Barzowice

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Barzowice
Wappen von ????
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Sławieński
Gmina: Darłowo
Geographische Lage: 54° 29′ N, 16° 30′ OKoordinaten: 54° 28′ 50″ N, 16° 30′ 27″ O
Einwohner: 278
Postleitzahl: 78-150 Darłowo
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 203: KoszalinDrozdowoUstka
Eisenbahn: PKP-Linie DarłowoKorzybie, Bahnstation: Darłowo
Nächster int. Flughafen: Danzig



Barzowice [baʒɔˈvʲit͡sɛ] (deutsch Barzwitz) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Landgemeinde (gmina wiejska) Darłowo (Rügenwalde) im Powiat Sławieński (Schlawe)

Datei:Schlawe 1794.jpg
Kirchdorf Barzwitz nordöstlich von Rügenwalde und östlich des Vitter Sees auf einer Landkarte von 1794

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in Hinterpommern, etwa 17 Kilometer nordwestlich von Schlawe (Sławno) und zehn Kilometer nordöstlich von Rügenwalde (Darłowo).

Der Ort befindet sich am Hang eines Höhenzuges, der zum Vitter See (Jezioro Kopań), einem Binnensee, und zur Ostsee abfällt. Die höchste Erhebung ist der ein Kilometer südöstlich des Dorfes gelegene Hügel Pigower Berg (Barzowicka Góra) mit 72 Metern über NN.

Ortsname

Das Dorf hieß bis 1945 Barzwitz und früher auch Barciz. Der Name soll mit der Ritterfamilie Bartus – Barthewitz – Bartowitz zusammenhängen, die im 14. Jahrhundert genannt wird. Ob der Familienname den Ortsnamen ergeben hat oder umgekehrt, ist nicht geklärt. Möglich ist auch eine Beziehung zur vorpommerschen Stadt Barth und dem Flüsschen Barthe, weil Barzwitz ursprünglich einmal dem Zisterzienserkloster Neuenkamp bei Franzburg in Vorpommern gehört hat.

Geschichte

Datei:KiBarzw.JPG
Dorfkirche von Barzwitz

Die hinterpommersche Siedlung geht auf wendische Zeit zurück. Ursprünglich war der Ort eine Rundlingsanlage um die Kirche, hat sich später jedoch zu einem Angerdorf mit breitem bebauten Anger erweitert. Der Siedlungskern mit Kirche und Schule liegt im Südteil des Dorfes an höchster Stelle.

Im Jahre 1275 schenkte Wizlaw II. von Rügen, der im Lande Schlawe Besitz hatte, dem Zisterzienserkloster Neuenkamp bei Franzburg drei Dörfer, darunter Barciz. Danach kam das Dorf bis 1350 zum Rügenwalder Amt, wo es als das größte und wohlhabendste Dorf galt. Im Jahre 1784 hatte Barzwitz einen Prediger, einen Küster, 21 Bauern einschließlich des Freischulzen, zwei Landkossäten, drei Straßenkossäten, acht Büdner, einen Schmied, ein Predigerwitwenhaus und einen Hirtenkaten und insgesamt 44 Feuerstellen (Haushalte).[1]

Vor 1945 gehörte Barzwitz zum Amtsbezirk Palzwitz (heute polnisch: Palczewice) und zum Amtsgerichtsbereich Rügenwalde (Darłowo) im Landkreis Schlawe i. Pom.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs marschierten am 7. März 1945 sowjetische Truppen in das Dorf ein. Mehrere Männer des Ortes wurden verschleppt und in Lager verbracht. Bereits Mitte 1945 wurde Hinterpommern von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. Danach wurden polnische Zivilisten aus Gebieten östlich der Curzon-Linie im Dorf angesiedelt. Barzwitz erhielt den polnischen Ortsnamen Barzowice. Die deutschen Einwohner wurden ab 1946 allmählich von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Barzwitz vertrieben.

Der Ort ist heute Teil der Landgemeinde Darłowo im Powiat Sławieński.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 349 königl. Dorf mit einer Mutterkirche[2]
1864 629 am 3. Dezember[3]
1867 650 am 3. Dezember[4]
1871 613 am 1. Dezember, davon 606 Evangelische und sieben Juden[4]
1885 587
1905 546
1910 535 am 1. Dezember[5][6]
1925 575
1933 501 [7]
1939 475 [7]

Kirche

Kirchspiel

Bis 1945 gehörten zum evangelischen Kirchspiel Barzwitz die Orte: Barzwitz, Dörsenthin (polnisch: Dzierżęcin), Drosedow (Drozdowo), Karzin (Karsino), Vitte (Wicie) und Zillmitz (Sulimice).

Das Kirchspiel mit fast ausnahmslos evangelischen Gemeindegliedern gehörte zum Kirchenkreis Rügenwalde der Kirchenprovinz Pommern in der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1940 zählte es 1278 Gemeindeglieder.

Auch heute bildet Barzowice – nun mit seinen fast ausschließlich römisch-katholischen Pfarrmitgliedern – eine eigene Parochie (bis 1986 Pfarrsitz in Stary Kraków), zu der noch die Filialkirche Cisowo (Zizow) gehört. Es liegt im Dekanat Darłowo im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Zu ihm gehören 1645 Pfarrkinder.

Die hier noch lebenden evangelischen Kirchenglieder gehören zum Kirchspiel Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche.

Pfarrkirche

Die Kirche mit Westturm ist ein gotischer Backsteinbau aus der Zeit zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der auf einem Feldsteinsockel steht.[8] Die Außenmauern werden von regelmäßigen Strebepfeilern gestützt. Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert umgebaut.

Das Kircheninnere mit der flachen Holzdecke hat zahlreiche Renovierungen erfahren. An dem Altar befinden sich die Figuren der Apostel Petrus und Paulus. Ein Taufbecken aus Messing enthält die Jahreszahl 1645, ein weiteres Taufbecken ist mit der Verkündigung Mariä geziert.

Um die Kirche liegt der alte, nicht mehr benutzte Friedhof im Schatten von sehr alten Bäumen, umgeben von einer Feldsteinmauer.

Nach 1945 wurde die Kirche, in der über 400 Jahre evangelischer Gottesdienst gehalten wurde, zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 7. April 1948 erhielt sie eine neue Weihe und wurde dem Heiligen Franz von Assisi gewidmet.

Evangelische Pfarrer bis 1945

  1. Jacob Küttner (unter ihm wurde die lutherische Lehre eingeführt)
  2. Paul Wiegmann, 1560–1611
  3. Matthäus Tietze (Titius), 1611–1636
  4. Johann Boye, 1636–1676
  5. Philipp Palow, 1668–1690
  6. Johannes Roth, 1690–1692
  7. Joachim Andreas Wagner, 1692–1711
  8. Nikolaus Gabriel Polemann, 1713–1731
  9. Jakob Gottlieb Meyer, 1732–1740
  10. Johann Christian Böhm, 1741–1742
  11. Johann Gottfried Laeunen, 1743–1777
  12. Georg Friedrich Andreä, 1777–1804
  13. Samuel Christian Dreist, 1805–1839
  14. Friedrich Meinhof, 1842–1881
  15. Ernst Friedrich Robert Schönberg, 1882–1901
  16. Konrad Kob, 1902–1927
  17. Herbert Plesch, 1927–1936
  18. Franz Birken, 1936–1945

Schule

Im Jahre 1611 wird der erste Lehrer und Küster Jürgen Lange genannt. Er hatte freie Wohnung in einem Haus mit Garten. Bis 1945 war die Schule, die mitten im Dorf gegenüber Kirche und Pfarrhaus lag, zweiklassig. In ihr wurden ca. 75 Kinder unterrichtet. Letzte Lehrer vor dem Krieg waren Otto Parlow und Berta Kanies.

Verkehr

Der Ort ist über die Landstraße 203[9] Koszalin (Köslin) (= 47 km) – Darłowo – Ustka (Stolpmünde) (= 38 km) über den Abzweig Drozdowo (Drosedow) bzw. Sulimice (Zillmitz) in zwei Kilometer Entfernung zu erreichen. Die nächste Bahnstation ist Darłowo an der PKP-Strecke Darłowo – Sławno – Korzybie.

Am südlichen Dorfende von Barzowice zweigt eine Nebenstraße in westlicher Richtung nach Palcewice (Palzwitz) (= 4 km) ab, am nördlichen Ende führt eine Nebenstraße in nordwestlicher Richtung nach Wicie (Vitte) (= 4 km) an die Ostsee. Die eigentliche Dorfstraße führt nach Rusinowo (Rützenhagen), von wo aus man durch das Wiesental der Główny Rów (Krautglawnitz) den Badeort Jarosławiec (Jershöft) (= 6 km) erreicht.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Ortes

  • Carl Meinhof (1857–1944), evangelischer Theologe und Afrikanist
  • Johannes Meinhof (1859–1947), Pastor und Superintendent in Halle (Saale)

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern: II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 851, Absatz 2.
  • Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hg. im Auftrage des Heimatkreises Schlawe von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1989
  • Johannes Hinz, Pommern. Lexikon, Würzburg, 2001 – ISBN 3-88189-394-6
  • Hans Modrow/Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2 Teile, Stettin, 1903/1912
  • Hermann Petrich, Pastor Meinhof, Berlin, o. J. (vor 1912)

Weblinks

Fußnoten

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern: II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 851, Nr. 2.
  2. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A-F, Halle 1821, S. 66, Ziffer 759.
  3. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (9. Kreis Schlawe). Berlin 1866, S. 2, Ziffer 8.
  4. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 132–133, Ziffer 10.
  5. Kreis Schlawe - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  6. Barzwitz, Kreis Schlawe, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Barzwitz)
  7. a b Michael Rademacher: Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin (Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Hrsg.), Band I, Heft III: Kreis Schlawe, Stettin 1892, S. 5–7.
  9. Straßenkarte PL003: Hinterpommern. Köslin - Stolp - Danzig. 9. Auflage, Höfer Verlag, Dietzenbach 2005, ISBN 978-3-931103-14-9.