Arabisches Kindheitsevangelium

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Das arabische Kindheitsevangelium ist ein apokryphes Evangelium des Neuen Testaments. Es wurde vermutlich auf Syrisch im 6. Jh. verfasst. Das Werk liegt in verschiedenen Manuskripten in arabischer und syrischer Sprache vor, die sehr spät datiert sind.[1] Der Großteil der Manuskripte stammt aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert.[2][3][4][5][6] Das älteste Manuskript des arabischen Kindheitsevangeliums stammt aus dem Jahr 1299 und wurde in arabischer Sprache in Mardin erstellt.[7] Als Entstehungsort der Manuskripte wird gemeinhin das heutige türkische Kurdistan und der Nordirak angenommen.[8] Gerhard Schneider wie auch Massimo Bernabo geben zusätzlich an, dass die Handschriften gekennzeichnet sind durch Einflüsse des Korans.[9][10]

Das arabische Kindheitsevangelium lässt sich in drei Teile gliedern: Die Geburt Jesu, Wunder in Ägypten und Wunder des Jesusknaben. Der erste Teil über die Geburt Jesu erinnert stark an das Protoevangelium des Jakobus, das hierfür auch die Grundlage gebildet haben dürfte. Vieles von den Kindheitserzählungen stammt jedoch wohl ursprünglich aus dem Kindheitsevangelium nach Thomas und wurde durch die Übersetzung ins Arabische offenbar sogar Mohammed bekannt. Einiges davon – genauer gesagt die wunderbare jungfräuliche Empfängnis und die Geburt – findet sich im Koran wieder. Da jedoch die älteste Bibel in arabischer Sprache, der Mt. Sinai Codex 151,[11] aus dem Ende des 9. Jahrhunderts stammt, notiert die moderne Wissenschaft, dass es keine sicheren Beweise für eine arabische Bibel in schriftlicher Form vor der Entstehung des Islams gegeben hat.[12]

Das zentrale Thema des arabischen Kindheitsevangeliums ist der Aufenthalt in Ägypten, der zwar in Mt 2,13 ff genannt, dann aber nicht mehr weiter erwähnt wird.

Die zentralen Figuren sind das wunderbewirkende Jesuskind und seine Mutter Maria, die vor allem im mittleren Teil, während des Aufenthaltes in Ägypten, als Vermittlerin auftritt.

In jüngerer Forschung wurde von Tony Burke die Möglichkeit angesprochen, dass es eventuell nie ein arabisches bzw. syrisches Kindheitsevangelium im 6. Jahrhundert gegeben haben könnte.[13]

Literatur

  • Textausgabe (lateinisch-deutsch) in: Apokryphe Kindheitsevangelien, übers. und eingel. von Gerhard Schneider, Fontes Christiani 18, Freiburg 1995, 173–195.
  • Massimo Bernabò, Sara Fani, Margherita Farina, Ida G. Rao: Le miniature del Vangelo [dell’infancia] arabo della Biblioteca Medicea Laurenziana di Firenze, codice Orientali 387 (Mardin, 1299 d.C.). In. Orientalia Christiana Periodica 83 (2017) 293–447.
  • Maria Josua, Friedmann Eißler: B. V.5.4. Das arabische Kindheitsevangelium, in: Christoph Markschies, Jens Schröter (Hrsg.): Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. I: Band: Evangelien und Verwandtes, Mohr Siebeck, Tübingen 72012, 963–982.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Tony Burke: Arabic Infancy Gospel, 3.1. Manuscripts and Editions. Juni 2017, abgerufen im Jahr 2019.
  2. Oxford, Bodleian Library, Bodl. Or. 350, fols. 1r–34r (Date: perhaps 15th/16th cent.).
  3. Cairo, Coptic Museum, 6421(I) (Macomber CMB 8-5I), fols. 96r–97v (15th/16th cent.).
  4. Cairo, Coptic Patriarchate, Graf 457, fols. 152v–172r (17th/18th cent.).
  5. Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. Orient. 21, fols. 1v–26r (1650).
  6. Vatican, Biblioteca apostolica, syr. 159, fol. 98v–104r (1622/1623).
  7. Le miniature del Vangelo arabo della Biblioteca Medicea Laurenziana di Firenze, codice Orientali 387 (Mardin, 1299 d.C.), Orientalia Christiana Periodica 83/2, 2017, pp. 300. „L'indicazione cronologica del colofone, che data dalla morte di Alessan-dro, è normale per la cronologia in Siria; il „14 febbraio dell’anno 1610 di Alessandro“ corrisponde all’anno 1299 d.C“
  8. Evangelia infantiae apokrypha - Apokryphe Kindheitsevangelien, übersetzt und eingeleitet von Gerhard Schneider, in: Fontes christiani, Bd. 18, Freiburg, 1995. [Schneider], s. 52-53.
  9. Evangelia infantiae apokrypha - Apokryphe Kindheitsevangelien, übersetzt und eingeleitet von Gerhard Schneider, in: Fontes christiani, Bd. 18, Freiburg, 1995. [Schneider], s. 53ff.
  10. Massimo Bernabo: Le miniature del Vangelo arabo della Biblioteca Medicea Laurenziana di Firenze, codice Orientali 387 (Mardin, 1299 d.C.), Orientalia Christiana Periodica 83/2. S. 300: "Die Verso Seite des letzten Kapitels (f. 48v) […] beginnt mit der islamischen Basmala Formel [...]: im Namen Gottes (org. Allahs), des Barmherzigen (Ar-Rahman), des Gnädigen (Ar-Rahim)" / Sul verso dell’ultima pagina (f. 48v), staccato a sé dopo la conclusionedel racconto, la stessa persona che ha scritto le didascalie nelle miniature,che non è quella che ha scritto il testo del codice ha inserito un trisagio,cioè un inno di lode a Dio ripetuto tre volte, il quale inizia con la basmala: (“Nel nome di Dio, il Clemente, il Misericordioso”)
  11. Bassam Michael Madany: Review of the Arabic Text of MT. SINAI ARABIC CODEX 151. „The Sinai Arabic Codex 151 was indeed a most exciting discovery. It appears to be the oldest Arabic translation of the New Testament in existence.“
  12. Sidney H Griffith, „The Gospel In Arabic: An Enquiry Into Its Appearance In The First Abbasid Century“, Oriens Christianus, Volume 69, s. 166. „All one can say about the possibility of a pre-Islamic, Christian version of the Gospel in Arabic is that no sure sign of it's actual existence has yet emerged. / Alles was man bezüglich der Möglichkeit einer vor-islamischen, christlichen Version der Bibel auf Arabisch sagen kann, ist, dass keine sicheren Beweise für die Existenz aufgetaucht sind“
  13. Tony Burke: “‘Arabic’ Infancy Gospel No More”. 2017, abgerufen im Jahr 2019: „What if, instead, Arab. Gos. Inf. is an extraction from Hist. Vir.? If so, there never was a Syriac infancy gospel. There are other problems also, not the least of which is that Hist. Vir.’s parallels to the Protevangelium of James are far more expansive than those in Arab. Gos. Inf. Does this mean that Hist. Vir. expanded the original infancy gospel with further material from Prot. Jas., or that Arab. Gos. Inf. reduced it? And what do we call the text? Arab. Gos. Inf. has become the standard title, but it is misleading and has contributed to the neglect of the Syriac text. If we call it Gospel of the Infancy, do we risk it being accidentally overlooked by subsequent scholars and bibliographers?“