Ehrenreich Hannibal

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Ehrenreich Hannibal (* 9. April 1678[1] in Stockholm;[2][Anm. 1]13. August 1741 in Clausthal) war ein schwedisch-deutscher Stempelmacher, Münzstempelschneider,[1] Siegelschneider[2] und Kupferstecher[3] und galt als einer der besten Medailleure seiner Zeit.[4]

Leben

Sterbemedaille auf den Tod des Loccumer Abtes Gerhard Wolter Molanus (1633–1722), dem Begründer der Münzsammlung der Welfen;
Replik von Harry Maximilian Buchberger für die Nord/LB, ausgestellt im Niedersächsischen Münzkabinett im Niedersächsischen Landesmuseum

Ehrenreich Hannibal wuchs als Sohn des in Stockholm tätigen Malers Martin Hannibal sowie der Christina Lente auf. Vermutlich ging er in Schweden in die Lehre, erarbeitete dort jedoch „nicht viel“, sondern begab sich bald auf die Wanderschaft, nach der er[3] in das wenige Jahre zuvor 1692 zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg erhobenen Herrschaftsgebiet[5] zog, wo er unter Georg I. Ludwig in dessen Dienste trat und hier zunächst seine Kunstfertigkeiten vervollkommnete, bevor er 1705[3] oder 1706/07 zum kurfürstlichen „Stempelschneider“ (Medailleur) mit einem Jahresgehalt von 200 Talern bestellt wurde. So finanziell abgesichert, heiratete Hannibal am 12. Mai 1707 Anna[1] (auch: Anna Maria Hollingin), die Tochter[3] des in der Calenberger Neustadt und dort in der Calenberger Straße ansässigen Hofgoldschmiedes Conrad Hölling,[6] mit der er, neben einem weiteren Sohn,[3] den schon 1704, also vorehelich geborenen Martin Conrad Hannibal zeugte.[7]

In der kurfürstlichen Residenzstadt Hannover schuf Hannibal Ehrenreich aber nicht nur Medaillen, sondern beispielsweise auch einen sechsarmigen, silbernen Kronleuchter nach einem Entwurf von Jean Berain.[1][8] Darüber hinaus fertigte er auch Kupferstiche.[3]

Ehrenreich schuf die Medaille (mit der Jahreszahl 1714) zum Tode von Sophie mit einem Brustbild der Kurfürstin und dem von ihr geliebten „jardin à la Leine“.[9] Mit einer noch im selben Jahr gefertigten Medaille mit dem nunmehrigen King George I. auf dem Thron von England, davor die Britannia, setzte Hannibal dem Beginn der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover ein Denkmal.[4]

Im Folgejahr 1715, konkret zunächst „[…] bis Weihnachten 1715 […]“,[1] erhielt Hannibal Ehrenreich zusätzlich die Stellung eines Münz-Eisenschneiders an der Clausthaler Münzstätte im Harz.[3] Wenngleich Ehrenreich in den Kammerrechnungen des Kurfürstentums Hannover bis 1727/28 nachweisbar ist,[1] war er auch für andere Herrschaften tätig, so beispielsweise für das Kurfürstentum Köln, das Königreich Preußen, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und die Hansestadt Hamburg und verschiedene andere.[3]

Nach Ehrenreichs Tod 1741 folgte ihm sein Sohn Martin an der Münzstätte in Clausthal.[3]

Künstlersignatur

Während in verschiedenen Büchern über Münzen, aber auch auf Kupferstichen Hannibals selbst das Monogramm E. H. der erste Buchstabe mitunter fälschlicherweise als ein F. gedeutet wurde, existieren daneben zahlreiche Varianten der Signatur aus E. Hannibal und f. bzw. fecit.[3]

Werke (Auswahl)

Neben mehreren Kupferstichen[3] sind vor allem zahlreiche Medaillen Hannibals bekannt, die sich nahezu sämtlich in der Königlichen Münz- und Medaillensammlung der Welfen fanden:[4]

sowie

Literatur

  • Georg Kaspar Nagler: Hannibal, Ehrenreich, in ders.: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten aus dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc., 5. Band, E. A. Fleischmann, München 1837, S. 550f.; online über Google-Bücher
  • Leonard Forrer: Biographical dictionary of medallists. Bd. 1, London 1904, S. 420–422 (Digitalisat).
  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Bd. 3: Hannover unter dem Kurhut 1646–1815. Sponholtz, Hannover 1916, S. 496
  • Hannibal, Ehrenreich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 69, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23036-3.

Weblinks

Commons: Ehrenreich Hannibal – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Davon abweichend nennt Wolfgang Scheffler „Ungarn“ als Geburtsstätte

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Wolfgang Scheffler (Hrsg.): Ehrenreich Hannibal. In: Goldschmiede Niedersachsens, Daten, Werke, Zeichen, Halbbd. 1: Aerzen – Hamburg. de Gruyter, Berlin 1965, S. 278, 758–759; teilweise online über Google-Bücher
  2. a b Siehe unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b c d e f g h i j k Johann Ludwig Ammon: Sammlung berühmter Medailleurs und Münzmeister nebst ihren Zeichen, Nürnberg: Christ. Gotth. Hauffe, 1778, S. 8; online über Google-Bücher
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Georg Kaspar Nagler: Hannibal, Ehrenreich (siehe Literatur)
  5. Klaus Mlynek: Hauptstadt(funktion). In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 274.
  6. Wolfgang Scheffler (Hrsg.): Conrad Hölling. In: Goldschmiede Niedersachsens …, S. 753f.
  7. Wolfgang Scheffler (Hrsg.): Martin Conrad Hannibal. In: Goldschmiede Niedersachsens …, S. 278.
  8. a b Ludwig Döry: Ein deutscher des Berainstils aus Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Bd. 11, Heft 1/2, S. 185–189 (mit zwei Abbildungen)
  9. a b Karl Heinrich Meyer: Königliche Gärten. Dreihundert Jahre Herrenhausen, Hannover: Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster, 1966, S. 31
  10. Vergleiche diese und diese Seite des Münzkabinetts Berlin
  11. Johann Paul Langermann: Num. 2: Ein Banco-Portugaleser auf das erste Jubel-Jahr der hochlöblichen Spezies-Banco, von 1719, in ders: Abbildung und Beschreibung hamburgischer Münzen und Medaillen. Numotheca; nebst einem Verzeichnis gedruckter hamburgischer Urkunden, Dokumente und anderer Briefschaften, Hamburg: Meyn & Mahnke, 1802; S. 266f.; Digitalisat
  12. Vergleiche auch Nikolaus Hieronymus Gundling: D. Nicolai Hieronymi Gundlings Weyland … Professoris Publ. Ordinar. auf der Universität zu Halle Ausführlicher Discours Ueber den vormalichen und itzigen Zustand Der Teutschen Churfürsten-Staaten : : Darinnen Von derselben Ursprung und Wachsthum, mittlern und neuern Historie, Macht, Commercien, Reichthum und Schwäche, Beschaffenheit der Länder und Einwohner, Regierungs-Forme, Interesse, Prätensionen und Streitigkeiten, deutlich und gründlich gehandelt ist …; [Theil 1]: Auch in den Zusätzen Der allerneueste Zustand dieser Staaten bis und mit 1746. vornemlich aber die letzten Begebenheiten in Böhmen, Schlesien, und Mähren zulänglich und unpartheyisch dargestellet, werden Nebst Nützlichen Register (1747), Bd. 5, Franckfurt; Leipzig: Spring, 1746, S. 154; online über Google-Bücher
  13. Hans Meuss, Münzenhandlung: Universalsammlung – Goldmünzen, Taler, Medaillen usw.: Die Versteigerung …: 27.–29. November 1940 (Katalog Nr. 15) — Hamburg, 1940, S. 24; online über die die Universitätsbibliothek Heidelberg