Via crucis (Liszt)

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Altersporträt von Franz Liszt von Louis Held (1884)

Via crucis (Die 14 Stationen des Kreuzwegs) ist ein Werk für gemischten Chor, Solisten und Orgel oder Harmonium von Franz Liszt (1811–1886). Es gibt auch eine autographe Fassung für Chor, Solisten und Klavier, die sich in ihrer musikalischen Substanz nicht unterscheidet. Das Werk entstand im September und Oktober 1878 in Rom und wurde im Februar 1879 in Budapest vollendet.[1]

Aufbau

Das Werk besteht aus 15 Sätzen. Auf einen Einleitungssatz, der zwei Strophen des lateinischen Hymnus Vexilla Regis verarbeitet, folgen 14 Stücke, die den 14 Stationen des Kreuzwegs gewidmet sind. Neben Zitaten aus den Passionsberichten in lateinischer Sprache verwendet Liszt eine Halbstrophe aus dem Stabat mater, eigene Bearbeitungen der Kirchenlieder O Haupt voll Blut und Wunden und O Traurigkeit, o Herzeleid! und in der 14. Station eine weitere Strophe aus Vexilla Regis.

Einleitung
Orgel und Chor

1. Vexilla regis prodeunt,
fulget crucis mysterium,
quo carne carnis conditor
suspensus est patibulo.

1. Des Königs Banner tritt hervor;
das Geheimnis des Kreuzes strahlt auf,
an dessen Balken der Schöpfer des Fleisches
im Fleische aufgehängt ist.

3. Impleta sunt, quae concinit
David fideli carmine
dicendo nationibus:
Regnavit a ligno Deus.

3. Erfüllt ist, was verkündet hat
David in verlässlichem Gesang,
als er den Völkern sagte:
Gott herrscht vom Holze herab.

Hymnus in Honore sanctae crucis / Hymus zur Ehre des Heiligen Kreuzes
Venantius Fortunatus, Bischof von Poitiers (569)

Station 1 – Jesus wird zum Tode verurteilt
Orgel und Bass

Innoncens ego sum a sanguine justi hujus.
 

Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten.
(Mt 27,24 EU)

Station 2 – Jesus trägt sein Kreuz
Orgel und Bass

Ave, crux!
 

Sei gegrüßt, Kreuz!
siehe Station 14

Station 3 – Jesus fällt zum ersten Mal
Orgel und Chor

Jesus cadit.

Jesus fällt.

Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa,
dum pendebat filius;

Die schmerzerfüllte Mutter stand
weinend beim Kreuz,
an dem ihr Sohn hing.

Stabat mater, Mariensequenz aus dem 13. Jahrhundert
Station 4 – Jesus begegnet seiner Mutter
Orgel
Station 5 – Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Orgel
Station 6 – Sancta Veronica (Veronika reicht Jesus das Schweißtuch)
Orgel und Chor

O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn!
O Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron!
O Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber höchst beschimpfet, gegrüßet seist du mir!
(Paul Gerhardt, 1656)

Station 7 – Jesus fällt zum zweiten Mal
Orgel und Chor

Jesus cadit.

Jesus fällt.

Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa,
dum pendebat filius;

Die schmerzerfüllte Mutter stand
weinend beim Kreuz,
an dem ihr Sohn hing.

Stabat mater, Mariensequenz aus dem 13. Jahrhundert
Station 8 – Die Frauen von Jerusalem (Jesus begegnet den weinenden Frauen)
Orgel und Bass

Nolite flere super me,
sed super vos ipsas flete
et super filios vestros
 

Weint nicht über mich,
sondern weint über euch selbst
und über eure Kinder.
(Lk 23,28 EU)

Station 9 – Jesus fällt zum dritten Mal
Orgel und Chor

Jesus cadit.

Jesus fällt.

Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa,
dum pendebat filius;

Die schmerzerfüllte Mutter stand
weinend beim Kreuz,
an dem ihr Sohn hing.

Stabat mater, Mariensequenz aus dem 13. Jahrhundert
Station 10 – Jesus wird entkleidet (Jesus wird seiner Kleider beraubt)
Orgel
Station 11 – Jesus wird ans Kreuz geschlagen
Orgel und Chor

Crucifige!

Kreuzige ihn!

Station 12 – Jesus stirbt am Kreuz
Orgel, Bass, Chor

Eli, Eli, lamma sabacthani?
 

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
(Mt 27,46 EU) (Ps 22,2 EU)

In manus tuas commendo spiritum meum.
 

In deine Hände befehle ich meinen Geist.
(Lk 23,46 EU)

Consummatum est.

Es ist vollbracht.
(Joh 19,30 EU)

1 O Traurigkeit, o Herzeleid, ist das nicht zu beklagen?
Gott des Vaters einigs Kind, wird ins Grab getragen.
(Friedrich Spee, Mainz, 1628)

Station 13 – Jesus wird vom Kreuz genommen
Orgel
Station 14 – Jesus wird ins Grab gelegt
Orgel und Chor

6. Ave crux, spes unica,
mundi salus et gloria,
auge piis justitiam,
reisque dona veniam.
Amen
Ave crux!

6. Sei gegrüßt, Kreuz, einzige Hoffnung;
Heil und Ehre der Welt,
mehre die Gerechtigkeit der Treuen
und schenke den Sündern Barmherzigkeit.
Amen
 

Hymnus in Honore sanctae crucis / Hymnus zur Ehre des Heiligen Kreuzes

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Kohlhase (Tübingen 1977) im Vorwort zu: Franz Liszt: Via Crucis Carus 40.173 S. 2–3.