Röckenhof

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Röckenhof
Gemeinde Kalchreuth
Koordinaten: 49° 33′ 59″ N, 11° 8′ 52″ O
Höhe: 357 m ü. NHN
Fläche: 1,37 km²[1]
Einwohner: 698 (2. Jan. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 509 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 90562
Vorwahl: 0911
ehemaliges Weiherschloss Röckenhof (um 1680)
Ehemaliges Gemeindehaus
Ziehbrunnen

Röckenhof (fränkisch: Räggahuf[3]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Kalchreuth im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).

Geographische Lage

Das Dorf liegt zum größten Teil an einem Hang im Norden der Gemeinde Kalchreuth. Der Ort ist unmittelbar von Acker- und Grünland umgeben. Im Süden wird die Flur Rohrwiesen genannt, im Westen Kleewiesen, im Norden Röt und Brühl. Im Osten liegt der Eichlwald. Die Kreisstraße ERH 6 verläuft nach Kalchreuth (0,75 km südwestlich) bzw. nach Unterschöllenbach (2 km nordöstlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Oberschöllenbach zur Kreisstraße ERH 8 (1,5 km nordöstlich).[4]

Geschichte

Röckenhof ist um 1100 entstanden. Die ursprünglichen Lehnsherrn waren die Herren von Gründlach und mit deren Aussterben im Jahr 1315 die Herren von Hohenlohe-Brauneck. 1346 wurde der Ort als „Rekkenhof“ erstmals urkundlich erwähnt. Bestimmungswort ist der Personenname Recke. Es ist davon auszugehen, dass es sich um die Ministerialen Reck handelte, nach denen der Ort benannt wurde. Sie wurden seit 1270 als Dienstleute der Gründlacher und Thanner bezeugt. Hermann Reck transferierte 1418 von Venedig aus 38.500 Gulden nach Heidelberg, mit denen Pfalzgraf Ludwig den abgesetzten Papst Johannes XXIII. aus der Gefangenschaft auslösen konnte.[5]

Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burggrafschaft Nürnberg Lehnsherr, später in deren Rechtsnachfolge waren es die Markgrafen. Der Nürnberger Patrizier Berthold Pfinzing hatte zu dieser Zeit grundherrliche Ansprüche. In der Folge waren ab 1370 die Pömer Grundherren des ganzen Ortes. Zwei Höfe und vier Söldengütlein verkauften sie 1425 an den Nürnberger Bürger Starck. Etwas widersprüchlich sind die Angaben einer Urkunde des Jahres 1439, in der von vier Hintersassen der Starcks die Rede ist, während die Pömer im Ort noch zwei Hintersassen hatten.[6] Mitte des 15. Jahrhunderts erhielten die Herren von Eyb Röckenhof als Afterlehen, das sie bis 1848 behielten.[7] Ursprünglich war der Ort im Fraischbezirk der nürnbergischen Hauptmannschaft Heroldsberg (1497 bezeugt, „Reckenhoff“ mit neun Haushaltungen). 1514 verkauften die Pömer ihre Ansprüche an die Starck, womit diese alleinige Grundherren des Ortes waren, der zu dieser Zeit aus drei Höfen, sechs Gütern und einem Hirtenhaus bestand. Die Fraisch versuchte das brandenburg-kulmbachische Oberamt Baiersdorf strittig zu machen. Während des Zweiten Markgrafenkrieges wurde 1552 das Herrenhaus in Röckenhof gebrandschatzt. In der Folgezeit unterstand der Ort dem Oberamt Baiersdorf (1604 bezeugt). Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde der Ort schwer getroffen: 36 von 56 Dorfbewohner starben. 1698 gab es in Röckenhof 12 Anwesen (3 Höfe, 1 Wirtschaft, 4 Köblersgüter, 1 Gütlein, 2 Söldengütlein, 1 Hirtenhaus). 1713 verkauften die Starck ihre gesamten Ansprüche an die Freiherren von Stappel.[6] Bereits 1748 wurden diese an den Ansbacher Generalsuperintendenten von Knebel verkauft.[7]

Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde Röckenhof dem Steuerdistrikt Kalchreuth zugeordnet. 1818 entstand die Ruralgemeinde Röckenhof. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in Finanzamt Erlangen umbenannt).[8][9] In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstand der gesamte Ort dem Patrimonialgericht Röckenhof.[6] Ab 1862 gehörte Röckenhof zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,373 km².[1]

Die Feudalherrschaft endete im Jahr 1850. Das inzwischen baufällige Schloss wurde abgebrochen und stattdessen eine Gastwirtschaft errichtet.

Am 1. Mai 1978 wurde Röckenhof im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Kalchreuth eingegliedert.[10]

Baudenkmäler

  • Ziehbrunnen
  • Am Dorfbrunnen 1: Wohnstallhaus
  • Am Dorfbrunnen 4: Wohnhaus
  • Birkgartenstraße 1: Ehemaliges Gemeindehaus
  • Röckenhofer Hauptstraße 2: Gasthaus
  • Schlossstraße 4: Reste der Schlossmauer
  • Schlossstraße 7: Ehemaliges Wohnstallhaus
  • Schlossstraße 10: Bauernhaus

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970 1987 2013
Einwohner 122 208 177 174 202 199 198 183 169 166 145 158 153 171 153 134 136 134 137 203 185 177 181 254 427 762
Häuser[11] 23 28 31 30 32 31 31 39 117
Quelle [9] [12] [13] [13] [14] [13] [15] [13] [13] [16] [13] [13] [17] [13] [13] [13] [18] [13] [13] [13] [19] [13] [1] [20] [21]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Andreas (Kalchreuth) gepfarrt.[22] Die Katholiken gehören zur Kirchengemeinde St. Kunigunde Uttenreuth.[23]

Literatur

Weblinks

Commons: Röckenhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 772 (Digitalisat).
  2. Zahlen und Daten - Gemeinde Kalchreuth. Abgerufen am 3. Oktober 2021.
  3. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 239. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: ręgahūf.
  4. Röckenhof im BayernAtlas.
  5. Röckenhof auf herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  6. a b c D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 236ff.
  7. a b F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 148f.
  8. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 32 (Digitalisat).
  9. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 76 (Digitalisat).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 712.
  11. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 92 (Digitalisat).
  13. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 170, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1016, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1182, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1114 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1180 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1218 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1051 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 335 (Digitalisat).
  22. https://www.kalchreuth.de/evangelisch
  23. https://www.kalchreuth.de/katholisch