Wallanlage Alte Burg Erberich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. September 2021 um 12:52 Uhr durch imported>Rouven Meidlinger(3797454) (3D-Ansicht des digitalen Geländemodells hinzugefügt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Teile der Wallanlage „Alte Burg“ Erberich

Datei:Wallanlage Alte Burg Erberich.stl

3D-Ansicht des digitalen Geländemodells

Die Wallanlage „Alte Burg“ Erberich liegt südöstlich der Ortschaft Erberich hoch über dem Dhünntal in der Gemeinde Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Beschreibung

Es handelt sich um ein mehrfach gestaffeltes Wall-Graben-System. Fünf Abschnittswälle verlaufen hintereinander von Südosten nach Nordwesten und besitzen je einen vorgelagerten Graben. Die Wälle wurden vermutlich aus dem Erdreich aufgeschüttet, das man aus den Gräben ausgehoben hatte. Die beiden äußeren Wälle im Nordwesten haben einen Abstand von 80 Metern zueinander. Drei weitere dicht hintereinander liegende Wälle folgen in etwa 70 Metern Abstand zu den vorderen. Die Wälle sind durchschnittlich ein Meter bis 1,6 Meter hoch. Lediglich der fünfte Wall ist mit 2,2 Metern deutlich höher. Über eine Innenbebauung der Anlage ist bislang nichts bekannt.

Unterhalb der Bergkuppe mit der darauf befindlichen Anlage befindet sich eine, den südöstlich neben dem Hang befindlichen Siefenbach vormals stauende, Stauwallung. Dort wird die Taleinkerbung zum Dünnthal hin durch einen massiven und nicht natürlichen Damm versperrt, so dass der dort befindliche Siefenbach gestaut wurde. Es wurde dadurch ein erhebliches Annäherungshindernis geschaffen. Diese Ausnutzung von Wasser als Annäherungshindernis ist typisch erst ab dem frühen Mittelalter und findet sich bei weiteren Anlagen im Bergischen Land.

Hinsichtlich der Frage nach der Datierung der Befestigungsanlage besteht jedoch Unklarheit. Ausgrabungen von Steingeräten und Keramikfragmenten in der unmittelbaren Umgebung der Wallanlage datieren in die ältere Eisenzeit (ca. 8. bis 5. Jahrhundert vor Christus) und in die römische Kaiserzeit (2. Jahrhundert nach Christus). Aus dem Bereich der Wallanlage selbst stammen Gefäßreste des Mittelalters und der älteren Eisenzeit sowie eine bronzene Sichel, die in die späte Bronzezeit (ca. 13. bis 9. Jahrhundert vor Christus) zu datieren ist. Ein in unmittelbarer Nähe gefundener Bronzering hat möglicherweise das gleiche Alter. Den ältesten Fund vom Gelände markiert ein kleines Steinbeil, das eine Nutzung oder Begehung des Geländesporns in der Jungsteinzeit (ca. 5200 bis 2200 vor Christus) belegt.[1] Die Nutzung vorhandener Befestigungsanlagen und der Weiter- oder Ausbau über die Jahrhunderte wäre nicht ungewöhnlich. Die Annahme, dass die Anlage über mehrere Jahrhunderte, ggf. in unterschiedlicher Ausprägung genutzt wurde, erscheint daher Wahrscheinlich.

Die Gesamtschau auf die Anlage zeigt die typischen Befestigungsmerkmale aus strategisch günstiger Lage, Ausnutzung von Steile und Anlage einer Wallbefestigung, die auch zwischen der späten Bronzezeit über die Eisenzeit bis in die römische Kaiserzeit zu finden sind. Hierbei ist jedoch die Anlage von sehr "einfacher" Befestigung, nicht vergleichbar z. B. mit dem System der Erdenburg oder anderer bekannter Befestigungsanlagen ab der mittleren Eisenzeit oder römischen Kaiserzeit, die für die linksrheinischen Regionen z. B. von Caesar beschrieben wurden[2]. Es ist daher vermutlich ein nicht durchgängig genutzter, befestiget Platz, der über die Jahrhunderte genutzt wurde, wobei die älteste Nutzung bereits in der Bronzezeit gelegen haben dürfte. Für die Bronzezeit ist die Besiedelung der Gegend gut belegt, wie auch die Bronzezeitlichen Gräberfelder bei Köln-Dünnwald (ca. 6 km Luftlinie) belegen.

Bodendenkmal

Die Wallanlage „Alte Burg“ Erberich wurde als Bodendenkmal Nr. 1 in die Liste der Bodendenkmäler in Odenthal eingetragen.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Wallanlage „Alte Burg“ bei Erberich in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland, abgerufen am 11. Dezember 2018.
  2. Gaius Julius Caesar: De bello Gallico /der Gallische Krieg. Reclam, 2010, ISBN 978-3-15-009960-5.

Weblinks

Koordinaten: 51° 3′ N, 7° 7′ O