Kernforschungszentrum Negev

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. November 2021 um 10:41 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560) (Link führt zu nackten Asiatinnen und nicht zu Satellitenbildern der Anlage).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Das Kernforschungszentrum Negev, Aufnahme von Oktober 2010

Das Kernforschungszentrum Negev (hebräisch קריה למחקר גרעיני - נגב) ist eine kerntechnische Anlage in Israel nahe der Stadt Dimona in der Negev-Wüste (siehe auch Israelische Atomwaffen).

Geschichte

Das Gelände befindet sich rund 12 Kilometer südöstlich von Dimona. Es wurde ab 1958 mit französischer Hilfe erbaut. Die israelische und französische Regierung begründeten den Bau des Kernreaktors mit der Absicht, eine Entsalzungsanlage mit Energie zu versorgen, um die Negev-Wüste zu begrünen, sowie der Versorgung einer Textilfabrik und anderen Projekten. Die meisten Experten aber kamen zu dem Schluss, dass der wirkliche Zweck die Produktion von Kernwaffen sei. Die israelische Regierung hat dies bislang weder bestätigt noch dementiert.

Der Reaktor in Dimona wurde etwa zwischen 1962 und 1964 in Betrieb genommen. Mit dem hier produzierten Plutonium und vermutlich mit angereichertem Uran aus unbekannter Quelle (Operation Plumbat), hatten die israelischen Streitkräfte wahrscheinlich bereits vor dem Sechstagekrieg erste Kernwaffen einsatzbereit.[1] Die israelische Regierung hat immer den friedlichen Zweck der Anlage betont. Dennoch haben die USA den Ort mehrfach mit U-2-Aufklärern überflogen und Luftproben gesammelt, um sie nach radioaktiven Spuren zu untersuchen.

Satellitenaufnahme der Anlage aus dem Jahr 1968

Als der amerikanische Geheimdienst Anfang der 1960er Jahre die wahre Aufgabe der Anlage erkannte, verlangte man, dass Israel internationale Inspektionen zulassen müsse. Israel erklärte sich damit einverstanden, wenn hierfür keine Inspektoren der IAEO, sondern ausschließlich US-Inspektoren eingesetzt würden; zudem sollten alle Inspektionen zuvor angemeldet werden. Es wird berichtet, dass vor Inspektionen falsche Wände und anderes installiert worden sei, um sensible Bereiche zu verbergen. Die Inspektoren informierten die US-Regierung, dass die von Israel auferlegten Restriktionen in der Anlage ihre Inspektionen sinnlos machten. 1969 wurden die Inspektionen eingestellt.

1986 eröffnete ein ehemaliger Techniker aus Dimona, Mordechai Vanunu, der Presse Beweise für das israelische Nuklearprogramm. Daraufhin wurde er von israelischen Agenten entführt, betäubt und von Italien nach Israel verschleppt. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Verrat und Spionage zu 18 Jahren Gefängnis. Während Vanunu im Gefängnis saß, berichtete die Zeitung The Times, dass Israel Material für 20 Wasserstoffbomben und 200 Uranbomben besitze. Im Frühjahr 2004 wurde Mordechai Vanunu aus dem Gefängnis unter strengen Auflagen freigelassen.

Seit spätestens 2012 informiert die israelische Atomenergiebehörde offiziell über diese Anlage.[2]

Am 29. August 2018 wurde die Anlage zu Ehren des ehemaligen Staatspräsidenten in Schimon-Peres-Kernforschungszentrum im Negev umbenannt.[3]

Sonstiges

2002 wurde wegen möglicher irakischer Angriffe eine Batterie Patriot-Flugabwehrraketen zum Schutz des Reaktors aufgebaut.

Nach Zweifeln an der Sicherheit des 40 Jahre alten Reaktors verteilten die Behörden im Jahr 2004 Jodtabletten als Vorsorge an die Bevölkerung in der Umgebung.[4] Im Jahr 2006 bildete sich eine Bürgerinitiative von Anwohnern, aus Sorge um ihre Gesundheit und Sicherheit.

Literatur

  • Avner Cohen: Israel and the Bomb. University Press of Columbia, New York 1999, ISBN 0-231-10483-9
  • Seymour M. Hersh: The Samson Option: Israel’s Nuclear Arsenal and American Foreign Policy. Random House, New York 1991, ISBN 0-394-57006-5
  • Paul Eddy, Elaine Davenport, Peter Gillman: Uran für Israel. Geheimdienst Operation Scheersberg A. ISBN 3-8105-0504-8. Originalausgabe: The plumbat affair, Philadelphia, PA (Lippincott) 1978, ISBN 0-397-01248-9. (Online-Version)
  • Time Magazine: Uranium: The Israeli Connection, Vol. 109 Nr. 22 vom 30. Mai 1977. (Online-Version)
  • Einer lügt bestimmt, in: Die Zeit, Nr. 23 vom 3. Juni 1977 [1]
  • Brian Harring: DIMONA and Other Secrets: Israel’s Atomic bomb programs (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive), bei Tbrnews.org

Weblinks

Commons: Negev Nuclear Research Center – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Israel’s Nuclear Weapons Program and Lessons for Iran. In: cfr.org . Abgerufen am 25. Juni 2017.
  2. Israel Atomic Energy Commission Nuclear Research Center NEGEV -NRCN , Archivinformation 2012 (Memento vom 5. März 2012 im Internet Archive)
  3. Netanjahu: Israel muss stark sein In: Israelnetz.de, 30. August 2018, abgerufen am 9. September 2018.
  4. ABC News Online: Israel distributes radiation pills to residents near nuclear reactor (Memento vom 13. Mai 2010 im Internet Archive), 8. August 2004.

Koordinaten: 31° 0′ 13″ N, 35° 8′ 48″ O