Benutzer:JEW/Münzfund von Kehra

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Der Münzfund von Kehra (deutsch Kedder) in Anija im Kreis Harju in Estland zeigt, dass es an der Wende zum 11. Jahrhundert im Baltikum zu Veränderungen im Währungsumlauf kam. Arabische Münzen wurden nach und nach durch westeuropäische ersetzt. Die Auswertung aller Münzfunde ergibt etwa : 5000 arabische, 10.500 deutsche, und 2000 englische Münzen. Der in Kehra gefundene Hort ist einer der größten aus dem letzten Viertel des 10. Jahrhunderts und enthält damit wichtiges Informationsmaterial über eine wenig bekannte Zeit.

Ein vasenförmiges, schwarzes Steingutgefäß orientalischer Herkunft wurde in Kehra als Behälter für Silbermünzen verwendet. Der Hort, mit insgesamt 421 Münzen wurde 1940 während Bautätigkeiten auf dem Andreksehof entdeckt. Auf dem Hort gefundene Eisenfragmente und Scherben, weisen darauf hin, dass er möglicherweise in einer Siedlung deponiert wurde.

Beschreibung

  • Unter den Münzen herrschen Dirhems, die in Taschkent (dem damaligen Aš-Saš) und in Samarkand während der Samanidenherrschaft geprägt wurden vor.
  • Unter den übrigen Münzen sind byzantinische Miliaresien vertreten, die beiden jüngsten stammen aus der Zeit von Kaiser Johannes Tzimiskes (969–976).
  • Eine der westeuropäischen Münzen, ein norddeutscher Denar, wurde wahrscheinlich im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts in Magdeburg geprägt, die andere wurde unter Kaiser Otto II. (HRR) oder Otto III. (HRR) (973–1002) in Mainz geprägt.
  • Böhmische Denare sind in estnischen Horten selten. Der Kehra-Hort enthält eine Münze von Herzog Boleslav I. (929–967).
  • Ein englischer Penny des Königs Æthelred ist interessant, weil er nur in geringer Stückzahl geprägt wurde.
  • Eine Münze des Schatzes verdient besondere Beachtung, da ein Thorshammer darauf eingekratzt ist. Hierbei handelt es sich um Graffiti, die vor allem auf arabischen Münzen des 9.–10. Jahrhunderts vorkommen. Münzgraffiti sind in der Antike auf Münzen eingekratzte Texte, Zeichen oder Bilder. Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Brauch hauptsächlich in Schweden verbreitet war.

Siehe auch

Literatur

  • Hendrik Mäkeler: Wikingerzeitlicher Geldumlauf im Ostseeraum – Neue Perspektiven. In: Quaestiones Medii Aevi Novae 10, 2005, S. 121–149. (Digitalisat, PDF 2,1 MB)
  • Ivar Leimus: Funde byzantinischer Münzen in Estland. In: M. Wołoszyn (Hrsg.): Byzantine Coins in Central Europe between the 5th and 10th Century. Krakau 2008, S. 1–17 (Digitalisat).


Kategorie:Münzfund Kategorie:Depotfund Kategorie:Archäologischer Fund (Estland) Kategorie:Kreis Harju