Angelika Bischoff-Luithlen

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Angelika Bischoff-Luithlen (* 29. August 1911 in Ludwigsburg; † 17. Oktober 1981 in Blaubeuren) war eine deutsche Volkskundlerin und Archivarin, die schwerpunktmäßig über das Leben im altwürttembergischen Dorf forschte und veröffentlichte.

Leben

Angelika Adele Luithlen wurde am 29. August 1911 in Ludwigsburg geboren, als erste von zwei Töchtern des hohenlohischen Arztes Friedrich (Fritz) Luithlen (1881–1941) und der ostpreußischen Rittergutsbesitzerstochter Rose, geb. von Ostau (1879–1949). Kindheit und Schulzeit verbrachte sie in Tübingen, ab 1923 in Ravensburg. 1930 heiratete sie ihren Lehrer, den Kunsterzieher und Maler Eugen Bischoff (1902–1944) aus Laichingen. Zwischen 1931 und 1942 brachte sie in Ulm fünf Kinder zur Welt, nach dem Kriegstod ihres Mannes als alleinerziehende Mutter.

Soweit es ihre Zeit zuließ, schrieb Bischoff-Luithlen Gedichte und Zeitungsartikel, Rundfunkbeiträge und Stücke aus der dörflichen Geschichte für die örtlichen Theatergruppen. Mit Von Land und Leuten auf der Alb erschien 1958 ihr erstes Buch, das detaillierte Schilderungen des dörflichen Alltags mit den malerischen Eindrücken aus dem Nachlass ihres Mannes zusammenbrachte.

Im Alter von etwa 50 Jahren nahm sie in Tübingen als Gasthörerin ein Studium der Volkskunde und Geschichte auf, u. a. bei Helmut Dölker, Hermann Bausinger und Hansmartin Decker-Hauff.[1] Parallel dazu arbeitete sie als Archivarin, ab 1973 im Dienst der Stadt Münsingen und des Kreises Reutlingen, wobei sie die etwa 25 Ortsarchive des ehemaligen Kreises Münsingen betreute. Um diese Dörfer erreichen zu können, machte sie im Alter von 65 Jahren den Führerschein.[2] Aus dieser Arbeit entstanden neue Erkenntnisse über das alte Dorfleben, zusammengefasst in drei Büchern, die ab 1978 erschienen.[3]

Am 17. Oktober 1981 starb Angelika Bischoff-Luithlen im Krankenhaus Blaubeuren.

Wissenschaftliche Bedeutung

Die Stärke von Angelika Bischoff-Luithlen lag in der Darstellung des dörflichen Alltagslebens, nicht isoliert, sondern als zusammenhängende Lebenswelt.[4] Sie suchte dabei bewusst den realistischen, an der Arbeit mit Akten geschulten Blick. Dies einerseits, um eine Neuorientierung in der Volkskunde und Abgrenzung gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie von Blut und Boden herbeizuführen, ohne aber Tradition im Sinne von Longue durée zu verneinen.[5] Andererseits konnte sie dadurch städtische Klischeevorstellungen eines romantischen Dorflebens relativieren und damit das Bild vom altwürttembergischen Dorf zwar entzaubern, aber realistisch darstellen.[2] Durch ihre Arbeit als Archivarin hat Bischoff-Luithlen eine Vielzahl von Quellen für die Volkskunde erhalten und erschlossen.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Von Land und Leuten auf der Alb : Geschautes u. Erlebtes. Zeichn.: Eugen Bischoff u. Bernhard Bischoff. Schwäbischer Albverein e.V., Stuttgart 1958, 2. Aufl. 2001, ISBN 3-920801-50-4.
  • Gruorn – ein Dorf und sein Ende. Schwäbischer Albverein e.V., Stuttgart 1967, 5. Aufl. 2006, ISBN 978-3-920801-57-5.
  • Der Schwabe und die Obrigkeit : nicht nur Gemütvolles aus alten Akten u. schwäb. Dorfarchiven. Theiss, Stuttgart 1978, 8. Aufl. 1998, ISBN 3-8062-1375-5.
  • Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten : e. Lese- u. Nachschlagebuch zum Dorfalltag im alten Württemberg u. Baden. Kohlhammer, Stuttgart 1979, 2. Aufl. 1980, ISBN 3-17-005839-8.
  • Der Schwabe und sein Häs. Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0309-1.

Literatur

  • Wolfgang Alber (Hrsg.): Albgeschichten. Klöpfer und Meyer, Tübingen 2008, ISBN 978-3-940086-13-6.
  • Hermann Bausinger: Berühmte und Obskure : schwäbisch-alemannische Profile. Klöpfer und Meyer, Tübingen 2007, ISBN 978-3-937667-93-5.
  • Bernd Ottnad: Baden-Württembergische Biographien. Kohlhammer, Stuttgart 1994

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ein prall gefülltes Leben und ein „bisschen Unsterblichkeit“ - zum Leben und Werk von Angelika Bischoff-Luithlen. Nachruf von Dr. Eberhard Schanbacher / Geschichtsverein Laichinger Alb
  2. a b Ottnad: Baden-Württembergische Biographien, S. 30
  3. Alber: Albgeschichten, S. 306
  4. Bausinger: Berühmte und Obskure, S. 301
  5. Bausinger: Berühmte und Obskure, S. 303