Kernkraftwerk Dounreay

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Kernkraftwerk Dounreay
Zufahrt zur Anlage mit dem DFR-Reaktor im Vordergrund und dem PFR-Gebäude rechts im Hintergrund
Zufahrt zur Anlage mit dem DFR-Reaktor im Vordergrund und dem PFR-Gebäude rechts im Hintergrund
Lage
Kernkraftwerk Dounreay (Schottland)
Koordinaten 58° 34′ 44″ N, 3° 45′ 0″ WKoordinaten: 58° 34′ 44″ N, 3° 45′ 0″ W
Land Großbritannien
Daten
Eigentümer United Kingdom Atomic Energy Authority
Betreiber United Kingdom Atomic Energy Authority
Projektbeginn 1955
Kommerzieller Betrieb 1. Okt. 1962
Stilllegung 31. März 1994

Stillgelegte Reaktoren (Brutto)

3  (265 MW)
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 7.671 GWh
Stand 1. August 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Dounreay liegt nahe einer verfallenen Burg in der Grafschaft Caithness im Verwaltungsbezirk Highland an der Nordküste Schottlands. Diese Burg befindet sich heute auf einem Gelände, das von der United Kingdom Atomic Energy Authority (UKAEA) und dem Verteidigungsministerium (Ministry of Defence) genutzt wurde. Das Gelände ist als Standort mehrerer kerntechnischer Anlagen bekannt, von denen drei der UKAEA gehörten und von dieser bis 31. März 2008 betrieben wurden. Es gibt zwei Blöcke: DFR und PFR.

Das kugelförmige Reaktorgehäuse des von 1961 bis 1977 betriebenen DFR

Geschichte

Das Dounreay Nuclear Power Development Establishment wurde – wie auch das Kernkraftwerk Bradwell – neben einem alten Militärflugplatz eingerichtet. Es wurde in den frühen 1950er Jahren als Zentrum für die Entwicklung des Schnellen Brutreaktors und des zugehörigen Brennstoffkreislaufs (Brennelementfertigung, Wiederaufarbeitung) ausgewählt.

Das britische Verteidigungsministerium betrieb hier 40 Jahre lang eine Einrichtung mit der Bezeichnung Vulcan NRTE (Vulcan Naval Reactor Test Establishment), in der Nuklearantriebe für die Atom-U-Boote der Royal Navy entwickelt wurden. Die Einrichtung ist auch unter dem Namen Admiralty Reactor Test Establishment (ARTE) bekannt.

Außer den drei vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (gestrichene Subventionen) stillgelegten Reaktoren und zahlreichen Einrichtungen zur Abfallbehandlung befinden sich auf dem Gelände auch zwei stillgelegte Wiederaufarbeitungsanlagen. Die erste Anlage ist die MTR Fuel Reprocessing Plant D1204 zur Rückgewinnung von hochangereichertem Uran aus abgebrannten Brennelementen in- und ausländischer Materialtestreaktoren (MTR). Unter anderem wurden Brennstoffe aus den MTR-Reaktoren in Dounreay und Harwell wiederaufgearbeitet. Die Anlage war seit 1958 in Betrieb. Eine zweite Anlage diente zur Wiederaufarbeitung des hochangereicherten Brennstoffs aus dem Brutreaktor DFR. Die Anlage wurde von 1975 bis 1979 zur Anlage D1206 umgebaut, in der abgebrannter Mischoxid-Brennstoff aus dem Brutreaktor PFR aufgearbeitet wurde.

Inzwischen wurde die Verarbeitung von Kernbrennstoffen eingestellt und mit den Rückbauarbeiten begonnen. Am 1. April 2005 ging das Gelände in das Eigentum der Nuclear Decommissioning Authority (NDA) über, und seit 1. April 2008 werden die meisten Anlagen auch von dieser betrieben.

Störfälle

Am 10. Mai 1977 wurde ein flüssiges Gemisch von zwei Kilogramm Natrium und Kalium in einen 65 Meter tiefen Schacht hinabgelassen. In dem Schacht lagerten unter anderem abgebrannte Brennelemente aus den 1960er Jahren. Diese unterirdische Deponie war zur Radioaktivitäts-Abschirmung mit Meerwasser überflutet.[1] Aus der Chemie ist bekannt, dass reines Natrium und Kalium in flüssiger Form sehr stark mit Wasser reagieren. Es kam zu einer Explosion, durch die radioaktives Material in den Grund gelangte und offenbar weithin verbreitet wurde. Die etwa sieben Tonnen schwere Betonabdeckung des Schachts wurde dabei drei bis vier Meter weit weg geschleudert, eine Stahlplatte mit einem Durchmesser von anderthalb Metern flog etwa zwölf Meter weit. Teile aus dem Schacht flogen bis an den etwa 40 Meter entfernten Strand, andere Teile wurden bis zu 75 Meter entfernt gefunden. Im Küstenvorland wurden seit 1983 jährlich mehr als zehn radioaktive millimetergroße Partikel gefunden, eines an einem vielbesuchten Strand. Bekannt wurde der Vorfall erst 1995 durch einen Bericht einer Kommission des zuständigen Gesundheitsministeriums. Das Küstenvorland von Dounreay wurde daraufhin abgesperrt.[2][3][4][5]

Nach der Entdeckung eines kleinen Lecks im Kühlkreislauf der Auflöser wurde der Betrieb von D1206 im Oktober 1996 zunächst vorläufig eingestellt. Im Juli 2001 entschied die britische Regierung, den Wiederaufarbeitungs-Betrieb definitiv nicht wieder aufzunehmen.

Weitere Entwicklung

In Dounreay ist ein Endlager für radioaktive Abfälle vorgesehen, um die Abfälle aufzunehmen, die beim Rückbau der kerntechnischen Anlagen anfallen.[6] Wegen des Vorkommens radioaktiver Verbindungen aus Uran und Plutonium auf dem gesamten Gelände wird die Anlage als Sicherheitsrisiko angesehen und streng bewacht.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Dounreay hatte drei Reaktoren, davon waren zwei kommerzielle Leistungsreaktoren:[7]

Reaktorblock Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Dounreay DFR Schneller Brutreaktor 11 MW 15 MW 01.03.1955 01.10.1962 01.10.1962 01.03.1977
Dounreay PFR Schneller Brutreaktor 234 MW 250 MW 01.01.1966 10.01.1975 01.07.1976 31.03.1994

Quellen

  1. St. Galler Tagblatt, 10. Febr. 1998, Artikel „Schnelle Brüter sind derzeit nicht notwendig“
  2. HOT PARTICLES AT DOUNREAY
  3. Blairs Tricks und der Testfall Dounreay. Die Zeit Nr. 25, 1998
  4. Dounreay chiefs played down major blast at plant. The Scotsman, 14. Juli 2005 (online)
  5. Gewagte Mixtur, Der Spiegel 1/1998, S. 140
  6. DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten (Memento vom 17. August 2011 im Internet Archive)
  7. Power Reactor Information System der IAEO (englisch)

Weblinks