Benutzer:Auge=mit/Ferrari 312 S / 412 S

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Ferrari 312 S, hier schon umgebaut zum 412 S (mit dem Tipo 141 4,0-Liter-V12-Motor)

Der Ferrari 312 S war ein Rennwagen der Scuderia Ferrari, der 1958 als Einzelstück gebaut wurde. Der Wagen wurde später modifiziert und bekam die Bezeichnung 412 S.[1]

Geschichte des 312 S

Der einzige jemals gefertigte 312 S war ein experimenteller Sportwagen-Prototyp. Er trug die Fahrgestellnummer s/n 0744 (Chassisdesigntyp 524). [1] Der Wagen wurde entwickelt, um die die nach dem schweren Unfall bei der Mille Miglia 1957 eingeführte 3,0-Liter-Begrenzung des Hubraums zu erfüllen.

Motor

Der 312 S wurde von einem neuen, von Vittorio Jano entwickelten 3,0-Liter-V12-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank angetrieben. Der Motor trug die interne Bezeichnung Tipo 142.[1]

Die Abmessungen (wie Bohrung und Hub) des Tipo 142 glichen annähernd denen des ‚alten‘ 250 Colombo-Motors. Der Hubraum betrug 2953,21 cm³. Die maximale Leistung lag aber mit 320 PS (235 kW) bei 8400/min[1] höher als die des 250 TR (300 PS (221 kW) bei 7200/min)[2] mit dem Colombo-Motor. Das Gemisch bereiteten sechs Vergaser Weber 42DCN auf. Der Motor hatte eine Zündkerze pro Zylinder und Magnetzündung.

Rahmen und Fahrwerk

Der Wagen hat einen Stahlrohrrahmen, der als Tipo 524‘ (ital.: „Prova“) bezeichnet wurde. Das Getriebe ist vor der Hinterachse zusammen mit dem Differenzial eingebaut.Die Vorderräder sind einzeln an je zwei verschieden langen Dreiecksquerlenkern mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern aufgehängt. Die Hinterachse war eine De Dion-Achse, die an doppelten Längslenkern geführt wurde und sich auf quer eingebaute Blattfedern sowie Schraubenfedern mit Teleskopdämpfern stützte. Ferner war ein Querstabilisator eingebaut.[1] Das komplette Auto wog 750 kg,[1] während das Gewicht des 250 TR noch 800 kg betrug.[2]

Rennhistorie

Das einzige Rennen bei dem der 312 S gefahren wurde, war der Grand Prix für Sportwagen in Spa-Francorchamps am 18. Mai 1958.[3] Olivier Gendebien musste bereits in der vierten Runde wegen Problemen mit dem Getriebe aufgeben.[4] Nach diesem Rennen wurde der Wagen zurück ins Werk gebracht, modifiziert und anschließend in „412 S“ umbenannt.

Geschichte des 412 S

der Motor des 412 S
im Vordergrund der 1958er Ferrari 412 S „Monza“ s/n 0744. Dahinter zum Vergleich ein 250 Testa Rossa
Der Ferrari 412 S im Showroom während der Versteigerung bei RM Sotheby's

Umbau

Das einzige Exemplar des Ferrari 412 S wurde aus dem experimentellen Chassis des 312 S in Kombination mit dem Motor entwickelt, der vorher im Ferrari 412 MI eingesetzt war. Das Auto behielt die Chassis-Nr (s/n 0744) seines Vorgängers.[5] Die Karosserie wurde (wie schon beim 312 S) von der Carrozzeria Scaglietti entworfen und gebaut.[6] Der installierte Motor war der Tipo 141 mit zwei obenliegenden Nockenwellen, wie er im Juni 1958 im 412 MI-Monoposto bei den 500 Meilen von Monza eingesetzt worden war. Aus diesem Grund wird das Auto fälschlicherweise manchmal auch als 412 MI bezeichnet.[5] Der Motor wurde noch früher im Ferrari 335 S von Alfonso de Portago, mit dem er 1957 bei der Mille Miglia verunglückte, eingesetzt.[7]

Der von Vittorio Jano entworfenen Motor Tipo 141 ist ein 4,0-Liter-V12-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank und zwei Ventilen pro Zylinder. Der Hubraum betrug 4023,32 cm³, und die maximale Leistung lag bei 432 PS (318 kW) bei 8000/min. Die Verdichtung betrug 9,9:1 und das Gemisch wurde von sechs Vergasern Weber 42DCN aufbereitet. Der Motor hatte zwei Zündkerzen pro Zylinder. Das Fassungsvermögen des Kraftstofftanks wurde von 130 Liter auf 196 Liter erhöht.

Die Aufhängung der Räder unterschied sich nur geringfügig vom Vorgängermodell: der 412 S war mit hydraulischen Dämpfern ausgestattet, und 1959 wurden die Trommelbremsen durch Scheibenbremsen ersetzt.[6][8] Der 412 S war einer der ersten Ferraris mit dieser Verbesserung.

Rennhistorie

Nach Fertigstellung wurde das Auto an John Von Neumann,[9] einen Ferrarihändler und Rennfahrer aus Kalifornien, ausgeliefert. Von Neumann nahm damit 1958 an der „USAC Road Racing Championship" für das Team Ferrari Representatives of California teil.

Mit Phil Hill am Steuer hatte der Wagen am 28. September 1958 einen Einsatz beim „USAC International Formula Libre Grand Prix“[10] in Watkins Glen. Hill schied wegen einer kaputten Antriebswelle aus,[11] und beklagte sich später über Handlingsprobleme.

Am 12. Oktober 1958 startete Hill beim „Grand Prix Riverside 200 Miles“[12], dem vierten Rennen der USAC Road Racing Championship. Hill qualifizierte sich auf dem zweiten Platz. Im Rennen wechselten Hill und Chuck Daigh mehrmals die Spitzenposition, aber Hill musste, unter anderem wegen Problemen mit der Kraftstoffpumpe, insgesamt drei Mal an die Box – und schied schließlich in der 58. Runde (vier Runden vor Rennende) aus.[13]

Auch 1959 wurde der 412 S in der USAC Road Racing Championship eingesetzt: beim Kiwanis Grand Prix auf dem Riverside International Raceway saß Richie Ginther am Steuer. Er qualifizierte sich für Startplatz Eins und gewann das Rennen. Dies blieb der einzige Sieg für den Ferrari 412 S.[14] Beim nächsten Rennen, ebenfalls in Riverside, qualifizierte sich Ginther erneut für die Pole Position, musste jedoch in Runde 35 wegen Problemen mit der Kraftstoffzufuhr aufgeben. Im Dezember erzielte Ginther einen 2 Platz bei der Governor's Trophy in Nassau (Bahamas). Bei den folgenden 2 Rennen der Tropy schied Ginther aus.

Das letzte Rennen von Richie Ginther am Steuer des 412 S fand 1960 beim Grand Prix der Los Angeles Times statt, bei dem er mit Getriebeproblemen ausschied.[13]

1961 starte der US-Amerikaner Frederick Knoop mit dem Wagen in der SCCA-Serie (Sports Car Club of America) und erzielte beim Vorlauf in Riverside den dritten Platz sowie den zweiten Platz im Hauptrennen. Skip Hudson, ein weiterer US-Fahrer[15] startete dann im selben Jahr noch bei ein paar Rennen, blieb aber erfolglos.[16][17]

Verbleib

Der Ferrari 312 S/412S wurde im August 2006 auf einer Auktion von RM Sotheby's in Monterey für 5,6 Millionen US-Dollar verkauft.[18]

Technische Informationen / Übersicht / Vergleich 312 S vs. 412 S

Ferrari 312 S[1] Ferrari 412 S[5][6]
Motor 60°-V12-Ottomotor Tipo 157 vorn längs eingebaut, Zylinderköpfe und Motorblock aus Aluminium
Hubraum 2953,21 cm³ 4023,32 cm³
Bohrung × Hub 73 × 58,8 mm 77 × 72 mm
Verdichtungsverhältnis 9,4:1 9,9:1
Leistung bei 1/min 320 PS (235 kW) bei 8400/min 432 PS (318 kW) bei 8000/min
Spezifische Leistung: 108 PS/l (79,4 kW·dm−3 107 PS/l (78,7 kW·dm−3
Ventilsteuerung Zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinderreihe mit zwei Ventilen pro Zylinder
Gemischaufbereitung sechs Vergaser Weber 42 DCN
Zündung Eine Zündkerze pro Zylinder, zwei Zündspulen Doppelzündkerzen pro Zylinder, zwei Zündspulen
Kühlung Wasser
Getriebe 4-Gang-Getriebe mit Rückwärtsgang (Hinterradantrieb)
Bremsen Trommelbremsen an allen Rädern Trommelbremsen (ab 1959 Scheibenbremsen) an allen Rädern
Radaufhängung vorn Einzelradaufhängung mit verschieden langen Querlenkern,
Schraubenfedern mit Teleskopdämpfern
Einzelradaufhängung mit verschieden langen Querlenkern,
Schraubenfedern, hydraulische Dämpfung
Radaufhängung hinten de Dion-Achse, doppelte Längslenker, Blattfedern quer,
Schraubenfedern mit Teleskopdämpfern, Querstabilisator
de Dion-Achse, doppelte Längslenker, Blattfedern quer,
hydraulische Dämpfung
Karosserie und Rahmen Aluminiumkarosserie, Stahlrohrrahmen
Radstand 2350 mm
Spurweite vorne / hinten 1328 mm / 1310 mm
Reifengröße Vorne 6.00 × 16 in
Reifengröße Hinten 7.00 × 16 in
Maße L × B × H (mm) unbekannt 4204 mm × 1651 mm × 1041 mm
Leergewicht (ohne Fahrer) 750 kg 880 kg
Tankinhalt 130 Liter 196 Liter
Höchstgeschwindigkeit 280 km/h unbekannt
Leistungsgewicht 0,427 PS·kg−1 (314 W·kg−1 0,49 PS·kg−1 (361 W·kg−1)

Weblinks

Commons: 1958 Ferrari 312 S/412 S s/n 0744 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise