Schürfarbeit
Als Schürfarbeit,[1] oder auch Schurfarbeit,[2] bezeichnet man im Bergbau sämtliche zum Schürfen gehörenden oder erforderlichen Arbeiten.[1] Die Schürfarbeit ist ausgerichtet auf das Aufschließen des Ausgehenden einer Lagerstätte oder das Aufsuchen des Ausgehenden.[3] Sie wird in der Regel außerhalb eines bereits bestehenden und begehbaren Grubengebäudes durchgeführt.[4]
Grundlagen und bergrechtliche Belange
Bevor ein Schürfer[ANM 1] mit der Schürfarbeit beginnen konnte, musste er zunächst bestimmte bergrechtliche und auch fachliche Dinge beachten.[5] Zunächst einmal war es nach den Berggesetzen erforderlich, dass der Schürfer im Besitz eines amtlichen Dokuments in Form eines auf ihn ausgestellten Schürfscheines war.[6] Diese Regelung galt auch, wenn er auf seinem eigenen Grund und Boden Schürfarbeiten durchführen wollte.[5] Wenn er auf fremden Grund und Boden die Schürfarbeit durchführen wollte, dann musste er sich mit dem Eigentümer des Grundstücks verständigen, ob und welche Arbeiten durchgeführt werden dürften.[6] Des Weiteren sind für die Schürfarbeit bestimmte bergmännische aber auch wissenschaftliche Kenntnisse erforderlich.[7] Zudem muss vor Beginn der Arbeiten das Terrain genau untersucht werden, um so den möglichst genauen Ansatzpunkt für einen Schurf bestimmen zu können.[8] Hier bediente man sich bis ins 19. Jahrhundert oftmals sehr seltsamer Methoden und zweifelhafter Geländebeobachtungen.[9] Später ging man dazu über, dass vor allen Schürfarbeiten eine geologische Untersuchung des betreffenden Geländes durchgeführt wurde.[10] Für die anschließende Schürfarbeit gilt der Grundsatz, dass die Schürfarbeit immer ein Resultat liefern muss und niemals unbeendet bleiben darf.[2] Anhand des Resultates lässt sich beurteilen, ob die jeweilige Lagerstätte bauwürdig ist oder nicht.[7] War die Schürfarbeit erfolgreich, so konnte beim Bergamt auf die Fundstelle eine Mutung eingelegt werden.[6] Als Belohnung winkte dem Schürfer ein Schürfgeld.
Tätigkeiten und Ausrüstung
Die Schürfarbeit beschränkt sich auf bergmännische Arbeiten in geringer Teufe.[1] Zudem lässt sich die Schürfarbeit planmäßig fast ausschließlich nur bei Lagerstätten mit linearer Streckung, wie z. B. Flözen oder flözartigen Lagerstätten, durchführen.[11] Die Arbeit beginnt mit dem Wegräumen der Dammerde[ANM 2] und der darunter lagernden Schichten.[3] Als Werkzeug für diese Arbeiten wird das allgemeine bergmännische Gezähe, wie beispielsweise die Keilhaue und die Schaufel, eingesetzt.[2] Besonders gut geeignet für die Schürfarbeiten per Hand ist die sogenannte Radhaue.[12] Für umfangreichere Erdarbeiten ist es oftmals auch erforderlich, dass hierfür ein Bagger eingesetzt wird.[13] Die weiteren Schürfarbeiten beschränken sich auf das Erstellen von Schürfgräben, Schürfschächten oder Schürfstollen.[11] Für diese Arbeiten kann auch in manchen Situationen der Einsatz von Lademaschinen erforderlich sein.[10] Je umfangreicher die Arbeiten werden, umso mehr Hilfskräfte werden benötigt, sodass bei fortgeschrittenen Arbeiten für die Belegung eines Schurfbaues bis zu sechs Arbeiter benötigt werden.[2] Bei hartem Gestein oder in größeren Teufen können mitunter Bohrarbeiten oder auch Schießarbeiten erforderlich werden.[1] Wenn ein Schurf eine bestimmte Tiefe erreicht hat, lässt sich der Abraum nicht mehr einfach aus der Vertiefung schaufeln, sodass der Schürfer zusätzliche Hilfsmittel benötigt.[2] Um den Abraum aus dem jeweiligen Schurfbau zu entfernen, werden Tröge oder an Seilen befestigte Förderkübel benötigt.[14] Eine andere Möglichkeit ist es, mittels Bühnen den Abraum in Gefäßen von Mann zu Mann weiterzureichen, um ihn außerhalb zu entleeren.[2] Zu großen Problemen kann es kommen, wenn die Bodenschichten stark wasserführend sind.[11] Wenn das Wasser in den Schurfbau läuft, muss es unter Umständen mittels Pumpen aus dem Schurfbau gepumpt werden.[15]
Literatur
- Helmut Wilsdorf: Kulturgeschichte des Bergbaus. Ein illustrierter Streifzug durch Zeiten und Kontinente. Glückauf, Essen 1987, ISBN 3-7739-0476-2, Fachworterklärungen, S. 380.
- Schürfarbeit. In: Hermann Franke (Hrsg.): Lexikon des Bergbaus (= Hans Grothe [Hrsg.]: Lueger Lexikon der Technik. Band 4 Bergbau). 4. vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1962, S. 480.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
- ↑ a b c d e f Carl Zerenner: Anleitung zum Gold-, Platin- und Diamanten - Waschen aus Seifengebirge, Ufer- und Flussbett - Sand. Unter Voraussendung einer geognostischen Charakteristik des die genannten Mineralien führenden Seifengebirges und einer Zusammenstellung verschiedener Ausbeutungsmethoden desselben in verschiedenen Gegenden der Erde, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1851, S. 19–21.
- ↑ a b Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
- ↑ Friedrich August Schmidt (Hrsg.): Deutsche Bergwerks - Zustände. Eine Charakteristik der Bergwerks-Verfassung Deutschlands mit Hinweisung auf ihre Mängel und ihre Bedürfnisse, in Commission der Kori'schen Buchhandlung, Dresden 1848, S. 63.
- ↑ a b Wilhelm Leo: Lehrbuch der Bergbaukunde. Für Bergschulen und zum Selbstunterricht, insbesondere für angehende Bergbeamte, Bergbau - Unternehmer und Grubenbesitzer; Druck und Verlag von G Basse, Quedlinburg 1861, S. 61, 62, 68, 75–77.
- ↑ a b c Gerhard Gebhardt: Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen. Verlag Glückauf, Essen 1957, S. 6.
- ↑ a b Friederich Mohs: Anleitung zum Schürfen. Auf Befahl der k.k. hohen Hofkammer in Münz- und Bergwesen, gedruckt bei Carl Gerold, Wien 1838, S. IV, 3–5.
- ↑ Carl Hartmann (Hrsg.): Der treue Führer bei'm Schürfen und bei der Bohrarbeit. Oder die äußern Kennzeichen und Merkmale der Lagerstätten, wo mit guter Aussicht bergmännische Schürf-, Bohr- und Aufschlußversuche auf Erzlagerstätten, Stein- und Braunkohlen, Steinsalz, Torf, Kalkstein und andere Baumaterialien, Salz-, Mineral- und Süßwasser-Quellen untersucht werden können; Dritte gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage, Verlag - Druck und Lithographie von B. F. Voigt, Weimar 1856, S. X, 1–3.
- ↑ Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Nach den an der königlichen Berg - Akademie zu Berlin gehaltenen Vorlesungen von Bergrath Heinrich Lottner, Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1869, S. 49, 50.
- ↑ a b Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, zehnte völlig neubearbeitete Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961, S. 2–7.
- ↑ a b c Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Vierte verbesserte und bis auf die neueste Zeit ergänzte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1884, S. 57, 58 .
- ↑ Ernst Schneider: Bergwörterbücher als volkskundliche Quelle. In: Verein für Volkskunde in Wien. Leopold Schmidt, Hans Koren, Franz Lipp, Oskar Moser, Josef Ringler: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Band 70, Im Selbstverlag des Vereines für Volkskunde, Wien 1967, S. 11.
- ↑ Rolf O. Kuchenbuch, Jeanette Holz, Uwe Buczko, Umweltbundesamt (Hrsg.): Zusammenstellung und Bewertung von Probenahmeverfahren für den vorsorgenden und nachsorgenden Bodenschutz sowie die Abschätzung der Messunsicherheit für die Probennahme. Dressau - Roßlau 2011, ISSN 1862-4804, S. 44, 45.
- ↑ Johann Baptist Mayer: Versuch einer Encyclopädie der Bergbaukunst. Druck und Verlag von Rud. Friedrich Hergst, Coblenz 1840, S. 53–55.
- ↑ Gerhard Koetter (Hrsg.): Bergbau im Muttental. 1. Auflage, Druckstatt Wöhrle, Witten 2001, ISBN 3-00-008659-5.
Anmerkungen
- ↑ Als Schürfer wird eine Person bezeichnet, die sich mit dem Aufsuchen von Mineralien im Bergfreien beschäftigt und vom Bergamt die dafür erforderliche Genehmigung erhalten hat. (Quelle: Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter.)
- ↑ Als Dammerde bezeichnet man die auf dem Gestein aufliegende fruchtbare Erdschicht. (Quelle: Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen.)