Benutzer:Stegosaurus Rex/Spielplatz2
Handlung
Kulturelle Transformation
Der indigene Wissenschaftler Edward D. Castillo charakterisierte Dunbars Transformation in einen Einheimischen als graduell und inkrementell. Nach und nach verzichtet Dunbar auf seinen Bart, seine Jacke und seinen Hut und trägt dafür einen Lakota-Brustpanzer, ein Messer und langes, mit Federn geschmücktes Haar. Zentraler Wendepunkt für Dunbars Umwandlung sei der Anblick von toten, enthäuteten Büffeln, die weiße Jäger nur für ihre Felle erschossen haben und nun in der Prärie verrotten – ein Ereignis, wodurch Dunbar zu der Einsicht gelangt, dass das Volk der Weißen eines ohne Werte und Seele sei. Rhythmische Trommelschläge, die nach seiner Rückkehr ins Fort und während seines dortigen Tanzes um das Feuer zu hören sind, signalisierten seine tiefere Transformation, seine Verbindung mit dem Rhythmus der Erde und seine Zurückbesinnung auf seine eigenen jungsteinzeitlichen Vorfahren.[1]
Manche Kritiker interpretierten Dunbars Geschichte als „Going native“, das heißt als Prozess des Einheimischwerdens bei den Indianern verbunden mit dem Ablegen seiner bisherigen Kultur. Zum Beispiel meinte David Ansen, dass Dunbar beim Abwerfen seiner Kultur seine wahre Identität finde und dass es sich dabei um einen klassischen romantischen Trope des 19. Jahrhunderts handele, nämlich um die Verehrung des natürlichen, „primitiven“ Menschen, die vom elegischen politischen Bewusstsein des 20. Jahrhunderts geprägt sei. Der amerikanische Wissenschaftler Randall A. Lake sprach sich gegen solche Charakterisierungen aus, da sie den Film substantiell fehldeuteten und Dunbars Transformation nicht so radikal oder komplett sei, wie von ihnen unterstellt. Sogar der Begriff „Transformation“ sei unzutreffend, da sich Dunbars Identität nicht so stark ändere als vielmehr neuen Ausdruck in einer neuen Umgebung finde. Akkurater als vom „Einheimischwerden“ zu sprechen sei es zu sagen, dass Dunbar sich zu den Einheimischen begebe, wo er auf eine bestimmte Art und Weise sowohl handele als auch sich entwickele, wie sie in seiner früheren Umgebung nicht möglich gewesen wäre.[2] Entgegen der „Going native“-Deutung bleibe Dunbars Veränderung trotz etlicher äußerlicher Zeichen wie seiner Heirat mehrdeutig, denn er gebe seine euro-amerikanische Identität niemals völlig zugunsten einer Lakota-Identität auf; eine gewisse Distanz zu den Indianern bleibe stets bestehen.[3] Die „Going native“-Interpretation ziehe, so Lake, den falschen Schluss, dass die Suche nach einer „authentischen“ Identität oder einer reinen Tradition eine edelmütige Suche mit dem hegemonialen Verlangen sein muss, das Andere zu unterwerfen. Dunbars Reise der Selbstentdeckung sei weder Verwandlung noch Eroberung, sondern stattdessen – den Autor einer Kritik über den Film in den Cahiers du cinéma zitierend – „eine nicht reduzierbare Andersheit, die sich selbst unmaskiert gegenübersteht“, ein „Prozess der Kontamination“.[4]
Im Journal of Film and Video äußerte Armando José Prats die Deutung, dass die Langfassung zwar keine Abstriche an der Vollständigkeit der kulturellen Transformation Dunbars mache, wie sie in der Kurzfassung enthalten sei. Allerdings verrate die Langfassung nur allzu offensichtlich die Auslöschung von Dunbars früherem Selbst, während die Kurzfassung keine Spur davon hinterlasse.[5] Die Langfassung untergrabe somit die ideologischen Ansprüche der Kurzfassung.[6]
Kritikenspiegel
Englisch
- M. S. Mason: Wiping Out Movie-Indian Clich'es, in: The Christian Science Monitor vom 7. Dezember 1990
- Caryn James: Frugging With Wolves, in: The New York Times vom 13. Januar 1991
- David Ansen: How The West Was Lost, in: Newsweek vom 18. November 1990
- Hal Hinson: ‘Dances With Wolves’, in: The Washington Post vom 9. November 1990
- Roger Ebert: Dances with Wolves, ursprünglich erschienen in der Chicago Sun-Times vom 9. November 1990
- Gene Siskel: `Dances With Wolves` Is A 3-hour Delight, in: Chicago Tribune vom 9. November 1990
- Peter Travers: Dances with Wolves, in: Rolling Stone vom 21. November 1990
- Sheila Benson: Costner's Magic With ‘Wolves’, in: Los Angeles Times vom 9. November 1990
- Amy Dawes: Film Review: ‘Dances With Wolves’, in: Variety vom 11. November 1990
- Vincent Canby: A Soldier at One With the Sioux, in: The New York Times vom 9. November 1990
- Michael Dorris: Indians in Aspic, in: The New York Times vom 24. Februar 1991
- Owen Gleiberman: Dances With Wolves, in: Entertainment Weekly vom 16. November 1990
- Pauline Kael: Dances With Wolves. In: The New Yorker vom 17. Dezember 1990
- Richard Grenier: Hype In Wolves` Clothing: The Deification Of Costner`s `Dances`, in: Chicago Tribune vom 29. März 1991
- Amy Dawes: Film Review: ‘Dances With Wolves’, in: Variety vom 11. November 1990
- James Berardinelli: Dances with Wolves (United States, 1990), in: ReelViews, nach 1997
Speziell zur Langfassung:
- David Gritten: ‘Dances With Wolves’--the Really Long Version, in: Los Angeles Times vom 20. Dezember 1991
Deutschsprachig
- Norbert Grob: An der Grenze, In: Die Zeit Nr. 9 vom 22. Februar 1991
- Sassan Niasseri: Der wilde, aber romantische Westen: „Der mit dem Wolf tanzt“, in: Rolling Stone vom 26. Dez. 2017
- Gunar Ortlepp: Vor dem Fall, in: Der Spiegel Nr. 8/1991
- Franz Everschor: Der mit dem Wolf tanzt, in: Film-Dienst Nr. 3/1991
- Wolf Peters: Einigkeit bei Kritikern und Publikum: ein atemberaubender und glanzvoller Film, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 19. Februar 1991, S. 6
Französischsprachig
- Danièle Heymann: Plein Ouest, plein coeur, in: Le Monde vom 21. Februar 1991
- Pierre Lutz: Le péché originel pardonné, in: Le Monde diplomatique, Juli 1991