lebensgefährtin sowie sein einziger Sohn Kimon. Die letzten Nachrichten über Libanios haben sich aus dem Jahr 393 erhalten. Bald danach wird er gestorben sein; eine Bemerkung des Synesios von Kyrene aus dem Jahr 404 über einen greisen Rhetoriker bezieht sich mit Sicherheit nicht auf Libanios. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Theodor von Mopsuestia und Johannes Chrysostomos.

Einflussreiche Christen: Gregor von Nazianz und Athanasius

Die Romantik des Scheiterns – Rückblick und Ausblick

Die Geschichte des Imperium Romanum entwickelte sich anders, als von Julian und manchem seiner Bewunderer erhofft: Unter den nachfolgenden Kaisern wurde das Heidentum zwar wieder toleriert, Theodosius I. erhob jedoch das Christentum per Gesetz zur Staatsreligion. Das Heidentum bestand im Reich zwar noch bis weit ins 6. Jahrhundert fort, es konnte aber schon ab dem 5. Jahrhundert nicht mehr die Kraft entfalten, um sich des Christentums mit seinem missionarischen Impetus und vor allem der Erlösungsbotschaft zu erwehren. Die Vorstellung, Julian hätte zu den Zuständen vor Konstantin zurückkehren können, war wohl eher illusorisch – das hatte Julian bereits das Scheitern der heidnischen Staatskirche wie auch der Empfang in Antiochia gezeigt. Darüber können auch die panegyrischen Reden eines Ammianus und eines Libanios nicht hinwegtäuschen, die nicht zuletzt auch eine Rechtfertigung des Herrschers darstellen sollten, dessen Tod in vielen Städten mit Erleichterung aufgenommen worden war (vgl. dazu die knappe Zusammenfassung in R. Klein, Julian Apostata, S. 10ff.; siehe auch Bowersock, Julian the Apostate, S. 1–11 und 116–119).

Man neigte in der Folgezeit oft dazu, Julian entweder zu verteufeln oder ihn über Gebühr zu loben und zu einer tragischen Heldengestalt zu stilisieren. Von beiden Einschätzungen sollte man Abstand nehmen und vielmehr die besondere Persönlichkeit Julians anerkennen, ohne dabei sein Scheitern und seine Fehleinschätzungen zu verkennen.

Kommentiertes Quellen- und Literaturverzeichnis

Ausgaben der Werke Julians

  • Joseph Bidez, Franz Cumont (Hrsg.): Juliani imperatoris epistulae, leges, poematia fragmenta varia. Les belles lettres, Paris 1922.
  • Joseph Bidez, Gabriel Rochefort, Christian Lacombrade (Hrsg.): Julien. Œuvres complètes. 2 Bände in 4 Teilbänden. Les belles lettres, Paris 1924–64.
  • Stefano Conti (Hrsg.): Die Inschriften Kaiser Julians. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08443-6.
  • Marion Giebel (Hrsg.): Der Barthasser. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-009767-3.
  • Lisette Goessler (Übersetzerin): Die Briefe. Artemis, Zürich 1971.
  • Friedrich K. Hertlein (Hrsg.): Quae supersunt praeter reliquias apud Cyrillum omnia. 2 Bände. Teubner, Leipzig 1875/76.
  • Samuel N. C. Lieu (Hrsg.): The Emperor Julian. Panegyric and Polemic. 2. Auflage. Liverpool University Press, Liverpool 1989, ISBN 0-85323-376-4.
  • Berthold K. Weis (Hrsg.): Briefe. Heimeran, München 1973, ISBN 3-7765-2110-4 (griechisch und deutsch).
  • Wilmer Cave Wright (Übersetzer): The works of the emperor Julian. 3 Bände. Heinemann, London 1969–80, ISBN 0-674-99014-5 (griechisch und englisch).

Sekundärliteratur

Zur Einführung in die Spätantike
  • Peter Robert Lamont Brown: The World of Late Antiquity AD 150–750. New York 1971, mehrere Nachdrucke, ISBN 0-393-95803-5.
    Einflussreiche, populärwissenschaftliche und gut geschriebene Darstellung, die vor allem die kulturelle Metamorphose der spätantiken Welt betont.
  • Jochen Martin: Spätantike und Völkerwanderung (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 4). 4. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2001, ISBN 3-486-49684-0.
    Das bewährte Handbuch bietet eine Darstellung der Ereignisgeschichte, einen Überblick über die Forschungsprobleme und eine reichhaltige Bibliographie.
Julian und seine Zeit
  • Polymnia Athanassiadi: Julian. An Intellectual Biography. Routledge, London 1992, ISBN 0-415-07763-X.
  • Pedro Barceló: Constantius II. und seine Zeit. Die Anfange des Staatskirchentums. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-94046-4.
  • Joseph Bidez: Julian der Abtrünnige. Callwey, München 1940 (französisch: Vie de l’Empereur Julien. Übersetzt von Hermann Rinn, älteres Standardwerk, mehrere Nachdrucke).
  • Jean Bouffartigue: L’empereur Julien et la culture de son temps. Collection des Études Augustiniennes, Paris 1992, ISBN 2-85121-127-7 (Série Antiquité, Band 133).
  • Glen Warren Bowersock: Julian the Apostate. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts 1997, ISBN 0-674-48882-2 (Nachdruck der Ausgabe Cambridge, Massachusetts 1978; knappe, aber gut lesbare und kritische Zusammenfassung der Regierungszeit Julians).
  • Klaus Bringmann: Kaiser Julian. Primus, Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-516-8 (souverän geschriebene Biografie, die Julian ohne Pathos beschreibt).
  • Robert Browning: Kaiser Julian. Der abtrünnige römische Herrscher. Heyne, München 1988, ISBN 3-453-00821-9 (englisch: The Emperor Julian. Übersetzt von Ulla Leippe).
  • Alexander Demandt: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55993-8, S. 119–136 (Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abteilung, 6. Teil).
  • Thorsten Fleck: Die Portraits Julianus Apostatas. Kovač, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3082-9 (Antiquitates, Band 44).
  • Marion Giebel: Kaiser Julian Apostata. Die Wiederkehr der alten Götter. Artemis & Winkler, Düsseldorf – Zürich 2002, ISBN 3-538-07130-6 (nicht immer sehr kritische Biografie, die Julian teilweise zu positiv sieht).
  • David Hunt: Julian. In: Averil Cameron, Peter Garnsey (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. Band 13. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-30200-5, S. 44–77 (gut lesbare und den aktuellen Forschungsstand miteinbeziehende Darstellung).
  • Richard Klein: Kaiser Julians Rhetoren- und Unterrichtsgesetz. In: Raban von Haehling, Klaus Scherberich (Hrsg.): Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike. Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1999, ISBN 3-487-11032-6, S. 128–155 (Spudasmata, Band 74).
  • Richard Klein (Hrsg.): Julian Apostata. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978, ISBN 3-534-07315-0 (Wege der Forschung, Band 509; wichtige Aufsatzsammlung).
  • Adolf Lippold: Iulianus I. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 19, 2001, Sp. 442–483 (informative Zusammenfassung).
  • Edgar Pack: Städte und Steuern in der Politik Julians. Untersuchungen zu den Quellen eines Kaiserbildes. Latomus, Brüssel 1986, ISBN 2-87031-134-6 (Collection Latomus, Band 194).
  • Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 3-608-94296-3 (sehr gut lesbare, fundierte und aktuelle Gesamtdarstellung, in der auch ausführlich auf die Rezeptionsgeschichte eingegangen wird).
  • Klaus Rosen: Julian in Antiochien oder „Wie eine Theorie in der Praxis scheitert“. In: Wolfgang Schuller (Hrsg.): Politische Theorie und Praxis im Altertum. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13050-2, S. 217–230.
  • Klaus Rosen: Kaiser Julian auf dem Weg vom Christentum zum Heidentum. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Band 40, 1997, ISSN 0075-2541, S. 126–146.
  • Rowland Smith: Julian’s gods. Religion and philosophy in the thought and action of Julian the Apostate. Routledge, London 1995, ISBN 0-415-03487-6 (vor allem bezüglich des kulturellen Hintergrunds Julians von Bedeutung).
Spezialliteratur
  • Ernst Dassmann: Kirchengeschichte Bd. II/1: Konstantinische Wende und spätantike Reichskirche. Stuttgart 1996, ISBN 3-170-12045-X.
  • Jens Halfwassen: Plotin und der Neuplatonismus. München 2004, ISBN 3-406-51117-1.
    Gute Einführung in die Thematik.
  • Arnold H. M. Jones: The Later Roman Empire 284-602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bde., Oxford 1964 (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986).
    Umfangreiches, aber teils schwer lesbares Handbuch, das ganz aus den Quellen gearbeitet wurde.
  • Walter Pohl: Die Germanen (Enzyklopädie Deutscher Geschichte 57). 2. Aufl., München 2004, ISBN 3-486-56755-1.
    Übersichtsdarstellung einschließlich Forschungsteil und umfassender Bibliographie.
  • Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. erw. Aufl., Stuttgart u. a. 2005, ISBN 3-17-018940-9.
    Wissenschaftlich fundierte und gut lesbare Einführung.
  • David Rohrbacher: The Historians of Late Antiquity. London/New York 2002, ISBN 0-415-20458-5.
    Überblick bezüglich der wichtigsten spätantiken Historiker mit weiterführender Literatur.
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990.
    Eine solide Einführung, die sowohl die Geschichte der Sassaniden (in Grundzügen) als auch Verwaltung, Religion und Kunst behandelt. Es finden sich dort auch weitere Hinweise.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Neuauflage, München 2005, ISBN 3-491-96151-3.
    Wohl das beste deutschsprachige Handbuch bezüglich der antiken persischen Großreiche, einschließlich des Sassanidenreichs.