Thomasmesse

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Die Thomasmesse (auch: Thomas-Messe) ist eine Gottesdienstform der evangelischen Kirche mit ökumenischen Ansätzen. Im katholischen Bereich heißt diese liturgische Form Jona-Gottesdienst.

Zielsetzung

Die Thomasmesse soll fragende Christen, im Glauben Zweifelnde, frustrierte Kirchgänger, Gottesdienstmuffel ansprechen. Sie ist geprägt durch neue Lieder, eigene und neue Gedanken, ansprechende Verkündigung, Abendmahl zum Anfassen und gibt Gelegenheit zum Beobachten, Einfühlen, langsamen Annähern, Mitmachen. Ihr Name kommt von dem Jünger Thomas, der nach Joh 20,24–29 LUT an der Auferstehung Jesu zweifelte, bis er sie im unmittelbaren Erfühlen und Erleben der Wundmale erkannte.

Das Besondere dieses Gottesdienstes besteht nicht in seinen Elementen, sondern im Prozess seiner Entstehung und Umsetzung, weil viele Laien gemeinsam mit wenigen Hauptamtlichen aktiv sind.

Ablauf

Eine Thomasmesse beginnt mit dem Einzug der Mitwirkenden. Der Vorsteher trägt ein liturgisches Kleid (etwa eine Albe), die übrigen Mitwirkenden einen (weißen) Schal. In einer Thomasmesse werden vorwiegend Gesänge aus Taizé gesungen. Der Eingangsteil besteht aus Liedern, Gebeten, Lesungen. Ein typisches Element ist das „Garderobengebet“, das ein „Ankommen und Ablegen“ symbolisiert. Ein besonderes Kennzeichen der Thomasmesse ist die „offene Phase“, die etwa 15 bis 30 Minuten dauert („Wandelphase“). An verschiedenen Orten in der Kirche können die Besucher verschiedene Angebote in Anspruch nehmen, etwa meditieren, Gebetsanliegen aufschreiben, eine Segnung empfangen oder ein seelsorgerliches Gespräch führen.

In jeder Thomasmesse gibt es ein Abendmahl, im (katholischen) Jona-Gottesdienst wird keine Kommunion gespendet.

Geschichte

Die Thomasmesse nahm ihren Anfang in Helsinki, wo Pfarrer Olli Valtonen, der als Redakteur arbeitete, sich nach einem Gottesdienst sehnte, in dem er selbst Energie schöpfen konnte und in dem sich der Zeitgenosse, der sich kaum für die Kirche interessierte, mit seinen Fragen und Wünschen wiederfinden konnte.

Da ihn dieser Wunsch mit anderen Christen verband, begann eine Gruppe von 40 Menschen sich regelmäßig zu treffen und darüber zu reden und zu beten, wie ein Gottesdienst gestaltet werden könnte, der heutige Menschen anspricht. Das Ergebnis war die Thomasmesse. Seit 1989 wird sie jeden Sonntagabend in der Agricola-Kirche in Helsinki gefeiert.

Seit 1993 wird die Thomasmesse auch in Deutschland gefeiert, zuerst in Winsen an der Luhe und in Hannover, bald folgten Thomasmessen im Bremer Dom und an weiteren Orten, inzwischen in ca. 50 Städten Deutschlands.

Organisation

In der Anfangszeit wurden die Thomasmesse-Initiativen vom Gemeindekolleg der VELKD betreut, das jährliche Treffen zum gegenseitigen Austausch organisierte. Daraus entstand das „Netzwerk Thomasmesse-Initiativen“.

Die Verantwortung ging im Jahr 2011 über an das Predigerseminar der EKKW, Arbeitsstelle Gottesdienst. Zudem wird das Netzwerk nun von einem gewählten Sprecherkreis vertreten, der das jeweils nächste Treffen vorbereitet und die Initiativen nach außen vertritt.

Literatur

  • Tilmann Haberer: Die Thomasmesse. 2000, ISBN 3532622556

Weblinks