Sabian Baumann

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Sabian Baumann (* 19. Juni 1962 in Zug, aufgewachsen in Wettingen im Kanton Aargau) ist ein Schweizer Künstler. Er lebt und arbeitet in Zürich.

Leben

Sabian Baumann studierte von 1987 bis 1991 Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (heute ZHdK) in Zürich. 2001–2020 unterrichtete er an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich. Er war auch an der École supérieure des Beaux-Arts in Genf, an der Hochschule Luzern – Design & Kunst sowie an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK als Dozent tätig.

Werk

Baumanns Gesamtwerk, das sich mit Körpern, Identitäten und kulturellen Wertvorstellungen beschäftigt, umfasst neben skulpturalen, filmischen und installativen Arbeiten ein umfangreiches zeichnerisches Werk. Darin präsentiert Baumann – meist figurativ und mit Referenzen zu hoch- und populärkulturellen Motiven – Brüche und Paradoxien, die gesellschaftliche Idealbilder sprengen und Normalität als eine zu verhandelnde Ausnahme in Zeit und Raum darstellen. Durch das Spiel mit diversen stilistischen Verweisen muten die Bilder wie gezeichnete Collagen an und generieren eine Spannung, die mit dem Inhaltlichen – dem Widerstand gegen gesellschaftliche Erwartungen und stereotypische Codes sowie den damit einhergehenden Gefühlen von Unpässlichkeit – in Bezug zu setzen sind und stets auch emotionale Befindlichkeiten zum Ausdruck bringen. In der Verspieltheit entfaltet sich häufig ein tragikomischer Humor.

Baumanns Werkkonvolut umfasst weiter zahlreiche kollaborativ konzipierte, queer-feministische Kunstprojekte, die Baumann mitorganisiert und oft auch initiiert hat, u. a. Sexismus Productions, CASUAL, Working On It, An Unhappy Archive. Diese hinterfragen in Interventionen, Filmproduktionen, Performances und Diskussionen soziale Rollen, insbesondere in Bezug auf Geschlechternormen und dienen den Kunstschaffenden zugleich der Selbstermächtigung im Kunstbetrieb. Baumann initiierte die politische Kunst-Aktion die grosse um_ordnung[1][2], eine Koproduktion mit der Gessnerallee Zürich, gemeinsam mit Niv Acosta, Simone Aughterlony, Rahel El-Maawi, Doro Schürch, Tim Zulauf, Diana Bärmann und vielen anderen. Das Projekt setzt sich für die Rechte von ausgegrenzten Menschen ein und sucht neue Zusammenschlüsse.

Auszeichnungen

Für sein Werk erhielt Baumann zahlreiche Auszeichnungen, so 1996 das Atelierstipendium der Stadt Zürich in New York und 2001 das Atelierstipendium des Aargauer Kuratoriums in Berlin, 2012 den Förderpreis der Stiftung Erna und Curt Burgauer. 2021 wurde ihm der mit 40'000.- CHF dotierte Kunstpreis des Kantons Aargau verliehen.[3] Aus dem Jurybericht: "Mit seinem* von grosser Konstanz geprägten Schaffen greift Baumann in aktuelle gesellschaftliche Debatten ein, lotet Grenzen aus und geht Wagnisse ein. (…) In den Zeichnungen werden Wertvorstellungen umgewertet durch Paradoxien, poetische Momente und Humor. Bildzitate aus Kunst, Populärkultur und Fotografie repräsentieren das disparate Patchwork, das wir und die Welt sind. Sabian Baumann leistet künstlerische Pionierarbeit in der Schweiz, indem er* mit seinem* Schaffen die Diskussion um Queerness, Diskriminierung und Systemkritik befruchtet und vorantreibt."[4]

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2021 Sabian Baumann – Signes et Sentiments, Association Picto, Genève[5]
  • 2021 Sommervögel, Galerie Mark Müller, Zürich (CH)[6]
  • 2014 Horizontales Paradies, Kunstmuseum Luzern (CH)
  • 2014 An Unhappy Archive, mit Karin Michalski, Badischer Kunstverein, Karlsruhe (D)
  • 2011 Himmelhund, Haus Zumikon, Institut für moderne Kunst, Nürnberg (D)
  • 2011 Finger aus Licht, Galerie Mark Müller, Zürich (CH)
  • 2010 I wish I were blind, with Katja Bassanini, Kunsthalle Lugano (CH)
  • 2009 Es, with Gitte Schäfer & Francisco Sierra, Kunsthaus Langenthal (CH)
  • 2008 Death of the Cool, Galerie Mark Müller, Zürich (CH)
  • 2007 jetzt und immer, Les Complices*, Zürich (CH)
  • 2006 unbill, with Anina Schenker, K3 Projektspace, Zürich (CH)
  • 2004 Earthboy, Galerie Mark Müller, Zürich (CH)
  • 2003 Du, Kunsthalle Winterthur (CH)
  • 2002 Helmhaus, Zürich (CH)
  • 2001 Floatingskills, Stadtgalerie, Bern (CH)
  • 2001 05.06.50784, Galerie Mark Müller, Zürich (CH)
  • 2001 photo fading, Erfrischungsraum, Luzern (CH)
  • 2000 candy trap and liquid dream, Center for the Arts, City Festival, Hongkong (CN)
  • 1999 HEDAH, Maastricht (NL)
  • 1999 05.06.50783, Kunsthof, Zürich (CH)
  • 1999 Galerie Mark Müller, Zürich (CH)
  • 1998 Aargauer Kunsthaus, Aarau (CH)

Gruppenausstellungen (Auswahl seit 2004)

  • 2021 Art as Connection, Aargauer Kunsthaus[7]
  • 2014 DIE KRAWATTE. männer macht mode., Landesmuseum Zürich (CH)
  • 2014 Der Hecht an der Grenze, Hotel Drachenburg, Gottlieben (CH)
  • 2013 Corpus Delicti – Im Blick des Begehrens, Alpineum Luzern (CH)
  • 2013 Chris Regn: Die heilige Christine und andere Frauen die sich weggeworfen haben, Kaskadenkondensator, Basel (CH)
  • 2013 Mucha Manga Mystery, Museum Bellerive, Zürich (CH)
  • 2012 Warming up the House, Museum Bärengasse, Zürich (CH)
  • 2012 Double Track, OG9/Lokremise, Zürich (CH)
  • 2012 Swiss Art Awards, Basel (CH)
  • 2012 Reality Manifestos, or can Dialectics break Bricks?, Kunsthalle Exnergasse, Wien (A)
  • 2012 Zine Library - message salon downtown, Zürich (CH)
  • 2011 Voici un dessin suisse (1990–2010), Aargauer Kunsthaus, Aarau (CH)
  • 2011 Untold Stories, Kunsthalle Tallinn (EST)
  • 2010 Not gay as in happy but queer as in fuck you, Goloss, Kopenhagen (DK)
  • 2010 Wir Manager!, Vögele Kulturzentrum, Pfäffikon (CH)
  • 2010 Voici un dessin suisse (1990–2010), Musée Rath, Genève (CH)
  • 2010 Ich Mensch (du Tier), Perla Mode / Dienstgebäude, Zürich (CH)
  • 2009 Un/Mögliche Gemeinschaft, Shedhalle, Zürich (CH)
  • 2009 Queerscapes - the flow of dunes and the green shimmer of the oasis on the horizon, Cabaret Voltaire and Perla Mode, Zürich (CH)
  • 2008 SKYPE MEETINGS–Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen, Shedhalle, Zürich (CH)
  • 2008 MAKE OUT!, Sudio44, Stockholm (S)
  • 2008 Der lange Atem – Schweizer Kunst 1978 bis 2008, aus der Sammlung Peter und Elisabeth Bosshard, Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil-Jona (CH)
  • 2008 Pottery is the next best thing, K3 Projekt Space, Zürich (CH)
  • 2007 Transformer, Espace Libre, Biel (CH)
  • 2006 Bekanntmachungen, Exotik des Realen, with CASUAL, Kunsthalle Zürich (CH)
  • 2005 Linie Zeichnung bewegt, Galerie Dina 4, München (D)
  • 2005 Critique of Pure Image – Between Fake and Quotation, Center for Contemporary Art, Plovdiv (BUL)
  • 2004 Citizen Queer, Shedhalle, Zürich (CH)

Literatur und Künstlerbücher

  • Sabian Baumann: Finger aus Licht, Zine, Nieves Verlag, Zürich 2012
  • Martin Heller, Gesa Schneider (Hrsg.): Wir Manager, Ausstellungskatalog, 2010, ISBN 978-3-03823-668-9
  • Andrea Thal und Georg Rutishauser (Hrsg.): Sabian Baumann, Monographie, edition fink, Zürich 2009, ISBN 978-3-03746-140-2
  • Renate Lorenz (Hrsg.): normal love, Ausstellungskatalog, 2007, ISBN 3-933557-71-2
  • Aargauer Kunsthaus (Hrsg.): Ein Kunsthaus, Ausstellungskatalog, 2007, ISBN 978-3-905004-30-4
  • Stadion Letzigrund Zürich, gta-Verlag Zuerich, 2007, ISBN 978-3-85676-215-5
  • B. Ruf (Hrsg.): Draft/Durchzug, 20 jahre Stiftung Binz, Kunsthalle Zürich und Stiftung Binz 39, 2003, ISBN 3-906796-02-7
  • Daniel Hunziker (Hrsg.): Infolge - wider eine künstlerische Gestaltung, 2003, ISBN 3-906419-77-0
  • Olympe (Hrsg.): Olympe, (mit CASUAL), Olympe, 2003, ISBN 3-905087-42-1, ISSN 1420-0392 2002
  • Fondation Beyeler (Hrsg.): Claude Monet... bis zum digitalen Impressionismus, 2002, Katalogausgabe, ISBN 3-905632-18-7, Verlagsausgabe: ISBN 3-7913-2742-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die grosse um_ordnung. Abgerufen am 28. Februar 2021.
  2. Bettina Dyttrich: Durch den Monat mit der «grossen um_ordnung»: Braucht es Körper für die politische Aktion? WoZ, 8. Mai 2018, abgerufen am 28. Februar 2021.
  3. Anna Raymann: Aargauer Kunstpreis für Sabian Baumann – Zeichen für Diversität. In: Aargauer Zeitung. 25. März 2021, abgerufen am 11. August 2021.
  4. Christa Baumberger und Susanne König: Kunstpreis Kanton Aargau 2021. Aargauer Kuratorium, abgerufen am 11. August 2021.
  5. Sabian Baumann – Signes et Sentiments. In: Picto Genève. Abgerufen am 10. August 2021.
  6. Sommervögel. Galerie Mark Müller, abgerufen am 10. August 2021.
  7. Art as Connection - Aargauer Kunsthaus. Abgerufen am 10. August 2021.