Kadett
Kadett (von französisch cadet „Jüngster“[1]), auch Kadettenschüler, ist eine Bezeichnung für einen Zögling einer militärischen Erziehungsanstalt zur Vorbereitung auf eine mögliche militärische Karriere, gegebenenfalls als Offizier. In verallgemeinerter Form fand der Begriff in ganz Europa Verbreitung. So war Cadet im 18. Jahrhundert in vielen Ländern eine allgemein übliche und geläufige Bezeichnung für jugendliche oder junge Adlige im Militär.
Begriffsgeschichte
Das Wort cadet ist aus dem westlichen gascogner Dialekt abgeleitet: capdèth bedeutet etwa „kleines Haupt“, von lat. capitellum, lat. capitellum, Diminutiv von capet „Haupt“. Ursprünglich bezeichnete es einen gascogner Adelssohn, der in der Armee des französischen Königs als Offizier diente.[2] Später wurde cadet in Frankreich als ein Synonym für „(der) Jüngere/(der) Jüngste“ und, im verengten Sinn, für „(jüngerer/jüngste) Sohn eines Edelmannes“ genutzt. Da in der Regel nur dem ältesten Sohn das Familienerbe zufiel, suchten die nachgeborenen Söhne des Adels traditionell ihr Glück in einem geistlichen Amt oder beim Militär.
Frankreich
König Ludwig XIV. fasste die Kadetten in besondere Kompanien zusammen, in denen sie bis zum Erhalt des Offizierspatents als Freiwillige dienten. Den berühmten Gascogner Kadetten setzten Alexandre Dumas in dem Roman Die drei Musketiere und Edmond Rostand in dem Stück Cyrano de Bergerac ein literarisches Denkmal.
Deutschland
Bei der Deutschen Marine der Bundeswehr heißen die Seeoffizieranwärter im Range eines Unteroffiziers Seekadetten. Im deutschen Sprachraum sind die Begriffe Offizieranwärter (Bundesrepublik Deutschland) beziehungsweise Offiziersanwärter (Österreich) und Aspirant (Schweiz) gebräuchlich.
Des Weiteren wird der Begriff in der zivilen Schifffahrt für angehende Nautische Offiziere angewendet.[3]
In der NVA der DDR waren die Begriffe Kadettenschüler, Kursant und Offiziersschüler gebräuchlich.
Als Rheinkadetten wurden regional am Niederrhein die Kaiarbeiter in der Frachtgutschifffahrt bezeichnet.
Österreich-Ungarn
In Österreich-Ungarn rangierten die Kadett-Dienstgrade („Chargen“) der k.u.k. Armee vor den jeweiligen Normalchargen gleichen Ranges, jedoch hinter der nächsthöheren Normalcharge (bspw. stand der Kadett-Gefreite vor dem Gefreiten, doch hinter dem Korporal). 1909 ersetzte Kadett die bisherige Bezeichnung Kadett-Feldwebel.
Die Kadetten trugen an den Kragenenden die Rangborte der Feldwebel, jedoch goldfarben statt kaisergelb. Hinzu kamen die Rangsterne der entsprechend bekleideten Chargen, bspw. für den Kadett-Zugsführer drei sechsspitzige Sterne aus weißem Tuch (seit 1901: Celluloid). Bekleidete ein Kadett die Feldwebel-Charge, so legte er zusätzlich das kaisergelbe Feldwebel-Rangbörtchen an, das am oberen Rand des Goldbörtchens zur Hälfte vorzustehen hatte. Der Kadett-Offiziersstellvertreter (ab 1908: Fähnrich) führte das Goldbörtchen, darauf ein silber-plattierter Leutnantstern aus Metall (statt gestickt, wie für Offiziere vorgeschrieben).
1916 legten alle Kadettchargen (Ausnahme: Fähnrich) die goldene Rangborte ab. Sie, und auch die Fähnriche, kennzeichnete seitdem ein glatter Uniformknopf hinter den Rangsternen, wie er 1915 bereits den Einjährig-Freiwilligen bewilligt worden war (sog. „EF“-Knopf). Die „EF“ unterschieden sich zusätzlich anhand des „Intelligenzbörtels“ an den Ärmelaufschlägen.
Die bei der Truppe dienenden Kadetten waren nicht zu verwechseln mit den noch in Ausbildung befindlichen Zöglingen (ungarisch Novendék) einer Militäranstalt. Innerhalb des Kadettenkorps konnte ein Zögling den Rang eines Zögling-Unteroffiziers (ungarisch Növendék altiszt; keine wirkliche Militär-Charge) erreichen.
Litauen
In Litauen gibt es die General-Povilas-Plechavičius-Kadettenschule, eine allgemeinbildende Mittelschule in Kaunas.
Russland
In Russland haben Kadettenanstalten eine lange Tradition, die bis in die Zarenzeit zurückreicht. Auch in der Sowjetunion erfreuten sich diese Bildungseinrichtungen großer Beliebtheit und gelten heute als Eliteschulen. Die Schüler werden allgemein als Kursanten bezeichnet, können aber auch nach dem Namensgeber oder dem Träger der Schule bezeichnet werden, beispielsweise Nachimowschüler oder Suworowschüler. Hier ist der Anteil der Absolventen, der nach dem Abitur einen militärischen Beruf ergreift, relativ hoch.
In Russland gibt es heute noch mehr als 25 Kadettenschulen für Knaben ab Klasse 5 bis zum Abitur, als Vorbereitung für eine künftige militärische Karriere.
USA
In den USA sind noch heute Kadettenanstalten verbreitet. Der Anteil der Absolventen, der nach Abschluss der Schulausbildung tatsächlich den Militärberuf ergreift, ist aber gering.
„Kadetten“ im Sport
Internationale Wintersportwettkämpfe werden in den Altersklassen Kadetten (16–18 Jahre), Junioren (19–20 Jahre), Espoirs (21–23 Jahre) und Senioren (ab 24 Jahre) bestritten (siehe auch Klasseneinteilung im Sport).
Belletristik
Im Roman Die Kadetten (1933) verarbeitete Ernst von Salomon seine Zeit in der Kadettenanstalt in Karlsruhe und später in der Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde (Berlin).
Literatur
- Hermann Hinterstoisser: Die Adjustierung des k.(u.)k. Heeres 1868 - 1914, Bd 1: Die Infanterie, In: Heide Stöhr (Hrsg.): Österreichische Militärgeschichte. Sonderband 1998. Wien 1998.
- ders.:Die Adjustierung des k.(u.)k. Heeres 1915 - 1918, Bd 3: Die feldgraue Uniform, In: Heide Stöhr (Hrsg.): Österreichische Militärgeschichte. Sonderband 2004. Wien 2004.
Einzelnachweise
- ↑ Übersetzungen für „cadet“ im Französisch ⇔ Deutsch-Wörterbuch. In: pons.com. PONS GmbH, abgerufen am 16. März 2021.
- ↑ Zur Etymologie siehe Kadett bei Duden online.
- ↑ Tödlicher Personenunfall an Bord des CMS Chicago Express während des Taifuns „Hagupit“ am 24. September 2008 im Seegebiet vor Hongkong, Untersuchungsbericht 510/08, Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, 1. November 2009 (PDF-Datei, 2,1 MB), Seite 10 und Seite 44.