Rinderbandwurm

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Rinderbandwurm
Rinderbandwurm (Taenia saginata)

Rinderbandwurm (Taenia saginata)

Systematik
Klasse: Cestoda (Bandwurmartige)
Unterklasse: Eucestoda (Echte Bandwürmer)
Ordnung: Cyclophyllidea
Familie: Taeniidae
Gattung: Taenia
Art: Rinderbandwurm
Wissenschaftlicher Name
Taenia saginata
Goeze, 1782

Der Rinderbandwurm (Taenia saginata oder auch Taeniarhynchus saginatus), auch als Rinderfinnenbandwurm bezeichnet, ist ein parasitisch lebender Bandwurm im Darm vom Menschen. Als Zwischenwirt dienen Rinder.

Verbreitung

Der Rinderbandwurm wurde weltweit mit der Rinderzucht verbreitet, kommt heute allerdings meist in den Ländern südlich der Sahara und jenen des Nahen Ostens vor. Eine besonders starke Prävalenz herrscht in Kenia, wo in einer Studie von 1996 eine regional stark schwankende Zystizerkose bei 15–80 % der Rinder festgestellt wurde.

Der Mensch ist der einzige Endwirt.

Merkmale

Der Körper des Rinderbandwurms trägt alle typischen Merkmale der Bandwürmer, er erreicht eine Länge bis zu 12 Meter[1] und eine Breite bis zu 7 Millimeter. Eine Besonderheit des Rinderbandwurmes ist das Fehlen der Hakenkränze als Haftorgan am Scolex (Kopf).

Die Finnen im Muskelfleisch des Rindes sind etwa erbsengroß. Die vom Menschen ausgeschiedenen eierlegenden Bandwurmglieder sind beweglich. Eine von einem befallenen Menschen bekotete Weide kann im Umkreis von 25 m weitere 6 Monate lang infektiös sein. Die Eier sind mikroskopisch klein und können selbst in Jauche aus Klärgruben oder eingebrachter Silage monatelang überleben.

Lebenszyklus

Ei des Rinderbandwurms

Der Lebenszyklus des Rinderbandwurmes umfasst wie bei allen Bandwürmern ein Finnenstadium (Cysticercus bovis oder Cysticercus inermis), das hier im Rind zu finden ist (Zystizerkose). Der menschliche Endwirt scheidet pro Tag bis zu neun Proglottiden aus, diese verstreuen durch aktive Kriechbewegungen die Eier über weite Strecken. Die Eier werden von Rindern oral aufgenommen, wo sie sich vor allem in der Muskulatur von Zwerchfell, Zunge und Herz ansiedeln. Die Finnen verbleiben nun im Rind und werden, falls sie bei einer in den meisten Ländern gesetzlich vorgeschriebenen Fleischbeschau durch den Veterinärmediziner nicht entdeckt werden, vom Menschen aufgenommen. Eine Wurminfektion tritt allerdings nur dann auf, wenn das Fleisch ungenügend gekocht oder roh gegessen wird.

Erkrankung

Die Infektion bleibt oft ohne Symptome, selten treten Kopfschmerzen, leichte Bauchschmerzen, Hungergefühl oder wechselnder Appetit und Unwohlsein auf. Das einzige Symptom kann auch eine Gewichtsabnahme sein. Im menschlichen Stuhl können die etwa 1 cm langen und 0,7 cm breiten weißlichen Proglottiden gefunden werden. Im Rind selbst rufen die Finnen keine Symptome hervor.

Vorbeugung

Durch Kochen oder Braten des Rindfleisches vor dem Verzehr kann eine Infektion vermieden werden. Um die Zystizerken (Finnen) abzutöten, muss im Fleisch für mindestens fünf Minuten eine Temperatur von 65 Grad Celsius erreicht werden. Auch ein Einfrieren für neun Tage bei minus zehn Grad Celsius bewirkt ein Abtöten der Zystizerken. In Europa sind bis zu 1,5 Prozent der Rinder befallen. Ungeklärte Abwässer, die in Flüsse gelangen, „wilde Toiletten“ in der Nähe von Weideplätzen und die direkte Übertragung der Eier von Mensch zu Rind in Betrieben sind Quellen von Infektionen.

Therapie

Bei Befall des menschlichen Darms durch den Rinderbandwurm ist eine Einzeldosis von Praziquantel (10 mg/kg Körpergewicht) oder Niclosamid (bei Erwachsenen 2 g)[2] wirksam. Vor Einführung des Präparates in den 1980er Jahren wurden Zinnpräparate verabreicht.[3]

Weblinks

Commons: Taenia saginata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Johannes Dönges: Parasitologie. Mit besonderer Berücksichtigung humanpathogener Formen. 2. Auflage, Thieme, Stuttgart / New York NY 1988, ISBN 3-13-579902-6.
  • Heinz Mehlhorn, Gerhard Piekarski: Grundriss der Parasitenkunde. Parasiten des Menschen und der Nutztiere 6. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1158-0.
  • Clinton A. White, F. Peter Weller in: Harrisons Innere Medizin. 16. Auflage. McGraw-Hill, London 2006, ISBN 3-936072-29-9.
  • Fritz H. Kayser: Medizinische Mikrobiologie, 8. Auflage; Thieme, Stuttgart / New York, NY 1993, ISBN 3-13-444808-4.
  • Julia Walochnik (Autor), Guido Walochnik (Illustrator): Hotel Mensch: Parasiten – unerwünschte Gäste unseres Körpers. Ueberreuter, Wien 2011, ISBN 978-3-8000-7492-1.

Einzelnachweise

  1. Bandwürmer auf dem Rückzug.
  2. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 290.
  3. C. J. Meyer: Handbuch der Pharmakologie als Erläuterung aller in der österr. Pharmakopöe vom J. 1834 enthaltenen Arzneymittel. C. Reichard, 1835, S. 195, 414 Seiten.