Lauteninstrument
Lauteninstrument ist eine namentlich von der Laute abgeleitete Klasse der Saiteninstrumente, die wie die europäische Laute aus einem Resonanzkörper und einem untrennbar damit verbundenen Saitenträger zusammengesetzt sind und deren Saiten parallel zur Decke liegen. Der Saitenträger ragt im Fall der am häufigsten vorkommenden Stiellauten als Hals über den Korpus hinaus. Eine kleinere Gruppe bilden die Jochlauten oder Leiern, bei denen die Saiten bis zu einer von zwei seitlichen Armen gehaltenen Querstange (Joch) verlaufen. Die dritte und kleinste Gruppe beinhaltet die nur in Afrika vorkommenden Bogenlauten oder Pluriarc. Diese in der Hornbostel-Sachs-Systematik festgelegte Definition der Bauform gilt für Zupfinstrumente und Streichinstrumente gleichermaßen.
Einteilung
Nach der Hornbostel-Sachs-Systematik werden die Lauteninstrumente unterteilt in:
- Bogenlauten, auch Pluriarc, bei denen jeweils eine Saite am Ende von mehreren gebogenen Saitenträgern befestigt wird.
- Jochlauten (Leiern), bei denen die Saiten an einem Ende an einem Resonanzkasten und am anderen Ende an einem zwischen zwei Armen aufgehängten Joch befestigt werden. Antike Leiern: Kithara, Lyra. Ostafrikanische Leiern: Krar, Beganna, Endongo, Nyatiti, Tom. Arabische Leiern: Tanbura, Simsimiyya.
- Stiellauten, bei denen ein Spieß oder Hals als Saitenträger an einem Korpus befestigt wird.
Die Stiellauten sind die größte und vielfältigste Gruppe und werden nach dieser Systematik weiter unterteilt in:
- Spießlauten, bei denen ein Spieß bzw. Stiel durch den Korpus hindurch gesteckt wird. Der Korpus kann schalenförmig (bootsförmig oder rund, Ravanahattha), röhrenförmig bzw. zylindrisch (Banjo, Endingidi, Sanxian, Tschuniri) oder kastenförmig (Masenqo, Mongolische Pferdekopfgeige) sein.
- Stachelfideln, auch Stachelgeigen, Spießgeigen, seltener Dornfideln, bei denen der Hals durch den Korpus verläuft und am unteren Ende herausragt (Rabāb, Rebab, Kamantsche). Orientalische Stachelfideln werden meist in senkrechter Position gespielt und mit dem Stachel auf dem Boden aufgesetzt. Afrikanische Spießgeigen sind meist einsaitig und werden meist quer vor dem Oberkörper gehalten (Goge, Imzad, Ribab, Endingidi). Ost- und südostasiatische Röhrenspießgeigen werden senkrecht auf den Boden oder den Oberschenkel gesetzt (Erhu, Sor U, Rebab).
- Halslauten, bei denen ein Hals am Korpus angesetzt (oder angeschnitzt) wird und nicht durch den Korpus hindurchgeht. Die Halslauten wiederum kann man nach der Form des Korpus unterteilen in:
- Schalenhalslauten sind Lauten, bei denen der Korpus schalenförmig ausgeprägt und aus einem Holzblock ausgehöhlt ist oder durch Zusammensetzung von Spänen entsteht (Korpus aus Spänen: z. B. Tanbur, Oud, (europäische) Laute, Knickhalslauten, Theorbe, Colascione, Angelica, Neapolitanische Mandoline, Mandola, Mandora, Balalaika, Bouzouki, Biwa, Gitarrenlaute, Tschonguri. Korpus massiv: traditionelles Charango, Gambus, Panduri).
- Kastenhalslauten sind Zargeninstrumente, bei denen der Korpus kastenförmig mit Boden, Decke und Zargen aufgebaut wird (z. B. Gitarre, Cavaquinho, Cister, Violine, Fidel, Viola da gamba, Vihuela, Bandola, Tarawangsa, Flachmandoline, Ukulele, Yueqin und Viola (Portugal)).
- Binnenspießlauten in Westafrika, bei denen der Spieß innerhalb des Korpus endet. Die Saiten werden hinter dem Steg durch ein Schallloch geführt und innen am Spieß befestigt. Sie werden ausschließlich gezupft (Ngoni, Xalam, Tidinit, Tahardent, Keleli).
Eine andere Klassifizierung berücksichtigt bei den Stiellauten das Verhältnis der Längen von Korpus und Hals:
- Kurzhalslauten: Hierzu zählt man etwa chinesische Pipa, Yueqin und arabische Oud. Bei den verbreiteten Knickhalslauten (europäische Laute, Oud) ist der Wirbelkasten nach hinten geknickt.
- Langhalslauten: Tanbur, Theorbe, Colascione, griechische Bouzouki, zentralasiatische Dombra, russische Domra und Balalaika, türkische Saz, persische und kaukasische Tar, persische Setar, indische Sitar, nordamerikanisches Banjo, albanische Çiftelia, chinesische Sanxian. Frühe Instrumente dieser Gruppe sind im 2. Jahrtausend v. Chr. abgebildete, sumerische und altägyptische Schalenspießlauten.
Bei den Halslauten kann man zudem Sattelknopfinstrumente (wie Violine, Drehleier, Mandoline und Langhalslauten) und Querriegelinstrumente (wie Kurzhalslauten und Gitarre) unterscheiden. Bei den Sattelknopfinstrumenten, die eine stärkere Saitenspannung benötigen, führen die Saiten über einen Steg bis zu einem Befestigungspunkt an der unteren Zarge. Bei den Querriegelinstrumenten, die eine geringere Saitenspannung benötigen, enden die Saiten an einem Querriegel auf der Decke, ein separater Steg ist hier nicht vorhanden.
Literatur
- Eric Charry: Plucked Lutes in West Africa: an Historical Overview. In: The Galpin Society Journal. Band 49, März 1996, S. 3–37 (JSTOR 842390).
- Andreas Schlegel, Joachim Lüdtke: Die Laute in Europa 2 / The Lute in Europe 2: Lauten, Gitarren, Mandolinen und Cistern / Lutes, Guitars, Mandolins, and Citterns. 2. Auflage. The Lute Corner, Menziken 2011, ISBN 978-3-9523232-1-2.
- Harvey Turnbull: The Origin of the Long-Necked Lute. In: The Galpin Society Journal. Band 25, Juli 1972, S. 58–66 (JSTOR 841337).
- Ulrich Wegner: Afrikanische Saiteninstrumente (Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin. Neue Folge 41, Abteilung Musikethnologie, V). Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1984, ISBN 3-88609-117-1, S. 82–158 und 230–264.