Ambicatus

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Ambicatus, auch Ambigatus, war nach dem römischen Geschichtsschreiber Titus Livius ein keltischer König vom Stamme der Biturigen („Weltkönige“), der gleichzeitig Gesamtkönig von Gallien gewesen sein soll.

Wanderzüge der Biturigen

Laut Livius’ Werk Ab urbe condita libri CXLII[1] herrschte Ambicatus zur Zeit des sagenhaften römischen Königs Lucius Tarquinius Priscus im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. Livius erwähnt Ambicatus in der Gründungslegende Mediolanums und berichtet, dass Ambicatus wegen der Übervölkerung seines Herrschaftsgebietes die Götter um Rat befragt habe. Nach deren Schiedsspruch seien dann die beiden Söhne seiner Schwester Bellovesus und Segovesus jeweils mit einem Teil des eigenen sowie einiger befreundeter Stämme zur Eroberung neuer Wohngebiete ausgesandt worden. Bellovesus sei nach Italien, in die später so genannte Provinz Gallia cisalpina, Segovesus in das Gebiet des Hercynischen Waldes gezogen.[2]

Neben den Biturigen sollen auch die Aulerker und Cenomanen ihre Heimat verlassen haben. Ein stammesübergreifendes Königtum ist außerhalb dieser Erzählung bei Livius sonst nicht bezeugt.[3]

Die Aussendung der beiden Neffen mütterlicherseits durch Ambicatus wird manchmal als Zeichen für eine Matrilinearität bei den Kelten gesehen (siehe Keltische Frauen#Matrilinearität).

Der Ursprung dieser Erzählung ist vermutlich eine Sage der oberitalienischen Kelten, ein historischer Hintergrund dafür konnte noch nicht festgestellt werden.

Etymologie des Namens

Der erste Namensteil kommt vom gallischen ambi („ringsherum“), das Zweitglied -catus ist identisch mit altirisch cath („Kampf“) und entspricht dem germanischen Namenelement hathu-, hadu- usw. Der ganze Name mit der ungefähren Bedeutung „ringsum Kampf“ hat in ailtirisch Imchath ein etymologisch genaues Gegenstück.[2][3]

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5, S. 18.
  • Susanne Sievers/Otto Helmut Urban/Peter C. Ramsl: Lexikon zur Keltischen Archäologie. A–K und L–Z; Mitteilungen der prähistorischen Kommission im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012, ISBN 978-3-7001-6765-5.

Einzelnachweise

  1. Livius 5, 34: De transitu in Italiam Gallorum haec accepimus: Prisco Tarquinio Romae regnante, Celtarum quae pars Galliae tertia est penes Bituriges summa imperii fuit; ii regem Celtico dabant. Ambicatus is fuit, uirtute fortunaque cum sua, tum publica praepollens, quod in imperio eius Gallia adeo frugum hominumque fertilis fuit ut abundans multitudo uix regi uideretur posse. Hic magno natu ipse iam exonerare praegrauante turba regnum cupiens, Bellouesum ac Segouesum sororis filios impigros iuuenes missurum se esse in quas di dedissent auguriis sedes ostendit; quantum ipsi uellent numerum hominum excirent ne qua gens arcere aduenientes posset. Tum Segoueso sortibus dati Hercynei saltus; Beloueso haud paulo laetiorem in Italiam uiam di dabant. Is quod eius ex populis abundabat, Bituriges, Aruernos, Senones, Haeduos, Ambarros, Carnutes, Aulercos exciuit. Profectus ingentibus peditum equitumque copiis in Tricastinos uenit.
    („Als Tarquinius Priscus in Rom herrschte, hatten bei den Kelten, die den dritten Teil Galliens ausmachen, die Biturigen die höchste Macht. Sie stellten innerhalb des keltischen Bevölkerungsteils (dem Celticum) den König. Das war damals Ambicatus, ein überaus mächtiger Mann durch seine Tüchtigkeit und weil das Glück ihm und vor allem auch seinem Volk hold war; denn unter seiner Herrschaft war Gallien so reich an Früchten und Menschen, dass es schien, als könne die übergroße Menge kaum noch regiert werden. Weil er das Königreich von der drückenden Übervölkerung zu entlasten wünschte, selbst aber schon hoch an Jahren war, erklärte er, er werde Bellovesus und Segovesus, die Söhne seiner Schwester, energische junge Männer, zu den Wohnsitzen schicken, die die Götter ihnen durch ihre Zeichen geben würden. Sie sollten eine Anzahl Leute aufbieten, so viele, wie sie selbst wollten, damit keine Völkerschaft die Ankommenden abwehren könne. Darauf erhielt Segovesus durch die Lose die Hercynischen Wälder; dem Bellovesus gaben die Götter den weit erfreulicheren Weg nach Italien. Der bot auf, was seine Völker an Überzahl hatten, Biturigen, Arverner, Senonen, Haeduer, Ambarrer, Karnuten und Aulerker, machte sich mit ungeheuren Truppenmassen an Fußsoldaten und Reitern auf den Weg und kam in das Gebiet der Tricastiner.“)
  2. a b Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S, 85 f.
  3. a b Sievers/Urban/Ramsl: Lexikon zur Keltischen Archäologie. A–K und L–Z; S. 51 f.