Mariä Himmelfahrt (Oberglaim)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. November 2021 um 14:43 Uhr durch imported>DALIBRI(66535).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Außenansicht der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt von Südwesten

Die römisch-katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Oberglaim, einem Ortsteil der Marktgemeinde Ergolding im niederbayerischen Landkreis Landshut, ist eine barocke Saalkirche, die in den Jahren 1694 bis 1697 anstelle eines Vorgängerbaus nach den Plänen des Pfeffenhausener Maurermeister Hans Widtmann errichtet wurde. Dieser erbaute knapp zwanzig Jahre später auch die nahegelegene Wallfahrtskirche Heiligenbrunn. Die Kirchweihe erfolgte am 8. September 1696, dem Festtag Mariä Geburt. Die Pfarrei Oberglaim mit rund 700 Katholiken (Stand 2020) ist heute Teil der Pfarreiengemeinschaft Ergolding–Oberglaim.[1]

Architektur

Außenbau

Die nach Osten ausgerichtete Kirche umfasst ein vierjochiges Langhaus und einen merklich eingezogenen, zweijochigen Chor mit Schluss in drei Polygonseiten. Die Gestaltung des Außenbaus ist einheitlich mit gelben Lisenen und weiß getünchten Wandrücklagen ausgeführt. Neben den hohen, rundbogig abgeschlossenen Fenstern sind zusätzlich in jedem Joch kreisrunde Oculi vorhanden. Im südlichen Winkel zwischen Chor und Langhaus ist die zweigeschossige Sakristei angebaut, auf der Westseite der sechsgeschossige, 33 Meter hohe Turm. Dieser wird, wie die übrigen Gebäudeteile, von Lisenen gegliedert. Auf dem viergeschossigen Unterbau über quadratischem Grundriss befindet sich ein oktogonaler Aufsatz, der Glocken und Turmuhren enthält. Den oberen Abschluss bildet eine stark eingeschnürte Zwiebelhaube mit Kugel und Kreuz.[2]

Innenraum

Durch das Erdgeschoss des Turmes gelangt man in den dezent stuckierten Innenraum, der so nahezu italienisch-barock anmutet. Langhaus und Chor werden von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überspannt. Dieses ruht auf flachen Pilastern, die ein stark profiliertes, umlaufendes Gesims tragen.[2]

Ausstattung

Hochaltar
Barocker Kanzelkorb

Die Ausstattung ist nur noch teilweise barock. Der Hochaltar stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Seitenaltäre sind als Pendants ausgeführt und wurden zur Entstehungszeit der Kirche geschaffen. Der Aufbau wird jeweils von zwei gewundenen Säulen getragen. Der linke Seitenaltar enthält ein Altarblatt mit einer Darstellung der heiligen Anna, der rechte Seitenaltar zeigt den heiligen Jakobus. Auch die Kanzel wurde um 1700 im Barockstil erstellt. So weist der polygonale Korpus, der mit glatten und gewundenen Säulchen verziert, reiches Akanthusornament auf.

Bemerkenswert ist außerdem der spätgotische Taufstein, bestehend aus einem quadratischen Fuß, einem runden Schaft und einem runden Becken, das mit Maßwerkblenden verziert ist. Auf dem Deckel befindet sich eine barocke unbemalte Holzgruppe der Taufe Christi. An der spätgotische Langhauswand ist eine fast lebensgroße, spätgotische Figur aus dem frühen 16. Jahrhundert zu sehen; sie zeigt die heilige Maria mit dem nackten Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der Rechten. Bei den Kreuzwegtafeln handelt es sich um Ölgemälde des 18. Jahrhunderts.[2]

Orgel

Im Jahr 1898 erbaute Willibald Siemann für die Oberglaimer Pfarrkirche eine Orgel mit neun Registern auf pneumatischen Kegelladen. Dieses Instrument wurde 1986 durch einen Neubau von Ekkehard Simon aus Landshut ersetzt; dieses vollmechanische Schleifladeninstrument umfasst 14 Register.[3]

Die Disposition der Siemann-Orgel lautete wie folgt:[4]

Manual C–f3
1. Principal 8′
2. Salicional 8′
3. Gamba 8′
4. Gedackt 8′
5. Octav 4′
6. Flöte 4′
7. Mixtur III 223
Pedal C–d1
8. Subbaß 16′
9. Violonbaß 8′

Die Disposition der Simon-Orgel lautet folgendermaßen:[4]

I Manual
1. Metallflöte 8′
2. Prinzipal 4′
3. Quinte 223
4. Blockflöte 2′
5. Scharfmixtur III 1′
II Manual
6. Holzgedackt 8′
7. Gambetta 4′
8. Traversflöte 4′
9. Prinzipal 2′
10. Sifflöte 113
11. Oktävlein 1′
Pedal C–d1
12. Subbaß 16′
13. Violonbaß 8′
14. Choralbaß 4′

Glocken

Die drei historischen Glocken von 1655, 1676 und 1747 wurden im Zweiten Weltkrieg eingezogen. 1947 wurden sie durch drei neue Glocken aus der Landshuter Werkstatt von Johann Hahn ersetzt:[5]

Nr. Name Gussjahr Gießer Gewicht [kg] Schlagton Aufschrift Reliefs
1. Mutter-Gottes-Glocke 1947 Johann Hahn, Landshut 550 fis1 Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus St. Maria
2. Josephs-Glocke 343 a1 St. Joseph, oh verlaß uns nicht, wenn unser Aug im Tode bricht St. Joseph
3. Leonhard- und Wendelin-Glocke 240 h1 Hl. Leonhard und Wendelin, bittet für uns -

Lage und Umgebung

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt liegt auf einer Anhöhe oberhalb des Feldbachtals und des Dorfes Oberglaim. Daher ist sie weithin sichtbar, zum Beispiel auf der Staatsstraße 2143 von Landshut kommend. Das Gotteshaus ist von dem rund 3700 Quadratmeter großen Friedhof umgeben, der sich im Eigentum der Pfarrkirchenstiftung Oberglaim befindet und von der Marktgemeinde Ergolding verwaltet wird.[1]

Frammelsbergerkapelle

Südlich der Pfarrkirche, aber noch innerhalb der Friedhofsummauerung, befindet sich die Frammelsbergerkapelle. Sie enthält zwei Bronzetafeln, die an den ehemaligen Oberglaimer Pfarrer und NS-Widerstandskämpfer Max Frammelsberger (1880–1944) erinnern.[6][7]

Die heutige Frammelsbergerkapelle wurde im 17. Jahrhundert als Seelenkapelle erbaut. Die inzwischen stark baufällige Kapelle wurde 1870 renoviert und fortan als Anbetungskapelle für die Mutter Gottes genutzt. Zu der Marienfigur gesellte sich eine Figur des heiligen Konrad von Parzham, die 1934 unmittelbar nach dessen Heiligsprechung ergänzt worden war. 1950 wurde die Kapelle erneut zum Leichenhaus umfunktioniert, verlor diese Funktion aber wieder, als 1970 im Zuge einer Friedhofserweiterung ein neues Leichenhaus nördlich der Pfarrkirche erbaut wurde. Seit einer Renovierung im Jahr 1989 dient die Kapelle wieder der Anbetung der Mutter Gottes und des heiligen Konrad. Außerdem wird mittels zweier Bronzetafeln an das Wirken von Pfarrer Max Frammelsberger erinnert. Damals erhielt die Kapelle auch ihren heutigen Namen. 2020 wurde die Frammelsbergerkapelle erneut außen und innen renoviert.[6][7]

Das Grab Frammelsbergers befindet sich am westlichen Friedhofseingang rechts. Es wird seit 1944 von der Dorfbevölkerung liebevoll gepflegt. Jährlich wird um den Todestag des ehemaligen Pfarrers, den 16. Januar, in der Pfarrkirche ein Gedenkgottesdienst mit anschließendem Gebet am Grab abgehalten.[6]

Weblinks

Commons: Mariä Himmelfahrt (Oberglaim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Josef Vilsmeier: Pfarrei Oberglaim, Mariä Himmelfahrt ― Pfarrgeschichte. Online auf pfarreien-ergolding-oberglaim.de; abgerufen am 1. Februar 2021.
  2. a b c Anton Eckardt (Hrsg.): Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern – Bezirksamt Landshut. Oldenbourg, München 1914, S. 178f. (Digitalisat).
  3. Christian Vorbeck: Die Orgelbauer Martin Binder und Willibald Siemann. Siebenquart Verlag Dr. Roland Eberlein, Köln 2013. ISBN 978-3-941224-02-5.
  4. a b Orgeldatenbank Bayern online
  5. Josef Vilsmeier: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Online auf pfarreien-ergolding-oberglaim.de; abgerufen am 1. Februar 2021.
  6. a b c Josef Vilsmeier: Pfarrer Maximilian Frammelsberger ― Leben und Gedenkstätte. Online auf pfarreien-ergolding-oberglaim.de; abgerufen am 1. Februar 2021.
  7. a b Landshuter Zeitung vom 21. Januar 2021: Mutiger Priester in schwieriger Zeit – Die Pfarrei Oberglaim erinnert an Pfarrer Max Frammelsberger

Koordinaten: 48° 36′ 34,5″ N, 12° 6′ 58″ O