Olga Fröbe-Kapteyn

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Olga Fröbe-Kapteyn (* 18. Oktober 1881 in London; † 1962 in Ascona) war eine niederländische Künstlerin,[1] Theosophin und Begründerin der Eranos-Gesellschaft, die die meiste Zeit ihres Lebens in der Schweiz verbrachte.

Biografie

Olga Fröbe-Kapteyn wurde als ältestes Kind niederländischer Eltern in London geboren und wuchs dort in wohlhabenden Verhältnissen auf. Ihr Vater Albertus Kapteyn (1848–1917) war Ingenieur und Erfinder[2], ihre Mutter Truus Muysken (1855–1920) Frauen- und Lebensreformerin. Ende des 19. Jahrhunderts zogen die Kapteyns nach Zürich, wo Olga die Kunstgewerbeschule besuchte. 1909 heiratete sie den österreichischen Dirigenten und Musiker Iwan Fröbe (1880–1915), der slowenischer Abstammung war. Er war ab 1908 als Flötist beim Tonhalle-Orchester in Zürich tätig, doch seine Dirigenten-Laufbahn führte das Paar später nach Braunschweig, München und 1910 nach Berlin. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog die Familie wieder zurück nach Zürich, wo Olga Fröbe einen literarischen Salon unterhielt.[3] Mit ihrem Mann hatte sie Zwillings-Töchter. Iwan Fröbe starb sechs Jahre nach der Hochzeit bei einem Flugzeugunglück. Sie war eine eigenwillige, an sportlichen Herausforderungen interessierte Frau; so soll sie als eine der ersten Frauen den Mont Blanc bestiegen haben.

1919 erwarb sie nach einem Kuraufenthalt auf dem Monte Verità aus dem Besitz des Augenarztes Hoffmann das Grundstück Moscia (heute zu Ascona gehörig) mit der Casa Gabriella; dies mit Hilfe des väterlichen Erbes.[4] Sie gilt als Begründerin der Eranos-Tagungen. Deren Idee «ein Zusammentreffen von West und Ost durch Begegnungen auf hohem Niveau» zugrunde lag.[5] Die Idee zu diesen Tagungen, die heute noch stattfinden, hatte Olga Fröbe-Kapteyn schon 1927. Doch sollte erst 1933 die erste Tagung stattfinden.[6] Olga Fröbe-Kapteyn wirkte auch als langjährige Herausgeberin der Eranos-Jahrbücher.

Sie war mit dem deutschen Schriftsteller Ludwig Derleth befreundet, wovon auch ein langjähriger Briefwechsel Zeugnis ablegt.[7] Der Briefwechsel begann 1920 und dauerte bis zu Derleths Tod, also während über 25 Jahren. Sie stand dem Zirkel von Annie Besant nahe.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. C. Beretta berichtet, wie Olga Fröbes Arbeiten allergrössten Eindruck auf sie machten, so u. a. eine «wundervolle Krippe aus Wachs» sowie das Sticken eines Einbandes «für ein Buch des Poeten Andre Germain». S.: Caterina Beretta: Mein Ascona, Erinnerungen und Erlebnisse von Caterina Beretta. Cosmos Verlag, Muri b. Bern 1983, S. 37.
  2. sein Bruder war Jacobus C. Kapteyn
  3. Kaj Noschis: Monte Veritá: Ascona et le génie du lieu. Lausanne 2011, S. 120.
  4. Mara Folini: Der Monte-Veritá von Ascona. Schweizerischer Kunstführer, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), Bern 2013, S. 44.
  5. Caterina Beretta: Mein Ascona, Erinnerungen und Erlebnisse von Caterina Beretta. Cosmos Verlag, Muri b. Bern 1983, S. 36.
  6. Kaj Noschis hält dazu folgendes fest: A un jet de pierre de la colline appelée Monte Verità, ce livre va aussi nous conduire au lieu d‘une autre aventure intellectuelle, qui a pris le nom des Rencontres d‘Eranos (Eranos Tagungen). Nous sommes ici encore au bord du lac Majeur, sur une proprieté a l‘ouest d‘Ascona, ou une femme fortunée, Olga Fröbe-Kapteyn, accueille des 1933, une a deux semaines par an, des auteurs et des savants de toute provenance pour debattre de themes qui rapprochent l‘Est et l‘Ouest, la pensée orientale et le monde occidentale. Quelle: Kaj Noschis: Monte Veritá: Ascona et le génie du lieu. Lausanne 2011, S. 17/18. Zusammenfassung auf Deutsch: «Das intellektuelle Abenteuer, das später unter dem Begriff 'Eranos-Tagungen' bekannt wurde, nahm seinen Anfang einen Steinwurf vom Hügel entfernt, der heute den Namen Monte Veritá trägt. Diese sogenannten Eranos-Tagungen fanden auf einem Grundstück im Osten Asconas statt, das an den Lago Maggiore grenzte. Eine wohlhabende Dame, Olga Fröbe-Kapteyn, empfing dort ab 1933 während ein bis zwei Wochen im Jahr Autoren und Intellektuelle aus allen möglichen Fachgebieten, um gemeinsam Themen zu diskutieren, bei denen die Berührungspunkte zwischen dem östlichen und dem westlichen Denken im Vordergrund stand.»
  7. Der Briefwechsel ist unpubliziert; s. Georg Dörr: Archetyp und Geschichte: oder München – Ascona: Typologische und menschliche Nähe (mit einigen Briefen Olga Fröbes an Ludwig Derleth). In: E. Barone, M. Riedl, A. Tischel (Hrsg.): Pioniere, Poeten, Professoren – Eranos und der Monte Verità in der Zivilisationsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Königshausen und Neumann, Würzburg 2004, S. 155–170-
  8. Mara Folini: Der Monte-Veritá von Ascona. Schweizerischer Kunstführer, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), Bern 2013, S. 44.