Victoria (Mythologie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Juli 2021 um 17:59 Uhr durch imported>SteEis(793007) (HC: Entferne Kategorie:Gottheit als Namensgeber für einen Asteroiden; Ergänze Kategorie:Römische Gottheit als Namensgeber für einen Asteroiden).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Victoria auf einem Solidus Kaiser Konstantin II. (rechts)
Intaglio aus Lapislazuli mit Darstellung von Victoria, 100–200 n. Chr., gefunden in Tongeren (Belgien) Gallo-Römisches Museum Tongeren
Viktoria auf der Berliner Siegessäule, vergoldete Bronzeskulptur von Friedrich Drake

Victoria ist die vergöttlichte Personifikation des Sieges (lateinisch victoria) in der römischen Mythologie, Schutzgöttin des römischen Kaisers und jungfräuliche Hüterin des Reiches. Sie ist die Entsprechung der griechischen Göttin Nike. Dargestellt wurde sie häufig fliegend und mit einem Lorbeerkranz als Siegessymbol in der Rechten.

In der römischen Geschichte wurden der Victoria angeblich bereits früh Opfer dargebracht, dem antiken Schriftsteller Dionysios von Halikarnassos zufolge schon zu Zeiten des mythischen Königs Euandros,[1] doch ist dies als Erfindung der jüngeren Annalistik zu werten.[2] Ihr Tempel in Rom wurde 294 v. Chr., laut den Fasti Praenestini am 1. August,[3] durch Lucius Postumius Megellus anlässlich des Dritten Samnitenkrieges geweiht.[4] Während der Römischen Bürgerkriege, besonders durch Sulla und Gaius Iulius Caesar, erlangte die Göttin schließlich eine große Bedeutung für die ideologische Stilisierung der jeweiligen Machthaber. Kaiser Augustus und seine Nachfolger während der Prinzipatszeit nutzten sie und ihre bildlichen Darstellungen gezielt zur eigenen Herrschafts- und Machtdarstellung, beispielsweise durch den 29 v. Chr. errichteten Victoriaaltar sowie zahlreiche Victoriastatuen. Mit dem Aufstieg des Christentums und dem Niedergang der römischen Religion in der Spätantike endete auch die politische Rolle der Victoria. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts kam im Streit um den Victoriaaltar schließlich die Auseinandersetzung zwischen „Heiden“ und Christen zu einem Höhepunkt.

Eine starke Nachwirkung hatte die Göttin Victoria in der späteren politischen Ikonografie, so durch ihre Statuendarstellungen auf dem Brandenburger Tor (Quadriga), der Berliner Siegessäule, der Waterloosäule in Hannover der ehemaligen Siegessäule (Konstadt) oder in der Orangerie Schwerin. Ebenso leiten sich von der Siegesgöttin verschiedene Ortsnamen (siehe Victoria) und der Vorname Victoria/Viktoria (siehe Viktoria (Name)) her.

Weblinks

Commons: Victoria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 1,32,5.
  2. Kurt Latte: Victoria. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 6, Leipzig 1937, Sp. 295 (Digitalisat)..
  3. Hermann Dessau: Inscriptiones Latinae selectae. Band 2,2. Weidmann, Berlin 1906, Nr. 8744 a; Attilio Degrassi: Calendaria (= Inscriptiones Italiae. Band 13: Fasti et Elogia. Fasz. 2). Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1963, S. 107–145 (= AE 2007, 312).
  4. Titus Livius, Ab urbe condita 10,33,9.