Willi Lemke

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Willi Lemke, 2014
Datei:Lemke Willi 23.jpg
Willi Lemke bei einem Interview 2011

Wilfried „Willi“ Lemke (* 19. August 1946 in Pönitz/Ostholstein) ist ein deutscher Politiker (SPD) und Sportfunktionär. Er war Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, Senator für Bildung und Wissenschaft und Senator für Inneres und Sport der Freien Hansestadt Bremen. Zuvor war er Manager des Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen.

Biografie

Familie, Ausbildung und Beruf

Lemkes Eltern stammten aus Stettin. 1945 flüchtete die Mutter mit zwei Söhnen nach Neubrandenburg und dann weiter nach Pönitz.[1] Aufgewachsen ist er in Hamburg. 1965 wurde er mit der 4x-100-Meter-Staffel des Gymnasiums Oberalster deutscher Schülermeister.[2] Nach dem Abitur begann Wilfried Lemke ein Lehramtsstudium der Erziehungs- und Sportwissenschaft an der Universität Hamburg, welches er mit dem ersten Staatsexamen beendete. Anschließend war er von 1971 bis 1974 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen tätig. Mit dem Umzug nach Bremen trat er in die SPD ein und engagierte sich beim AStA und den Jusos. Der sowjetische KGB sprach ihn an und wollte ihn als Agenten verpflichten, der Interna aus der SPD liefern sollte. Nach späteren Einschätzungen nahm der KGB hingegen an, Lemke würde Karriere in der Partei machen und solle durch die Zusammenarbeit erpressbar gemacht werden. Lemke offenbarte den Kontakt dem Landesamt für Verfassungsschutz Bremen und traf sich in Absprache mit dem Verfassungsschutz zwölfmal zwischen 1971 und 1974 mit einem KGB-Mann. Er lieferte Kurzbiographien und Kontaktdaten von Politikern.[3] Die Tätigkeit als Doppelagent wurde erst 1994 bekannt, als der ehemalige Präsident des Verfassungsschutzes in Hamburg, Hans Josef Horchem, Lemke ohne vorherige Absprache in einem Buch erwähnte.[4]

1974 übernahm er die Geschäftsführung des SPD-Landesverbandes Bremen, bis er 1981 als Manager zum Fußballverein Werder Bremen wechselte. Dort prägte er gemeinsam mit Otto Rehhagel maßgeblich die „goldenen“ 1980er und 1990er Jahre (genauer von 1981 bis 1995) des Vereins, in denen Werder einmal den Europapokal der Pokalsieger gewinnen konnte, zweimal Deutscher Meister und dreimal DFB-Pokalsieger wurde. Seit der Ausgliederung profitorientierter und leistungssportlicher Abteilungen des Gesamtvereins zur Werder Bremen GmbH & Co KGaA im Mai 2003 gehört Lemke deren Aufsichtsrat an und war ab 2005 auch Vorsitzender dieses Gremiums. Im November 2012 wurde er in seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender für weitere vier Jahre bestätigt.[5] 2014 trat er als Vorsitzender zurück, blieb aber noch bis Jahresende 2016 Mitglied des Aufsichtsrates.[6]

Lemke ist zum zweiten Mal verheiratet und hat vier Kinder. Seine Nichte, die Grünen-Politikerin Eveline Lemke, war stellvertretende Ministerpräsidentin in Rheinland/Pfalz.

Partei

Nach der Ankündigung von Henning Scherf, im September 2005 als Regierungschef des Bundeslandes Bremen zurückzutreten, trat Lemke in einer Mitgliederbefragung der SPD-Basis zum neuen Bürgermeister an. Die Basis entschied sich mit 1924 Stimmen für Jens Böhrnsen als neuen Bürgermeister, Lemke erhielt 721 Stimmen.[7]

Öffentliche Ämter

Nach der Bürgerschaftswahl 1999 wurde Lemke am 7. Juli desselben Jahres als Senator für Bildung und Wissenschaft in den von Scherf geleiteten Senat der Freien Hansestadt Bremen gewählt. Vom 12. Oktober bis zum 2. November 2006 war er zudem kommissarisch Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, nachdem die Amtsinhaberin Karin Röpke im Zuge des Falls Kevin zurückgetreten war.

Nach der Wahl 2007 übernahm Lemke in der neuen rot-grünen Koalition am 29. Juni 2007 das Amt des Senators für Inneres und Sport.

Ende 2007 wurde Lemke von der Bundesregierung für das Amt des UN-Sonderberaters für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung vorgeschlagen. Nachdem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zugesichert hatte, die Finanzierung dieses Amtes in Höhe von jährlich 450.000 Euro zu übernehmen, wurde Lemke am 18. März 2008 von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon als Nachfolger von Adolf Ogi berufen.[8][9] Lemke trat deshalb am 6. April 2008 als Innensenator zurück. Er legte das Amt zum Jahresende 2016 ab.[6]

Seit September 2010 ist Lemke Honorarprofessor an der Western Cape Universität (UWC) in Südafrika.

Auszeichnungen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Willi Lemke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kölner Stadtanzeiger, Interview mit Bruder Dietrich und Nichte Eveline 5./6. März 2016, S. 22
  2. Jens Meyer-Odewald: Deutsche Staffelmeister immer noch fit wie ein Turnschuh. 28. Juni 2010, abgerufen am 19. September 2020 (deutsch).
  3. Freddie Röckenhaus: Energiebündel mit vielen Talenten. In:Die Zeit, 18. Februar 1994
  4. Focus: Doppelpaß mit dem KGB, 14. Dezember 1994
  5. Aufsichtsrat: Lemke und Dr. Hess-Grunewald einstimmig bestätigt (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  6. a b Deutsche Welle: Willi Lemke bows out as UN sports adviser, 6. Dezember 2016
  7. "Lemke macht weiter – Böhrnsen kündigt Sparkurs für Bremen an"
  8. netzeitung.de vom 18. März 2008 (Memento vom 19. März 2008 im Internet Archive)
  9. Teurer Sonderberater. In: Der Spiegel. Nr. 10, 2008 (online3. März 2008).
  10. Willi Lemke erhält Integrationspreis. In: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V. Abgerufen am 18. April 2016.
  11. DBS - Behindertensportler des Jahres 2014, am 29. November 2014 in Köln