Ailetten

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Rechteckige und runde Ailetten in einer niederdeutschen Miniatur der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, um 1330
Der Schenk von Limburg, die einzige Darstellung eines Achselschildes im Codex Manesse, um 1320

Bei den Ailetten (zu deutsch Achselschilde) handelt es sich um meist rechteckige Schulterplatten, die aus Holz bestanden und von einer Schicht aus Leder oder Leinen überzogen wurden. Sie waren oft mit dem Wappen ihres Trägers bemalt.

Geschichte

Die Ailetten stammten, wie viele rüstungstechnische Neuerungen im Mittelalter, aus Frankreich und wurden um etwa 1250–1310 getragen. Die Funktion dieser „Achselschilde“ als Körperschutz ist eher zu bezweifeln. Sie dienten wohl vor allem der Erkennung der Ritter, da diese durch die Kettenrüstung und den gegen 1300 üblichen Vollhelm (Topf- oder Kübelhelm) nicht mehr von Feinden unterschieden werden konnten. Der Begriff Ailetten kommt vom französischen les ailettes, was 'die Flügelchen' bedeutet.

Funktion und Verbreitung

Mangels erhaltener Originalstücke kann über die tatsächliche Funktion dieser im deutschen Sprachraum „Achselschilde“ genannten Rüstungsteile nur spekuliert werden. Gegen die Funktion als Körperschutz spricht vor allem die Tatsache, dass sich ihre Verwendung weitgehend auf den französischen bzw. französisch beeinflussten Kulturkreis beschränkt. Im deutschen Sprachgebiet finden sich nur im Rheingebiet, Westfalen und Hessen Darstellungen solcher Achselschilde auf Grabplatten oder Miniaturen. Die französische Mode erscheint sonst nur noch auf dem Reitersiegel König Johann des Blinden von Böhmen (gefallen 1346 in der Schlacht von Crécy) aus der Dynastie der Luxemburger, der mit dem französischen Königshaus verschwägert war.

Als Körperschutz wären Ailetten eigentlich nur aus widerstandsfähigeren Materialien wie Metall sinnvoll gewesen. Ein vom Topf- bzw. Kübelhelm abgeleiteter Schwerthieb konnte so möglicherweise aufgefangen werden. Allerdings scheinen diese kleinen Schilde meist nicht waagrecht auf der Schulter aufgelegen zu haben. Offenbar überragten sie den Schultergürtel seitlich in der Art kleiner Flügel (ailettes, ailerons), zeigten also in der Seitenansicht deutlich das Wappen des Trägers. Auf einigen zeitgenössischen Miniaturen sind auch runde oder ovale Exemplare überliefert.

Die ältesten datierten Darstellungen (1274) dieser Schulterstücke stammen aus einer französischen Handschrift des Gralsromans. Auf einem kleinen Bronzerelief im Metropolitan Museum in New York erkennt man gar ailettenförmige Kniekacheln.

Die wenigen vollplastischen Darstellungen von Kriegern mit Achselschilden zeigen gelegentlich erhabene Wappendarstellungen. Möglicherweise wurden solche Reliefs mit Modeln auf die Schilde aufgebracht. Ein entsprechender Modelstein konnte 1926 bei den Ausgrabungen der Burg Montfort (Starkenberg) im heutigen Israel geborgen werden. Das Objekt zeigt zwei etwa 11 Zentimeter lange stilisierte Barben (Fische), die als das „Redende Wappen“ der Grafen von Bar gedeutet werden.

Literatur

  • Helmut Nickel: About Ailettes and Achselschilde. In: Waffen- und Kostümkunde. Zeitschrift für Waffen- und Kleidungsgeschichte. Bd. 44, Heft 2, 2002, ISSN 0042-9945, S. 197–212.

Weblinks