Alban Gerhardt

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Alban Gerhardt in der Tonhalle Düsseldorf, 2014

Alban Gerhardt (* 1969 in Berlin) ist ein deutscher Cellist. Er etablierte sich solistisch als einer der bekannten Cellisten unserer Zeit und trat mit vielen internationalen Orchestern auf, beispielsweise mit den Berliner Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra oder dem London Philharmonic Orchestra. Er spielt ein Cello von Matteo Gofriller, gebaut im Jahr 1710.

Leben

Alban Gerhardt wurde in eine Berliner Musikerfamilie hineingeboren. Mit acht Jahren begann er das Cello- und Klavierspiel. Er lernte und studierte unter anderem bei Boris Pergamenschikow in Köln, Marion Vetter, Götz Teutsch, Markus Nyikos und Frans Helmerson. Er lebt in Madrid.[1]

Musikalische Karriere

Gerhardt debütierte am 22. Februar 1987 mit Joseph Haydns Cellokonzert D-Dur mit dem Kammerorchester der Berliner Philharmonie. Früh konnte Gerhardt Erfolge bei verschiedenen Wettbewerben feiern und gewann Preise beispielsweise 1990 beim Deutschen Musikwettbewerb Bonn[2], dem ARD Musikwettbewerb[3] im selben Jahr sowie dem Leonard-Rose-Wettbewerb 1993[4].

Seine internationale Karriere begann mit seinem Debüt als 21-Jähriger bei den Berliner Philharmonikern unter Semyon Bychkov. Seitdem war er bei über 250 Orchestern in der ganzen Welt eingeladen, darunter das Royal Concertgebouw Orchestra, London Philharmonic Orchestra[5], NHK Symphony Orchestra, Cleveland Orchestra, Boston Symphony Orchestra, San Francisco Symphony Orchestra, Philadelphia Orchestra, Chicago Symphony Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra, Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und Tonhalle-Orchester Zürich[6]. Partner am Pult waren unter anderem Myung-Whun Chung, Christoph von Dohnányi, Christoph Eschenbach, Marek Janowski, Neeme Järvi und Paavo Järvi, Wladimir Jurowski, Sir Neville Marriner, Kurt Masur, Andris Nelsons, Sakari Oramo, Kirill Petrenko, Esa-Pekka Salonen, Christian Thielemann, Michael Tilson Thomas und David Zinman. Von 2012 bis 2015 war Alban Gerhardt Artist in Residence des Oregon Symphony Orchestra[7] und in der Saison 2014/15 Artist in Focus der Londoner Wigmore Hall.

Alban Gerhardts Repertoire ist umfangreich – so hat er bereits über 70 verschiedene Cellokonzerte aufgeführt. Ihm ist ein großes Anliegen, unbekanntere Werke vor dem Verschwinden von der Konzertbühne zu bewahren. Durch die häufige Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten wie Peteris Vasks, Brett Dean, Jörg Widmann, Osvaldo Golijov, Matthias Pintscher, Thomas Larcher oder Mathias Hinke erweitert er sein Repertoire stetig. Besonders hervorzuheben ist das für Alban Gerhardt geschriebene Cellokonzert der Komponistin Unsuk Chin, das er 2009 bei den Proms[8] in London uraufgeführt und seitdem in den Niederlanden, Deutschland, Skandinavien, im Fernen Osten und in den USA aufgeführt hat.[9]

Zur Premiere schrieb der Guardian: „The hugely challenging cello part was composed specifically for Alban Gerhardt, who made its difficulties and teeming luminous detail seem the most naturally expressive things in the world, playing from memory and maintaining perfect coordination and balance with Ilan Volkov and the BBC Scottish Symphony. It’s a major addition to the concerto repertory.“[10] Im August 2014 erschien die Einspielung des Konzerts bei der Deutschen Grammophon in der revidierten Fassung von 2013.

Neben seiner intensiven solistischen Tätigkeit hat auch die Kammermusik in Alban Gerhardts Schaffen eine wichtige Bedeutung. Bei internationalen Festivals wie den BBC Proms in London oder dem Edinburgh Festival und in renommierten Sälen wie der Berliner Philharmonie, der Wigmore Hall in London, der Suntory Hall in Tokio und dem Pariser Théâtre du Châtelet musiziert er regelmäßig mit Kammermusikpartnern wie Steven Osborne, Cecile Licad, Jörg Widmann, Brett Dean, Nils Mönkemeyer, Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Lisa Batiashvili, Arabella Steinbacher, Gergana Gergova, Baiba Skride und Emmanuel Pahud.

Aufnahmen

Alban Gerhardts CD-Einspielungen sind mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem dreimal mit dem ECHO Klassik (1998, 2003 und 2009)[11] und dem ICMA[12]. Große Aufmerksamkeit erhielt die Gesamteinspielung der Werke für Violoncello von Benjamin Britten (1913–1976) zu dessen 100. Geburtstag für das britische Label Hyperion Records, mit der er für den Gramophone Award 2013 nominiert war. Mit Hyperion besteht eine intensive und langfristige Zusammenarbeit.[13]

Die Aufnahme von Unsuk Chins Cellokonzert, veröffentlicht bei der Deutschen Grammophon, gewann 2015 den BBC Music Magazine Award[14] und war unter den Finalisten der Gramophone Awards 2015[15]. Verdient gemacht hat Gerhardt sich durch die Aufnahmen selten gespielter Cellokonzerte, u. a. von Eugen d’Albert, Samuel Barber, Albert Dietrich, Christoph von Dohnányi, George Enescu, Wilhelm Fitzenhagen, Friedrich Gernsheim, Hans Erich Pfitzner, Henri Vieuxtemps, Robert Volkmann und Eugène Ysaÿe.[16]

Soziales Engagement

Ein großes Anliegen ist es Alban Gerhardt, alte Hör- und Konzertgewohnheiten aufzubrechen und ein neues Publikum für klassische Musik zu begeistern, etwa mit seinen speziell an eine junge Hörerschaft gerichteten Programmen, Besuchen an Schulen und Krankenhäusern oder Projekten wie Bach im Bahnhof. In Kooperation mit der Deutschen Bahn spielte Gerhardt 2012 in verschiedensten Bahnhöfen kleine Solokonzerte.[17] Darüber hinaus engagiert er sich in der Flüchtlingshilfe.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mit Tschaikowsky in Viersen und Bochum. Im Gespräch: Der Cellist Alban Gerhardt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: WDR 3. 14. Dezember 2015, archiviert vom Original am 16. Februar 2016; abgerufen am 16. Februar 2016 (Moderation: Daniel Frosch).
  2. Preisträger des DMW. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Deutscher Musikwettbewerb. Archiviert vom Original am 16. Februar 2016; abgerufen am 16. Februar 2016.
  3. Preisträger Violoncello. (PDF-Download) des internationalen Musikwettbewerbs der ARD. In: Bayerischer Rundfunk. Abgerufen am 16. Februar 2016.
  4. Mark Carrington: Leonard Rose Cello Competition. In: Washington Post. 26. Juli 1993.
  5. Programm vom 23. Mai 2010. In: Royal Philharmonia Orchestra. Abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  6. John Rodes: Not a particularly promising debut. In: Concertonet.com. Abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  7. David Stapler: Cellist Alban Gerhardt is Oregon Symphony’s first artist-in-residence. In: The Oregonian. 16. Februar 2012.
  8. Jonathan Swain: Prom 38/Ravel, Unsuk Chin, Stravinsky. BBC Proms 2009. In: BBC Radio. Abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  9. Sybill Mahlke: So schnell wie möglich. Alban Gerhardt mit den Berliner Philharmonikern. In: Tagesspiegel. 10. Mai 2014, abgerufen am 16. Februar 2016.
  10. Guy Dammann: Alban Gerhardt and friends review – music-making at its most invigorating. In: Tge Guardian. 23. Juni 2015, abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  11. Die Gewinner des Klassik Echo 2009. In: Die Welt. 1. Oktober 2009, abgerufen am 16. Februar 2016.
  12. Winners 2015. In: Website des ICMA. 20. Januar 2015, abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  13. Lydia Conolly: Alban Gerhardt (Cello). In: Website von Hyperion Records. Abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  14. Rebecca Franks: Winners of BBC Music Magazine Awards 2015 announced. In: Classical-music.com. 2. April 2015, abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  15. Chris O’Reilly: Awards – Gramophone Awards 2015: Finalists. In: Prestocalssical.co.uk. 17. August 2015, abgerufen am 16. Februar 2016 (englisch).
  16. Dirk Hühner: Alban Gerhardt spielt Vieuxtemps und Ysaÿe. Ein überragender Solist. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Weltkulturradio RBB. 24. Februar 2015, ehemals im Original; abgerufen am 16. Februar 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kulturradio.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  17. Johannes Schmitz: Elite-Cellist spielt in Bahnhöfen. Alban Gerhardt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 23. Mai 2015, abgerufen am 16. Februar 2016.
  18. Nicolas Nebout: "People tend to forget how special a live performance is". Im Interview: Alban Gerhardt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: classicaldiary.com. 17. Mai 2016, archiviert vom Original am 27. Mai 2016; abgerufen am 27. Mai 2016 (englisch).