Colette Audry

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Colette Audry (* 6. Juli 1906 in Orange; † 20. Oktober 1990 in Issy-les-Moulineaux) war eine französische Schriftstellerin, Dramaturgin und Drehbuchautorin.

Leben

Colette Audry war die Großnichte des französischen Staatspräsidenten Gaston Doumergue. Sie wurde zunächst Agrégé de lettres und unterrichtete zunächst zwischen 1930 und 1936 am Lycée Jeanne d'Arc in Rouen, wo sie im Lehrerkollegium Simone de Beauvoir kennenlernte. Bevor sie schließlich als Verfasserin von Romanen, Drehbüchern und Dramen an die Öffentlichkeit trat, war sie Gymnasiallehrerin am Lycée Molière in Paris. Von 1939 bis zur Scheidung 1945 war sie mit dem Literaturwissenschaftler Robert Minder verheiratet, mit dem sie einen Sohn hatte. Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann unterstützte sie 1940 den Schriftsteller Alfred Döblin während dessen Flucht durch Südwest-Frankreich vor den herannahenden deutschen Truppen[1].

Zwischen 1945 und 1955 war Colette Audry Mitarbeiterin von Jean-Paul Sartres Zeitschrift Les Temps Modernes. Als Drehbuchautorin arbeitete sie mit René Clément (La bataille du rail, 1946) und mit ihrer Schwester Jacqueline Audry (Les Malheurs de Sophie, 1946; Olivia, 1951 und Fruits amers, 1967) zusammen. Für den Roman Derrière la baignoire (Hinter der Badewanne) erhielt sie 1962 den Prix Médicis. Die Erzählung Der Zug war pünktlich von Heinrich Böll übersetzte Colette Audry 1954 ins Französische[2].

Als Politikerin vertrat sie sozialistische und feministische Positionen und war u. a. Mitarbeiterin von François Mitterrand.

Literatur

  • Alfred Döblin: Schicksalsreise. Bericht und Bekenntnis. In Verbindung mit den Söhnen des Dichters herausgegeben von Anthony W. Riley. dtv, München 1996. ISBN 978-3423122252

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Sie war eine kräftige junge Frau, der Strapazen nichts ausmachten. [...] Sie war in unserem Wagen die Einzige, die sich für die große Tour richtig equipiert hatte. Sie besaß mehrere Decken, von denen sie ihrem Mann und mir abgab, hatte noch ihren Schlafsack, verfügte ferner über reichlich Lebensmittel und Konserven. Die Existenz solcher Personen war für den ganzen Waggon von größter Bedeutung. Die meisten von uns waren einfach Fußgänger aus der alten Friedenszeit. Wir lebten daher mit ihr parasitisch, als Anhängsel.“ Aus: Alfred Döblin: Schicksalsreise. München 1996, S. 49.
  2. Le Train était à l'heure. Les Editions Denoël, Paris 1954