Gaston Doumergue

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Gaston Doumergue (1924)

Pierre Paul Henri Gaston Doumergue (* 1. August 1863 in Aigues-Vives, Département Gard; † 18. Juni 1937 ebenda) war ein französischer Politiker und Präsident in der Zeit der Dritten Republik.

Zunächst Mitglied der Radikalen Partei, entwickelte sich Doumergue im Laufe seines Lebens zum Konservativen. Er war kurzfristig von 1913 bis 1914 Premierminister und von 1924 bis 1931 Präsident der Republik. Im Jahre 1934 war er nochmals Premierminister eines konservativen Kabinetts der nationalen Einheit.

Frühe Karriere

Gaston Doumergue, 1863 in Südfrankreich als Sohn einer alten protestantischen Weinbauernfamilie geboren, studierte Rechtswissenschaften und war anschließend als Rechtsanwalt tätig. Anschließend arbeitete er als Verwaltungsbeamter in Indochina und Algerien.

1893 wurde er für das Département Gard erstmals in die französische Abgeordnetenkammer gewählt. Dort hatte er auf Grund seiner Witzigkeit, Toleranz und Abneigung gegenüber jeglichem Doktrinarismus viele Freunde. Ab 1902 war er in beinahe jedem Kabinett als Minister vertreten, ehe er von 1913 bis 1914 erstmals selbst Premierminister wurde.

1917 erhielt Doumergue die Ernennung zum Kolonialminister. Als solcher reiste er am 12. Februar 1917 nach Petrograd und schrieb das spektakulärste Kapitel in der Geschichte der französischen Kriegsziele ohne Wissen des Entente-Partners Großbritanniens. Das Angebot Doumergues an Russland zur freien Festsetzung seiner Westgrenze war der Versuch, einen Sonderfrieden dieses Alliierten mit dem Deutschen Reich zu verhindern. Am 14. Februar 1917 sicherte Russland seinerseits Frankreich Unterstützung bei dessen Forderungen zu. Frankreich wurde nicht nur Elsass-Lothringen, sondern ein Gebiet im Umfang des früheren Herzogtums Lothringen mit dem Saarbecken zugestanden, die nicht annektierten linksrheinischen Gebiete „sollen ein autonomes und neutrales Staatswesen“ unter französischem Schutz bilden, das besetzt bleiben sollte, bis alle Friedensbedingungen erfüllt seien.

Später wechselte Doumergue von der Abgeordnetenkammer in den Senat und war dort von 1923 bis 1924 Präsident. Dieser hohe Posten erwies sich im folgenden Jahr für seine Präsidentschaftskandidatur als vorteilhaft, da sein Gegner Paul Painlevé, der Kandidat der Linksparteien, in der Nationalversammlung nur über eine geringe Mehrheit verfügte.

Präsidentschaft 1924 bis 1931

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Gaston Doumergue verlässt Versailles nach seiner Wahl zum Präsidenten (Juni 1924)

Aufgrund seiner gemäßigten, fast konservativen Einstellung erzielte er eine Mehrheit von 515 zu 309 Stimmen bei der Wahl am 13. Juni 1924 und wurde somit als erster Protestant zum Präsidenten der Französischen Republik gewählt. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in der Nationalversammlung bildeten in den ersten beiden Jahren seiner Präsidentschaft jedoch die Linkspolitiker Édouard Herriot, Paul Painlevé sowie Aristide Briand die Regierungen. Erst 1926 konnte er Raymond Poincaré mit der Regierungsbildung beauftragen. Diesem gelang es, die gefährdete Wirtschaftslage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Außenpolitisch plädierte Doumergue angesichts des dort aufkeimenden Nationalismus für eine entschlossene Politik gegenüber Deutschland. Im Rifkrieg in Marokko setzte er Marschall Philippe Pétain als Oberbefehlshaber ein, der 1926 den Krieg gegen die ausgerufene Rif-Republik erfolgreich beenden konnte. Ebenso wie in seiner Zeit als Abgeordneter war Doumergue auch als Präsident sehr beliebt. Gleichwohl lehnte er jedoch eine erneute Kandidatur ab und zog sich nach Beendigung seiner Präsidentschaft am 13. Juli 1931 nach Südfrankreich zurück. Am 1. Juni 1931 heiratete er kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft Jeanne Graves, geborene Gaussal (1878–1963) in Paris.

Nach den Unruhen vom 6. Februar 1934 bildete der ehemalige Präsident als Premierminister abermals eine Regierung der Nationalen Einheit. Im November 1934 trat er jedoch im Alter von 71 Jahren von diesem Amt zurück, weil die mitregierenden Radikalsozialisten einem Projekt über die Auflösung der Nationalversammlung und der Änderung des Staatshaushalts nicht zustimmten.

Weblinks

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Quellen

  • Claude Schaeffner (Hrsg.): Weltgeschichte in Bildern. Band 23: Madeleine Stahlberg: Der Vertrag von Versailles, die Nachkriegszeit, europäische Diktaturen. Gondrom, Bayreuth 1982, ISBN 3-8112-0250-2.
  • Bruce P. Lenman, Trevor Anderson (Hrsg.): Chambers Dictionary of World History. Revised & updated edition. Chambers Harrap, Edinburgh 2002, ISBN 0-550-13000-4.
VorgängerAmtNachfolger
Louis Barthou
Édouard Daladier
Premierminister von Frankreich
9. Dezember 1913 – 9. Juni 1914
9. Februar 1934 – 8. November 1934
Alexandre Ribot
Pierre-Étienne Flandin
Stéphen Pichon
René Viviani
Außenminister von Frankreich
9. Dezember 1913 – 9. Juni 1914
3. August 1914 – 26. August 1914
Léon Bourgeois
Théophile Delcassé
Aristide BriandBildungsminister von Frankreich
4. Januar 1908 – 3. November 1910
Maurice-Louis Faure
Léon BourgeoisPräsident des französischen Senats
22. Februar 1923 – 13. Juni 1924
Justin de Selves
Alexandre MillerandKofürst von Andorra
1924–1931
Paul Doumer