Jesuskind

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Muttergottes mit segnendem Kind und Cherubim. Gemälde von Jacopo Bellini, 1455

Als Jesuskind oder Jesusknabe, auch Christuskind, wird eine Darstellung Jesu Christi bezeichnet, die ihn bis zum Alter von etwa zwölf Jahren abbildet (im Alter von dreizehn Jahren erlangen im Judentum Jungen die Religionsmündigkeit und werden als Erwachsene betrachtet).

Kunstgeschichte

Das Jesuskind ist seit dem 3. Jahrhundert in der christlichen Kunst ein beliebtes Motiv. Häufig zeigen solche Darstellungen die Geburt Christi, die Heilige Familie oder das Jesuskind mit der Gottesmutter. Von der Madonna mit dem Kind gibt es sowohl in der Westkirche als auch in der Ostkirche eine Fülle ikonographischer Darstellungen.

Das Jesuskind wird häufig in einer Krippe dargestellt. Andere Bilder zeigen die Beschneidung Jesu, die Darstellung im Tempel, die Anbetung der Könige und die Flucht nach Ägypten. Dagegen wird Jesus als Heranwachsender nur selten dargestellt, da die Evangelien darüber kaum berichten. Es gibt jedoch einige Darstellungen, die sich, orientiert an apokryphen Schriften, mit der Kindheit Jesu befassen.

Ab dem 14. Jahrhundert wird es auch mit Attributen gezeigt, die es als Gott und Erlöser kennzeichnen: Heiligenschein, Krone, Weltkugel, Zepter, Herz, Lamm, Hirtenstab, Weintrauben, Kreuz, Ysopstab, Lanze.[1] Manchmal wird das Jesuskind mit einem Stieglitz (auch als Distelfink bezeichnet) dargestellt, was symbolisch auf den Opfertod Jesu hinweist: Die roten Kopffedern des Vogels symbolisieren das vergossene Blut Christi, so etwa in der Madonna mit dem Stieglitz von Raffael Santi.

Biblische Überlieferung

Josef und das Jesuskind, Gemälde von Guido Reni, 1640

Die Evangelien nach Lukas und Matthäus im Neuen Testament berichten hauptsächlich über die Geburt und die letzten Lebensjahre Jesu, das Evangelium nach Lukas außerdem über seine Darstellung im Tempel 40 Tage nach der Geburt (Lk 2,22-24 EU) im Jerusalemer Tempel und über den Besuch im Tempel als Zwölfjähriger (Lk 2,41-52 EU), das Evangelium nach Matthäus über die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-23 EU).

Außerbiblische Überlieferung

Über die Kindheit Jesu, in der er schon Wunder vollbrachte, erzählen apokryphe Schriften wie etwa das Kindheitsevangelium nach Thomas aus dem 2. Jahrhundert, das arabische Kindheitsevangelium aus dem 6. Jahrhundert und das Pseudo-Matthäus-Evangelium aus dem 8./9. Jahrhundert.

Der hl. Christophorus trägt das Jesuskind. Gemälde von Dieric Bouts, 1475

Ab dem Mittelalter bildeten sich Legenden um das wundertätige Jesuskind, die Bestandteil der Volksfrömmigkeit wurden. Dazu gehören Legenden um Christophorus, den Mystiker Hermann Joseph (* 1150) und Antonius von Padua (1195–1231). Das Jesuskind von Atocha half der Überlieferung nach gefangenen Spaniern während der Reconquista gegen die Mauren. Es wird insbesondere in Mexiko verehrt und in der kubanischen Santeria mit Ellegua synkretisiert.[2]

Bekannte Darstellungen

Patrozinium

Folgende Kirchen tragen u. a. das Christkind-Patrozinium:

Siehe auch

Literatur

  • Kuratorium des Diözesanmuseums Freising (Herausgeber): Seelenkind: Verehrt. Verwöhnt. Verklärt. Das Jesuskind in Frauenklöstern, Sieveking Verlag, München 2013, ISBN 978-3-944874-01-2.
  • Lothar Zenetti: Das Jesuskind. Verehrung und Darstellung. München, Wewel 1987.

Weblinks

Commons: Jesuskind – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Jesuskind – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Erzbistum Köln Kölner Krippengänge: Kind-Jesu-Verehrung (Memento vom 4. Juli 2007 im Internet Archive)
  2. Dr. Hans Gerald Hödl Skriptum Vorlesung SS06Afroamerikanische Religionen (PDF; 1,5 MB)
  3. Frauenkloster Sarnen: Sarner Jesuskind
    Rezension: St. Andreas, Sarnen
  4. ZENIT 23. Dezember 2006: „Il Santo Bambino“: Das heilige Kind von Rom
  5. Traunsteiner Tageblatt 2005: Rosi Bauer zeigt in Sachrang Gnadenkindl aus ganz Europa (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
    Stift Zwettl 2007: Wallfahrt zum wundertätigen Jesuskind (Memento vom 25. August 2007 im Internet Archive)
  6. Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Wien 1958, Band 5, S. 161.