Kretische Lyra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Januar 2022 um 01:43 Uhr durch imported>ZabesBot(3623229) (Bot: Räume alte Interwikilinks auf).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Datei:Stag diki.jpg
Kretische Lyra
Der Lyraspieler Psarandonis

Die kretische Lyra (griechisch κρητική λύρα) ist eine birnenförmige, mit dem Bogen gestrichene Schalenhalslaute in der griechischen Volksmusik.

Die Lyra ist besonders auf den Inseln des Dodekanes und auf Kreta verbreitet und gehört dort neben dem Laouto zu den traditionellen Instrumenten der Folklore. Sie wird meist vom Sänger selbst gespielt, der sie oft improvisierend in Ritornellen und Zwischenspielen einsetzt und dabei vom laouto begleitet wird. Das aus Lyra und Laouto bestehende Ensemble ist nahezu ausschließlich eine Domäne der Männer.

Die Lyra wird wie eine Geige mit dem Bogen gespielt, aber mit der Greifhand senkrecht gehalten und auf dem Knie bzw. Oberschenkel abgestützt. Sie hat drei in Quinten gestimmte Saiten, am Hals befinden sich keine Bünde. Der bauchige Korpus der Lyra von Kreta und den ägäischen Inseln ähnelt dem einer Mandoline. Das Instrument wurde in Verbindung mit Rockmusik gebracht, als die griechische Musikerin Georgia Dagaki es bei den Konzerten von Eric Burdon benutzte.

Die kretische Lyra ist mit mehreren süd- und südosteuropäischen Lauten verwandt, etwa der kalabrischen Lira, der gadulka in Bulgarien und der in der klassischen türkischen Musik gespielten fasıl kemençesi. Die mutmaßliche Abstammung der gestrichenen Schalenhalslauten zeigt die Abbildung einer byzantinischen Lira aus dem 10. Jahrhundert.

Sie ist nicht verwandt mit der pontischen Lyra oder kementzes (griech. κεμεντζές) aus Kleinasien, die schmal und flaschenförmig gebaut ist. Ihre Form entspricht der türkischen karadeniz kemençesi. Die pontische Lyra kennt zwei Varianten, die tiefer gestimmte kapan und die höher gestimmte zil (türkisches Wort für „Zimbel“ und „hohe Saite“).

Zu Herkunft und Verbreitung des Instrumententyps in der Region siehe: Husle.

Literatur

  • Kevin Dawe: The Engendered lyra: Music, Poetry and Manhood in Crete. In: British Journal of Ethnomusicology, Band 5, 1996, S. 93–112
  • Kevin Dawe: Symbolic and Social Transformation in the Lute Cultures of Crete: Music, Technology and the Body in a Mediterranean Society. In: Yearbook for Traditional Music, Band 37, 2005, S. 58–68
  • Arn Strohmeyer: Die Lyra singt, tanzt und lacht. Vom Zauber kretischer Musik. (Sedones, Band 18) Verlag Dr. Thomas Balistier, Mähringen 2013, ISBN 978-3937108308

Weblinks

Commons: Lyra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien