Krumm-Segge

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Krumm-Segge

Gewöhnliche Krumm-Segge (Carex curvula subsp. curvula)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Seggen (Carex)
Art: Krumm-Segge
Wissenschaftlicher Name
Carex curvula
All.

Die Krumm-Segge (Carex curvula) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seggen (Carex) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist in den alpinen Rasen über saurem Gestein bestandsbildend.

Beschreibung

Krumm-Segge, Blütenstand
Illustration

Vegetative Merkmale

Die Krumm-Segge ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimetern erreicht. Sie besitzt eine horstförmigen Wuchs. An der Sprossbasis befinden sich die zerfaserten Reste der vorjährigen Blätter. Die Laubblätter sind rinnig-borstlich, olivgrün und an der Spitze durch Pilzbefall (Pleospora elynae, ein Ascomycet) meist vergilbt und abgestorben. Daraus ergibt sich die namensgebende gekrümmte Blattstellung.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht Juli und August. Die Krumm-Segge ist eine einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der Ährenstand besteht aus fünf bis acht Ähren (männliche an der Spitze) und besitzt am Grund keine laubblattartigen Hüllblätter, die Stängel sind glatt. Die Ähren sind braun, der Schlauch 5 bis 8 mm lang, breit-lanzettlich und zweizähnig geschnäbelt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = ca. 86.[1]

Ökologie

Bei der Krumm-Segge handelt es sich um einen Hemikryptophyten. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die Früchte werden anemochor ausgebreitet.

Unterarten

Es werden zwei Unterarten unterschieden, die unterschiedliche Verbreitung und ökologische Ansprüche haben.

Gewöhnliche Krumm-Segge

Merkmale

Die Gewöhnliche oder auch Silikat-Krumm-Segge (Carex curvula subsp. curvula, im folgenden Krumm-Segge genannt) ist die wesentlich häufigere der beiden Unterarten. Ihre Wurzeln sind hellbraun bis gelblich. Ihre Laubblattspreiten weisen die typische Krümmung auf, sind im Querschnitt V-förmig und besitzen oberseits eine Mittelrippe. Die Deckblätter sind kastanienbraun.

Verbreitung

Die Unterart kommt in der alpinen Stufe der Ostpyrenäen, der Mittel- und Ostalpen, der Karpaten und den Gebirgen der Balkanhalbinsel vor. In Österreich und in der Schweiz ist sie weit verbreitet. Ihr Vorkommen in Deutschland ist nicht gesichert, in Grenznähe kommt sie im Wettersteingebirge und im Steinernen Meer vor. Auf der Balkanhalbinsel ist die Krumm-Segge auf Standorte in silikatischen Hochgebirgen in Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nord-Makedonien und Bulgarien beschränkt. In den überwiegend aus Karbonaten aufgebauten Dinariden ist sie im Vlašić in Bosnien, in der Bjelasica in Montenegro und um die Đeravica im östlichen Prokletije verbreitet.[2] In Nord-Mazedonien in der Šar planina, Korab und im Pelister. In Bulgarien nur im Pirin und Rila-Gebirge.

Standorte und Soziologie

Krumm-Segge in den Ötztaler Alpen, ~ 3100 Meter

Die Krumm-Segge ist eine Volllicht-Pflanze sowie ein Kälte- und Säurezeiger.

Die Krumm-Segge wächst in bodensauren Magerrasen oberhalb von etwa 2000 Metern. Sie gedeiht am besten auf trockene bis mäßig frischen, sauren (pH 4 bis 6,8) und humosen Steinböden, die meist nährstoffarm sind. Die obere Humusschicht ihrer Standorte hat selten einen pH-Wert über 5,5, meist sogar um 4.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]

Sie ist Charakterart des Caricetum curvulae Rübel 1911 oder Krumm-Seggenrasen aus dem Verband Caricion curvulae. Der Krumm-Seggenrasen ist für die Alpen besonders typisch, da es ihn weder in Nordeuropa noch in der Tatra oder den Gebirgen der Balkanhalbinsel gibt. Der Krumm-Seggenrasen kommt zwischen 2200 und 2800 m NN oft dominierend vor. Neben der Krumm-Segge selbst sind folgende Arten typisch: Schweizer Löwenzahn (Leontodon helveticus), Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina), Arnika (Arnica montana) sowie verschiedene Moosflechten-Arten (Cetraria spp.). Krumm-Seggenrasen kommen selten auch über Karbonatgestein vor, aber nur, wenn dieses von einer Feinerdeschicht überdeckt ist und der Oberboden versauert ist. Krumm-Seggenrasen besitzen einen sehr schlechten Futterwert, zudem beträgt der Stoffzuwachs meist nur 100 bis 160 g/m² und Jahr.

Kalk-Krumm-Segge

Carex curvula subsp. rosae Gilomen wächst in Magerrasen über Kalk(glimmer)schiefer (pH 5,8 bis 8,6). Sie hat braune Wurzeln. Die Laubblätter sind meist nicht gekrümmt, im Querschnitt mondsichelförmig und haben oberseits meist keine Mittelrinne. Die Deckblätter sind gelblich- bis hellbraun. Die Kalk-Krumm-Segge kommt in der Alpinstufe der Westpyrenäen und der westlichen Alpen (bis Hohe Tauern) vor. In Österreich ist sie selten und kommt nur in Tirol und Kärnten (nur Glocknergruppe) vor. Pflanzensoziologisch ist sie dem Nacktriedrasen (Elynetum myosuroides) zuzuordnen.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]

Literatur

  • Heinz Ellenberg: Krummseggenrasen. In: Ders.: Vegetation Mitteleuropas. Eugen Ulmer, Stuttgart 1986, S. 551–554.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 171.
  2. Snežana Vukojičić 2008: Glacijalni relikti u orofitskoj flori Srbije, Crne gore i Makedonije. Dissertation, Biološki Fakultet, Univerzitet Beograd. Hier S. 133
  3. a b Carex curvula L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. März 2021.

Weblinks