Himmelreich (Hannover)

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Himmelreich, Monumentalbrunnen und Flusswasserkunst;
Ansichtskarte Nummer 45 von Ludwig Hemmer, um 1900

Das Himmelreich[1] (auch: Am Himmelreich[2]) in Hannover war der Name eines kleinen Platzes zwischen dem Friederikenplatz und dem Friedrichswall.[1]

Geschichte

Das um 1588 errichtete Sieltürmchen als Teil der alten Stadtbefestigung Hannovers an der Leine vor dem Himmelreich
Erich Voigt – Foto vom Monumentalbrunnen vor der Flusswasserkunst, Himmelreich/Hannover, ca. April 1934

Das Himmelreich erhielt seinen Namen nach einer dort ehemals befindlichen Bastion der ehemaligen Stadtbefestigung Hannovers. Der Platz lag somit anfänglich in einer Randlage der Stadt, unmittelbar an der Stelle, an der der Hauptarm der Leine[1] zwischen der schon Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Klickmühle[3] und dem um 1588 errichteten, heute denkmalgeschützten Sieltürmchen[4] die Befestigungsanlagen durchfloss.[1]

Blick in Richtung Wangenheim-Palais mit dem Wohnhaus von Diederich Christian Ludwig Witting;
Ansichtskarte 193 von Ludwig Hemmer, um 1900

Nachdem sich der Baumeister, Hofbaurat und Vorgesetzte von Georg Ludwig Friedrich Laves, Diederich Christian Ludwig Witting „Am Himmelreich“ 1821 bis 1823 ein eigenes Wohnhaus errichtet hatte,[2] wurde daneben, ebenfalls an der Ostseite des Platzes, 1833 das Wangenheim-Palais errichtet. Doch erst der Durchbruch der Karmarschstraße quer durch die jahrhundertealten Straßenzüge Oster-, Markt-, Köbelinger- und Leinstraße[5] in den Jahren von 1880 bis 1889 löste den Platz aus seiner Randlage heraus.[1] Hier nun sollte ein repräsentativer neuer Stadteingang entstehen: An der Westseite des Himmelreiches erhielt der Plan des Architekten Hubert Stier nach einem Architektenwettbewerb 1895 den Zuschlag, bis 1898 wurde hier die Flusswasserkunst errichtet. Zeitgleich wurde nach Plänen von Karl Gundelach eine aufwändige Brunnenanlage auf dem Platz errichtet.[6]

Obwohl die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg den Bauwerken rund um den Platz vergleichsweise mäßige Schäden zufügten,[7] wurde trotz heftigen Protestes seitens der Bevölkerung die Flusswasserkunst abgebrochen. So sollte die städtebauliche Einbindung des im ausgebombten Leineschloss eingerichteten Niedersächsischen Landtages gelingen.[6]

Zuvor war im Zuge der Anlage einer autogerechten Stadt der vor dem Himmelreich liegende Friederikenplatz 1955 als Verkehrskreisel angelegt worden in der Straßenführung des neu angelegten Leibnizufers und der vom Waterlooplatz kommenden Lavesallee; der Kreisel wurde 1966 schließlich zu einer Kreuzung umbebaut, wobei auch am Friederikenplatz beinahe sämtliche Reste der historischen Platzanlage verschwanden.[8]

Die Schale des ehemaligen Monumentalbrunnens wurde 1966 für einen Brunnenneubau auf dem Klagesmarkt gegenüber der Christuskirche wiederverwendet.[6]

Erhaltene Kulturgüter

Neubau-Modelle (braun) rund um das ehemalige Himmelreich im Zuge von Hannover City 2020 +

Insbesondere das Historische Museum am Hohen Ufer ist im Besitz etlicher Kulturgüter etwa mit Bezug zum Himmelreich. So finden sich beispielsweise in dem lange ausverkauften Buch Alt-Hannover ... (siehe Literatur) mehrere vergleichsweise bescheidene Kopien mit thematisch relevanten Zeichnungen, Stichen und Lithographien verschiedener Künstler.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Eva Benz-Rababah: Himmelreich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 296.
  • Bernhard Dörries, Helmut Plath: Alt-Hannover. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500-1900. 4., verbesserte Auflage, Heinrich Feesche, Hannover 1977, ISBN 3-87223-024-7, passim

Weblinks

Commons: Himmelreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Eva Benz-Rababah: Himmelreich (siehe Literatur)
  2. a b Helmut Knocke: WITTING, Diederich Christian Ludwig. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 392; online über Google-Bücher
  3. Arnold Nöldeke: Klickmühle. In: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1, Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover,, in der Reihe Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 740
    • Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1
  4. Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Die nachmittelalterliche Stadtbefestigung. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 63f., sowie Anlage Mitte. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 3ff.
  5. Helmut Knocke: Karmarschstraße. In: Stadtlexikon Hannover, S. 337
  6. a b c Helmut Knocke: Flusswasserkunst. In: Stadtlexikon Hannover, S. 184f.
  7. Conrad von Meding: Friederikenplatz / Verein will Flusswasserkunst wieder aufbauen, online-Ausgabe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Dezember 2008
  8. Eva Benz-Rababah: Friederikenplatz Mühlenplatz. In: Stadtlexikon Hannover, S. 192
  9. Bernhard Dörries, Helmut Plath: Alt-Hannover. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500-1900 (siehe Literatur)

Koordinaten: 52° 22′ 8,7″ N, 9° 44′ 2,3″ O